45Nähe in manchen praktisch-medizinischen Fragen, aber noch größere Entfernung in grundsätzlichen Auffassungen zeigt die jetzt bei JOLANDOS erschienene Übersetzung von John Wesleys Primitive Physick : Natürliche Arzneien . Dort heißt es im Vorwort:
„ [1.] Als der Mensch aus den Händen des großen Schöpfers entstanden war, in Körper und Geist vollkommen, mit Unsterblichkeit beschenkt und ohne Sünde, gab es keine Notwendigkeit für Arznei oder die Heilkunst. Da der Mensch keine Sünde kannte, kannte er auch keinen Schmerz, keine Krankheit, keine Schwachheit und keine körperlichen Beschwerden. Die Wohnstätte, in der die engelsgleiche Seele, die göttliche Aura, weilte, war keinem Verfall unterworfen, obwohl aus dem Staub der Erde geformt. Sie trug keine Samen der Verdorbenheit oder Auflösung in sich. Und es gab nichts, was sie hätte beschädigen können: Himmel und Erde und alles Leben, das sie bewohnte, waren mild, gütig und freundlich zum Menschen. Die gesamte Schöpfung lebte in Frieden mit dem Menschen, so lange wie der Mensch Frieden mit Gott hatte. So konnte man sagen ‚die Morgensterne singen zusammen, und alle Söhne Gottes rufen laut vor Freude‘.
[2.] Aber wie sehr hat sich die Szenerie gewandelt, seitdem der Mensch gegen den Schöpfer des Himmels und der Erde rebellierte! Die Unverderblichkeit hat sich die Verderblichkeit übergestreift, die Unsterblichkeit zog sich die Sterblichkeit an. Die Samen der Schwachheit und des Schmerzes, der Krankheit und des Todes sind nun ausgesät in unserem tiefsten Inneren. So entstehen beständig Tausende Krankheiten, sogar ohne das Zutun von Gewalt, die von außen kommt. Und wie sehr wird diese Zahl noch erhöht durch alles um uns herum! Der Himmel, die Erde, und alles was die Erde bewohnt, haben sich zusammengeschlossen diejenigen zu bestrafen, die sich gegen ihren Schöpfer auflehnten.“
Still akzeptierte als Aufklärer mit freimaurerisch-deistischer Prägung den ersten Teil als grundsätzliche Beschreibung des Verhältnisses von Gott, Welt und Mensch. Den zweiten Teil, die Sünde und ihre Folgen, der folglich mit einer Auffassung der Erlösung verbunden sein musste, akzeptierte er nicht. Dieser zweite Teil existierte für Still überhaupt nicht. Folglich musste es auch aus aufklärerisch-religiösen Gründen eine andere Medizin als die methodistische Wesleys und seines eigenen Vaters geben. Formuliert man jenseits des religiösen Dissenses Stills Position allgemein-philosophisch, muss er anders als z. B. Spencer aktiv die Katastrophen in der Evolution leugnen, wofür es reiche Beispiele in der Autobiografie gibt.
46In Die Philosophie der Osteopathie und in Die Philosophie und die mechanische Prinzipien der Osteopathie sind es noch fünf Bereiche, wobei Still stets die Willkürlichkeit dieser Unterteilung betont.
47William James, Was ist Pragmatismus? , Weinheim 1994, 90f (die Übersetzung von W. Jerusalem wurde an einigen Stellen leicht angepasst). James spricht davon, dass truth is what pays .
48Jedenfalls habe ich diesen Eindruck während meiner Zeit als Physiotherapeut und Arzt gewonnen.
49Trowbridge, C., Andrew Taylor Still 1828 – 1917 , 2. Aufl., JOLANDOS, Pähl 2003.
50Wesley, J., Natürliche Arzneien – Leichte und natürliche Methoden zur Heilung der meisten Krankheiten , JOLANDOS, Pähl, 2005, S. 24.
51Spencer, H., Die ersten Prinzipien der Philosophie , JOLANDOS, Pähl, 2003.
