John Roscoe Craig - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 39

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 39: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Besatzung der «Isabella V.» lernt das Gruseln. Sie haben das Wrack einer Galeone gefunden. Von der Besatzung keine Spur, die Beiboote fehlen. Als sie entern, hören sie Kettengeklirr und dumpfes Murmeln, dann irre Schreie. Und schließlich stehen Hasards Männern schier die Haare zu Berge: sie haben ein Kannibalenschiff gefunden. Wenig später wissen sie, daß die Menschen auf dieser Galeone durch tausend Höllen gegangen sind…

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Impressum

© 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-296-4

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1.

Kapitel 2.

Kapitel 3.

Kapitel 4.

Kapitel 5.

Kapitel 6.

Kapitel 7.

Kapitel 8.

1.

Die „Isabella V.“ lag hart am Wind, als die kleinen Inseln im Süden auftauchten.

Philip Hasard Killigrew sah den fragenden Blick von Ben Brighton, seinem Ersten Offizier, und schüttelte den Kopf.

„Ich weiß auch nicht, was das für Inseln sind“, sagte er. „Sie sind auf unseren Karten nicht eingezeichnet.“

Ben Brighton rieb sich seine Bartstoppeln.

„Wir sollten jedesmal die Augen schließen, wenn wir Land sehen“, sagte er. „Der Teufel mag wissen, wann wir sonst nach England zurückkehren.“

Hasard nickte. Auch er wollte nach Hause. Die ewigen Kämpfe und die lange Zeit auf See konnten einen Mann auf die Dauer zermürben. Seine Gedanken schweiften zurück. Es war lange her, seit sie den Kontakt zu Francis Drake und der „Golden Hind“ verloren hatten. Lebte Drake noch? Hatte er es tatsächlich geschafft? Vielleicht war er sogar vor ihnen in England.

„Schiff Backbord voraus!“

Hasards Kopf ruckte hoch. Dan O’Flynns Blondschopf ragte aus dem Mars des Großmastes. Seine Hand wies nach Norden.

„Ein Dreimaster!“ rief Dan O’Flynn.

Hasard preßte die Lippen aufeinander. Er hatte immer angenommen, hier in der Neuen Welt müsse man froh sein, alle Monate mal einem Schiff und menschlichen Wesen zu begegnen, aber hier in der Karibik herrschte mehr Verkehr als im Kanal zwischen Dover und Calais.

Hasard gab Ben Brighton einen Wink mit der Hand. Es gefiel ihm zwar nicht, dem Schiff auszuweichen, denn dadurch gerieten sie zu dicht an die Inseln im Süden, aber er wollte jeden weiteren Zusammenstoß mit den Spaniern vermeiden.

Ben Brightons Stimme scholl über das Schiff, und Smoky und Carberry gaben seine Befehle weiter. Die schwerfällige Galeone fiel langsam ab und wurde vom steifen Wind, der aus nordöstlicher Richtung wehte, schnell nach Süden versetzt. Es dauerte keine halbe Stunde, da war von dem anderen Schiff nichts mehr zu sehen.

Hasards Befürchtungen wurden bestätigt. Die „Isabella“ hatte Schwierigkeiten, nicht auf Legerwall zu geraten. Nur mühsam kämpfte sich die schwerfällige Galeone gegen den Nordost von den Korallenriffen vor den Inseln fort.

Hasard hörte durch das Heulen des Windes und Knarren der Takelage den Schrei Dan O’Flynns, aber er verstand die einzelnen Worte nicht. Er blickte zu den Inseln hinüber, und dann sah auch er den dunklen Fleck dicht vor dem weißen Strand der einen Insel.

Er kniff die Augen zusammen. Es war ein Wrack, ganz offensichtlich. Und es konnte noch nicht lange dort liegen. Segelfetzen hingen von der schrägstehenden Rahe des Vormastes herab und flatterten im Wind. Die anderen beiden Masten waren gebrochen und hingen, von den Wanten festgehalten, zur Seeseite über Bord.

„Wahrscheinlich ist sie im selben Sturm auf das Riff gebrummt, der auch das Sklavenschiff zerschmettert hat“, sagte Ben Brighton. „Die Kerle haben eben Pech gehabt.“

Hasard antwortete nicht. Er starrte zu dem Wrack hinüber. Er wußte, was Ben Brighton in diesem Moment dachte. Sicher, auch er wollte nach England, und das möglichst ohne Aufenthalt, aber etwas war wieder einmal stärker in Hasard. Er wußte nicht, ob es reine Neugier war oder die Vermutung, im Rumpf der gestrandeten Galeone befände sich vielleicht eine wertvolle Ladung.

„Sieh zu, daß du die ‚Isabella‘ so dicht wie möglich ranbringst“, sagte er zu Ben Brighton.

