Ingrid Stahn
VON FRIEDLAND IN
OSTPREUSSEN AN
DEN JAKOBSWEG
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche
Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek
verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://www.dnb.deabrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte bei der Autorin
Coverfoto © Tino Hemmann
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel Ingrid Stahn VON FRIEDLAND IN OSTPREUSSEN AN DEN JAKOBSWEG Engelsdorfer Verlag Leipzig 2014
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar. Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte bei der Autorin Coverfoto © Tino Hemmann Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Vorwort Die Lebenswege einfacher Menschen sind oft interessanter, als die zurechtgelegten und schön geschriebenen von bekannten Persönlichkeiten.
Ihre Erinnerung gehen zurück auf den 3. April 1944
Die Flucht
Reise in die Vergangenheit
Erinnerungen an die Flucht
Ungeliebte Flüchtlinge
Der Stiefvater und eine neue Familie
Die Kohlenklauer, bzw. Fringser aus der Not
Schulanfang und so etwas wie ein Familienleben
Deutschlands politische Neuordnung durch die Siegermächte
Gefährliche Schwarzfahrt durch die Grenzen der Alliierten
Zwei deutsche Staaten, zwei deutsche Währungen
Berufsausbildung im Sozialismus
Verlockung Westen, die Freiheit ruft
Im Westen
Der 13. August 1961
Der neue Lebensweg
Bei der Bundeswehr als Soldatenfamilie
Gesunde Wirtschaft, gesunde Familie und Kinder dazu
Eine Familie zerbricht
Humanität im Sozialismus kostet Eintrittsgeld
Die erste Nestflüchterin
Der Weg für den dritten Lebensabschnitt
Ein neuer Lebensabschnitt
Die Lebenswege einfacher Menschen sind oft interessanter, als die zurechtgelegten und schön geschriebenen von bekannten Persönlichkeiten.
Ein Artikel im Focus (Ausgabe Nr. 43/2000) bewegte mich zum Schreiben. Man hat erkannt, dass die Zeit nicht, wie bisher immer angenommen, alles heilt. Es ist eine Tatsache, dass durchlebte traumatische Lebenssituationen zwar verdrängt werden können, die betroffenen Personen ihren Alltag völlig unauffällig abwickeln, ihr Leben völlig individuell mit Erfolg und Verantwortung erfüllen, Häuser bauen, Kinder im geschaffenen Wohlstand erzogen, mit Fleiß und Pflichtgefühl erst alles andere erledigen, ehe sie an sich selbst dachten.
Je älter diese Menschen aber werden, desto öfter holen sie aus ihrem Langzeitgedächtnis diese traumatischen Lebenserfahrungen wieder hervor, mit unterschiedlichen Beweggründen.
Das kann Selbstmitleid sein, („seht her, was wir erleben mussten und haben trotzdem die Kraft gehabt, ein neues Leben aufzubauen. Unsere Leistung damals, ist Eure Verantwortung und Pflicht heute“), oder Enttäuschung, keine Anerkennung für das, was man geleistet hat, keine Würdigung der Lebensleistung in einer schnelllebigen Zeit, keine Achtung erfahren zu haben, Nutzen und Benutzen dieser inzwischen altgewordenen Menschen, die es oft nicht verstehen, dass Spaß und Lebensart vor Pflicht und Verantwortung gestellt werden.
Die Jüngeren kämpfen ihren eigenen Kampf, da ist keine Zeit und kein Interesse zum Zuhören, wenn alte Wunden aufbrechen, der alte Körper, der den Rest seiner Kraft zum Überleben benötigt, lässt nun die Wunden seines Lebens sprechen.
Es ist die Zeit der Seele, die hervor tritt, wenn Kraft und Geist leise werden, nun holt sie ihre schmerzhaften Erlebnisse hervor und will sie verarbeiten, denn viele Jahre musste sie der Körperkraft und dem Geist den Vortritt überlassen.
Anstatt nun Beistand, Geborgenheit, Verständnis und Liebe von denen zu erhalten, denen ihre ganze Kraft gewidmet war, erhalten sie oft nun Psychopharmaka oder einen Platz im Altersheim.
