Bereiten Sie Ihr Kind darauf vor, dass es eine zeitlang mit einem Fremden alleine sein wird und dass es während der Nachbesprechung eine Wartezeit hat.
Wenn Sie – speziell bei einem kleineren Kind – davon ausgehen, dass Ihr Kind nach dem Test während der Besprechung des Befundes nicht alleine warten mag, bitten Sie jemanden, mitzukommen.
Vorab Testaufgaben zu pauken, macht keinen Sinn.
Vereinbaren Sie den Testtermin passend zu Ihrem Familienzeitplan, damit Ihr Kind normal in den Tag gehen kann, damit Sie gut Hin- und Rückfahrt organisieren können.
Kalkulieren Sie den Zeitbedarf vor Ort großzügig. Planen Sie Luft nach hinten ein, damit Sie bei der Nachbesprechung nicht unter Zeitnot geraten. Dazu ist die Zukunft Ihres Kindes zu wichtig.
Was halten Sie davon, den Testtermin in einen Familienausflug einzubinden und nach dem Test z.B. das Bergbau- oder Eisenbahnmuseum oder den Zoo am Testort Bochum zu besuchen?
Denken Sie nicht nur an einen Talisman oder das die Wartezeit verkürzende Lieblingsspielzeug, sondern auch an einen Imbiss und Getränke. Sie werden vor Ort sicherlich etwas bekommen, aber möglicherweise nicht den Lieblingsdrink Ihres Kindes.
Fahren Sie ohne Hektik los und seien so rechtzeitig da, damit Sie und vor allem Ihr Kind in Ruhe "ankommen" und begrüßt werden können.
Keine Panik: Der Diagnostiker kann damit umgehen, dass Sie nervös sind und Ihr Kind möglicherweise ängstlich, schüchtern oder aufgedreht ist.
Klären Sie mit Ihrem Kind ab, ob Sie während der eigentlichen Testzeit das Haus verlassen dürfen. Bitte rechtzeitig wieder zurück sein, Ihr Kind soll schließlich keine Verlassensängste entwickeln.
Rechnen Sie mit jedweder Reaktion Ihres Kindes nach dem Test: traurig-weinend, weil es meint, viele Fragen nicht gewusst zu haben bis hellauf begeistert, weil es so toll war.
Lassen Sie sich das zahlenmäßige Testergebnis gründlich erklären, ebenso das ermittelte Profil. Fragen Sie nach. Dumme Fragen gibt es nicht und schließlich sind Sie kein Testspezialist. Sie sollten eine klare Auskunft über die Stärken und Schwächen Ihres Kindes mit nach Hause nehmen.
Falls Sie von dem Ergebnis überrascht, überwältigt oder erschlagen sein sollten, sind Sie nicht mehr konzentriert und aufnahmefähig. Vereinbaren Sie einen späteren Gesprächstermin.
Fragen Sie auch nach Besonderheiten Ihres Kindes, nach Auffälligkeiten. Der Testdurchführer hat eben gerade intensiv mit Ihrem Kind gearbeitet, was ist ihm aufgefallen? Machen Sie sich eventuell Notizen, vor allem dann, wenn Sie Ihrem Partner zuhause berichten müssen. Geben Sie Ihrem Kind Gelegenheit, sich zu verabschieden. Möglicherweise hat es sich sehr wohl und richtig verstanden gefühlt. Das sollte in guter Erinnerung bleiben.
Für die Diagnose von Intelligenzaspekten stehen viele ganz unterschiedlich konstruierte Testverfahren zur Verfügung. Welches davon ist nun zu empfehlen?
Es geht nicht allein darum, „irgendwie“ eine Zahl, sprich IQ, zu ermitteln. Vielmehr will man eine faire und breite, eine objektive und zuverlässige Basis für Beratung, Förderung und Problemlösung erhalten. Unter dieser Maßgabe muss ein Testverfahren folgende Anforderungen erfüllen:
1. Der Test erlaubt eine möglichst breite Erfassung des allgemeinen Begabungspotenzials. Er beschränkt sich nicht auf einen einzigen Begabungsfaktor wie z.B. mathematisch-analytisches Denken. Eine Analogie zu „sportlicher Begabung“ soll die Notwendigkeit einer möglichst breit angelegten Diagnostik verdeutlichen: Es reicht nicht aus, nur eine Disziplin, z.B. einen 100meter-Lauf anzusetzen. Es sollte schon ein Zehnkampf sein. Und selbst dann bin ich nur im Bereich Leichtathletik schlauer. Über Turnen, Schwimmen, Kampfsport, Mannschaftsportarten liegen noch keine Erkenntnisse vor. Ähnliches gilt für musikalische oder künstlerische Begabung.
