Von dieser Erinnerung zehre ich gern. Daneben gibt es aber auch noch zahlreiche kleinere Riffe, die entsprechend schön und in einer Boots- oder Tagestour erreichbar sind. Auch Tiefen von 10 bis 20 Metern können unter Wasser grandios sein!
Für ›alle Tage‹ aber reicht mir GEISUM mit diesem Riff und seinem gepflegten kleinen Garten, in den vor drei Jahren ein großer Swimmingpool in idealer Weise integriert wurde – ein großes Lob für den verantwortlichen Architekten! Der ›urige‹, typisch ägyptische Gärtner, der diesen Garten liebevoll pflegt, und der deutschsprechende Pächter des kleinen Ladens für Touristen, sind die Wahrzeichen des Hotels, ganz zu schweigen selbstverständlich von dem Besitzer, der allmorgendlich seine Zeitung liest und Wasserpfeife raucht. Mit ihm und mit dem Pächter, der einige Jahre in Hamburg gelebt hat, unterhalte ich mich beinahe täglich über die Weltpolitik – und zwar auf Deutsch, Englisch und Arabisch, soweit ich das vermag. In diesem Jahr gibt es bekanntlich wegen der ägyptischen Revolution und der Bewegung in der arabischen Welt viel zu kommentieren. Und jetzt noch diese Schweinerei mit Ghadafi!
Ab und zu sieht man hier sogar Delphine oder eine riesige Schildkröte, ganz seelenruhig, keine zehn Meter von der Anglerbrücke entfernt. Mein schönstes Erlebnis aber waren 28(!) Calamar-Tintenfische, die – fußgroß – im Abstand von zirka 30 cm in einer lang geschwungenen S-Linie zwei Meter unter mir im Wasser schwebten und mit ihren Seitenflossen ›wedelten‹: Einfach unvergesslich!
Über Wasser gibt es hier aber auch etwas ganz Besonderes, nämlich eine großartige Windschutz-Pergola aus Holz, zweigeschossig und mit hochklappbaren Fenstern für weniger stürmische Tage. Die Farbe ist freilich abgeblättert, aber gerade deswegen wirkt die ganze Anlage sehr ›nostalgisch‹: Ich fühle mich beinahe an den ›Lido di Venezia‹ im Film ›Tod in Venedig‹ erinnert.
Hier treffen sich Tag für Tag oder in wiederkehrendem Rhythmus jedes Jahr Menschen aus Tschechien, Russland und Polen, also aus Osteuropa, und Deutschland mit den diesen Ort bevorzugenden Einheimischen. Es gibt Sonne und Schatten und wer etwas Restauration bis hin zu opulenten Fischplatten wünscht, dem kann entsprochen werden – selbst an passablem ägyptischem Wein mangelt es hier nicht. Aber davon später mehr!
Gleich ist es Zeit für meine zweiten 250 Meter ›Schwimmen mit Maske und Schnorchel‹; das tut dem ehemaligen Sportlehrer gut, ist Stress abbauend und unterstützt meine aktuelle Phase des ›Abspeckens‹ (15 Kilo in zwei Monaten sind schon runter): Meine Gesundheit dankt es mir bereits und vielleicht schaffe ich es ja sogar, wieder in meinen Frack zu passen, der noch irgendwo in Bonn hängt; denn dann brauche ich mir keinen neuen zu leihen oder zu kaufen, wenn mich die Oper Kairo oder die hiesige regionale Regierung demnächst zu einem ›Lieder-Abend‹ verpflichtet.
Also: GEISUM kenne ich seit meinem ersten Besuch am Roten Meer, denn ich war mit drei Bekannten hierher gekommen; eine von uns kannte K., den erwähnten Besitzer des Hotels, der sogar auch einmal in Bonn war.
In seinem einfachen, aber wie gesagt, sehr schönem Hotel, gab es für uns Neues: Die Männer vom Zimmerservice formten aus Handtüchern bemerkenswerte Vogelgebilde, die uns auf den Betten erwarteten, und die Kellner im Restaurant dekorierten die Weinflaschen mit ›Kunstblumen‹ aus Silberpapier – die Ägypter lieben ihre Gäste!
Aber Hurghada und das Hotel GEISUM waren nicht meine erste Erfahrung in Ägypten; begonnen hatte alles mit einer ganz normalen Pauschalreise zur Jahreswende 1976/77, also vor über 30 Jahren!
