Jamo Mantam - Oooh, Dicker, mein Dicker ...

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Das Unglück brach vor zehn Jahren über sie herein, als sie eines Tages über einen Rad fahrenden, Pfandflaschen sammelnden Frührentner stolperte, der seither nicht mehr von ihrer Seite weicht und sie stets seiner ungetrübten Liebe versichert. Wo auch immer sie hin zu fliehen versucht, diese ungehobelte, jeglichen Anstandes erfolgreich fern gebliebene Kreatur flieht mit. Was die Autorin in diesen zehn Jahren im Dunstkreis ihres »radelnden Affen« alles erlebt und bis zur Weißglut hin zu erdulden hatte, beschreibt sie in zwanzig Kurzgeschichten mit bissigem Humor, triefendem Sarkasmus bis hin zu resignierender Selbstironie. Denn der allgemein gehaltene Sinnspruch »Das Grauen hat einen Namen« findet hier schreckliche Realität: Das Grauen heißt DICKER! Sie hätte weglaufen sollen …

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Jamo Mantam

OOOH, DICKER, MEIN DICKER …

Geschichten vom Blödhammel aus Brummelbach

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2015

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.

Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

www.engelsdorfer-verlag.de

IN MEMORIAM

Inge R.

Wolfgang R.

Roswitha R.

Werner R.

Ihr hättet euch ruhig noch etwas Zeit lassen können.

Elli T.

Erich T.

Ihr seid keinesfalls vergessen.

INHALT

Cover

Titel Jamo Mantam OOOH, DICKER, MEIN DICKER … Geschichten vom Blödhammel aus Brummelbach Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015

Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015 www.engelsdorfer-verlag.de

In Memoriam IN MEMORIAM Inge R. Wolfgang R. Roswitha R. Werner R. Ihr hättet euch ruhig noch etwas Zeit lassen können. Elli T. Erich T. Ihr seid keinesfalls vergessen.

Prolog PROLOG Mein liebes, kleines Dickerchen! Danke, danke, danke für all deine Liebe und alle deine Schrullen und Eigenheiten, Danke für deinen Dickschädel und deine verqueren Verrücktheiten, Danke für deinen gelebten Irrsinn und liebevoll gepflegten Wahnsinn, mit dem du, mich an der Hand, durchs Leben taumelst. Danke für all dies, was dieses schöne Büchlein erst möglich gemacht hat. Und glaube mir eines: den Rest schaffen wir auch noch. In herzlicher Zuneigung (wenn auch bisweilen von blankem Grausen geschüttelt) Deine Kleenä!

Alles auf Start

Das erste Mal

Fahrradtouren

Das geht doch noch

Der Herr der Fliegen

Frau Daniels Salami

Ein paar Bierchen

Gebrochene Knochen – und eine Bewerbung

Das Auto

Ein gepflegtes Gespräch

Grillzeit

Das Internet

Ein Brief an die Staatsanwaltschaft

Klopapier

Gelbe Säcke

Klopfzeichen

Mittagspause

Nüsse schlachten und Löffelkram

Leib und Seele

Schusselmania

Epilog

PROLOG

Mein liebes, kleines Dickerchen!

Danke, danke, danke für all deine Liebe und alle deine Schrullen und Eigenheiten, Danke für deinen Dickschädel und deine verqueren Verrücktheiten, Danke für deinen gelebten Irrsinn und liebevoll gepflegten Wahnsinn, mit dem du, mich an der Hand, durchs Leben taumelst.

Danke für all dies, was dieses schöne Büchlein erst möglich gemacht hat.

Und glaube mir eines: den Rest schaffen wir auch noch.

In herzlicher Zuneigung (wenn auch bisweilen von blankem Grausen geschüttelt)

Deine Kleenä!

ALLES AUF START

So. Also. Da wäre ich nun. Stehe am Start und soll anfangen. Kauere hier in meinen Startlöchern und fühle mich bemüßigt, drauflos zu preschen. In Richtung dieses Es-Ist. Doch je mehr ich über dieses Es-Ist, also über die Gegenwart, genauer spekuliere, umso ärger beschleicht mich der Verdacht, dass dies vielleicht die verkehrte Richtung ist, die ich einzuschlagen gedenke. So rum geht das nämlich nicht. So herum komme ich in Erklärungsnot. Denn wenn ich dieses gegenwärtige Es-Ist direkt aufgreife und hier beginne, dann wird der geneigte Leser spätestens nach fünf Seiten dieser expliziten Lektüre davon überzeugt sein, es mit dem krausen Werke einer waschechten Psychopathin zu tun zu haben. Was ich aber nicht bin. Genauer gesagt, noch nicht. Der Prozess meiner Wandelung in Richtung Geschlossene Anstalt ist noch im Wachsen begriffen. Im Reifen sozusagen. Er hat begonnen, dieser Prozess, und ich schätze mal, es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis ich es zu drei Mal täglich Essen umsonst geschafft habe. Aber bevor ich unweigerlich dort lande, wohin ich derzeit stark tendiere, habe ich noch etwas zu erledigen. Das muss ich noch machen, ehe mein letztes Restchen geistiger Gesundheit unwiderruflich auf der Strecke bleibt. Und dazu stehe ich jetzt hier. Auf Start.

