Jan Hanser
Die Jagd
nach der
silbernen Feder
Mit Illustrationen von
Harry Seifert
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabruf bar.
ISBN 978-3-86506-791-3
© Copyright 2015 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Titelgrafik und Innen-Illustrationen von Harry Seifert
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Satz: Brendow Web & Print, Moers
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
www.brendow-verlag.de
Für
Emil, Mio & Momme
Cover
Titel Jan Hanser Die Jagd nach der silbernen Feder Mit Illustrationen von Harry Seifert
Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abruf bar. ISBN 978-3-86506-791-3 © Copyright 2015 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers Titelgrafik und Innen-Illustrationen von Harry Seifert Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers Satz: Brendow Web & Print, Moers 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015 www.brendow-verlag.de
Widmung Für Emil, Mio & Momme
Geschichtenzeiten
Die Meute
Die Beute
Die Jagd durch das Felsenmeer
Die Schmugglerhöhle
Der Knochensammler
Auf Schmugglerpfaden
Am Königshof
Der junge Botenreiter
Im Versteck der Eselreiter
Die Schlacht um Avlar
In letzter Sekunde
Der Junge
Das Rudel
Ferris
Flucht über die Dächer
Der hohe Ofen
Gefährliche Neuigkeiten
Durch den Ostausgang und hinaus
Gefangen
Der Rat der Wölfe
Auf zum Siebengebirge
Die Schlacht
Die silberne Feder
Im Thronsaal
Danke
Zitat
Über den Autor
Weitere Bücher
Es gibt Tage, die sind wie gemacht zum Geschichtenerzählen. Auf einmal sind sie in meinem Kopf, die Geschichten. Dann müssen sie raus. Am besten möglichst bald, solange sie noch frisch und heiß und spannend sind. Dann warte ich sehnsüchtig auf den Abend, denn die eigentliche Geschichtenzeit ist bei uns zu Hause abends. Beim Zubettgehen.
Also, an solchen Geschichtenabenden kuscheln wir uns zusammen ins gemütliche Bett, meine drei Söhne und ich. Vielleicht lernt ihr sie eines Tages kennen. Es sind drei ganz famose Söhne. Aber welcher Vater würde das nicht von seinen Söhnen behaupten?
Wir ziehen uns die Decke bis an die Ohren und schalten die kleine Nachttischlampe an. Dann beginne ich zu erzählen.
Und während die Geschichten aus meinem Mund hinauswandern, gleiten sie in den Raum hinein und huschen schnurstracks in die Köpfe meiner Jungs. Das merkt man gar nicht so richtig, wie das passiert. Auf einmal sind sie da und wir sind mittendrin.
Spürst du, wie der Wind des anbrechenden Sommers die warme Decke anhebt? Siehst du das klare Leuchten der Sterne im tiefdunklen Himmel über dir? Dort oben, schau genau hin! Ganz deutlich hebt sich im Osten das Sternbild des großen Löwen hervor.
Der Junge, der in diesem Moment in rasendem Tempo über das flache Land reitet, fühlt den Wind auf seiner Haut und schaut hinauf zu den Sternen am Himmelszelt. Er ist wohl kaum älter als du. Seine Beine pressen sich fest in die Flanken des riesigen Tieres, auf dessen mächtigem Rücken er sitzt. Der Atem des Welfen geht regelmäßig. Seine Pfoten berühren den Boden sanft und in gleichmäßigem Takt und völlig lautlos. Fast scheint er zu fliegen. Nur eine Armeslänge entfernt reitet ein zweiter Junge, wohl nur wenig jünger als du. Seine Hände graben sich tief in das weiche silbrige Fell des zweiten Welfen, während die Büsche und Bäume neben ihm nach hinten wegfliegen.
Fühlst du, wie wir fast schon in einer anderen Welt sind? Aus den Hochhäusern werden massive Felswände, die die rechte Seite des Pfades begrenzen. Rau und von Rissen durchzogen säumen sie unseren Weg. Geduckte Büsche klammern sich mit ihren feinen Wurzeln an den kleinsten Spalt.
Die quadratische Rasenfläche da drüben, die beinahe so aussieht, wie du sie vielleicht vom Goethepark gegenüber kennst (vielleicht steht auf der, die du kennst, auch eines dieser überflüssigen Schilder „Betreten des Rasens verboten!“), scheint zuerst klein und dehnt sich dann doch nach Westen hin zu fast unendlicher Weite aus, entrollt sich, legt sich über Hügel und durch Gräben und bedeckt bald das ganze Land, durch das wir uns lautlos bewegen. Aus den wenigen Eichen, die die Friedhofsallee in meiner Stadt säumen, wird in diesem Moment im Nordwesten der mächtige und geheimnisvolle Wald der Wölfe. Manche nennen ihn auch „den alten Wald“, doch ihr werdet ihn als den „Wald der Wölfe“ in Erinnerung behalten. Wartet nur.
Hinter uns, dort, wo eben noch der kleine Spielplatz mit der roten Rutsche und dem quadratischen Sandkasten lag, glitzern goldene Sandkörner im Mondlicht und die Wellen des Südmeeres rollen mit sanftem Rauschen ans Ufer.
Ich könnte dir nun Piratengeschichten noch und nöcher erzählen. Doch darum soll es erst später gehen. (Vielleicht auch erst in einer ganz anderen Geschichte – wir werden sehen.)
Weit vor uns, nur sichtbar, wenn du deine Augen zusammenkneifst und ein wenig Fantasie mitbringst, streben die mächtigen und schneebedeckten Gipfel des Siebengebirges in den Himmel.
Und dahinter liegt, ihr ahnt es schon, das prächtige Schloss des großen Königs Lian mit seinen Zinnen, wehenden Wimpeln und hoch ragenden Türmen.
Und schon sind wir mittendrin. Mittendrin in dieser wundersamen Welt und mittendrin in unserer Geschichte. Bevor ich es vergesse: Die beiden Jungen heißen Jisah und Pepe. Ihre beiden Begleiter sind Welfen. Welfen sind die wohl treuesten und schnellsten Boten König Lians. Auf den ersten Blick werden sie von den meisten Erwachsenen für Wölfe gehalten. Das wäre euch natürlich nicht passiert. Auch wenn sie wirklich wie Wölfe aussehen.
Doch sie sind groß und mächtig wie Schlachtrösser und haben auf jeder Seite drei muskelbepackte Läufe. Ja, es sind wirklich drei. Auf jeder Seite!
Also, wie du bestimmt schon selbst nachgerechnet hast, insgesamt sechs Läufe.
Und jetzt, du wirst sagen: „Ist doch logo!“, sage ich dir, dass sie die schnellsten Tiere in diesem Teil der Erde sind.
Auf ihre Feinde – und auf die meisten Erwachsenen – machen sie einen ganz furchteinflößenden Eindruck. Ihre Zähne sind nicht niedlich. Ganz bestimmt nicht! Habt ihr vielleicht schon einmal ein niedliches Wolfsgebiss gesehen? Sicher nicht! Sie sind reißend und scharf und weiß. Ihre Lefzen sind blutrot und aus ihren Augen strahlt ein glühendes Feuer. Ihr Fell leuchtet bei Mondschein silbergrau und wer bei ihrem Anblick einen gehörigen Schrecken bekommt, der tut schon recht daran.
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