Betrachten wir nun den Hohlraum im Körper der Maxilla. Hier sehen wir noch mehr funktionelle Anatomie des Gesichts. Da sich die Maxillen aus Bindegewebe entwickeln, sind die Wände der Sinus maxillares knöchernes Bindegewebe. Es gibt Conchae oder Muscheln an den Innenwänden der Nase, die sich einrollen und ausrollen. Die oberen und die mittleren Conchae gehören zum Os ethmoidale. Die Conchae sphenoidalis und die Conchae inferiores sind eigenständige Knochen. Das Nasennebenhöhlensystem besteht aus dem Hohlraum im Corpus sphenoidalis, den Stirnhöhlen, den Luftzellen im Os ethmoidale, den Sinus maxillares, dem Mittelohr und den pneumatischen Zellen des Proc. mastoideus. Es handelt sich in allen Fällen um luftgefüllte Hohlräume, die kontinuierlich mit Schleimhaut ausgekleidet sind. Anscheinend gibt es irgendeinen Prozess, durch welchen die Luft in diesem System während der Inhalation und Exhalation ausgetauscht wird, sonst kommt es zu einer Stauung der Luft. Mikroorganismen könnten sich dann ungehindert vermehren. Welcher Mechanismus kann einen solchen Prozess bewerkstelligen?
Betrachten Sie das Gelenk des Os zygomaticum mit der Maxilla. Es befindet sich genau an der Spitze des Proc. zygomaticus, an der Spitze die pyramidenförmigen Maxillen. Ein L-förmiger Bereich auf der Maxilla ist mit einem L-förmigen Bereich am Os zygomaticum gelenkig verbunden.
Das Os Zygomaticum funktioniert als eine interossale mechanische Vorrichtung zwischen Os sphenoidale und Maxilla und ebenso zwischen den Ossa temporalia und Maxilla.
Schauen Sie nun das Vomer an. Seine Wände, welche die Alae bilden, passen exakt über das Rostrum des Os sphenoidale. Von dort erstreckt es sich über die horizontalen Laminae der Ossa palatina und die Maxillen (das Dach des Mundes) und bildet einen Anteil des Septum nasi. Während der Inhalation bearbeiten die Ossa zygomatica und das Vomer den Sinus sphenoidalis und die Sinus maxillares ungefähr wie die Saugglocke eines Klempners. Diese Funktion sieht in meinen Augen wie ein Mechanismus zum Austausch von Luft aus.
Kleine Dinge wie Ursprung und Ansatz der extrinsischen Muskeln des Augapfels werden Ihre Fähigkeiten als Osteopath herausfordern. Einer der Muskeln hat seinen Ursprung im Dach der Orbita, ein anderer an ihrem Boden. Die übrigen vier entspringen einer Manschette um das Foramen opticum, mit Ansatzstellen zwischen den Wurzeln der Alae minores et majores des Os sphenoidale. Nn. optici und Aa. ophthalmicae treten durch dieses Foramen in die Kegelspitze der Orbita ein. Die Nerven, welche diese vier Muskeln versorgen, nämlich der dritte und der VI. Hirnnerv, verlaufen durch die Fissura orbitalis superior.
Die Form dieser Fissur wechselt, wenn sich die Beziehung zwischen den Alae minores et majores des Os sphenoidale während der Inhalation und Exhalation verändert.
Wäre die Orbita ein Hohlraum mit festen knöchernen Wänden, wo könnte dann dem gesundem Menschenverstand nach eine Anpassung an die zirkulatorische Physiologie des Augapfels, eines vaskulären Organs, stattfinden? Sie sehen in den kegelförmigen Raum und bemerken diese zwei auffallenden Spalten – die Fissurae orbitalis superiores und inferiores. Fragen Sie sich, ob es dort nicht den Beweis für eine Einrichtung gibt, die mechanische Veränderungen aufgrund von Bewegung möglich macht.
Ich denke an einen Tag zurück, als ich von draußen auf dem Land mit den Worten angerufen wurde: „ Unser Sohn hat eine spinale Meningitis.“ Man erzählte mir, der Hausarzt habe gesagt, er wäre sich in der Diagnose nicht sicher, da der Patient kein Fieber habe. Lediglich seine Augäpfel waren nach hinten oben verdreht. Man machte mich mit der Vorgeschichte vertraut: Eine dieser altmodischen Türen, die aus einer oben angebrachten Angel schwingen, war heruntergefallen und hatte den Jungen direkt oberhalb seiner Stirn getroffen. Ich stellte fest, dass das Os frontale beidseitig zurückgedrückt und auf die Alae minores et majores des Os sphenoidale getrieben worden war.
