Frank Hebben - Maschinenkinder

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»Frank Hebbens Geschichten schaffen, was nur der besten Literatur gelingt: Sie bringen einen dazu, Fragen zu stellen. Bei der einen Story mag man sich fragen, was Realität, was Illusion ist. Bei der nächsten, wie man in einer Zukunft, in der sich das Gedächtnis manipulieren lässt, der menschlichen Erfahrung und Erinnerung trauen kann. Er fordert unsere ethischen Maßstäbe heraus, indem er die Grenzen dessen erkundet, was als Kunst betrachtet werden kann. Er versetzt uns in die ferne Zukunft oder die ferne Vergangenheit – mitunter sogar in derselben Erzählung. Wenn ein Autor uns dazu bringt, Fragen zu stellen, heißt es, dass er uns zum Nachdenken anregt. Auf Frank Hebben trifft das sicher zu, und mehr noch: Er ist anregend, belesen und unterhaltsam. Hier kommt man mehr als nur auf seine Kosten. Man bekommt alles, was ein guter Autor einem geben kann.«
Jeffrey Thomas, Autor von Punktown
»Atmosphärisch dicht und intensiv. Wie eine chinesische Tuschezeichnung: Das meiste entsteht erst im Auge, in der Phantasie, des Betrachters. Das zeigt, dass die skizzenhaften Striche gut gesetzt sind. Kann nicht jeder, ich würde sogar behaupten: Das können nur wenige.«
Michael Szameit

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FRANK HEBBEN

MASCHINENKINDER

SF-Storys

[Begedia]

MASCHINENKINDER

fantastic episodes XV

Erste Ausgabe – 2012 im Shayol Verlag

© 2012 Frank Hebben

Vorwort © 2011 Myra Çakan

© 2016 dieser Ausgabe – Begedia Verlag

Lektorat – Armin Rößler

Gestaltung und E-Book-Erstellung – Hardy Kettlitz

Cover-Illustration – Carsten Dörr

Umschlaggestaltung – Hardy Kettlitz

Korrektur – Jakob Schmidt

ISBN: 978-3-95777-085-1 (epub)

Besuchen Sie uns im Netz:

http://verlag.begedia.de

Inhalt

Titel FRANK HEBBEN MASCHINENKINDER SF-Storys [Begedia]

Impressum MASCHINENKINDER fantastic episodes XV Erste Ausgabe – 2012 im Shayol Verlag © 2012 Frank Hebben Vorwort © 2011 Myra Çakan © 2016 dieser Ausgabe – Begedia Verlag Lektorat – Armin Rößler Gestaltung und E-Book-Erstellung – Hardy Kettlitz Cover-Illustration – Carsten Dörr Umschlaggestaltung – Hardy Kettlitz Korrektur – Jakob Schmidt ISBN: 978-3-95777-085-1 (epub) Besuchen Sie uns im Netz: http://verlag.begedia.de

VORWORT VORWORT Persönlich kenne ich Frank Hebben nicht, doch man hat mir zugetragen, dass er gerne über Friedhöfe streift und auch in verlassenen Gemäuern soll man ihn schon gesehen haben. Die Geschichte, dass er manchmal in einem dunklen Keller sitzt und armen, plüschigen Duracell-Hasen die rosa Öhrchen ausreißt, halte ich allerdings für stark übertrieben. Denn Frank Hebben hat eine viel bessere Möglichkeit, seine dunklen Phantasien auszuleben: Er schreibt. Cyberpunk und Dark Industrial, so der Stil seiner Geschichten. Und ganz schön finster sind die Welten, die der Autor erfindet in der Tat. Oft spielen seine Storys in einem post-apokalyptischen Environment. Die Protagonisten, soweit sie sich noch ihr Menschsein bewahrt haben, werden durch bizarre und bedrohliche, sich verselbstständigende Technologien vereinnahmt. Dies ist durchaus wörtlich zu verstehen. Oft sind es allmächtige Maschinen, Relikte aus einem längst vergangenen Krieg oder die Verlockungen des Cyberspace, die Frank Hebbens Protagonisten ein unerfreuliches Ende bescheren. Heile Welt ist abgebrannt, düstere und phantastische Endzeitszenarien haben Einzug gehalten. Aber in dem Schrecklichen, im Monströsen liegt auch Schönheit, auch wenn es eine grausige Schönheit ist. Sicher, Geschichten wie sie in seinen Storysammlungen zu finden sind, hat man auf die eine oder andere Weise schon einmal gelesen, mir fallen spontan Storys von John Shirley, Jeffrey Thomas oder auch J. G. Ballard ein – und auch eine Figur wie aus einem William-Gibson-Universum ist mir begegnet: das Mädchen mit den Schmetterlingsaugen (in: Prothesengötter). Allerdings geht es Frank Hebben nicht darum, das Geschichtenerzählen neu zu erfinden, seine Storys sind sinnliche Erlebnisse. Es ist seine Bildersprache, die einen in diese düstere Welt zieht, dazu braucht er nur ein paar lässig hingeworfene Sätze, und schon riecht, schmeckt man seine Welten. Auch wenn es nicht immer angenehm ist, aufregend ist diese Erfahrung aber auf jeden Fall. Myra Çakan – August 2011

DAS LICHTWERK

SCHWARZFALL

MACHINA

ELYSIAN

KREMATORIUM

KINDER DER GROSSEN MASCHINE

BYTE THE VAMPYRE

HIGHSCORE

CYST

CÔTE NOIRE

MUSCHELPLANET

SCHWARZ/WEISS

BRAUSE

OUTAGE

Quellen

Über den Autor

Für Pierre E.

