Burkhard Müller - Fälschungen, Verwandlungen

Здесь есть возможность читать онлайн «Burkhard Müller - Fälschungen, Verwandlungen» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Fälschungen, Verwandlungen: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Fälschungen, Verwandlungen»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Kunstfälscher und Hochstapler erschüttern unsere festgefügten Überzeugungen von dem, was wahr und was falsch sei. Denn die Übergänge zwischen Täuschung und Verwandlung, Sein und Schein sind oft fließend. Wenn Wolfgang Beltracchi Bilder der klassischen Moderne echter malen kann als die Originalkünstler, wenn Gert Postel, gelernter Postbote, jahrelang unbehelligt als Oberarzt in der Nervenklinik amtiert, wenn eine Republik ein Königsschloss neu aufbaut, obwohl sie gar nicht weiß, wie sie es nutzen soll – was sagt das über unser Selbstverständnis?
Burkhard Müller geht aufsehenerregenden Fälschungen und Verwandlungen der jüngeren Vergangenheit nach, durch die plötzlich sehr zweifelhaft erscheint, was einst als eherne Gewissheit galt. Bilder, Häuser und Leute können immer auch etwas ganz anderes sein, als wir glauben.

Fälschungen, Verwandlungen — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Fälschungen, Verwandlungen», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Es ist das Unglück des großen Fälschers, dass der Schein, der in der Welt des Theaters als Rolle und in der Welt der Finanz als Spekulation auf eine ungewisse Zukunft seine Legitimität besitzt, sich bei ihm immer nur als Betrug vollziehen kann. Genau wie die beiden anderen Systeme arbeitet auch das seine auf Kredit – nur dass es ihm verwehrt ist, von dessen schwindelnder Flugbahn wieder auf den Boden des Reellen heimzukehren. Seine Geschosse entschwinden ins Blaue hinein und kommen, sofern überhaupt, nur per Absturz zurück. So ist seiner satirisch-dramatischen Tätigkeit doch unvermeidlich ein Zug des Traurigen und des Hässlichen beigemischt. Ja, Herr Beltracchi ist ein Krimineller, und es fiele mir nicht ein zu verlangen, dass ihm seine Haftstrafe erlassen würde. Die Betroffenen mögen habgierig gewesen und am Ende nicht der Verarmung anheimgefallen sein, der Betrug selbst ein feiner und hoher: Doch am Ende teilt er den Stoff, aus dem er besteht, mit den gröberen Delikten, die nach demselben Paragraphen geahndet werden. Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen. Beltracchi ist rechtskräftig verurteilt und hat seine Strafe abgesessen; damit ist das Nötige geschehen, und weitere Empörung auf eigene Rechnung zu mobilisieren (wie es manche Interviewer getan haben), erscheint mir entbehrlich.

Wichtiger ist mir ein anderer Gesichtspunkt: Wie Beltracchi in unenttarntem Zustand zum Wohltäter des Betriebs wurde, so erweist er sich nach seiner Enttarnung zuletzt als der Wohltäter der Kunst. Zuerst und zum allermindesten hat er gewissermaßen einen Test-Einbruch ins System vollbracht, bei dem die Alarmsicherung komplett versagt hat; auch seine ärgsten Widersacher werden zugeben, dass sie bei dieser Gelegenheit etwas Nützliches gelernt haben.

Zweitens hat er der zum Kitsch geronnenen, der falschen Hoch- und Höchstschätzung der Kunst einen kalten Guss verpasst. Solche Schätzung fußt auf einer gedankenlosen Identifikation von Persönlichkeit und Werk; diese Einheit hat Beltracchi mit einem schmerzlichen Ruck auseinandergerissen. Von nun an wird man immer mit der Möglichkeit zu rechnen haben, dass ein gutes Bild seine Weihen nicht vom Seelenzustand des malenden Schmerzensmanns empfangen hat, sondern allein von den Pinselstrichen, aus denen es sich zusammenfügt. Dazu hat Beltracchi gezeigt, wie man die Probleme der Provenienz umgeht. Im Weinkeller des Kunstgenusses hat er gewissermaßen die Etiketten von den Flaschen abgelöst und zwingt nun alle, die für Kenner und Genießer gelten, zur Blindverkostung – eben jenem Vorgang, bei dem sich die Urteilskraft unmittelbar und unbestochen zu bewähren hat: Bei seinen Geschmacksurteilen kann sich künftig niemand mehr auf das Schildchen verlassen, das mitteilt, wo das Hochgewächs herstammt, sondern es muss ein jeder angeben, wie es ihm tatsächlich mundet. Beltracchi veranlasst die Freunde der Kunst, vom Modus der Verehrung auf den der Betrachtung und Erfahrung umzuschalten. Da fallen denn angestammte Kenner und Liebhaber reihenweise auf die Nase. Recht so.

Drittens und vor allem hat er damit dem Tauschwert der Kunst einen Nasenstüber verabfolgt. Wenn man sich nicht mehr sicher sein kann, ob man da eigentlich ein echtes oder bloß ein gutes Bild vor sich hat, wird die Bereitschaft, exorbitante Summen zu zahlen, vielleicht doch zurückgehen. Denn für den bloßen Kunstgenuss wird man am Ende nicht so viel bezahlen, wie wenn man ein Spekulationsobjekt erwirbt, das am Kunstwerkhaften lediglich seine obskure Voraussetzung hat, insofern damit für die absolute Knappheit gebürgt ist. Um noch einmal den Vergleich mit dem Wein zu bemühen: Wenn nur noch der Geschmack zählt, wird man für eine wirklich gute Flasche Bordeaux vielleicht noch hundert Euro hinlegen, aber nicht mehr zehntausend.