Ben Brighton seufzte und starrte Hasard nach, der hinunter in die Kuhl ging und mit Carberry sprach.

So dicht wie möglich ran.

Als ob das so einfach wäre!

Ben Brighton dachte einmal mehr an die kleine, aber ungemein wendige und schnelle „Isabella“ zurück, mit der sie an der Westküste der Neuen Welt hinaufgesegelt waren. Mit dem Schiff hätte er es auch gewagt, hier dicht vor den Riffen den Anker zu werfen.

Aber mit der schwerfälligen „Isabella V.“?

Er blickte zum Himmel. Keine einzige Wolke war zu sehen. Und doch mißtraute er dem Wetter. Zu oft hatten sie in diesen Breiten schon erlebt, daß sich ein wolkenloser Himmel innerhalb von einer Stunde in eine Sturmhölle verwandeln konnte. Und wenn sie sich dann mit ihrer Galeone auch nur in Sichtweite dieser Riffe befanden, konnten sie auch gleich direkt darauf zusteuern und sich neben das andere Wrack legen.

Ben schrie seine Befehle über Deck.

Wenig später luvte die „Isabella“ an und ging wieder härter an den Wind.

Ben Brighton hatte die Möglichkeiten der Galeone abgewogen und entschieden, daß es bodenloser Leichtsinn gewesen wäre, direkt auf das Wrack zuzulaufen und in der Nähe zu ankern. Er hatte nichts gegen diese Galeone, aber alle Umstände, unter denen sie mit ihr fuhren, waren ungünstig.

Sie konnten weder schnell segeln, weil sie nicht genug Männer hatten, die Segel zu bedienen. Sie mußten sich außerdem hüten, mit einem starken Feind in Berührung zu geraten, denn für die vierundzwanzig siebzehnpfündigen Culverinen standen in einem Gefecht höchstens sechzehn Mann zur Verfügung, und das waren verdammt zu wenig, um mehr als eine Breitseite abzufeuern.

Ben Brighton hatte immer die Perfektion bewundert, mit der der junge Killigrew seine Schiffe führte, aber was nutzte ein gutes Schiff, wenn die Leute fehlten, es zu bedienen?

Ben atmete auf, als sie die Ostspitze der Insel passierten. Kleinere Nachbarinseln tauchten auf. Sie bildeten mit der größeren Insel, an deren Küste das Wrack lag, eine Art Kessel, der wie ein natürlicher Hafen wirkte. Wie es darin aussah, wenn der Wind drehte und von Süden blies, wußte Ben nicht, und er hütete sich, es sich vorzustellen.

Er ließ die „Isabella“ abfallen und durch die Passage segeln, die von den beiden Spitzen der Inseln begrenzt wurde.

Er ließ bis auf die Blinde und das Fockmarssegel alle Leinwand einholen. Er mißtraute diesem tiefblauen Wasser, das im Gegensatz zu der See nördlich der Insel sehr ruhig war.

Dan O’Flynn, der immer noch im Großmars saßerhielt von ihm den Auftrag, nach Korallenriffen Ausschau zu halten, und vier Männer wurden zum Loten eingeteilt.

Die „Isabella“ stand fast. Der Wind in diesem Kessel war so schwach, daß er kaum die Segel bauschte.

Ben blickte zu Hasard hinunter, der immer noch mit Carberry sprach, aber der kümmerte sich nicht um ihn. Er fluchte still vor sich hin und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen den hellen Strand, der von Palmenwäldern begrenzt wurde.

Ein kleines Kap tauchte auf, das Ben geeignet erschien, um der „Isabella“ bei einem plötzlichen Sturm Schutz zu bieten. Langsam ließ er die Galeone auf das Kap zuloten. Als die Ankertrosse durch die Klüse rauschte, atmete er auf. Auf dieser Seite der Insel schien es keine Korallenriffe zu geben. Sie hatten noch mehr als fünf Faden Wasser unter dem Kiel.

Hasard sprang die Stufen zum Achterdeck hinauf. Ben Brighton schob sein Kinn trotzig vor, denn er erwartete die Frage, ob das so dicht wie möglich sei.

Aber Hasard sagte nichts. Er blickte zur Insel hinüber und fragte nur: „Was meinst du, wie lange wir brauchen, wenn wir die Insel am Strand umrunden?“

Ben Brighton zuckte mit den Schultern.

„Ihr müßtet ein Boot mitnehmen, und es ist eine Viecherei, immer durch Sand stapfen zu müssen“, sagte er. „Einen Tag werden wir mindestens verlieren, wahrscheinlich aber zwei.“

Hasard ging nicht darauf ein.

„Wir werden einfach quer über die Insel marschieren“, sagte er mehr zu sich selbst. „Sie kann an dieser Stelle nicht viel breiter als eine halbe Meile sein.“

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