»Mit einem schmerzhaft gewaltsamen Ruck drehte Freder sich um sich selbst und trat vor seine Maschine. Etwas wie Erlösung ging über sein Gesicht, als er dieses helle, nur auf ihn wartende Geschöpf betrachtete, an dem nicht ein Stahlgelenk, nicht eine Niete, nicht eine Feder war, die er nicht errechnet und erschaffen hatte.«

(Thea von Harbou: Metropolis: 1926)

VORWORT

Persönlich kenne ich Frank Hebben nicht, doch man hat mir zugetragen, dass er gerne über Friedhöfe streift und auch in verlassenen Gemäuern soll man ihn schon gesehen haben. Die Geschichte, dass er manchmal in einem dunklen Keller sitzt und armen, plüschigen Duracell-Hasen die rosa Öhrchen ausreißt, halte ich allerdings für stark übertrieben. Denn Frank Hebben hat eine viel bessere Möglichkeit, seine dunklen Phantasien auszuleben: Er schreibt. Cyberpunk und Dark Industrial, so der Stil seiner Geschichten.

Und ganz schön finster sind die Welten, die der Autor erfindet in der Tat. Oft spielen seine Storys in einem post-apokalyptischen Environment. Die Protagonisten, soweit sie sich noch ihr Menschsein bewahrt haben, werden durch bizarre und bedrohliche, sich verselbstständigende Technologien vereinnahmt. Dies ist durchaus wörtlich zu verstehen. Oft sind es allmächtige Maschinen, Relikte aus einem längst vergangenen Krieg oder die Verlockungen des Cyberspace, die Frank Hebbens Protagonisten ein unerfreuliches Ende bescheren. Heile Welt ist abgebrannt, düstere und phantastische Endzeitszenarien haben Einzug gehalten. Aber in dem Schrecklichen, im Monströsen liegt auch Schönheit, auch wenn es eine grausige Schönheit ist.

Sicher, Geschichten wie sie in seinen Storysammlungen zu finden sind, hat man auf die eine oder andere Weise schon einmal gelesen, mir fallen spontan Storys von John Shirley, Jeffrey Thomas oder auch J. G. Ballard ein – und auch eine Figur wie aus einem William-Gibson-Universum ist mir begegnet: das Mädchen mit den Schmetterlingsaugen (in: Prothesengötter).

Allerdings geht es Frank Hebben nicht darum, das Geschichtenerzählen neu zu erfinden, seine Storys sind sinnliche Erlebnisse. Es ist seine Bildersprache, die einen in diese düstere Welt zieht, dazu braucht er nur ein paar lässig hingeworfene Sätze, und schon riecht, schmeckt man seine Welten. Auch wenn es nicht immer angenehm ist, aufregend ist diese Erfahrung aber auf jeden Fall.

Myra Çakan – August 2011

DAS LICHTWERK

»Krieg ist scheußlich, Junge.

Er sprengt die Menschen entzwei.«

(Rhombus)

Im Windglas der Laterne schwirrten die Feuerfalter auf, als das Boot gegen den Kai stieß. Paul legte das Paddel quer, deckte es mit einem Öltuch zu, bevor er das Anlegetau um einen Poller schlang und breitbeinig ausstieg. Kurz lockerte er seinen Nacken, seine Arme und streckte den Rücken durch – eine Fahrt durch die Katakomben war anstrengend, doch der Junge grinste, während er nach dem Bündel griff, das groß wie ein Buch auf einer Munitionskiste lag, es an seine Rippen presste:

Es wog ungewöhnlich viel für seine Größe.

Außer den Wellen, dem Knarzen der Lederjacke, wenn er sich bewegte, hörte Paul nur noch das leise Raunen der Geistervögel, die unsichtbar, in weiter Ferne, durch die Finsternis segelten.

Ein Signal pfeifend wandte er sich nach vorn, um dann den Henkel der Laterne vom Haken zu streifen.

So blieb er stehen und wartete. Durch das Glosen der Falter konnte Paul das kleine Motorboot am vorderen Steg – und die Treppe zum Flakturm ausmachen; oben, auf einem Plateau, stand ihre Hütte, noch höher die alte Kanone und der Suchscheinwerfer als breite Schatten in der Dunkelheit.

Ein Bellen erklang.

Paul pfiff, lauter diesmal, obwohl er den Hund schon erkennen konnte, der in langen Sätzen die Stufen abwärts sprang; ein altes Tier, mit grauen Flecken im Fell, das hechelnd zu ihm kam und die Schnauze an Pauls Stiefel drückte, schnüffelte.

»Ludwig!«, rief der Junge fröhlich und kraulte dem Hund die Hängeohren. »Riecht nach Heizkeller, was? Ich sterbe vor Hunger … los, komm.«

Beim Aufstieg blickte er zur Glaskuppel hoch, die auf den Stadtmauern lag wie der Deckel einer riesigen Taschenuhr, von außen bedeckt mit der Asche des Krieges, eine meterdicke Schicht, durch die kein Sonnenlicht mehr einfiel …

Immernacht.

Noch nie hatte Paul den Himmel gesehen, keine Wolken, keine Sterne, die er nur aus Büchern kannte; denn als die Bombe zündete, war er gerade erst zur Welt gekommen.

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