I. Autobiografie
KAPITEL I
Erste Lebensjahre – Schultage und der schonungslose Stock – Ein Hundekenner – Mein Feuersteinschloss – Gewehr – Der erste Herd und die erste Nähmaschine – Das Ende der Welt kommt – Meine erste Entdeckung in der Osteopathie
KAPITEL II
Die wilden Tiere im Grenzland – Herr Cochrans Hirsch – Der Hirschfuß – Verfolgt von einem Bock – Ich fange einen Adler – Nachtjagd – Das Jagdhorn meines Bruders Jim – Die Philosophie der Skunks und Bussarde – Melken unter Schwierigkeiten – Von einem Puma angegriffen
KAPITEL III
Mein Vater – An den Missouri übergesiedelt – Eine lange Reise – Das erste Dampfschiff – In St. Louis – Ein skrupelloser Gottesmann – Mühsale im Westen – Der erste Methodistenprediger im Nordosten von Missouri – Der Vorsitzende Älteste – Aufregung in der Methodistenkirche – Der Standpunkt des Ältesten Abram Still – Rückzug nach Kansas
KAPITEL IV
In dem ich eine Frau nehme – Hausbasar – Ein zerstörerischer Hagelsturm – In der Wakarusa Mission – Trauer – Der Ärger mit den Sklavereibefürwortern – Ein gefährlicher Ritt – Drill der Sklavereibefürworter – Meine Erfahrung mit der Gesetzgebung
KAPITEL V
Ich schreibe mich in der Kompanie F der Freiwilligen der 9. Kavallerie ein – Unsere Mission – In Kansas City – Die Verfolgung von Price – Die Armee in Spring field – Vereinte Rache an den Partisanen – Hauptmann der Kompanie D der 18. Kansas Miliz – Major der 21. Kansas Miliz – An der Grenze zu Missouri – Der Kampf mit Joe Shelby – Die Osteopathie in Gefahr – Den Tod unter der Flagge des Waffenstillstandes begraben – Das Regiment erlebt eine Überraschung
KAPITEL VI
Das Ende des Krieges – Jubel im Morgenrot des Friedens – Neue Gefahren – Das Übel der Medikamente – Fürchterliche Visionen – Ein gemaltes Bild – In indianischen Gräbern nach Objekten graben – Das große Buch der Natur studieren – Die Verwüstungen der schrecklichen Krankheit Meningitis – Gebete und Medizin – Der Tod von vier Familienmitgliedern – Sind Medikamente ein Irrtum?
KAPITEL VII
Als Erfinder – Der müde Arm – Schneide- und Mähmaschinen – Der Rechen – Die Stahlfinger – Eine verlorene Erfindung – Auf einem Bauernhof – Eine kluge Frau – Buttern – Die Philosophie der Butter – Eine weitere Erfindung – Die treibenden Kräfte der Natur studieren – Die Wissenschaft der Osteopathie entwickelt sich
KAPITEL VIII
Die Anstrengung, die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Osteopathie zu richten – Irrtum in Baldwin, Kansas – Die Geschichte der Baker Universität – Gebete für den Besessenen – Bruder Jims Zweifel – Das Vertrauen meiner guten Frau – Ein umherziehender Osteopath – Meine Geschichte in Clinton County – Asthma behandeln – Meine Untersuchungen – Ein Hypnotiseur
KAPITEL IX
Mein erster Fall von Durchfall – Alte Methoden – Weitere Fälle – Die Unterstellung vom Teufel besessen zu sein – Gebete von Narren – Eine ausgerenkte Halswirbelsäule – Macon verlassen – In Kirksville – Mutter Ivie – Dr. F. A. Grove – Richter Linder – Chinns Weg der Aufmunterung – Robert Harris – Ein hilfloser Krüppel – Paratyphus – Schwäche in Gesundheit und im Portemonnaie – Kämpfen für die Nüchternheit – Eine Salbe für die Trunksucht
KAPITEL X
Überlegungen zu den Siebzigern – Einen Lebensweg wählen – Was Leben ausmacht – Angst es zu verlassen – Der Mut des Kindes – Das Gehirn, die einzige Hoffnung – Die Versuche der Witwe – Das triumphierende Gehirn – Die größte Energie der Hinterlassenschaft
KAPITEL XI
Alleine arbeiten – Erfolg – Der Prellungsdoktor und der Händler für Blitzableiter – Ein Doktor der Medizin kommt zur Untersuchung – Eine Lehrstunde in Elektrizität – Motorische und sensorische Nerven – Was ist Fieber? – Der konvertierte Arzt – Der Erfolg der Osteopathinnen – Besondere Auszeichnung bei Geburtshilfe – Jahreszeitliche Erkrankungen – Die Allegorie von Josua – Grundprinzipien – Der Mann, der zu viel redet – Die Charta der American School of Osteopathy
KAPITEL XII
Einführung in die Vorlesungen – Redliche Kritik erwünscht – Kein Bücherschreiber – Alte Medikamente und Tod – Osteopathie studieren – Gründliche Anatomiekenntnisse vonnöten – Not eines kahlköpfigen Doktors – Das Weltgericht – Richter über Lebendige und Tote – Das Gericht fährt fort – Für 20.000 Jahre – Kämpfe der Nationen – Soldat unter der neuen Flagge
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