Ulrich Baus
Ausgangslage
Entstehung des TwoSystem-Treatment-Programms
Die zentralen Erkenntnisse hierbei sind: Stationäre versus ambulante Akutversorgung
Akutversorgung im häuslichen Umfeld
Das »finnische Modell« im Saarland
Die Ausdifferenzierung der Zielgruppe – neue Herausforderungen entstehen
Das TwoSystem-Treatment-Programm
Module im Hilfeprozess
Programmbeendigung
Fallbeispiel – Niemand will Tobias
Schlussbetrachtung
7Kidstime: Resilienzaufbau für Familien mit psychisch belasteten Elternteilen
Klaus Henner Spierling
Pssychisch belastete Eltern: ein wichtiges Thema?
Auswirkungen elterlicher psychischer Erkrankung auf die Kinder
Das Kidstime-Modell
Fallbeispiele
Das Handlungsfeld Schule
Zusammenfassung und Ausblick
8Mehrfamilienarbeit mit Familiennetzwerken
Eia Asen
Die Ausgangslage
Entstehung und Entwicklung der Mehrfamilienarbeit und unterstützender Netzwerktreffen
Konzept Mehrfamilienarbeit
Paradigmenwechsel in der Therapeutenrolle
Mentalisieren und Mehrfamilienarbeitsansätze
Fallbeispiel: Von Zwangskontext zur Selbsthilfe
Ausblick
9Ohne euch geht es nicht! Netzwerkarbeit bei Trennungskonflikten: Eine Notwendigkeit
Justine van Lawick und Erik van der Elst
Einleitung
Über den Einfluss wichtiger Bezugspersonen auf die Konflikte
Das direkte und indirekte Einbeziehen des Netzwerks
Schluss
10 FiSch und Familienstube – Netzwerkaktivierung in Kita und Schule
Ulrike Behme-Matthiessen und Thomas Pletsch
Die Ausgangslage: Überforderte Eltern – überforderte Schulen und Kitas
Theoretische Ansätze
Konzepte: FiSch und Familienstube
Voraussetzungen für erfolgreiche Netzwerkarbeit
Problem- und Lösungsbewusstsein – die Lösungstreppe
Netzwerkaktivierung durch FiSch und Familienstube
Netzwerke: Hürden und Grenzen
Ausblick
11 Probleme in Fähigkeiten verwandeln – Lösungsfokussierte Therapie mit Kindern als Gemeinschaftsaufgabe im Ich schaff’s!- Programm
Ben Furman
Das Problem in eine Fähigkeit verwandeln
Beschreibung der Fähigkeit
Auflistung der Vorteile der Fähigkeit
Unterstützer benennen
Imaginärer Unterstützer
Planung der Feier
Umgang mit Rückschlägen
Das Üben der Fähigkeit
Feiern des Erlernens der Fähigkeit
Eine andere Art zu reden
Systemischer Wandel
12 »Neue Autorität« in Schulen – das P. E. N.-Programm
Tal Maimon und Idan Amiel
Vom »Gewaltlosen Widerstand« zur »Neuen Autorität«
(Neue) Autorität und Schulen
Das P. E. N.-Programm für Schulen – Grundprinzipien
Einige grundlegende Werkzeuge aus dem P. E. N.-Programm
Ein Fallbeispiel: Das Klassenzimmer als Gemeinschaft
Abschließende Bemerkungen
13 Der Einsatz von Peer-Unterstützergruppen – eine wirksame Antwort auf Mobbing
Sue Young
Einführung
Gespräch mit dem zu unterstützenden Kind
Treffen mit der Unterstützergruppe
Überprüfung mit dem unterstützten Kind
Überprüfung mit der Unterstützergruppe
Die Wirksamkeit von Unterstützergruppen
Ein Fallbeispiel – Georg
Literatur
Über die Autorinnen und Autoren
Über die Herausgeber
Auch ein Hirnforscher hat bisweilen mit etwas Glück einmal eine Erleuchtung. Ich hatte zwei nacheinander, vor etwa zwei Jahrzehnten, nachdem ich vorher ebenfalls für etwa zwei Jahrzehnte herauszufinden versuchte, wie unser Gehirn funktioniert, weshalb es manchmal nicht funktioniert und wie es wieder besser funktionsfähig gemacht werden kann.
