Chris Inken Soppa - Ring der Narren

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Ring der Narren ist ein Roman über das Verkleiden als Tarnung, Identitätsfindung und unbeherrschtes Vergnügen, oder auch als notwendiges Versteck. Alles beginnt mit einer zunehmend unübersichtlicher werdenden Rosenmontagsnacht, in deren Verlauf der unbefangene Tagträumer Milton Meier die Bekanntschaft immer neuer Menschen macht. Zwangsläufig gerät er damit auch in deren vielschichtige und folgenreiche Lebenswelten. Er lässt sich hineinziehen in einen Sog aus maskenhafter Täuschung und vielfältigen, geheimnisvollen Verwirrungen, der auch solch illustre Gestalten wie die ehemalige Zirkusprinzessin Renée, und Louis, einen direkten Nachfahren Napoleons des Dritten, umschließt. Milton muss sein Leben neu ordnen. Dieser bemerkenswerte zweite Roman der Autorin Chris Inken Soppa «Ring der Narren» ist voller Tragik und zugleich lebhafter, abwechslungsreicher Poesie.

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„Bei Sohlengängern ein häufiges Leiden“, stimmte sie zu. „Denken Sie nur an die jungen Leute in ihren Badeschlappen. Sie schlurfen mit müden Ballen, X-Beinen und weichen Waden wie Altersheimer. Die Eltern achten gar nicht mehr darauf.“

Inzwischen hatte Milton es fertigbekommen, beide Riemchen über seine Socken zu ziehen, ohne die zierlichen Schnallen zu öffnen. Seine Vorgängerin musste ein Walross gewesen sein.

Als er stand, schwankte er erst ein bisschen. Von seiner zugewonnenen Höhe herab schaute er auf den flammenden Schopf der Frau und entdeckte darin ein paar tröstliche graue Haare. Kippelig oder nicht, die neue Perspektive machte ihm Spaß, und er begann zu ahnen, was der Sinn hochhackiger Schuhe sein mochte. Man konnte über seine eigene Größe hinauswachsen und dabei Neues entdecken. Die Vertiefung zwischen den Schlüsselbeinen dieser Frau, dunkel und geräumig genug, um Regenwasser darin aufzufangen. Lange dunkle Wimpern, die in der Mitte spitz zuliefen.

„Na.“ Die Frau machte einen Schritt von ihm weg. „Ich möchte Sie doch bitten, auf Ihr Gleichgewicht zu achten.“

Milton sah an sich herunter. Seine Füße waren unförmige graue Säcke, eingeschnürt von Riemchen. Unsicher trat er zur Seite.

„Sie waren nie beim Zirkus, nicht wahr?“, fragte die Frau.

„Nein. Doch. Als Kind. Als begeisterter Zuschauer“, erwiderte Milton. „Allerdings bin ich nie zur Marschmusik im Kreis gelaufen, mit einem bunten Sonnenschirm im Rüssel, um mich dann tuschgenau auf ein riesiges rotes Samtkissen zu setzen.“

Irritiert flatterten die spitzen Wimpern in seine Richtung, dann lachte die Frau leise auf, als habe sie ein kniffeliges Rätsel endlich lösen können. „Die Schuhe sind okay. Für fünf Euro können Sie sie mitnehmen.“

„Vielen Dank.“

Sie ging ihm voraus zur Kasse. „Aber Sie sollten sie ohne Socken tragen.“

Welche spitzwinkligen Gefühle und Gedanken die Wesen auf der anderen Seite des Geschlechtergrabens antrieben, konnte Milton nur erahnen. Selbst seine Schwester entpuppte sich immer wieder als Mysterium. Als Feministin stolperte sie einst in ihr junges Erwachsenenleben, stilecht mit selbstgefärbten Batiklatzhosen, omnipräsentem Strickzeug und einer grandiosen Verachtung für alle Männer, die ihre Intelligenz nicht auf Anhieb begeistert akzeptierten. Über gedankenlos chauvinistische Sprachbatzen in der Lokalpresse konnte sie sich wortreich ereifern. Ein fehlendes Innen schwoll zur großen Katastrophe. Ständig hielt sie Ausschau nach neuen gesellschaftlichen Anzeichen der Unterdrückung. In ihrer radikalen Zeit war Miriam Meier eine stirnrunzelnde, laute Frau, die Pamphlete verteilte und krawattentragende Männer gern mit heißem Kaffee übergoss.