Zu hoffen wäre, dass Beltracchis Aktivität als Korrektiv auf den Kunstmarkt einwirkt: Der Druck der überhöhten Preise führt dazu, dass die Fälschung lohnend wird, das Ventil öffnet sich, ein Teil des Dampfs tritt aus, und der Kessel wird vor der Explosion bewahrt. Der Fälscher hat im kybernetischen Ganzen der Kunst durchaus seine konstruktive, nämlich eine mäßigende Aufgabe.

Fasst man das Gesamtbild ins Auge, wird man weder gegen die Strafe für die Beltracchis etwas einzuwenden haben, noch gegen deren offenen Vollzug. Ihre astronomischen Schulden (acht Millionen Euro sollen es sein) werden sie kaum bedienen können, wenn man Wolfgang Beltracchi nicht in der einen oder anderen Form wieder das Malen erlaubt. Er hat sogar einmal, vor Jahrzehnten, im Münchner Haus der Kunst in eigenem Namen ausgestellt. Was er wirklich konnte, scheint damals nicht recht zum Zuge gekommen zu sein; jedenfalls hat er diese Linie nicht weiter verfolgt.

Wäre ich ein Geschädigter, ich hielte es folgendermaßen: Ich würde öffentlich darüber lachen, dass ich der Angeschmierte bin, denn zum Schaden muss der Spott nicht auch noch kommen. Dann lüde ich den Fälscher ein, gegen eine kleine Unkosten-Pauschale in Höhe von sagen wir fünftausend Euro und mit möglichst großer Beteiligung der Medien, auf dem angeblichen Derain-Gemälde, das er mir damals untergejubelt hat, den Namenszug Derains durchzustreichen und statt dessen schwungvoll drüber zu setzen: »Beltracchi«. Dann wäre ich bis auf weiteres der einzige Besitzer einer authentifizierten Fälschung dieses Mannes.

Wahrscheinlich aber kämen schon sehr bald andere auf denselben Trichter, mit einem Wort: Es würde sich ein Markt entwickeln. Wer weiß, zu welchen Notierungen er es brächte, die Preise könnten in die Höhe schießen, vielleicht bis in die Nachbarschaft der von Beltracchi Nachempfundenen. Es könnte durchaus attraktiv werden, nunmehr ihn zu fälschen, das heißt, die echten Fälschungen durch falsche Fälschungen zu vermehren. Allerdings müsste einer, der das glaubwürdig schafft, ein kaum vorstellbares Hyper-Talent sein, das es hinkriegt, ins Beltracchische Hineinschlüpfen hineinzuschlüpfen.

Ein Experte wie Werner Spies dürfte sich hier endgültig überfordert fühlen. Ja es wäre sogar denkbar, dass, sollte der von Beltracchi so nachdrücklich geförderte Expressionist Campendonk einmal keine Konjunktur mehr haben, sich der Eigentümer eines echten Campendonk-Bildes verlockt fühlt, es als eine Fälschung Beltracchis auszugeben, um dann seinerseits wegen Betrugs im Gefängnis zu landen …

Beltracchi regt in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken an. Sein Vermächtnis besteht im Zweifel. Der schadet den Preisen und nützt der Kunst. Er ist ein unentbehrliches Durchgangsstadium auf dem Weg zur Wahrheit. Denn darüber, was die Wahrheit der Kunst sei, herrschen heute mancherlei überhitzte Missverständnisse.

Nachschrift

Dieser Artikel in der Zeitschrift »Merkur« hat die Aufmerksamkeit des Galeristen Curtis Briggs erregt, der Wolfgang Beltracchi vertritt, seit er aus dem Gefängnis entlassen ist und unter eigenem Namen malt. Curtis Briggs bittet mich, eine kleine Rede zur Beltracchi-Pressekonferenz in seiner Schwabinger Galerie zu halten – ein Auftrag, dem ich gern nachkomme. So habe ich Gelegenheit, die Beltracchis auch persönlich kennenzulernen. Mich beeindruckt die absolut solidarische Liebe des Paars, die sich in jeder Kleinigkeit ausdrückt. Die blondgrauen Mähnen der beiden, die auf Bildern zuweilen etwas wie aus der Zeit gefallen wirken, vereinen sich im Leben zu einer silbernen Doppelaura. Am Vorabend beim gemeinsamen Dinner trägt Beltracchi ein Outfit, das ihn höher dünkt als jeder Smoking: ein von ihm selbst gefertigtes T-Shirt, das ihn als Figur bei den »Simpsons« zeigt. In dieser Zeichentrickserie nämlich durfte seine Persona auftreten, natürlich mit der üblichen gelbgesichtigen Stilisierung. Das ist ein globaler Ritterschlag, wie ihn selbst der globale Kunstmarkt nicht zu spenden vermag. Allerdings hat er das aus dem Internet übernommene Originalbild ein wenig in seinem Sinn abgeändert: Er hat die Locken seines Alter Ego verlängert, so dass er sich in ihm leichter wiederzuerkennen vermochte. Eine kleine, eine harmlose Verfälschung, ein bisschen wie in Offenbachs Operette »Die Prinzessin von Trapezunt« die Artistengruppe, die in der Lotterie gewinnt und keine Kunststücke mehr für die Öffentlichkeit vollführen muss – aber nachts schleicht der Feuerfresser zum Ofen, um heimlich ein paar glühende Kohlen zu naschen …

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Fälschungen, Verwandlungen»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Fälschungen, Verwandlungen» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Fälschungen, Verwandlungen»

Обсуждение, отзывы о книге «Fälschungen, Verwandlungen» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x