Als mögliche Methoden zum Trocknen von Bauteilen, Gebäudebereichen bzw. von gesamten Gebäuden gelten:
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Lüftung (Fensterlüftung) mit und ohne Ventilatoren und Heizung |
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Luftentfeuchtung mit Trocknungsgeräten mit und ohne Ventilatoren und Heizung |
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Aufheizung der Bauteile mit Infrarotflächenheizern (30 bis 60 °C) oder Mikrowellenverfahren |
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thermisch-konvektive Trocknung (Aufheizung mit Heizstabtechnik) |
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Trocknung durch Lufteinblasen mit Mikrodüsen |
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provisorische Sockelheizung |
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Einleitung von Luft in den Keller aus beheizten Obergeschossen |
Die Trocknungsmethoden haben Vor- und Nachteile sowie unterschiedliche Wirkungsgrade.
Bild 2: Ventilator zur Erhöhung der Luftzirkulation (Quelle: Trotec GmbH & Co. KG, Heinsberg)
Genaue Untersuchungen über das Trocknungsverhalten von mineralischen Baustoffen in Bestandsgebäuden, die allgemeingültige Ergebnisse vorweisen, fehlen nach wie vor. Das theoretische Trocknungsverhalten von Bauteilen kann aber grundsätzlich in vier Phasen unterteilt werden:
Phase |
Kennzeichnung |
Resultat der Trocknung |
1. |
klimatische Bedingung mit hohen Außen- und Innenfeuchten; geringe Bauteiltemperatur; rasche Temperaturwechsel |
Trocknung ohne Trocknungsverfahren kaum möglich |
2. |
hoher kapillarer Wassertransport in Wänden und Decken |
intensiver Austrocknungsprozess |
3. |
geringere Bauteilfeuchte; dadurch nimmt der kapillare Wassertransport ab |
langsamere Austrocknung |
4. |
Bauteil ist im Bereich der praktischen Baufeuchte aufgrund der äußeren und inneren Temperatur- und Feuchtelast im ungestörten Fall |
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Tab. 1: Theoretisches Trocknungsverhalten (Quelle: Bauforschungsbericht F 2511 [2] [2] W. Brameshuber, M. Graubohm: Instandsetzung wasserbeaufschlagter Mauerwerksbauteile – Einfluss einer Wasserbeaufschlagung auf Eigenschaften von Mauerwerk und Bauteilbekleidung, Austrocknungsmaßnahmen und deren Wirkung. Abschlussbericht Bau- und Wohnforschung, Band F 2511, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2008 [3] Zimmermann, G.; Ottomann, A.; Klopfer, H.; Soergel, C.: Wasserschäden. Schadensfälle – Leckortung – Bautrocknung – Verantwortlichkeit. Schadenfreies Bauen, Bd. 38. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2006, S. 135 [4] Zimmermann, G.; Ottomann, A.; Klopfer, H.; Soergel, C.: Wasserschäden. Schadensfälle – Leckortung – Bautrocknung – Verantwortlichkeit. Schadenfreies Bauen, Bd. 38. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2006, S. 135 [5] Hankammer, G.; Resch, M.; Böttcher, W.: Bautrocknung im Neubau und Bestand. Technik, Geräte, Praxis. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 2014, S. 59 [6] ÖNORM, B 3355: 2017-03-01 Trockenlegung von feuchtem Mauerwerk – Bauwerksdiagnose, Planungsgrundlagen, Ausführung und Mauerwerk [7] Balak, M.; Pech, A.: Mauerwerkstrockenlegung. Von den Grundlagen zur praktischen Anwendung. 2. Aufl., Springer Verlag, Wien 2008
)
Die notwendige Zeit der Trocknung {Trocknungszeit} von mit Wasser beaufschlagten Bauteilen ist abhängig vom Umfang der Feuchtebelastung, welche zum einen aus der Dauer der Wassereinwirkung und dem vorhandenen hydrostatischen Druck in der Einwirkzeit resultiert. Zum anderen haben das Saugverhalten und die stoffliche Zusammensetzung der Bauteile einen Einfluss auf die Trocknungszeit.
Im Wesentlichen werden technische Trocknungsmaßnahmen zur
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Neubautrocknung (z. B. Anmachwasser), |
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Wasserschadensbeseitigung, |
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Entfeuchtung von Bauteilen nach der Sanierung und |
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bei Hochwasser |
mit dem Ziel eingesetzt, die Austrocknungszeit durch die technische Trocknung erheblich zu reduzieren.