Auf der Suche nach unterdrückten Mitstreitern für die Freiheit fand sie einen Freund. Muhammad Fallas, ein algerischer Muslim aus der Pariser Vorstadt. Maschinenbaustudent. Hungrige braune Augen, schwarze Drahthaare und ausgemergelte Gliedmaßen. Trotz seines für deutsche Ohren so melancholisch klingenden Akzentes und seines französischen Passes war er im tiefsten Inneren wütend. Wütend auf sein Leben, seine Herkunft als underdog eines reichen Volkes, das ihm zwar seine Nationalität verlieh, ihn aber gleichzeitig achselzuckend aus dem gesellschaftlichen Leben aussperrte. Wütend auf sich selbst. Miriam erkannte diese Wut, teilte sie und fachte sie weiter an. Sie hatte eine neue Welt für sich entdeckt und griff mit beiden Händen zu. Nach und nach fand sie zu einer erstaunlichen Reihe freiwilliger Entsagungen, obgleich das Wort „Verzicht“ für sie immer einen reaktionären Beiklang aus dumpfen Vergangenheiten besaß. Auf einmal mochte sie kein Schweinefleisch mehr, rasierte sich die Achselhöhlen, und die Freiheit ihrer Gedanken schien ihr nicht mehr so wichtig. Das wunderte Milton. Seine Schwester war eine robuste Atheistin gewesen, immun gegen Fundamentalisten, Gurus und Treppenhausprediger, die mit blumigen Reden vorgaben, im Besitz einer absoluten Wahrheit zu sein. Sie hielt Gläubige für einsame, ichbezogene Typen, die einen himmlischen Beobachter brauchten, weil sie kein anderes Publikum hatten. Von einem eifersüchtigen Gott könne man Rückschlüsse auf die Menschen ziehen, die sich ihn ausgedacht hätten, lästerte Miriam. Ihr plötzlicher Ernst war Milton neu.

„Das verletzt seine religiösen Gefühle“, sagte Miriam, als Milton ihr die Satanischen Verse zum Geburtstag schenken wollte. Sie bat ihn, das Buch umzutauschen.

„Du kannst es ja lesen, wenn er nicht dabei ist“, hatte Milton vorgeschlagen.

„Das wäre Verrat“, entgegnete sie. „Ich möchte ehrlich zu ihm sein. Schließlich liebe ich ihn.“

Miriams Liste der Entsagungen war noch um einige Punkte länger, doch sie zerbröckelte just an dem Tag, an dem Miriam Muhammad Fallas’ Reisepass entdeckte. Ihr algerischer Freund hieß in Wirklichkeit Louis LaFaloise und war irgendwo bei Fontainebleau beheimatet. Weiteres energisches Nachfragen ergab: Muhammad Fallas/Louis LaFaloise hatte an der Pariser Ecole Normale Supérieure das Staatsexamen abgelegt, seine Familie war streng katholisch, wohlhabend elitär, mit eigenem Landhaus und Chauffeur, und berief sich außerdem darauf, in direkter Linie vom letzten französischen Kaiser Napoleon dem Dritten abzustammen. Kurz entschlossen flutete Miriam das gemeinsame Badezimmer, in dem der falsche Muhammad gerade mit seiner Bartpflege beschäftigt war. Sie stellte sich auf den Toilettendeckel und drohte, den eingeschalteten Fön in die steigende Pfütze zwischen seinen Füßen zu werfen. Dann klingelten Nachbarn, bei denen es durch die Decke tropfte. Muhammad flüchtete mit einem spärlich rasierten Gesicht, schnappte sich Brieftasche, Gebetsteppich, Miriams Autoschlüssel und ward nicht mehr gesehen. Ihr Volkswagen Jetta wurde ein paar Tage später in zerbeultem Zustand von der Polizei zurück gebracht, während Miriam selbst mit Napoleons Ur-Ur-Ur-Enkelin Eugénie LaFaloise (Muhammads Mutter) einen Briefkrieg begann, der sich hauptsächlich darum drehte, dass Muhammad einen hässlichen Kupferring bei ihr liegen gelassen hatte. Dieser Ring war ein geheimes Erkennungszeichen, das Louis Napoleon Bonaparte seinem unehelich gezeugten Nachwuchs mit auf den Weg gegeben haben soll. Muhammad trug das Familienerbstück, das seiner Ahnin vor bald zweihundert Jahren Unterhalt und Ausbildung gesichert hatte, an einem Lederriemen um den Hals. Beim Verhör hatte Miriam ihm den Riemen zerrissen und den Ring hinterher eingesteckt. Sie kam zu dem Schluss, das zerbeulte Stück Kupfer sei die eigentliche Ursache für Muhammads neurotisches Verlangen, jemand zu sein, der er gar nicht war. Der Ring symbolisierte eine Familienkrankheit, den Traum vom sozialen Aufstieg, der schon vor Generationen von einem Psychologen hätte behandelt werden müssen. So schrieb es Miriam in ihrem letzten Brief an Eugénie LaFaloise nieder, kurz bevor sie sich aufmachte, den Ring im angetrockneten Betonfundament der neuen Sparkasse für immer verschwinden zu lassen. In diesem Moment fühle ich mich wie Frodo Beutlin, schrieb sie an Stelle eines Abschiedsgrußes an Muhammads Mutter. Jetzt werden wir alle freier sein!

Da der Kupferring als solcher tatsächlich wertlos war, musste Muhammads Mutter von einer Schadenersatzforderung absehen. Aber ihre Briefe kamen noch lange und regelmäßig, mal mit larmoyantem, mal mit mörderischem Unterton, erfüllt von jahrhundertealtem Hass auf les Allemands. In ihrem letzten Schreiben verriet sie, ihr Sohn hätte sich zu einem Gotteskrieger-Trainingscamp nach Afghanistan aufgemacht, und sie erwarte nicht, ihn lebend wiederzusehen. Danach war Ruhe. Miriam wiederum hatte ihr nicht verraten, dass aus ihrer langjährigen Einheit mit Muhammad ein napoleonisches Zwillingspaar namens Jonas und Leonie hervorgegangen war, für das sie den Kupferring im Nachhinein gerne aufbewahrt hätte.

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