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Informationen zum Buch
Dr. Bartling, ein angesehener Professor an der Leibniz Universität in Hannover, ist im Besitz eines legendären Schmuckstücks, des berühmt- berüchtigten Sephuris-Ringes. Er möchte mehr über Herkunft und Geheimnis des Erbstückes erfahren und sieht sich schließlich mit un angenehmen Wahrheiten konfrontiert, die sein bisher vom Schicksal begünstigtes Leben durcheinander bringen. Aber sein Los ist nur Anfang und Ende eines Reigens, der vor über zweitausend Jahren im ptolomäischen Ägypten seinen Anfang nahm und im heutigen Hannover endet.
Für eine spannende Zeitreise durch die niedersächsische Geschichte sorgen:
Richard Birkefeld
Bodo Dringenberg
Karola Hagemann
Cornelia Kuhnert
Susanne Mischke
Christian Oehlschläger
Egbert Osterwald
Wilhelm Stein
Ilka Stitz
Informationen zum Herausgeber
Susanne Mischke , Jahrgang 1960, ist erfolgreiche Krimiautorin und lebt heute bei Hannover. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der »Sisters in Crime« und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Zuletzt erschienen von ihr »Liebeslänglich« und »Der Tote vom Maschsee«.
Richard Birkefeld , 1951 in Hannover geboren, ist Historiker und Politologe. Er veröffentlichte zahlreiche Texte zur hannoverschen Stadtgeschichte und über kulturelle Veränderungen im frühen 20. Jahrhundert. Sein erster Roman »Wer übrig bleibt, hat recht«, den er zusammen mit Göran Hachmeister geschrieben hat, wurde 2003 mit dem Deutschen Krimipreis und dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet.
Herausgegeben von Richard Birkefeld und Susanne Mischke
Der Ring der Niedersachsen
Dunkle Geschichten aus zwei Jahrtausenden
©2010 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe
info@zuklampen.de · www.zuklampen.de
Titelgestaltung: Angelika Konietzny ( www.izwd.de), Hannover Konvertierung: Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH, KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
ISBN 978-3-86674-102-7
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.
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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.ddb.de› abrufbar.
Für August
Karola Hagemann
Verderben würde er die falsche Pharaonin mit ihrer Erhöhung der Isis – eine durchaus ehrenwerte Göttin sonst. Doch dem größten Gott der Ägypter, Amun-Re, musste wieder zu den gebührenden Ehren verholfen werden. Es konnte doch nicht angehen, dass Amun-Re, der Hauch des Lebens für alle Dinge, der dem Küken im Ei, den Fischen im Wasser, den Raubtieren, den Menschen, den Sternen das Leben gab, an die Seite gedrängt wurde und seine Priester, jahrtausendelang die Bestimmer der Geschicke Ägyptens, an Reichtum, Macht und Einfluss verloren. Sie, die im Namen des Amun-Re Pharaonen gekrönt, Ägypten zu seiner Größe verholfen hatten. Nein, diese griechische Usurpatorin musste fallen, und Isis – eine durchaus ehrenwerte Göttin – wieder an den Platz, der ihr gebührte, hinter Amun-Re.
Nicht umsonst hatte er hier in den Gewölben des Tempels zwanzig Jahre lang die Kunst der Magie studiert. Mit jedem winzigen Schnitt, mit dem er das Relief aus dem Stein holte, dem Karneol eine neue Form gab, mit jedem gemurmelten, dem Amun-Re heiligen Wort wurde das Verhängnis sicherer. Mit jedem Polieren das Schicksal der Griechin besiegelt. Nur gut, dass er als Priester des Amun-Re, als Magier dieses Gottes auch die Kunst des Steinschneidens und Goldschmiedens gelernt hatte, denn einem Schmuckstück konnte kaum ein Mensch widerstehen, einem so gelungenem wie diesem Ring mit dem feingearbeiteten Cameo schon gar nicht. Oh ja, er, Sephuris, wusste das, er kannte die Menschen.
