Auf diese Weise tritt der Mensch immer mehr aus der inneren Fülle und verarmt an innerer Kraft und Geistigkeit. Er schult seinen Verstand und erhebt ihn zum Intellekt, um ein Intellektueller zu werden, der Wissen über den Schein besitzt, über das Blendwerk – und dabei das Sein, sein wahres Selbst, die Realität des Lebens, nicht mehr kennt, sondern nur sich selbst, seine kleine Welt, in welcher er herrscht, regiert und seinen Nächsten an sich und seine Ansichten bindet, an die auch er selbst gebunden ist.
Wehe jenen, die den Verstand gebrauchen, um Menschen zu vergöttern. Unmerklich schafft ein solcher Mensch Götzen. Diesen hängt er in dieser Welt an – und nach seinem Leibestode hängt er an ihnen.
Der Habgierige, Ichbezogene, der sich im Glanz des Scheins aufwertet, will immer der Größte und der Beste sein und über alles und alle herrschen.
Die Herrschsucht hat wiederum die Blüten der Angst, ein anderer könnte größer sein, mehr Glanz, mehr Ansehen und Reichtum erlangen. Von der Angst gehetzt, glaubt er, seine Augen und Ohren überall haben zu müssen, um nicht übervorteilt zu werden. Tritt ein Rivale auf, dann wird er bekämpft. Hat dieser Fähigkeiten, die er nicht besitzt, dann wachsen gleichzeitig der Neid und die Feindseligkeit und nicht zuletzt die Kampfeswut, das Bestreben, ihn auszuschalten.
Die Angst und die Kampfeswut bringen die Neugierde. Der Ich-Mensch will alles sehen, erhorchen, um alles zu wissen, um sich vor Gefahren zu schützen, die von seinen Nächsten auf ihn zukommen könnten, die mehr Ansehen haben, besser, klüger und reicher scheinen. Das führt dazu, dass er sich beständig orientieren muss. Die Neugierde drängt ihn, nach vorn, nach hinten, nach oben, nach unten, nach rechts und nach links zu sehen, um alles zu sehen und zu erhorchen. Dabei sieht und hört er nur sich selbst; denn das, was ihn treibt, sein menschlich Ich, treibt ihm wieder Gleiches und Ähnliches zu.
Der ichbezogene Mensch sieht sich in jeder Situation selbst. Er hört sich in jeder Situation selbst. Er begegnet nur sich selbst – wiederum Menschen, die ähnlich sind wie er selbst. Er und sein Nächster sprechen die gleiche Sprache, sich selbst. Was dabei herauskommt, sind wiederum nur sie selbst. Damit binden sie sich aneinander. Womit sie sich gebunden haben, das werden sie wieder gemeinsam bereinigen, bis sie das Rad der Wiederverkörperung und die Seelenreiche verlassen können.
Deshalb übe dich, o Mensch, in der Selbstlosigkeit und lerne, dich als Wesen in Gott zu erkennen.
Sieh dich nicht in der Neugierde um, sonst siehst du dich selbst, dein Ich, mit dem du dann wieder zu kämpfen und zu ringen hast.
Belausche nicht die Gespräche deiner Nächsten; höre nicht hin, wenn zwei sich unterhalten, sonst hörst du nur dein eigenes Ich – außer sie beziehen dich in ihr Gespräch mit ein.
Was der Mensch hört, dafür trägt er Verantwortung.
Bist du im Innersten deines Tempels zu Hause, dann wirst du das Wort der Wahrheit sprechen, das ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, das Leben.
D as Wort Gottes ist der Strom des Alls. Das menschliche Wort ist nur das Ufer. Deshalb sprecht nur Wesentliches und füllt es mit der Kraft der Verwirklichung, mit der Kraft Gottes. Dann gelangt ihr in den Strom des Alls.
Das Wort, das ihr sprecht, hat nur so weit Wert und Kraft, wie ihr das, was ihr aussprecht, verwirklicht habt. Denn nur das geht in den Menschen ein, was ihr erfüllt, also verwirklicht habt, und nicht das, was ihr aus eurem Intellekt schöpft. Dieses Wort ist leer, ist gleichsam hohl und kennt nicht die Tiefe des Alls, die Ich Bin.
Es genügt nicht, die Gesetze des Alls, die Gottesgesetze, zu bejahen und von ihnen zu künden. Nur wer sie verwirklicht, der bringt gute Taten.
