Ich kramte meine alten Notizbücher hervor, randvoll mit Hinweisen auf in alten Zeitschriften gesammelte Informationen, insbesondere aus dem Journal of Osteopathy , das ab dem Jahr 1894 veröffentlicht wurde. Dr. Stills handschriftliche Notizen waren mir beim Schreiben eine wertvolle Unterstützung. Einige seiner persönlichen Unterlagen waren mir von Dr. Stills Enkel Dr. George Andrew Laughlin und seiner Frau Elizabeth vorgelegt worden, als ich Direktorin der Bibliothek des KCOM war.
Ich las noch einmal Booths History of Osteopathy , Hildreths Lengthening Shadow , Pages The Old Doctor sowie Stills Autobiografie. Und erneut musste ich feststellen, was für eine faszinierende Persönlichkeit Dr. Still war. Es gab so zahlreiche interessante Geschichten über ihn, dass es schwer zu entscheiden war, welche aufzunehmen und welche fortzulassen sein würden. Ich habe versucht, einen chronologischen Bericht seines Lebens mit Anekdoten, Zitaten, seinen Sorgen und seinen Erfolgen zusammenzustellen.
Dies wird meine dritte Broschüre zur Geschichte der Osteopathie. Sie gesellt sich hinzu zu Osteopathic Medicine: Past and Present sowie Women in Osteopathic Medicine: Historical Perspectives . Diese und mein anderes Buch – The First School of Osteopathic Medicine – sind beim Still National Osteopathic Museum erhältlich, das sich auf dem Campus des KCOM befindet, einem College der MOM in Kirksville, Missouri.
Georgia Warner Walter, B.S., D.O. Ed. (Hon.)
Ohne die Ermutigung durch meinen Mann, Francis M.“Bucky“ Walter, wäre dieses Buch wahrscheinlich nie geschrieben worden. Er trieb mich voran, wenn ich auf Schwierigkeiten stieß oder einen Beleg nicht finden konnte. Einmal mehr fand er sich damit ab, wenn ich bis spät in die Nacht oder früh am Morgen arbeitete. Stets war er da, um Korrektur zu lesen oder Kritik zu üben. Seine langjährige Verbindung mit dem College als Studiendekan sowie sein Wissen über die Geschichte der Disziplin waren für mich bei allen meinen Texten eine wertvolle Unterstützung. Zudem danke ich meiner Tochter, Cynthia Willcox, dafür, dass sie verschiedene Versionen dieses Buches gelesen und redigiert hat.
Insbesondere möchte ich Präsident James McGovern meinen Dank für seine Unterstützung meines Vorhabens aussprechen. Dr. Elsie Gaber war eine große Hilfe bei der Veröffentlichung und beim Marketing für das Buch, und ich schätze sehr ihren Enthusiasmus und ihren Zuspruch, mit dem sie zu dem Projekt beigetragen hat. Besonderer Dank gilt auch dem Museum, insbesondere Debra Loguda Summers für ihre Hilfe mit Hinweisen und Abbildungen. Dank geht ebenfalls an Robin Becker für ihre redaktionelle Mitarbeit sowie an Gail Doss und Judy Funk, Grafikdesigner von der MOM, für Design und Layout des Buches. Dank schließlich auch an die Mitarbeiter der ATSU Printing Services, Rita Clem, Mike Evans und Cheryl Gashwiler.
ABB. 2: DR. ANDREW TAYLOR STILL, BEGRÜNDER DER OSTEOPATHISCHEN MEDIZIN
DER BEGRÜNDER DER OSTEOPATHISCHEN MEDIZIN
Der osteopathische Berufsstand wurde 1892 in Kirksville, Missouri, begründet, als Dr. Andrew Taylor Still die erste Schule für osteopathische Medizin eröffnete. Es ist erstaunlich, dass dies überhaupt geschah, da die Osteopathie unorthodox war, Dr. Still ein Exzentriker und Kirksville lediglich ein kleines Städtchen auf dem Land. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass sie so lange Bestand hatte und immer noch andauernd wächst. Heute gibt es mehr als 50.000 praktizierende osteopathische Ärzte und es gibt sie in jedem Staat unseres Landes. Die Frage, wie es dazu kam, dreht sich um die faszinierende Lebensgeschichte von Dr. Still.
