Ingrid Schmahl
TAUSCHE EINSAMKEIT GEGEN ZWEISAMKEIT
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel Ingrid Schmahl
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Prolog
Bitte an Amor
Gerda wird aktiv
Blick zurück
Scheidung – und dann?
Neue Perspektiven
Außer Spesen nichts gewesen
Ist er es?
Ist Alexander der Richtige?
Marias Hoffnung
Sex mit Alexander?
Pech gehabt!
Gerda wieder alleine
Cowgirl gesucht
Erstes Treffen mit Herbert
Freundinnen
Wie geht es weiter?
Karl taucht auf
Jessy
Wandervögel
Karls Katastrophen
Anonyme Alkoholiker
Der Entzug
Familiäre Sorgen
Eine Zukunft mit Karl?
Ende gut – alles gut
Sie saßen in gemütlicher Runde beieinander: Sieben junge und ältere Frauen. Jeden Monat trafen sie sich im Café Wagner bei Kaffee und Kuchen, um sich über verschiedene Themen auszutauschen.
Heute war ihr Thema: Unterschiede zwischen Mann und Frau. Können Männer im Alter alleine leben? Können Frauen es?
Dass Frauen es oft können, weil sie es einfach müssen, war allen klar. Aber wie ist es bei Männern? Wenn sie jung sind, haben sie ihre Clique, in der sie gut aufgehoben sind. Aber wie ist es, wenn sie älter werden? Da gebraucht Mann schon alleine aus praktischen Gründen eine Frau. Eine, die ihn umsorgt, seine Zipperlein behandelt und mit der er eventuell angeben kann. Zum Angeben muss es eine junge Frau sein, die er aber nur bekommt, wenn er die finanziellen Mittel besitzt. Ansonsten ist ein älterer, alleinstehender Mann ein armer Wicht. Er lässt sich gehen, wie Gisela in der Frauenrunde berichtete. Sie ist verheiratet und kümmert sich um ihren Schwiegervater, der mit in ihrem Haus wohnt. Ohne ihre Hilfe sähe sein Zimmer oft schlimm aus. Für Ordnung hatte früher seine Frau gesorgt. Dafür ist jetzt seine Schwiegertochter zuständig.
So weit zum Thema Mann.
Von einer Bekannten namens Gerda berichtete Ursula. Gerda war zwar eine starke, selbständige Frau mit einem guten Beruf als Flugbegleiterin, jedoch ohne einen Partner an ihrer Seite fühlte sie sich sehr alleine. Sie suchte nach ihrer Scheidung einen neuen Mann, was aber zu mehreren Katastrophen führte. Sie brauchte einige Anläufe, bis es am Ende doch noch klappte und sie jetzt in einer harmonischen Partnerschaft lebt. Aber sie musste auch bei dieser letzten Partnerschaft einige Schwierigkeiten überwinden. Gerda machte viele Fehler, die sie fast am Leben verzweifeln ließen.
Die Runde der sieben Frauen diskutierten noch lange miteinander, wobei sie von Kaffee und Kuchen auf einen guten Rosé übergingen. Die Fehler, die Gerda gemacht hatte, wurden, nachdem Ursulas Bericht über Gerdas ganze Problematik auf den Tisch kam, lange besprochen. Alle hatten Verständnis für Gerdas Suche nach einem Mann, die jedoch nach ihrer einhelligen Meinung nicht so bald hintereinander hätte erfolgen sollen.
Zum Schluss waren alle der Meinung, dass ein älterer Mann schlecht alleine leben kann. Einer Frau aber trauen alle zu, alleine nach dem Verlust des Partners durch Tod oder Scheidung gut zurecht zu kommen. Bei der älteren Frau ist oft der Punkt die finanzielle Seite. Meist konnte in einer Ehe durch Kindererziehung oder ungenügende Ausbildung keine ausreichende Rente erworben werden, so dass die Frau im Alter oft in ärmlichen Verhältnissen lebt und daher eine neue Partnerschaft anstrebt, die ihre finanzielle Lage verbessern soll.