So schreibe ich dieses Buch, um ebenfalls alle Gefangenschaften frei zu lassen und nicht zu vergessen.
Verse von Ricarda Huch auf einem Reliefstein neben der Jesuitenkirche in Mannheim:
„Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen sich tiefer und tiefer ins Herz hinein; und während Tage und Jahre verstreichen, werden sie Stein.“
„Von Friedland an den Jakobsweg“ ist eine biografische Erzählung des Lebensweges eines Flüchtlingskindes.
In der Geschichte erzählt die Autorin die traumatischen Fluchterlebnisse mit den Grausamkeiten und Lebensbedrohungen, die dieses Kind mit seiner Familie erleben, ertragen und verkraften musste. Viele Jahre nach dem Krieg hatten sie als Heimatvertriebene unter der einheimischen Bevölkerung wenig Anerkennung und Annahme gefunden. Das Flüchtlingskind in der Person Andrea entwickelte trotz widriger Umstände Kraft und Lebenswille für ihr eigenes Leben. Sie schuf erfolgreich eine Lebensgrundlage für sich und ihre Kinder. Nie konnte sie sich ausruhen, oder sich Schwächen hingeben. Sie zog ihre Kinder allein groß, als ihr Mann die Familie verließ. Als ihre drei Kinder erfolgreich ihre Lebenswege gehen und sie verlassen, muss sie den Sinn für ihr eigenes Leben finden.
Über 60 Jahre deutsche Geschichte ziehen mit den geschilderten Lebenssituationen aus dem Krieg, der Flucht, den Nachkriegsjahren, der deutschen Teilung und der deutschen Wiedervereinigung mit erlebten Zeitgeschehen am Leser vorbei und lassen ihn teilhaben oder sich sogar selbst wieder erinnern an eigene Erlebnisse aus dieser Zeit. Es sind schicksalhafte Geschehen die heute gewollt von Politikern abgewiegelt, verdrängt und zeitgeschichtlich verfälscht werden.
Die Wahrheit über diese Geschehen ist unerwünscht, da es das Leid der deutschen Zivilbevölkerung gleichstellen müsste, mit dem Leid aller durch diesen Krieg betroffenen Völker. Die Autorin möchte mit den Erlebnissen dieses im Krieg geborenen Kindes 60 Jahre deutscher Geschichte festhalten, um späteren Generationen die Wahrheit zu erhalten. Ich wünsche mir als Autorin für die Zukunft unseres deutschen Volkes Kraft und Stolz, um ihr Land wieder zu lieben und zu verteidigen, ihre Sprache nicht mit Anglizismen zu verleugnen, ihre Kultur, Sitten und Gebräuche zu pflegen und sich mit ihnen zu identifizieren, nicht durch „Multikulti” ihre Identität ausmerzen lassen, dass sie als Volk ihren Stolz und ihr Bewusstsein wieder erhalten, was sie in über 60 Jahren nach diesem unseligen, leidvollen Krieg für sich und die Welt wieder geschaffen haben.
Eisenach, d. 1.1.2011
Ihre Erinnerung gehen zurück auf den 3. April 1944
Es war ihr 3. Geburtstag, der sich in ihr Gedächtnis geprägt hatte. Es war kein Fest mit Kerzen, Torte, Geschenken, Spiele und Gästen. Es war eine Erinnerung an Angst und Hilflosigkeit.
Sie hatte als Dreijährige verstanden, dass die furchtbare Nachricht vom Tod des Vaters nach Hause gekommen war. Sie kannte ihn eigentlich gar nicht. Es war eine Person von der alle sprachen, irgendwie musste da noch jemand in der Familie wichtig sein, sie aber konnte sich nichts darunter vorstellen oder etwas damit verbinden. Als sie geboren wurde, war ihr Vater im Krieg, von seinen kurzen Fronturlauben hatte sie keine Erinnerung zurück behalten.
Deutschland befand sich im Krieg. Jeder neue Tag brachte neue Hoffnung, dass das Schlimmste nicht geschehen möge, aber für viele Familien wurde diese Hoffnung mit einer entsetzlichen Nachricht: „Für Volk und Vaterland gefallen”, beendet.
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