Die Architekten und Innenarchitekten von SOMAA waren auch bei diesem Projekt wieder Partner der Yogurtcus. Für deren beinahe philosophischen Ansatz sahen sie die gestalterische Antwort in den raumbildenden Qualitäten von Farbe, gerade auch in deren Umkehrung. Lassen sich Kubaturen durch grafische Durcharbeitung negieren? Kann auf diese Weise dimensionsloser Raum entstehen? Inspiriert von Caspar David Friedrich, von der Tiefe, die die Landschaftsmaler der Romantik durch das Spiel mit Farbe geschaffen haben, ist ihnen ein außergewöhnlicher Raum gelungen, der mit der Wahrnehmung des Betrachters spielt.
Vom Eingang kommend, einen tiefgrünen Samtvorhang durchschreitend, eröffnet sich dem Gast die surreale Welt im Loungebereich unmittelbar. Filigrane Messingrahmen stehen frei im Raum, gliedern ihn und lassen eine Tiefenstaffelung im Bildaufbau entstehen. Im Zusammenspiel mit den Farben der monochromen, geometrischen Wandflächen und den Spiegelflächen entsteht die gewünschte Irritation. Eine reduzierte Materialwahl – Leder, Messing, Holz sowie haptische und akustisch wirksame Textilien – lassen dem Spiel der Farbwirkung den nötigen Raum.
Nach rechts gelangt man in den Barbereich, die Vielzahl an Einzelbildern des Hauptraums komprimiert sich hier zu einem großen Ganzen. Während hinter der Bar die Farbe Gold dominiert, bestimmt ein tiefes Blau den Bereich davor. Je nach Blickwinkel spielen die großen Spiegelflächen mit den unwirklichen Bildern des Hauptraums. Ein Bühnenbild für eine noch ungeschriebene Geschichte, während vor den Fenstern die Nacht über die Stadt hereinbricht.
„Die Referenzlosigkeit eines Raums, abstrakt in seiner Wirkung. Ein stimmiger Dreiklang aus der Dreidimensionalität des gegebenen Raums, der Zweidimensionalität der grafischen Flächen und der funktional geprägten Parameter.“
TOBIAS BOCHMANN UND HADI A. TANDAWARDAJA, SOMAA
Hadi A. Tandawardaja und Tobias Bochmann
PROJEKTDETAILS
INNENARCHITEKTUR
Somaa, Stuttgart
GASTRONOMIE
BLAU
FERTIGSTELLUNG
Oktober 2019
GESAMTFLÄCHE
90 m 2
GASTRAUM
51 m 2
ARBEITSFLÄCHE
25 m 2
PERSONEN IM SERVICE
4
ANZAHL SITZPLÄTZE
36
STANDORT
Breitscheidstraße 133
70176 Stuttgart (D)
www.blau-stuttgart.de
Tankturm GastwirtschaftHeidelberg
LAUDATIO VON
HOLGER ZWINK
Der „Tankturm“ in Heidelberg ist ein Projekt von Architekten. Deren konsequente Handschrift zieht sich durch den denkmalgeschützten einstigen Bahnwasserturm. Das weithin sichtbare Industriedenkmal wird multifunktional genutzt: Es dient als Arbeitsort für die Architektengemeinschaft, als Räumlichkeit für Tagungen, Events und Feiern sowie nicht zuletzt als Location zum Essen, Trinken und Feiern. Beeindruckend ist die Großzügigkeit und puristische Gestaltung des 4 Meter hohen Gastraums in der ehemaligen Ladestation. Verschiedene Niveaus gliedern den Raum und geben überraschende Blicke frei. Außerdem sehr attraktiv: der überglaste Innenhof und der weitläufige Außenbereich. Passend zum authentischen Industriecharme des Objekts ist auch das gastronomische Angebot, das nachhaltig, bio und regional ist. „Kulinarische Kantine“ nennen die Macher das. Sie ist montags bis freitags zum Mittagessen offen für alle, die im „Tankturm“ arbeiten und an Seminaren und Workshops teilnehmen. Sowie für externe Gäste, die ihre Mittagspause nutzen möchten, um sich an Leib und Seele zu stärken. „Begegnungen und Inspiration inklusive“, verspricht das „Tankturm“-Team.
Unmittelbar an den Bahngleisen öffnet sich die ehemalige Werksanlage der Bahn mit ihrem Wahrzeichen, dem Wasserturm, dem neuen Quartier und seinen Besuchern.
1
Im Turm befindet sich auf den unterschiedlichen Ebenen ein vielseitiges Raumangebot. Mit einem Steg durch die sogenannte „Kathedrale“ im dritten Obergeschoss wird der Raum in allen Dimensionen erlebbar.
2
Im 10 Meter hohen zylinderförmigen ehemaligen Tank erzählen die Kupfer-, Grau- und Blautöne der Patina an den Wänden von der jahrzehntelangen Wasserlagerung im Betonzylinder.
3
Im Untergeschoss des „Tankturms“ begrüßt die „Ladestation“ ihre Gäste zum gemeinsamen Mittagstisch und kreativem Austausch.
1
Unprätentiös und dafür um so mehr „lebensgemäß und echt“ präsentiert sich der Gastraum. Durch die Steckbeinpodestkonstruktion von Bütecfür die Tische bleibt die Nutzung des Raums flexibel, die Bestuhlung wechselt je nach Anlass des Events zwischen Dry Stühlen, High Nest Sofaund Chairsowie den Eames Plastic Arm Chairs.
2
In direkter Nähe der Bahntrasse bleibt die ursprüngliche Funktion des Ortes spürbar, zu jeder Jahreszeit.
3+4
Die vielfältigen Aufenthalts- und Raumqualitäten, die im Inneren durch die Zonierung in Schauküche, Galeriesituation, Nische und überglasten Innenhof entstehen, werden im Außenbereich über die großzügige Terrasse fortgeführt.
Sitzmöbel: Randers + Radius Dry, +Halle High NestSofa/Chair, Vitra Eames Plastic Arm Chair| Tische/Theke: BütecSteckbeinpodest | Beleuchtung: SLV| Gedeck/Geschirr: SchönwaldGeschirr, Schott ZwieselGläser | Küchenausstattung: MKNKonvektomat, MieleBackofen/Dialoggarer/Dampfgarer/Herd | Kühltechnik: MieleWeinkühlschrank | Spültechnik: Miele| Sanitäranlagen: Geberit Renova PlanWaschbecken, Hansa NovaArmaturen, HansaWandmontage
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