„Was ist los?“, fragte sie die andere daher geradeheraus.
„Der Liebig ist ein ätzender Typ, unverschämt, aggressiv. Am meisten ärgert mich an ihm, dass er sich tatsächlich einbildet, er könnte uns für dumm verkaufen. Alles in allem ist er einer, den dranzukriegen auf jeden Fall Spaß machen würde. Aber so wenig ich ihn auch leiden kann, ich glaube ihm, dass er sie nicht gestoßen hat. Nicht, dass ich es ihm nicht zutrauen würde. Um Himmels Willen, ich traue jedem alles zu. Aber ich habe ihm einfach geglaubt, als er uns das so entgegen gebrüllt hat. Ich fand ihn da einfach“, sie stockte kurz und suchte nach den richtigen Worten, „sehr authentisch. Blöd, was?“
„Nein, das finde ich jetzt gar nicht.“
„Ich habe versucht, das mit meinem Chef zu besprechen. Der hat mich fast ausgelacht.“
„Aber was glauben Sie denn dann?“
„Ich glaube, dass der KSC bald wieder in der ersten Liga spielt.“ Esther Marquart grinste. „Ganz ehrlich? Im Moment möchte ich lieber noch gar nichts glauben. Denn trotz meines Bauchgefühls muss ich natürlich zugeben, dass der Liebig sich nicht wie jemand verhält, der unschuldig ist. Damit meine ich nicht nur, dass er uns angelogen hat, und seine Geschichte dünn ist. Es sind auch die kleinen Dinge. Zum Beispiel hat er nur sehr wenige Fragen gestellt. Sehen Sie, ein Unschuldiger stellt in der Regel recht viele Fragen, weil er ja eben keine Ahnung hat, was passiert ist und er unter Umständen sogar vollkommen von uns überrascht wird. Er fragt nach, wenn wir vage Andeutungen machen, oder er will wissen, warum er von einem Streifenwagen abgeholt und nicht telefonisch auf das Revier bestellt wird.“
„Oh!“ Sunny runzelte die Stirn.
„Und warum werde ich von Ihnen persönlich abgeholt?“
Die Polizistin grinste erneut.
„Weil wir Ihnen so wenig Unannehmlichkeiten wie irgend möglich bereiten wollten, weil es so am schnellsten geht, denn ich kann Sie während der Fahrt über die wichtigsten Dinge in Kenntnis setzen, und weil ich ohne Sie ohnehin nicht hätte weiterarbeiten können.“
„Und warum soll er es getan haben?“, fragte Sunny nun abrupt. „Sie sprachen vorhin von einem Motiv.“
„Eifersucht. Einige Personen aus Anna Henkes‘ Umfeld haben berichtet, er habe regelrecht versucht sie zu kontrollieren, und es sei wegen seiner Eifersucht immer wieder zum Streit gekommen. Scheinbar war er sogar schon eifersüchtig, wenn sie sich für seinen Geschmack zu oft mit ihren Freundinnen traf, oder wenn sie mal allein shoppen war. Anna Henkes war nicht unbedingt der Typ Frau, der sich gerne Vorschriften machen ließ. Es muss bei den beiden regelmäßig gekracht haben.“
Sunny konnte ein kurzes Lachen nicht unterdrücken. Wenn er wirklich versucht hatte Anna vorzuschreiben, mit wem sie sich wie oft treffen durfte, hatte es bei den beiden mit Sicherheit gekracht. Allerdings verstand sie beim besten Willen nicht, warum Anna überhaupt mit jemandem wie diesem Jan Liebig zusammen gewesen war.
Aber gut, das ist ja nun auch nicht das erste Mal .
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