Ursula meldete sich wieder zu Wort:
„Ich habe über die ganze Geschichte von Gerda, die richtungweisend auch noch Umweg hieß, ein Buch geschrieben. Es ist gerade vom Verlag gedruckt worden und ich darf euch je ein Exemplar als Geschenk überreichen. Lest Euch die Geschichte durch, damit wir bei unserem nächsten Zusammenkommen weiter darüber sprechen können.“
Hier also Gerda Umwegs Geschichte und ihre Suche nach Liebe und Partnerschaft.
Gerda Umweg war gerade 58 Jahre alt geworden. Sie war von Kopf bis Fuß eine gutaussehende Frau mit einem bezaubernden Lächeln, wenn sie nicht gerade an ihr neues Singledasein dachte. Nach fünfundzwanzig nicht sehr glücklichen Ehejahren war sie seit der vorigen Woche frisch geschieden. Diese machte ihr das Leben ziemlich schwer. Gerda hatte mit Kurt zwei Kinder, die sich trotz der schwierigen Situation im Hause Umweg sehr gut entwickelten. Gerda musste sich eingestehen, dass das Ende ihrer Ehe mit Kurt vorauszusehen war. Kurts Frauengeschichten waren einfach nicht mehr zu tolerieren. Zu allem Unglück wurde sie auch gerade als Flugbegleiterin der Worldtours in den Vorruhestand geschickt. Sie sei für die ständigen Flüge rund um den Globus nicht mehr fit genug, sagte ihr Chef, Herr Gutedel. Er hatte ihr in einem Gespräch angeboten, weiter beim Bodenpersonal zu arbeiten. Aber davon wollte Gerda nichts wissen. Die Arbeit am Stuttgarter Worldtours-Schalter war in ihren Augen eine Degradierung, die sie nicht hinzunehmen bereit war. Wenn Gerda in ihrer schicken Uniform und dem kessen Käppi auf den blonden, kurzen Locken zusammen mit dem Flugkapitän und den Kolleginnen nach einem Flug aus Hongkong oder einem anderen Punkt auf der Weltkugel durch den Stuttgarter Flughafen schritt, sahen ihr viele Männer bewundernd nach. Bei der Arbeit am Flughafenschalter würde sie nicht einmal von ihrer Arbeit aufsehen können. Da drängelten nervöse, gestresste Männer und wollten möglichst schnell abgefertigt werden. Ehefrauen und quengelige Kinder warteten ungeduldig darauf, dass es nun bald losginge.
Weil Gerda also nicht auf das Angebot ihres Chefs einging, war sie jetzt ohne Arbeit. Sie langweilte sich sehr und wusste nichts mit sich anzufangen. Sie wohnte in Krähenwinkel, einem kleinen Ort in der Nähe von Stuttgart. Wenn man Krähenwinkel auf der Landkarte suchen würde, wäre es schwer, diesen Ort zu finden.
Als sie in Stuttgart bei der Worldtours arbeitete, konnte sie nach Feierabend noch durch die Stadt schlendern oder mit den Kolleginnen in einem guten Restaurant etwas essen. In Krähenwinkel gab es kein schickes Restaurant, sondern nur Emilios Pizzeria. Weil sie an diesem Tag vor lauter Frust noch nichts gegessen hatte, entschloss sie sich, am Abend eine Pizza bei Emilio zu essen. Als sie dann jedoch in der Pizzeria stand, entschied sie sich, die Pizza mit nach Hause zu nehmen. Es war ihr einfach zu laut und nach ihren Maßstäben nicht sauber genug in dem Lokal. Also machte sich Gerda an diesem verregneten Abend mit ihrer verführerisch duftenden Pizza quadro statione von Emilio auf den Weg nach Hause. Sie wollte dort zur Beruhigung ihrer Nerven diese Pizza essen und ein Glas Rosèwein, Marke Durbacher Premium trinken.
Plötzlich schrie sie erschrocken auf, weil eine kleine, pechschwarze Katze aus der Dunkelheit auftauchte und dicht vor ihr stehen blieb.
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