Ergänzende Gedanken der Herausgeberin
Die Vorstudienanstalt
Rückkehr in die sowjetische Besatzungszone
Unterricht nach fünfjähriger Pause
Verbotene Zeitschriften
Währungsreform
Studentenzeit 1948 – 1954
Architekturabteilung TH Dresden bis zum Vordiplom
Die Studentenbude
Der Untermieter
Wie man so lebte als Student
Trümmerfelder und Ruinen
Stipendium
Das zweite Semester
Die Vollgummibereifung
Freizeitaktivitäten – Der „King“
Minnedienst und Westmargarine
Freizeitaktivitäten – Theater
Semesterferien – Wildost im Erzgebirge
Grenzgeschichten
Gründung der DDR
Optimistische Tragödie
Das vierte Semester
Kunstgeschichtliche Exkursion
Vordiplom
Die Zweite, die größere Hälfte auf dem Weg zum Diplom
Veredelnde Elemente
Die Architektur in den Fünfziger Jahren
Semesterferien in Ückeritz
Berlin Bauakademie
Abschluss in Wilschdorf
Volksarmee!!!
Himmelfahrt
Luftmatratzen
Sperrzonen und Spione
Sommer 1952
1952 – die zweite Fahrt
Kündigung – die Hundebude
17. Juni 1953 – Volksaufstand
Der letzte Urlaub als Student
Finale
Dies Ater
Nachbemerkung des Autors
Erwähnte Literatur
Zeitungen/Internet
Quellen
persönliche Quellen
Bildnachweise
Abkürzungsverzeichnis
Anmerkungen
Drei Jahre lag das Kriegsende zurück, als im Herbstsemester 1948 die Vorlesungen begannen. „ Man hat’s nicht leicht, so als Student “, das ist nicht nur ein klangvoller Titel für meine Aufzeichnungen, es war wirklich so. Wir haben gehungert, gefroren, meine Kleidung bestand aus einer dunkelblau eingefärbten englischen Armeeuniform, und der allgemeine Mangel beherrschte unser Leben. Im Mittelpunkt meines Berichtes sollen aber weniger diese zeitbedingten Probleme stehen, sondern die überwiegend positiven Erinnerungen an unsere Studentenzeit.
„ Architekt wollte er werden “, 1948 – 1954, das waren die Jahre des Studiums an der Architekturabteilung der Technischen Hochschule Dresden. Schon gemessen an der Zeitdauer, war das ein bedeutsamer Abschnitt meines Lebens.
Wir wussten schon damals unsere relative Freiheit und Unabhängigkeit zu schätzen. Es sind keine allein auf Grund der zeitlichen Distanz von mehr als einem halben Jahrhundert verklärte Erinnerungen. Deshalb habe ich auch nie darüber geklagt, dass ich um meine Jugend betrogen wurde. Wir mussten auf manches verzichten, aber wir haben unsere bescheidenen Möglichkeiten optimal genutzt und gerade das hat uns Erlebnisse beschert, wie sie jetzt nicht mehr denkbar sind. Das hat sicher auch dazu geführt, dass in meinen Betrachtungen weniger die fachlichen Probleme unserer Studentenzeit im Vordergrund stehen. Basis meiner Publikation sind zeitgenössische Aufzeichnungen aus Tagebüchern, Briefen und Kalendern.
Sinngemäß trifft das auch auf die Jahre meiner praktischen Tätigkeit als Hochbaupraktikant, als Architekt in volkseigenen Projektierungsbüros zu. 37 Jahre habe ich damit zugebracht, am laufenden Bande Bauprojekte der verschiedensten Art zu produzieren.
Dresden, Oktober 2007
Hans Hüfner
ERGÄNZENDE GEDANKEN DER HERAUSGEBERIN
Mittelpunkt dieser Publikation sind Erlebnisse und Ereignisse in den 1950er Jahren, die, nach den schweren Kriegszeiten, für den Autor sehr abwechslungsreiche Jahre im positiven Sinne waren. Zum Anfang soll im Kapitel Vorstudienanstalt eine kurze Einführung erklären, warum nicht sofort nach Kriegsende ein Studium aufgenommen werden konnte. Zum Studienbeginn im Oktober 1948 war mein Vater bereits 22 Jahre alt, hatte allerdings schon eine Maurerlehre absolviert. Die Zeit zwischen dem Kriegsende und Studienbeginn, welche in dieser kleinen Publikation nur gestreift wird, war ereignisreich. Sie war nicht nur von Hungerjahren geprägt, sondern stellte auch schon so manche Herausforderung und Mut zu Entscheidungen an den jungen Protagonisten. Vorzeitig aus der Schule in Grimma im Februar 1943 zum Flak-Dienst für die Leunawerke abkommandiert, später Reichsarbeitsdienst und Wehrmachtsausbildung, musste im Sommer 1945 die persönliche und berufliche Situation von Hans Hüfner eine Neuorientierung erfahren.