Meine erste Erleuchtung bestand in der Erkenntnis, dass das Gehirn untrennbar mit dem Rest des Körpers verbunden ist und alles, was im Gehirn geschieht, Auswirkungen auf körperlicher Ebene hat – aber auch umgekehrt. Die zweite ergab sich daraus, dass ich zu verstehen begann, wie sehr jeder Mensch mit seinem Gehirn in ein soziales System eingebunden ist. Die dort gemachten Erfahrungen sind ausschlaggebend dafür, wie und wofür der Mensch sein Gehirn benutzt und wie es sich deshalb strukturiert. Für einen experimentellen Hirnforscher wie mich war das alles andere als banal, hieß es doch, dass es mir fortan nicht mehr möglich sein sollte, irgendetwas im Gehirn zu untersuchen oder gar verändern zu wollen, ohne gleichzeitig zu berücksichtigen, was sich im Körper und in der Beziehung der betreffenden Person zu anderen, eng mit ihr verbundenen Menschen abspielte. Das war zwar das Ende meiner Karriere als experimenteller Hirnforscher, dafür aber ebenso der Aufbruch in eine Welt der wachsenden Einsicht in bisher ungeahnte Zusammenhänge.
Die Entdeckung der schier unbegrenzten nutzungsabhängigen Neuroplastizität war der Schlüssel zum Verständnis der im Gehirn ablaufenden Selbstorganisationsprozesse. Sie machte die Strukturierung neuronaler Netzwerke und Verschaltungsmuster anhand der aus dem eigenen Körper und aus sozialen Interaktionserfahrungen zum Gehirn weitergeleiteten Signalmuster erklärbar. Aus diesem Grund »passt« das Gehirn eines jeden Menschen – auch wenn es für Außenstehende nicht so aussieht – immer optimal zu dessen Körper und seinen Erfordernissen und zu dem sozialen Umfeld, in das sie oder er hineinwächst, und damit auch zu den dort vorgefundenen Erfordernissen. Jede länger anhaltende Veränderung auf körperlicher oder sozialer Ebene führt zu einem Umbau im Sinne einer Nachjustierung der herausgeformten, das Denken, Fühlen und Handeln einer Person bestimmenden Verschaltungsmuster in ihrem Gehirn.
Die mit Abstand stärkste, das Gehirn eines Menschen strukturierende Kraft erwächst aus seinem subjektiven Erleben, aus den gemachten Erfahrungen in der Beziehung zu ihm besonders bedeutsamen und nahestehenden Personen. Sehr häufig kommt es in diesen Beziehungen zu tiefgreifenden Verletzungen, die den gesamten weiteren Lebensweg bestimmen können. Besonders fest im Gehirn verankert werden dabei allerdings nicht die Verletzungen, Übergriffe oder Missbrauchserfahrungen, sondern die jeweiligen Lösungen, die das betreffende Kind, der Jugendliche oder später der Erwachsene zu deren Überwindung oder Bewältigung bereits gefunden hat. Einmal gemachte, ungünstige Erfahrungen können nur durch neue, günstigere Erfahrungen überlagert werden. Und einmal gefundene, in der aktuellen Situation brauchbare, aber langfristig ungünstige Bewältigungsstrategien können erst dann durch neue, günstigere ersetzt werden, wenn die alten Reaktions- und Verhaltensmuster unbrauchbar werden. Warum? Weil sich in dem bisherigen Beziehungssystem, das deren Aneignung und Aufrechterhaltung erforderlich gemacht hatte, eine grundlegende Veränderung vollzogen hat.
Diese Zusammenhänge wurden wohl schon zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte von einfühlsamen und ganzheitlich denkenden Personen erkannt. Aber als biologisches, naturwissenschaftlich erklärbares und mit objektiven Verfahren nachweisbares Geschehen kennen wir sie erst seit wenigen Jahren. In unserer heutigen, vom Bemühen um Objektivität und Wissenschaftlichkeit geprägten therapeutischen und pädagogischen Arbeit ist das ein kaum zu unterschätzender Quantensprung. Ein Paradigmenwechsel, der nicht nur die bisherige Praxis therapeutischer und pädagogischer Bemühungen grundlegend infrage stellt, sondern der nun auch wissenschaftlich und objektiv begründbare Ansätze für die künftige Arbeit von Therapeuten, Pädagogen und Beratern bietet.
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