Hotel Geisum: Blick auf Garten und Pool
Hotel Geisum: Pergola
Hotel Geisum: Strand
Autor vor dem Schnorcheln
ERSTE ÄGYPTENREISE
Jetzt habe ich doch tatsächlich noch 100 Meter mehr geschworchelt – vielleicht weil das Wasser nach der Winter-Periode schon wieder fast 24 Grad warm ist: Bei Windstille erwärmt es sich binnen weniger Stunden, Klasse!
Aber ich will ja von meiner ersten Reise nach Ägypten erzählen. Ich war seit vier Jahren junger Oberstudienrat (Latein und Sport) in Köln Rodenkirchen, hatte die beiden ersten, sehr anstrengenden Jahre im ›full job‹ sowie ein Zusatzstudium Italienisch mit Abschluss an der Uni Bonn hinter mir und wollte mich dafür ein bisschen ›belohnen‹.
Italien kannte ich von vielen Reisen ja gut, also mal etwas Neues: Ägypten, wo sogar zur Weihnachtszeit gebadet werden konnte: Aber ich buchte gar keinen Badeurlaub, nein, als althistorisch Interessierter wollte ich eine klassische Ägypten-Reise machen. Kairo, Luxor, Assuan und mehr. Kairo, die größte Stadt Afrikas mit Weltstadt-Flair, haute uns alle, die wir diese Fahrt gemeinsam machten, schlechtweg um. Zunächst klappte indes unsere Hotel-Unterbringung nicht und wir endeten nachts gegen zwei Uhr in einem Hotel bei den Pyramiden; der Fernseher, der von einem Boy in diesem Land immer sofort eingeschaltet wird, zeigte gerade ein besonderes Programm, nämlich »Catchen« für Frauen! Ich staunte nicht schlecht, hatte aber großen Spaß. Auch heute noch genieße ich die ›Wrestling‹-Shows hier im Lande – manchmal gehe ich sogar eigens in die mir dafür bekannten Cafés.
Und dann, am nächsten Morgen … WOW! Es gab sie also tatsächlich, die Pyramiden, eines der sieben Weltwunder der Antike – und zwar das einzig erhaltene. Keine Abbildung, kein Film kann denselben Eindruck vermitteln wie das Original! Wahrhaftig ein Wunder!
Damals war es noch nicht verboten, die größte, die ›Cheops‹-Pyramide, zu erklettern. Und das tat ich – sportlich, wie ich war, ohne lange zu überlegen. Hinauf war das auch gar kein großes Problem, denn ich hatte ja ständig den Stein etwa einen Meter vor Augen. Aber als ich mich, oben angelangt, herumdrehte und in die weite Ebene von Gizeh schaute, da bekam ich es doch ganz schön mit der Angst zu tun. Und der Abstieg brauchte viel mehr Zeit und Konzentration, weil die Pyramiden-Wand, nach über 3500 Jahren Sonnen- und Wind-Einwirkung, ganz zerklüftet und die Stufen voller kleiner Steinchen waren, einem Rollsplitt ähnlich. Hatte ich beim Aufstieg wirklich geschwitzt, so kam mir jetzt beim Abstieg regelrecht der Angstschweiß. Aber es ging alles gut! Von der Besichtigung der ältesten Pyramiden weiter nördlich, war ich nicht so sehr beeindruckt.
Danach absolvierten wir natürlich das ›Standard-Programm KAIRO‹. Zuerst das National-Museum mit dem überwältigenden ›Tut Ankh Amun‹-Grabfund, vor dem alles andere verblasst! Neben den Goldsärgen bewunderte ich vor allem den Thronsessel des jungen Königs mit der lebendigen Darstellung des jungen Herrscher-Paares: Ich werde bald mal wieder dorthin gehen, es war zu schön!
EILMELDUNG: Wie ich heute erfuhr, ist der Chef-Ägyptologe des Landes unter richterliche Untersuchung gestellt worden – wegen Verdacht des Diebstahls am ägyptischen Volk in X Fällen! Und wie hat sich dieser selbsternannte ›Pharao‹ der Archäologie Ägyptens mit seinen Leistungen weltweit gebrüstet! Gegen einen jungen deutschen, begeisterten Ägypten-Freund hat er unberechtigterweise eine ›Schmutz-Kampagne‹ gestartet, weil der ihm verdächtig erschien, im Tal der ›goldenen Mumien‹, bei der Oase Baharia, unlautere Absichten zu hegen. Dieser junge Deutsche wollte aber nur seinen Traum verwirklichen: Ein Hotel in der Wüste! Jetzt ist dieser Mann dem Anschein nach auch nichts weiter als ein kleiner »Mubarak«, ein weiterer Gauner in der Riege der Totengräber des Landes. Hamdullillah – die Revolution schläft nicht!
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