Deutsche Erstausgabe (ePub) Mai 2018
Digitale Neuauflage (ePub) Mai 2021
Für die Originalausgabe:
© 2015 by Heidi Cullinan
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Carry the Ocean«
Published by Arrangement with Dreamspinner Press, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2021 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Verlages.
Bildrechte Umschlagillustration
vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock
Lektorat: Susanne Scholze
Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: Hannelore Nistor
ISBN-13 (Print): 978-3-95823-694-3
Besuchen Sie uns im Internet:
www.cursed-verlag.de
Aus dem Englischen von Anne Sommerfeld
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.
Vielen Dank!
Ihr Cursed-Team
Klappentext:
Jeremy Samson hat seinen Schulabschluss in der Tasche und will jetzt nur noch eins: sich unter seiner Bettdecke verstecken, schlafen und nie wieder aufstehen. Und dann taucht plötzlich Emmet Washington in seinem Leben auf. Emmet ist hochintelligent, grundehrlich, sieht gut aus, hat Interesse an Jeremy – und ist Autist. Als sie sich näherkommen, droht Jeremy die Situation über den Kopf zu wachsen, denn Emmet scheut sich nicht, Probleme beim Namen zu nennen – und davon hat Jeremy mehr als genug. Seine Gefühle für Emmet gehen so tief wie nie etwas zuvor, doch kann Jeremy ihnen vertrauen?
Widmung
Für alle, die durch die Gewässer der
Superkräfte des Lebens navigieren,
möget ihr euch immer über Wasser halten
Danksagungen
Danke an Dan Cullinan, Saritza Hernandez und Maura Peglar fürs Beta-Lesen. Eure Hinweise, Kommentare und Vorschläge haben dieses Buch besser und authentischer gemacht. Danke auch an den Mad Spaz Club, vor allem Graham, für eure Ehrlichkeit, euren Humor und mehr Informationen, als ich mir je erträumt hätte.
Danke dir, Damien, wo immer du jetzt auch bist. Ich hoffe, dass du glücklich und voller Liebe bist und im Auto noch immer in den Rückspiegel singst. Mögest du noch immer mit Joe Jackson ausgehen und immer noch überrascht sein, dass du nicht gedacht hättest, einmal solche Liebe zu erfahren.
Wir alle hoffen, dass Ihnen die Show gefallen wird und immer dran denken, Freunde, egal wer ihr seid, was ihr tut, um zu leben, vorwärtszukommen und zu überleben, es gibt immer einige Dinge, die uns alle gleich machen.
—Elwood Blues, The Blues Brothers
Emmet
Ich brauchte zehn Monate, um Jeremey Samson kennenzulernen.
Ich sah Jeremey an dem Tag, an dem wir in unser Haus in Ames, Iowa, einzogen. Wir waren dorthin umgezogen, bevor ich mein Studium an der Iowa State University begann. Jeremeys Haus befand sich gegenüber, auf der Rückseite unseres Hauses hinter den Bahngleisen, wo eigentlich eine Gasse hätte sein müssen. Wenn ich mit meiner Tante Althea zu dem Bioladen am Ende der Straße ging, bat ich sie, den langen Weg zu gehen, damit ich mir die Hausnummer und das Kennzeichen des Autos in der Einfahrt einprägen konnte. Ich musste eine Weile im Internet suchen, bis ich seinen Nachnamen und schließlich auch seinen Vornamen herausfand. Jeremey Samson.
Allerdings sprach ich ihn nicht an. Ich beobachtete ihn aus der Ferne. Ich musterte ihn über den Garten hinweg. Ich entdeckte seinen Instagram-Account. Sein Internetauftritt war dezent. Einerseits war es eine kluge Entscheidung, andererseits erschwerte es jedoch, jemanden kennenzulernen, den man aus Schüchternheit nicht persönlich ansprechen konnte. Ich hätte mich ihm über die sozialen Medien vorgestellt, eine Nachricht geschickt und ihn erst einmal durch das Schreiben näher kennengelernt, doch er postete vielleicht ein Bild pro Monat und schrieb nie Kommentare.