Die Pharaonin würde glauben, dass dieser Ring mit dem Bildnis der Isis ihr Glück brächte, Isis – eine durchaus ehrenwerte Göttin –, deren Antlitz unter seinen Händen entstand, der Horusknabe an ihrer Brust, der Bruder Osiris an ihrer Seite, der Gott der Toten. Durch ihn, durch Osiris würde Amun-Re wirken. Mit jedem Polieren, mit jedem Wort wurde das Schmuckstück schöner, verführerischer, effektiver.
Noch ein wenig Weihrauch in die Schale für Amun-Re, damit der Fluch wirksamer werde. Oh, dieser Wohlgeruch, der seinen Geist benebelte, ihn Amun-Re näherbrachte, fast mit dem Gotte verschmelzen ließ, ja, er spürte es, das Antlitz der Isis würde umgedeutet, fehlgedeutet werden, diese Göttin mit ihren Mysterien für jeden, der das Geld, die Verbindungen hatte, ha, nichts war das im Vergleich zu den Mysterien des Amun-Re, die nur dessen Priester kannten. Ja, er sah das Schicksal der Isis voraus, ihr Sohn würde zum Gott werden und Unheil über die Welt bringen. Nun, nicht er selbst – jeder Gott war ja durchaus ehrenwert –, aber seine Priester, sie würden ihn zum alleinigen Gott machen, Isis würde zur Mutter degradiert und Osiris zum Erzeuger, nein, nicht einmal das, sein Geist würde das übernehmen. Lächerlich! Und Ströme von Blut würden die Welt erfüllen, Schlachten geschlagen, Städte geschleift, Türme gestürzt. Das Volk verdummt und geknechtet.
Das Gesicht schwand, gut, bedrückend, beängstigend war es gewesen. Er musste sich auf sein Werk konzentrieren, auf sein Ziel, die falsche Pharaonin vom ägyptischen Throne zu stürzen. Nun ja, ganz würde er die Zeit nicht zurückdrehen können, die Abkömmlinge der großen, der echten Pharaonen waren verschwunden, keiner würde sie ersetzen können. Doch das Wichtigste war, dass Amun-Re wieder die ihm zustehende Rolle einnahm. Und wenn dieser junge Römer Octavian dafür bezahlte, dass er, Sephuris, die griechische Usurpatorin des Pharaonenthrons beseitigte, so musste er dieses Angebot annehmen, alle Seiten würden davon profitieren. Zwar ging er anders vor, als der Römer sich es vorstellte, ein Mordkomplott hatte der im Kopf gehabt, so etwas Profanes, doch wäre sein Weg, der Fluch des Sephuris, nicht weniger wirksam, zudem viel ungefährlicher.
Noch ein wenig schleifen am Antlitz der Isis, noch ein wenig kratzen am Körper des Knaben, der letzte große, anstrengende, wirkungsvollste Zauberspruch, Weihrauch, Wein für den Widder des Amun-Re – das Werk war vollbracht. Oh, anstrengend war es gewesen, die Fackeln flackerten stärker, Sterne streuten sie vor seine Augen. Schwäche erfüllte die Glieder. Doch wirklich gelungen war der Ring, die Figuren sahen aus, als lebten sie. Wunderbar. Kleopatra würde nicht widerstehen können, und das wäre das Ende der Herrschaft der Ptolemäer. Dieser Ring würde die Welt verändern.
Karola Hagemann
9 n. Chr. Das römische Reich unter dem Princeps Augustus, dem ersten Alleinherrscher nach der Republik, dehnt sich weiter aus, Provinzen werden dazugewonnen, verwaltet, Aufstände niedergeschlagen. Im Norden wird versucht, den Einfluss zu festigen bis an die Albis, die Elbe. Die Flüsse entlang, Lippe, Weser und vermutlich auch an der Lagina, Leine, stehen Legionäre in Lagern und Kastellen. Doch es regt sich Widerstand, nicht nur in den eroberten Provinzen, auch in den eigenen Reihen.
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