Matthias Luserke-Jaqui - Buchstäblichkeit und symbolische Deutung

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In diesem grundlegenden Werk geht es um die Darstellung und Interpretation einer Kulturgeschichte der Literatur im Spannungsfeld von buchstäblichem Verstehen und symbolischer Deutung. Ausgangspunkt einer kritischen Diskussion philosophischer und literaturtheoretischer Positionen ist eine Reflexion über das Bild Offenes Buch von Paul Klee. Darauf aufbauend wird eine Poetik der Bedeutungsoffenheit entwickelt, die Philologie als eine Kulturgeschichte der Literatur versteht. An den Leitbegriffen von Poiesis (Philologie als Überlieferungsgeschichte), Katharsis (Philologie als Wirkungsgeschichte) und Aisthesis (Philologie als Deutungsgeschichte) wird das Modell PoiKAi generiert, mit dem sich eine Kulturgeschichte der Literatur schreiben lässt. Umfangreiche Register (Begriffe, Quellentitel, Namen) erschließen das Buch zusätzlich als Enzyklopädie.

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Der Vater „Blunt“ und sein Bruder, der „Bürgermeister Blunt“, aus MoritzMoritz, Karl Philipp’ Schauspiel tragen zumindest denselben Namen wie der Bediente von Milwood aus Lillos London Merchant . Allerdings muss man einschränkend hinzufügen, dass bei Moritz die weiteren Personen des Stücks, nämlich Blunts Frau „Gertrude“, die Tochter „Adelheid“ und die Tochter des Bürgermeisters „Mariane“, den Namen Blunt ebenso auch als einheimischen Familiennamen lesen lassen. Moritz’ Verteidigung in seiner Vorrede mag daher Glauben geschenkt werden und die singuläre Namensgleichheit nur eine Erinnerungsassoziation des Autors an den London Merchant sein. Lillos 1736 veröffentlichtes Drama Fatal CuriosityFatal Curiosity hingegen lieferte, beruhend auf einer englischen Ballade, den dramatischen Stoff für Moritz’ Schauspiel.7 Ein Ehepaar, das in wirtschaftliche Not geraten ist, ermordet und beraubt einen Mann, von dem sich zu spät herausstellt, dass er der verschollen geglaubte Sohn ist.

Karl Philipp MoritzMoritz, Karl Philipp in den Zusammenhang der Sturm-und-DrangSturm und Drang-Literatur zu stellen ist nicht neu. Doch meist wurde dieser Versuch unternommen, um durch ein weiteres Beispiel die sogenannte Präromantik-These zu stützen, wonach der Sturm und Drang nichts anderes sei als ein Vorläufer der ‚reiferen‘ Romantik. Diese geistesgeschichtliche These, die vor allem mit den Namen Unger, Kindermann und Gundolf verknüpft ist, wurde in den vergangenen Jahrzehnten einer gründlichen Kritik und Revision unterzogen. Interessant dabei ist, dass die Literaturwissenschaft zwar durchaus eine Verbindung von MoritzMoritz, Karl Philipp’ meist frühen Werken und der Literatur des Sturm und Drang gesehen, diesen Zusammenhang aber durchweg ablehnend gedeutet hat, was bis hin zu einem biologistischen Verständnis des Sturm und Drang als spätpubertäres Entwicklungsstadium des Autors reichte.8

Man braucht nun nicht gerade ein Verfechter von Literaturauspizien, der nach Zeichen sucht, oder Anhänger einer Typologie der Schicksalsdramen zu sein, um sich von folgender Realie zur umgekehrten Interpretationsthese leiten zu lassen. Der dritte Teil des Erstdrucks endet – und damit das Stück insgesamt – auf Seite 527 der Litteratur- und Theater-Zeitung . Blättert man diese Seite um, dann findet sich auf Seite 528 die Meldung von einem „Todesfall“ mit folgendem Wortlaut: „Vor kurzem starb Johann Reinhold Michael [!] LenzLenz, Jakob Michael Reinhold, Verfasser des Hofmeisters, neuen Menoza, Engländers, der Soldaten u.a.m. […]“9. Gemeint ist in dieser redaktionellen Notiz einer der wichtigsten Autoren der Sturm-und-Drang-Literatur, Jakob Michael Reinhold Lenz. Es ist mehr als eine makabre Kuriosität, dass er nicht 1780, sondern erst 1792 starb, seine Totmeldung aber durch die aufgeklärte Presse der 1780er-Jahre ging. Mit der Literatur des Sturm und Drang und seinen Autoren wollten die Produzenten und Sachwalter des aufgeklärtenAufklärung Literaturbetriebs nichts mehr zu tun haben. Es ist zumindest eine erstaunliche Koinzidenz, dass just in derselben Nummer und just unmittelbar vor dieser Totsagung Moritz’ dramatischer Epilog auf den Sturm und Drang erschien. Die These meiner Lesart heißt demnach: MoritzMoritz, Karl Philipp’ BluntBlunt oder der Gast ist eines der letzten Dramen des Sturm und DrangSturm und Drang. Das Ende dieser literaturgeschichtlichen Periode, um einen Begriff von August Wilhelm SchlegelSchlegel, August Wilhelm aufzunehmen, ist an der Um-Schreibung des ‚Familienromans‘ abzulesen, worin die Aufklärung in der Rolle der patriarchal strukturierten Familie, der rebellierende Sturm und Drang in den Söhnen präsentiert werden. Blunt ist also das Produkt einer Aufarbeitung, ein Epitaph. Die Ausführung dieser Interpretationsthese kann sich nur an die Erstveröffentlichung des Blunt halten. In der Buchausgabe sind die markanten Merkmale nivelliert, das Stück ist zu einer an den Rand des sentimentalen Rührstücks abgerutschten Gefälligkeit an den Zeitgeschmack verharmlost und gehört von daher mit Sicherheit zu den frühen Vorläufern trivialer Literatur in Deutschland.10