2. Der Test ermittelt nicht nur einen einzigen Durchschnittswert, sondern erlaubt eine Profilauswertung. Er macht Aussagen über die individuelle Begabungsstruktur des jeweiligen Kindes.
3. Die Testaufgaben sind schwer genug, damit im oberen Begabungsbereich differenzierte Ergebnisse erzielt werden. Der Test ist also nicht auf Minderbegabung oder Lernbehinderung zugeschnitten.
4. Der Test wird als Einzeltest durchgeführt, in Form eines (standardisierten) Gesprächs zwischen Testdurchführer und Kind. Nur so können „abwegige“ Antworten des Kindes hinterfragt und das Verhalten des Kindes beobachtet werden.
5. Der Test ist aktuell bezüglich DIN-Norm 33430, also in seiner Aufgabenstruktur und seinen Vergleichsnormen nicht überaltert.
Aus Kundensicht sollte ein weiteres Kriterium dazu genommen werden: Die Ergebnisse sind so aufbereitet und dargestellt, dass sie unmittelbar plausibel und nachvollziehbar sind.
Danach kommen für den deutschsprachigen Raum nur wenige Verfahren in Betracht.
Testverfahren im Überblick
Die folgenden Tests können wir für die Testung von möglicherweise besonders begabten Kindern empfehlen – angelehnt an die Liste des Arbeitskreises Hochbegabte/Potenziale im Berufsverband Deutscher Psychologen e.V.
WPPSI-IV
Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence
vor 2009 unter dem Namen HAWIVA-III
(Hannover-Wechsler-Intelligenztest für das Vorschulalter)
• Erscheinungsjahr: 2018
• Altersbereich: 2/6 bis 7/7 Jahre/Monate
WISC-V
Wechsler Intelligence Scale for Children
bis 2011 besser bekannt unter dem Namen HAWIK-IV
(Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Kinder)
• Neu bearbeitet: 2017
• Altersbereich: 6/0 bis 16/11 Jahre/Monate
AID 3
Adaptives Intelligenzdiagnostikum
• Neu bearbeitet 2014
• Altersbereich: 6/0 bis 15/11 Jahre/Monate
MHBT
Münchner Hochbegabungstest
• Erscheinungsjahr: 2007
• Altersbereich: Klassen 1 bis 12
BIS-HB
Berliner Intelligenzstrukturtest für Hochbegabung
• Erscheinungsjahr: 2006
• Altersbereich 12 bis 16 Jahre
IST 2000 R
Intelligenzstrukturtest
• Überarbeitung: 2007
• Altersbereich: 15 bis 60 Jahre
WAIS-IV
Wechsler Adult Intelligence Scale, ehemals HAWIE oder WIE
• Überarbeitung: 2012
• Altersbereich: ab 16 Jahre
Zahlreiche weitere Testverfahren werden außerdem eingesetzt, sind aber aus unterschiedlichen Gründen für unsere Zielgruppe weniger geeignet.
• Beispielsweise der eher für Lernbehinderte geeignete Kaufman-ABC.
• Oder das sprachfreie Verfahren CFT 20-R, das zwar in der Durchführung sehr einfach ist, aber kaum eine Profilinterpretation zulässt.
• Oder die Raven-Matrizen, die zwar sprachfrei, einfach und kurz sind, aber nur das rational-logische Denken erfassen.
• Oder der PSB-R 6-13, der sich weniger am Begabungspotenzial als an Schulleistungen und Lehrerurteilen orientiert.
• Oder der SON-R 21/2-7 aus dem Jahre 2007, der für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen oder Hörbeeinträchtigungen geeignet ist, sowie für Kinder, die die deutsche Sprache nicht beherrschen.
NACHTEILE DURCH MIGRATIONSHINTERGRUND?
Apropos Sprachbeherrschung: Experten behaupten, dass Kinder mit Migrationshintergrund durch die bei uns üblichen Testverfahren von vorneherein benachteiligt seien. Durch die Abhängigkeit der Test(-Aufgaben) von unserer Kultur und von der deutschen Sprache sei es nicht verwunderlich, dass so viele Begabungen von Kindern mit ausländischen Wurzeln leider unentdeckt blieben und diese deshalb auch nicht entsprechend gefördert würden.
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