Viele Episoden beschreiben auf humorvolle Art, wie der nicht immer einfache Alltag gemeistert wurde. Auch zahlreiche Vergnügungen und der Urlaub kamen nicht zu kurz. Mit dem Fahrrad fuhren die Studenten mehrere Jahre in Folge während der Semesterferien an die Ostsee. Die kurzweiligen Reisebeschreibungen geben beiläufig Eindrücke vom Leben im Nachkriegsdeutschland. Unterwegs sahen die Studenten noch vielerorts Ruinen, auch kleine Landstädtchen, welche oftmals zum Ende des Krieges noch sinnlos zerstört wurden. Es ist eine Zeit des Mangels und der Entbehrung, aber wie es mein Vater selbst beschrieb, war es eine interessante Zeit. Vielleicht lag es auch daran, dass die Studenten in seinem Semester alle noch den Krieg in seiner letzten Phase unfreiwillig miterleben mussten, auch die schwierige Zeit zwischen 1945 und 1947 meistern mussten und daher um so hoffnungsvoller einen Neustart begannen.
Von den Zeitzeugen aus jenen Jahren, die man befragen könnte, leben nur noch wenige. Ich greife deshalb auf die stummen Zeugen aus diesen Jahren zurück – Briefe –, die damals geschrieben, gesammelt und sorgfältig aufbewahrt wurden und somit für die Nachgeborenen erhalten blieben. Ergänzend zum Text meines Vaters geben diese Briefe doch persönliche Eindrücke des Schreibenden wieder. Jeder Mensch erlebte Ereignisse wie beispielsweise den 17. Juni 1953 sehr unterschiedlich, doch meist sind die persönlichen Sichtweisen auf das Geschehen nicht auf’s Papier gebracht worden. Dieses Ereignis und andere politische Höhepunkte fanden in jenen Jahren des Studiums meines Vaters statt und sollen deshalb nicht unerwähnt bleiben.
Übergangslos beginnt nach dem Studium der „Ernst des Lebens“, in dem die erworbenen theoretischen Kenntnisse und Fähigkeiten zur praktischen Ausübung in volkseigenen Betrieben angewandt werden konnten. Das Berufsleben wird an dieser Stelle nicht aufgeführt, jedoch schienen die ersten beiden Arbeitsstellen interessant gewesen zu sein und das nicht nur auf Grund der Arbeit, sondern auch auf Grund der gemeinsamen Ausflüge und Veranstaltungen der Arbeitskollegen. Zeigen sie doch einen kleinen Ausschnitt des Lebens im Ostteil Deutschlands zu einer Zeit, die noch lange von den Folgen des Krieges geprägt war. In einer folgenden Publikation könnte dieses Thema ausführlicher zu Wort kommen.
Die Lebensmittelkarten wurden erst Ende der 1950er Jahre für immer abgeschafft. Aber was danach folgte, die Mauer, war noch einschneidender für die Menschen.
Dresden, Juni 2018
DIE VORSTUDIENANSTALT
KREISKOMMISSION LEIPZIG
6. Januar 1948,Rückkehr auf die Schulbank nach fünfjähriger Unterbrechung. Bereits drei Jahre zuvor, Ostern 1945, sollte ich meine Schulzeit an der Fürstenschule St. Augustin zu Grimma mit dem Abitur abschließen. Aber die Verhältnisse ließen das nicht zu im Frühjahr 1945. Immerhin hatte ich die letzten Wochen des Krieges unverletzt überlebt. Dass uns die Russen nach der bedingungslosen Kapitulation nach Hause geschickt hatten und nicht nach Sibirien, grenzte fast an ein Wunder, hat mir Jahre der Gefangenschaft erspart. Dass ich nun hier, an einer „Vorstudienanstalt“, mit einer Verspätung von vier Monaten noch antreten durfte, um die Hochschulreife zu erwerben, war ein weiteres Wunder.
Nach meiner Entlassung aus der Wehrmacht, welche laut amerikanischem „ Certificate of Discharge “ am 11. Juni 1945 erfolgte, hatte ich ausreichend Zeit und Muse, darüber nachzudenken, wie es nun mit mir weitergehen sollte. Irgendwie musste ich ja versuchen, meinen Lebensunterhalt durch eigener Hände Arbeit zu verdienen. Die Entscheidung, Maurer zu werden, war kein Zufall. Ein Bauberuf war schon früher einmal in die engere Wahl gezogen worden. Den letzten Anstoß lieferten aber die deutschen Trümmerfelder, die der Krieg hinterlassen hatte, eine Garantie dafür, dass zu meinen Lebzeiten die Arbeit nicht ausgehen würde.
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