Worum geht es im Blunt ? Der dramatische Plot ist wenig spektakulär, erst die Verschränkung der unterschiedlichen Zeichenebenen macht das Stück zu einem interessanten Text. Darin werden fast ausschließlich die Mitglieder einer bürgerlichen Familie11 vorgeführt, deren Verwandtschaftsgrade auch die sozialen Bezugsgrößen strukturieren. Auf der einen Seite stehen Blunt und seine Frau Gertrude mit ihrer sechsjährigen Tochter Adelheid. Der erstgeborene Sohn gilt seit einem Schiffbruch als tot. Auf der anderen Seite stehen der Bruder Blunts, der Bürgermeister einer „Stadt“ (S. 15) mit eigener Gerichtsbarkeit ist, und seine Tochter Mariane. Beide Familien vertreten unterschiedliche soziale Schichten. Der Bürgermeister ist „reich“ und wohnt in einem „großen schönen Hause, und in einer Straße, wo lauter schöne Häuser stehn“ (S. 15), während der berufslose Blunt mit seiner Familie den sozialen Abstieg erfahren hat und nun in ärmlichen Verhältnissen „in so einem kleinen Hause, das halb in die Erde gebaut ist“ (S. 15), wohnt. Diesen Abstieg erfährt er als solch schwerwiegende Traumatisierung, dass er weder arbeiten noch betteln gehen kann (vgl. S. 30). Um ein kleines Zubrot zu verdienen, vermietet Blunt das einzige Bett in seinem Haus an einen Fremden. Bereits die Szenenbeleuchtung in der ersten Regieanweisung verlegt das dramatische Geschehen in eine psychische und moralische Dunkelzone. „Mitternacht“, „düstre Lampe“, die Personen in Decken „gehüllt“ (S. 9) – so wird das Stück eröffnet. Das Schauspiel hat keine eigentliche Exposition, in der die Vorgeschichte des dramatischen Konflikts entfaltet wird. Vielmehr werden die Offenlegung der Vorgeschichte und die Darlegung jener Ursache, die zum dramatischen Konflikt – in diesem Fall zum Mord – führen, in die Entwicklung des Dramas hineingenommen. Man kann insofern in BluntBlunt oder der Gast durchaus ein analytisches Drama sehen. So wie Moritz auf eine Exposition verzichtet, so verzichtet er auch konsequent auf eine Akt- und Szeneneinteilung und geht mit diesem formalen Eingriff weit über die poetologische Konsequenz der Sturm-und-DrangSturm und Drang-Dramen hinaus.

Bereits der erste Satz lässt keinen Zweifel am Handlungsmotiv der Hauptfigur aufkommen: „Was sitzest du da, Mann, und siehest aus, als ob deine Seele mit Mord umginge?“ (S. 9) Der alte Blunt wird mit den „Leiden“ (S. 9) des sozialen Abstiegs nicht fertig, er entwickelt eine Rachsucht, die sich nicht auf eine bestimmte Person richtet, sondern diffus auf den beneideten Reichtum der anderen. Dass in dieser Situation der Aggressionsbereitschaft ein Fremder das bereitgestellte Bett für eine bezahlte Übernachtung nutzt und dieser Fremde der verlorene Sohn ist, gehört zu jenen dramatisch konstruierten Zufällen, die eine fiktionale Geschichte zur Aussage über eine soziale oder psychische Befindlichkeit verdichten können. Blunts Ausruf „ich will Blut! Blut!“ (S. 9) bringt nicht ein obwaltendes ungefähres Schicksal zum Ausdruck, das ihn wegen des alten Fluches seines Schwiegervaters – „es wird ein Schwert durch deine Seele gehn“ (S. 9) – zum Handeln zwingt. Dieses Zitat bezieht sich vielmehr auf das Lukas-Evangelium Kapitel 2, Vers 35, wo Simeon im Tempel die Mutter JesuJesus mit den Worten segnet: „Siehe, dieser wird gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird, – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden.“ Dieser von Moritz angeführte Bibelvers kann also nicht als ein Fluch gedeutet werden, er ist vielmehr eine Verheißung. Der Vater Gertrudes sagt dies zu seiner Tochter, die dadurch die Stilisierung zur biblischen Gestalt als Maria, und Mater dolorosa, also zur Heiligen erfährt. Gebiert sie einen Sohn, dann erfüllt sich die Verheißung. Der Sohn wird ein Zeichen, das Widerspruch erzeugt und gesellschaftliche und innerfamiliäre Konflikte provoziert. Zugleich aber wird dieser Widerspruch Einblick in die wahre Befindlichkeit der Provozierten gewähren, genauer in die eigentliche Tötungsabsicht des Vaters. Die Ursache seiner Mordtat ist der Neid auf den Reichtum des zufällig anwesenden Fremden. Der sprachliche Vergleich („als ob“) enthüllt sich schon wenig später als schreckliche Tat.

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