Salon – das Magazin für Gastlichkeit, Design und Kultur. Ein Heft, das Traditionen liebt, ohne altmodisch zu sein. Ein Kompliment an das Leben, ein wunderbar ausgestattetes Magazin.
Entscheider aus aller Welt treffen sich an den fünf wichtigsten Tagen im Jahr in der pulsierenden INTERNORGA-Metropole Hamburg. Marken, Macher und Unternehmen präsentieren sich annähernd 100.000 Besuchern in einem einzigartigen Umfeld und prägen mit ihren Ideen, Produkten und Prozessen die kommenden Jahre ihrer Branchen.
Die Gewinner
LAUDATIO VON
IRENE MAIER
Die Innenarchitektur des „Fuji Yama“ in Nürnberg berührt schon auf den allerersten Blick. Wie ein einziger Atemzug fließt die Komposition harmonisch und lässt gleichzeitig Platz für Interpretation. Die Besonderheit im Zusammenhang mit der Aufgabenstellung waren die Ausgangsvoraussetzungen beim Innenausbau. Die hohen Decken einer ehemaligen Bankfiliale in einem Apartmenthotel mussten einbezogen werden, gleichzeitig wurden neue und aufwendige Lüftungsanlagen integriert, ohne den laufenden Hotelbetrieb zu stören. Hier war die Vorplanung um einiges intensiver als die Realisierung, denn nicht nur logistisch, auch konzeptionell wurden verschiedene Szenarien durchgespielt und integriert. Die Kommunikation mit dem Außenraum gelingt hervorragend durch die großformatigen Fenster, unterstützt von der raffinierten Innenbeleuchtung der Deckenlamellen. Je nach Lichteinfall von außen verändert sich die Stimmung durch Schattenwurf im Innenraum, in den Abendstunden wird die Symbiose der organischen Inneneinrichtung mit dem integrierten Licht besonders deutlich. Die Innenarchitektin Janina Weissmann als Projektleiterin hat die Expertise des gesamten Teams genutzt und auch die Gastronomen eingebunden. Vom Estrichfußboden über die Wandgestaltung bis zur Deckenlandschaft hat der Innenraum einen starken Wiedererkennungswert und bietet trotz oder gerade wegen der reduzierten Auswahl der Bestandteile hohe Identifikationswerte.
Bermüller + Niemeyer Architekturwerkstatt aus Nürnberg gelingt die moderne Interpretation der fernöstlichen Esskultur und ein unvergesslicher Eindruck guter Innenarchitektur in der Gastronomie. Die Jury ist zu Recht beeindruckt und kürt das „Fuji Yama“ zum Preisträger von „Beste Restaurants und Bars“.
Verdichtung und Auflösung der Raumskulptur aus Fichtenholzlamellen schaffen verschiedene Aufenthaltsqualitäten.
1
Die Farbnuancen der an dunklen Granit erinnernden Tapete von Photowallhinter der Theke bilden einen spannenden Kontrast zu den fließenden Formen der Holzstruktur.
2
Die Holzlamellen verzahnen sich mit den akustisch wirksamen und feuchteregulierenden filzartigen Lamellen, von Impact Acousticdurch einen Upcycling-Prozess aus PET-Flaschen hergestellt.
1 + 2
Die raumbestimmende Struktur besteht aus über 2400 Fichtenholzlamellen, die in ihrer Form teils nur um Millimeter voneinander abweichen. Sie zoniert die einzelnen Bereiche auf der großen Fläche, lässt die Decke zusammen mit den Akustiklamellen in fließenden Bewegungen den Raum umgeben, umspielt die Stütze und geht von der Thekenfront zur Sitzfläche über.
3
Die LED-Leuchten zwischen den Lamellen schaffen eine subtile Lichtwirkung und ergänzen den raumbestimmenden Kontrast von hell und dunkel.
4
Stabförmige Pendelleuchten über den Tischen schaffen atmosphärische Lichtakzente und inszenieren die Gerichte, die – abgestimmt auf die dunkel gehaltene Möblierung – auf dunklen Platten und Schalen serviert werden.
Wandgestaltung: Fichtenholzlamellen Schreinerei Blosmit Georg Schrepfer GmbH, SR Malereiunternehmen, Photowall Nordic E Trade ABTapete, Impact AcousticAkustiklamellen | Bodenbeläge: RHEODUR SiC-Megaplan, Estrich Carl| Sitzmöbel: PozzoliStühle, Schreinerei Bloß| Tische: Pozzoli | Theke: Schreinerei Bloß, Gastrotechnik Troiber| Beleuchtung: Xion Licht, Euroled| Küchenausstattung/Kühltechnik: Gastrotechnik Troiber| Lüftungstechnik: Ingenieurbüro Breyer| Sanitäranlagen: Ingenieurbüro Breyer, Burkhardt GmbH
Die Anforderungen waren durchaus anspruchsvoll: Eine ehemalige Bankfiliale – ein konisch zulaufender, länglicher Raum, gut 4 Meter hoch und rund 700 Quadratmeter Fläche. Für die Erdgeschosszone eines Hotelgebäudes in der Nürnberger Altstadt galt es, eine neue Nutzung zu finden. Die Antwort darauf fand die Gastronomin Yongqiao Wu: Im Juni 2020 eröffnete sie ihr Restaurant „Fuji Yama“.
Ein großzügig gestaltetes Restaurant mit Barbereich und Lounge, traditionelle japanische Gerichte mit kulinarischem Schwerpunkt auf Sushi, von klassischen bis zu ungewöhnlichen Kreationen – so das Konzept der Gastronomin. Für dessen architektonische Umsetzung erschufen die Architekten von Bermüller + Niemeyer Architekturwerkstatt ein einzigartiges Raumerlebnis gleich einer begehbaren Skulptur. Fuji. Die kartografischen Höhenlinien des Berges scheinen sich in alle Dimensionen aufzulösen. Über 2400 Fichtenholzlamellen ziehen sich im Wechsel mit Filzelementen durch den gesamten Raum. Sie sind mal Decke, mal Wand, fließend, auf dem Weg zum Boden als Sitzbänke Halt findend, Durchgänge bildend.
Vom Eingang an der Längsfassade des Gebäudes kommend verdichtet sich die wellenartige Struktur im rechten Bereich des Gastraums und schafft ruhigere Zonen. Im vorderen Bereich, allseitig von großflächigen Fensterformaten umgeben und so in einem stärkeren Bezug zum Außenraum, herrscht eine offene und lebendige Atmosphäre. Den Übergang zwischen den beiden Bereichen markiert eine in die Holzstruktur einbezogene Stütze, wie ein Stalaktit löst sie sich aus der Gestalt heraus und tropft zu Boden. Ihr gegenüber liegt die Theke, sämtliche Linien an der Decke scheinen hier zusammenzulaufen und Halt an der Wand zu finden, die mit ihren changierenden Farbtönen an den perlmuttartigen Schimmer von manchen Granitarten erinnert.
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