So entstand in diesem Bereich eine mechanische Blockierung. Es war eine kleine Sache in diesem zarten, komplizierten Mechanismus, die sich leicht korrigieren ließ. Die Augäpfel kehrten in ihre normale Position und zu ihrer normalen Beweglichkeit zurück. Es hört sich einfach an und ist es auch, wenn Sie gut verstehen, was durch diesen Schlag passiert ist. Um das Problem zu beseitigen, bediente ich mich jener Technik, die ich den ‚Kanthaken‘ nenne. 46Wenn Sie bei dieser Technik einen guten Kontakt mit dem Os frontale haben, vergewissern Sie sich, dass Sie zuerst das Os frontale nach oben und weg von sowohl dem großen wie auch kleinen Ala des Os sphenoidale anheben, bevor Sie ihn in seine Ursprungsposition bringen.
Es gibt beim Gesichtsmechanismus und seiner Beziehung zur Schädelbasis eine Menge zu bedenken. Frischen Sie Ihr Wissen über Anatomie in diesem Bereich auf. Achten Sie darauf, welche Nerven durch bestimmte Foramina und Kanäle verlaufen. Folgen Sie dem Verlauf der Nerven bis zur extrinsischen Augenmuskulatur und überlegen Sie, welchen Vorteil die Passage durch den Sinus cavernosus hat.
Beachten Sie, dass die A. carotis Wände wie alle Arterien besitzt und den Verlauf durch den Sinus cavernosus. Denken Sie an den Schutz der arteriellen Blutversorgung des Gehirns und den unterschiedlichen Verlauf im Vergleich mit dem venösen Blut auf seinem Weg aus dem Schädel.
Es wird behauptet, dass 95 Prozent des venösen Blutes den Schädel durch die Foramina jugulare verlassen. Jedes Foramen jugulare wird durch die Anatomie und die Artikulation zwischen Pars petrosa des Os temporale und Proc. basilaris des Os occipitale gebildet. Sie haben also ein Foramen vor sich, das mittels einer Gelenkverbindung zweier Knochen gebildet wird. Eine Luxation an dieser Stelle könnte den venösen Blutfluss aus dem gesamten Kopf einschränken. Auch die Plexi choroidei wären davon betroffen. Es liegt eine tiefe Bedeutung darin, dass ein Foramen von zwei Knochen gebildet wird.
Vergessen Sie auch nicht die Sinus petrosae, sowohl den oberen als auch den unteren. Überlegen Sie, in welcher Beziehung sie zum Sinus cavernosus stehen, dem venösen Hauptkanal der Augen. Eine Restriktion dieses Kanals irgendwo zwischen den Orbitae und den Foramina jugulare, könnte einen Zustand hervorrufen, der ein Glaukom in seiner Entstehung begünstigt. Denken Sie bei Ihrem nächsten Glaukom-Fall daran.
DER OROPHARYNX UND DIE TUBA AUDITIVA
Neulich fragte mich jemand wegen Stotterns. Ich erzählte daraufhin dem Arzt über meine Erfahrungen, die ich in einer Klinik für Stotternde gemacht habe. Dort gab es eine therapeutische Übung, bei der die Zunge eingerollt werden sollte, aber manche Menschen waren dazu nicht in der Lage. Nachdem ich das kleine Os palatinum so bearbeitet hatte, dass die Beziehung zwischen dem Ursprung und dem Ansatz des vorderen Stützpfeilers 47verändert wurde, bereitete es ihnen keine weiteren Schwierigkeiten, die Zunge einzurollen.
Unterhalb der Partes petrosae der Ossa temporalia und des Os sphenoidale gibt es zahlreiche anatomische Details, die man beachten muss. Der Ursprung der beiden folgenden kleinen Muskeln, M. levator veli palatini und M. tensor veli palatini, ist auf Knochen. Der Ansatz liegt im muskulären Gewebe des weichen Gaumens. Von diesem geht ein weiterer Muskel, der vordere Stützpfeiler, hin zur Zunge. Ein weiterer Muskel, der hintere Stützpfeiler, 48verläuft zum Pharynx. Überlegen Sie, wie ein Strainmuster auf den Ursprung und Ansatz jener Muskeln in Verbindung mit dem weichen Gaumen, dem Pharynx und den Tonsillen wirken könnte.
Denken Sie nun an die Anatomie unterhalb der sphenobasilaren Verbindung. Achten Sie besonders darauf, was passiert, wenn die sphenobasilare Verbindung sich in einer extremen Flexionsposition befindet und beide Ossa temporalia in starker Außenrotation stehen. Sie sehen, wie sämtliches Weichgewebe unter der Schädelbasis nun zusammengedrängt ist.
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