Andrew Taylor Still wurde in einer hölzernen Hütte an der äußersten westlichen Spitze des Staates Virginia geboren, in der Nähe des Cumberland Gap, am 6. August 1828. Er war das dritte von neun Kindern, das Abraham „Abram“ und Martha Still bekamen. Sein Vater war englischer und deutscher Abstammung, seine Mutter schottischer. Abram Still war ein Methodistenprediger sowie Farmer, Arzt und Mühlenbauer.1
Andrew oder „Drew,“ wie seine Familie ihn nannte, wurde in einem hölzernen Schulhaus mit einem Raum eingeschult. Sein Lehrer war ein älterer Mann, dessen erste Pflicht darin zu bestehen schien, wie Drew sagte, die Knaben und Mädchen zu prügeln. Dazwischen gab es gelegentlich Unterricht. Als Strafe für schlechtes Abfragen mussten sich die Schüler auf den sehr unregelmäßigen Schädelknochen eines Pferdes setzen.
Als Drew sechs Jahre alt war, zog die Familie mit einem Ochsenkarren nach New Market, Tennessee, wo Rev. Still dem Holsten College zugeordnet wurde, das von der methodistischen Kirche betrieben wurde. Drew und seine beiden älteren Brüder wurden auf einer von dem College betriebenen Grundschule angemeldet. Drew sagte, dass er unterrichtet wurde von „einem Mann von hohem kulturellen Niveau, den Kopf voller Grips und ohne eine Spur Gewalt in seiner Arbeit.“ Dieser gute Auftakt seiner Schulbildung nahm Einfluss auf den Rest seines Lebens.2
Im Jahr 1837, als Drew neun Jahre alte war, wurde sein Vater von der methodistischen Kirche in den Nordosten Missouris geschickt, um dort den Siedlern als Arzt und Missionar zu dienen, die eben erst damit anfingen, an die westliche Frontier zu ziehen. Die zu dieser Zeit achtköpfige Familie packte all ihre weltlichen Güter auf zwei Wagen und machte sich mit sieben Pferden auf den langen Marsch von Tennessee nach Missouri.
Die Reise dauerte sieben Wochen. Drew erinnerte den ersten Teil der Reise später als recht angenehm. Das Wetter war gut und er genoss es, nachts draußen zu kampieren. Als sie allerdings an den Ohio kamen, stießen sie auf Regen und Dreck.
Kurz bevor sie den Fluss erreichten, hörten sie das schrille Pfeifen eines Dampfschiffs. Da sie so ein Schiff noch nie gesehen hatten, waren die Kinder gespannt darauf, dieses seltsame Wesen zu sehen, das Rauch ausspuckte und grelle Schreie ausstieß. Sie spornten die Gespanne an, damit sie rasch über die letzten paar Meilen bis ans Ufer des Ohio vorankamen, das sie überfüllt von Menschen, Vieh, Schafen und mit Waren beladenen Wagen vorfanden. Doch das Boot zog ihre Augen auf sich. Die ganze Familie stand verzückt, während es stromaufwärts dampfte, bis es aus ihrem Blick verschwand.
Sie warteten, bis sie an der Reihe waren, und dann überquerten sie den Ohio auf einem mit Pferdekraft durch eine Tretmühle betriebenen Fährboot. Andrew interessierte sich sehr dafür, wie das funktionierte. Ab Cairo war dann nichts mehr als Schlamm. Sie mussten sogar einen Führer beauftragen, der sie weiter begleitete, denn sie konnten die Wegspuren nicht mehr erkennen. Als sie schließlich an den Mississippi kamen, überquerten sie ihn hinüber nach St. Louis mit einer Dampffähre, die die Jungen auf ihrer ganzen Länge auskundschafteten.
Als sie St. Louis erreichten, suchte Rev. Still den ortsansässigen Methodistenprediger auf. Bruder Harmon erzählte Bruder Still eine Leidensgeschichte und lieh sich so, ohne irgendeine Sicherheit, aber mit dem Versprechen, binnen sechs Monaten zurückzuzahlen, all das Geld, dass die Kirche Still für den Umzug seiner Familie mitgegeben hatte. Bruder Harmon zahlte über acht Jahre nicht zurück und tat es auch dann nur ohne Zinsen. Bruder Still sagte, dass er deshalb begriffen habe, “dass einige Prediger nicht von Gott, sondern genauso wie manche normale Menschen schäbige Lügner waren.“ Glücklicherweise hatte Mutter Still einen kleinen Beutel Geldes gespart (350 Dollar), alles, womit die Familie nun ihr neues Leben in der Wildnis beginnen musste.3
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