Damals war er in der Oberstufe. Er hatte einen Freund namens Bart, was wahrscheinlich die Kurzform von Bartholomew war. Bart postete gern Selfies auf Instagram, auf denen er die Zunge herausstreckte. Ich folgte Barts Account, weil er manchmal auch Bilder von Jeremey machte.
Jeremey streckte seine Zunge allerdings nie heraus und sein Lächeln war immer schmal, wobei er die Lippen geschlossen hielt. Manchmal versuchte ich, eine logische Erklärung dafür zu finden, warum ich Jeremey so sehr mochte, aber romantische Gefühle hatten nichts mit Logik zu tun. Manchmal war es die Art, wie er seinen Namen schrieb, die ich an ihm am meisten mochte. Jeremey, mit einem zusätzlichen E. Ich hatte ein Computerprogramm geschrieben, um seinen Namen in einer hübschen Schriftart zu schreiben, und musste immer über das dritte E lächeln. Es machte ihn zu etwas Besonderem – gewöhnliche Jeremys waren nicht gut genug, um alle Es zu haben.
Manchmal mochte ich ihn wegen seines Lächelns. Manchmal mochte ich ihn, weil er nicht lächelte. Manchmal bekam ich eine Erektion wegen der Art, wie er sich die Haare aus dem Gesicht strich. Mein Gehirn interessierte es nicht, dass das seltsame Gründe waren, sich für jemanden zu interessieren. Mein Gehirn, mein Körper, alles an mir wollte mit Jeremey zusammen sein.
Ich wollte mich vorstellen, doch ich war zu nervös. Mein erstes Jahr auf dem College war eine Herausforderung und ich hatte nicht genug Kraft, um mit so vielen neuen Dingen umzugehen und zusätzlich eine Freundschaft zu schließen. Ich hoffte immer darauf, Jeremey auf der Straße oder in der Bibliothek zu begegnen, aber es passierte nie. Während das Schuljahr voranschritt, kam Jeremey immer seltener nach draußen und er postete immer weniger Bilder, sodass manchmal ein ganzer Monat ohne eine Aktivität verging. Im Mai feierte er eine Abschlussparty, aber es kamen nicht viele Leute, um mit ihm auf der Veranda zu sitzen. Als ich Jeremey sah, wirkte er traurig.
Ich wollte ihn kennenlernen und herausfinden, warum er traurig war und ihn vielleicht glücklich machen. Aber ich konnte nicht. Um ehrlich zu sein, war ich in Jeremey Samson verknallt. Ich wollte nicht einfach nur sein Freund sein. Ich wollte sein fester Freund sein.
Die meisten Menschen würden sagen: Gute Arbeit. Schnapp dir deinen Freund. Wenn ich in ein Online-Forum gehen würde, könnte ich jeden dazu bringen, mir die Daumen zu drücken. Die Leute störte es kaum noch, dass ich schwul war und in Ames interessierte es ohnehin niemanden.
Es gibt jedoch ein kleines Problem, etwas, das die Meinung der Leute über mich ändern würde. Es ist der Grund, warum ich so lange warten musste, um mich Jeremey vorzustellen, der Grund, warum ich meiner Familie nichts von meiner Schwärmerei erzählt habe. Dieses winzige Problem ist der Grund, warum mich ein Umzug nervös und das College zu einer Herausforderung gemacht hat. Obwohl ich haufenweise Freunde im Internet habe, gibt es eine Sache, die die Meinung der Leute über mich ändert, wenn sie mich persönlich treffen. Denn obwohl das Ich, das so schreibt, dasselbe Ich ist, das läuft und redet und mit dem Bus zum College fährt, würde es niemand glauben, der mich von Angesicht zu Angesicht sieht.
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