Denn jemand hat mir mal während meines endlosen Jammerns und Wehklagens einen Stift in die Hand gedrückt und einen Block vor mir auf den Tisch geschmissen und gesagt: „Schreib’s auf! Schreib das alles mal auf und sieh zu, dass du deine Psychosen in den Griff kriegst! Schreibe der Traumabewältigung wegen! Schreibe, um dein Herz zu erleichtern! Schreibe, um all dies Elend durch die Tinte hindurch gereinigt zu Papier zu bringen! Schreibe einfach! Schreibe, schreibe – aber HÖR ENDLICH AUF ZU HEULEN!“

Tja, und somit stehe ich also auf Start, bereit, mich auf die Suche zu machen durch dieses Tal meiner ganz speziellen Tränen, und erneut steht da die ganz vage Ahnung, die falsche Richtung einzuschlagen, wenn ich nun einfach losrenne. Nein, ich kann das so nicht machen. Sonst kann ich gleich losziehen, klingeln gehen und fragen, ob die noch eine Jacke zum hinten zubinden für mich übrig hätten. Nein. Um plausible Erklärungen abliefern zu können, die mich nicht als allzu behämmert dastehen lassen, muss ich mich umdrehen. Ich muss in die verkehrte Richtung durchstarten. Wenn alle anderen geradeaus in ihre glorreiche Zukunft preschen, muss ich nach hinten rennen, zurück sprinten; ich muss quasi falsch herum davonlaufen. Um meinen eigenen vernünftigen Anfang zu finden, muss ich mich umdrehen und irgendwo da hinten, in der Vergangenheit mein Ziel finden. Wo ich anfangen kann.

Also schauen wir mal zurück, drehen ums am Besten gleich ganz herum und lassen uns in unserem Tun nicht beirren, so komisch das alles jetzt auch auf den ersten Blick aussehen mag. Aber das hat System. Wir werden gleich sehen, warum. Sicher, alle anderen an unserer Startlinie schauen momentan irritiert zu uns über die Schultern zurück, fragen sich, was das verrückte Luder denn damit bezweckt, die Startposition in entgegen gesetzter Richtung eingenommen zu haben. Doch das wird sich gleich ändern. Denn ein Blick über unsere eigene Schulter offeriert uns einen Startschussgeber, der bereits seine Pistole mahnend gen Himmel gehoben hat und sein akustisches Zählwerk zum Einsatz bringt – „Threeee!“ –, und nun schauen alle unsere Mitstreiter so oder so wieder geradeaus in die geplante Laufrichtung. Wir verschwinden wieder aus deren befremdetem Fokus, werden nunmehr freigegeben für unsere eigene, verquere Laufrichtung. Dann erklärt uns das akustische Zählwerk ein vorbereitendes „Twooo!“, und alle Mitläufer begeben sich in die angespannte, leicht gebückte Sprintstellung, die Knie geduckt, linker Ellbogen nach hinten, rechter Ellbogen nach vorn, der Blick fest geradeaus, wo in weiter Ferne irgendwo das Ziel liegen mag; ein Ziel, welches mich nicht tangiert, da ich ja als Einzige in dieser illustren Runde anders herum muss! Dann mahnt das Zählwerk ein klar definiertes „One!“, welches alle Mitläufer animiert, tief einzuatmen und die Luft anzuhalten, bis das befreiende Päng erschallen mag. Nur ich atme weder ein noch aus, noch halte ich die Luft an, denn meine Nase fängt an zu laufen. Wahrscheinlich ein hoch motiviertes Stellvertretersyndrom für meine Beine, die noch nicht laufen dürfen, weil es ja noch nicht Päng gemacht hat. Somit schniefe ich vor mich hin, schaue wieder über die Schulter zurück, wische mir die Nase, frage mich, wann es denn wohl endlich losgehen mag, und dann kracht endlich das erlösende Päng! Dann sehe ich nur noch wirbelnde Arme und Beine, rhythmisch aufblitzende Schuhsohlen, hektisch zuckende Ellbogen; all das entfernt sich rasch und rascher und wird verhüllt von einem emporsteigenden, gazeartigen Vorhang aus Staub, und da laufen sie hin! Laufen drauf zu, einem glücklichen, viel versprechenden Zielgebiet entgegen, das noch weit, weit vor ihnen liegt und ihnen alle Kraft und Bereitschaft abringen wird, ehe es sich überhaupt in Sichtweite zeigt. Was auch immer es für den Sieger bereit hält …

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