Ihr müsst das, was ihr lehrt, erst selbst verwirklicht haben; das ist das beste Vorbild. Diese Worte und Taten gehen in die Seele des Menschen ein, weil sie Substanz und Kraft beinhalten.
Es nützt nichts, vom Lichte zu reden und nicht das Licht zu sein.
Wer nur vom Licht redet, der ist leer, weil er geteilt ist. Er möchte Gott dienen und glaubt, es genüge, dem Buchstaben nach zu dienen. Das ist jedoch nicht das Dienen, sondern das Dienern. Er lehrt ein Wort, jedoch nicht das Wort, weil der Buchstabe tötet, das Licht im Buchstaben jedoch lebendig macht.
Nur der kann das Licht finden und den Buchstaben beleben, der einwärts wandert und zum Lichte wird.
Wer nur von der Weisheit spricht und nicht weise ist, der ist in der Welt und lebt mit der Welt und ist für die Welt. Er ist also geteilt; er spricht die Weisheit dem Buchstaben nach und ist doch in der Welt. Er will weise sein und ist es nicht. Dadurch täuscht er sich selbst und täuscht anderen das vor, was er nicht ist: weise.
Wer von der guten und liebevollen Gesinnung nur spricht, der hat nur Worte über die liebevolle Gesinnung, bringt jedoch das Gute, das Wertvolle, nicht in diese Welt.
Wer verwirklicht, der bringt geistige Werte und geistige Taten in diese Welt. Er ist der Herzdenker, der aus dem Licht des Lebens gibt. Er lebt gerecht, denn er weiß: Gott schaut in das Herz eines jeden.
D ie im Geiste Gottes Erwachten sehen die Unerwachten. Sie erleben sie in ihrem Verhalten, in ihrem Denken und Reden. Sie versuchen ihnen zu helfen, sofern diese es wünschen.
Die im Geiste Erwachten kennen die Unerwachten, verstehen sie und werden ihnen so weit behilflich sein, wie es gut für ihre Seele ist.
Die Unerwachten jedoch erkennen nicht die Erwachten; für sie sind sie in vielen Fällen Scharlatane und Besserwisser, oder sie reihen sie in das Bewusstsein ein, das ihrem Wesen entspricht.
Die Unerwachten, die sich einzig nach der Materie orientieren, sehen im geistig Erwachten, im Göttlichen, entweder einen Störenfried oder einen Sonderling, den sie nicht zu ergründen vermögen.
Die täglich mit einem Erwachten zusammenleben, sehen nur auf den Menschen und erfassen nicht, was aus ihm herausstrahlt.
Wenn ein Unerwachter einen Unerwachten lehren und leiten möchte, dann bleiben beide unerwacht, weil sie nur leere, gleichsam hohle Worte sprechen, in denen nicht das Feuer der Liebe lodert, das sie hell und sehend macht. Beide sind die Blinden, die in die Grube fallen werden.
Daher wachet und betet, und lasst eure Worte lichtvoll, ja göttlich werden, auf dass ihr lebet in Mir, dem Christus, und eins seid mit Mir, dem Christus; denn der Ewige hat Mich zu den Menschen gesandt, um ihnen das Licht und das Heil zu verkünden und zu bringen.
Wer seinen inneren Tempel verwüstet hat, der baut immer größere und prunkvollere Wohnstätten. Dadurch ging die Bewusstheit der Gegenwart Gottes und die Sicht des wahren Lebens verloren. Ich Bin gekommen, den inneren Tempel wieder aufzurichten und Gottes heiliges Wirken sichtbar werden zu lassen.
Mit Meiner Kraft Bin Ich wieder unter den Menschen, um ihnen erneut das Licht und das Heil zu verkünden. Wohl denen, die Mich im Herzen finden. Sie brauchen keine äußeren Tempel mehr – sie sind selbst zum Tempel des Heils geworden.
Ich Bin die Freiheit. Lasset euch weder an Dogmen noch an Satzungen binden.
Machet euch bewusst: Im Himmel gibt es weder Dogmen, Satzungen, Zeremonien noch Obrigkeiten und Untergebene. Im Himmel seid ihr untereinander alle gleich – Brüder und Schwestern. Wer dieses Ziel nicht anstrebt oder von diesem Ziel sich abbringen lässt, der ist ein Tor und gleichsam ein geistig Toter.
Der Erwachte trachtet danach, nach innen zu gelangen, zum Reich des Lebens – der Unerwachte strebt nach außen,nach den Dingen, die sich in der materialistischen Welt widerspiegeln und die den regieren, der mit dieser Welt ist.
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