Der Zeitraum für eine Trocknung bei Bauteilen im Bestand bis auf die Sorptions- bzw. Ausgleichsfeuchte wird sehr häufig unterschätzt. Eine merkliche Trocknung von durchfeuchteten Bauteilen innerhalb von zwei Jahren ist nur bei optimalen Bedingungen oder durch Maßnahmen einer technischen Bautrocknung möglich.
In der Trocknungszeit ist die relative Feuchte der das Bauteil umgebenden Raumluft möglichst gering zu halten. Diese Grundvoraussetzung ist bei einer rein natürlichen Lüftung (Fensterlüftung), v. a. in den Sommermonaten in Kellern oder in Mieträumen (ohne Eigennutzer), problematisch und in der Praxis überwiegend nicht durchsetzbar. Aus diesem Grund und mit der Zielstellung einer schnellen „künstlichen“ Trocknung der betreffenden Bauteile zum Zweck einer uneingeschränkten Nutzung der Räume ist eine technische Bautrocknung unumgänglich. Durch diese wird aber ein nicht unerheblicher Kostenaufwand verursacht. Daher ist immer eine Abwägung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses bei der Festlegung von Maßnahmen zur Bautrocknung durchzuführen.
Die Trocknung von feuchten Bauteilen nach einer Wassereinwirkung oder/und einer erfolgten Sanierung ist von verschiedenen Randbedingungen abhängig, welche sich zudem noch untereinander beeinflussen. Hauptsächlich sind
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die örtlichen Gegebenheiten (z. B. Bauteil ein- oder beidseitig luftumspült), |
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Baustoffe des wasserbelasteten Bauteils, |
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örtliche Randbedingungen (z. B. Verputz oder sandgestrahlt), |
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Bauteilgeometrie (z. B. Wanddicke, Versätze), |
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Bauteil- und Umgebungstemperaturen sowie |
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Feuchtegehalte und relative Luftfeuchten der umgebenden Luft und Bauteile |
zu beachten. Sollen die einzelnen Bedingungen auf eine zunehmende zeitliche Beeinflussung grob eingeschätzt werden, ergibt sich nachfolgendes Bild:
Bild 3: Zeitlicher Einfluss von Randbedingungen ((Quelle: Jürgen Weber nach Zimmermann u. a. 2006 [3] [3] Zimmermann, G.; Ottomann, A.; Klopfer, H.; Soergel, C.: Wasserschäden. Schadensfälle – Leckortung – Bautrocknung – Verantwortlichkeit. Schadenfreies Bauen, Bd. 38. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2006, S. 135 [4] Zimmermann, G.; Ottomann, A.; Klopfer, H.; Soergel, C.: Wasserschäden. Schadensfälle – Leckortung – Bautrocknung – Verantwortlichkeit. Schadenfreies Bauen, Bd. 38. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2006, S. 135 [5] Hankammer, G.; Resch, M.; Böttcher, W.: Bautrocknung im Neubau und Bestand. Technik, Geräte, Praxis. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 2014, S. 59 [6] ÖNORM, B 3355: 2017-03-01 Trockenlegung von feuchtem Mauerwerk – Bauwerksdiagnose, Planungsgrundlagen, Ausführung und Mauerwerk [7] Balak, M.; Pech, A.: Mauerwerkstrockenlegung. Von den Grundlagen zur praktischen Anwendung. 2. Aufl., Springer Verlag, Wien 2008
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Die Trocknungszeit der Bauteile wird im Wesentlichen durch die hauptsächlich verwendeten Baustoffe bestimmt. Wenn gleiche oder ähnliche Randbedingungen vorliegen, kann dabei grob wie folgt ausgegangen werden:
Bild 4: Trocknungszeit von Baustoffen ((Quelle: Jürgen Weber nach Zimmermann u. a. 2006 [4] [4] Zimmermann, G.; Ottomann, A.; Klopfer, H.; Soergel, C.: Wasserschäden. Schadensfälle – Leckortung – Bautrocknung – Verantwortlichkeit. Schadenfreies Bauen, Bd. 38. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2006, S. 135 [5] Hankammer, G.; Resch, M.; Böttcher, W.: Bautrocknung im Neubau und Bestand. Technik, Geräte, Praxis. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 2014, S. 59 [6] ÖNORM, B 3355: 2017-03-01 Trockenlegung von feuchtem Mauerwerk – Bauwerksdiagnose, Planungsgrundlagen, Ausführung und Mauerwerk [7] Balak, M.; Pech, A.: Mauerwerkstrockenlegung. Von den Grundlagen zur praktischen Anwendung. 2. Aufl., Springer Verlag, Wien 2008
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