Rahim Taghizadegan - Europa auf der Intensivstation

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Als Teile Europas zum Epizentrum der Coronavirus-Pandemie wurden, war der Schock groß. An den Folgen wird Europa noch länger leiden. Der Patient hängt an den Schläuchen vermeintlich grenzenloser künstlicher Liquidität. Dabei geht die medizinische Analogie erstaunlich weit: Komorbidität ist der Begriff der Stunde. Bei der Einordnung des Krankheitsgeschehens muss das Augenmerk den Vorerkrankungen gelten, den Gründen für Immunschwäche und versäumte Prävention. Das Virus offenbart das Versagen der Institutionen, besonders der gesamteuropäischen. Aber auch die nationalen, die sich als handlungsfähige Krisenretter inszenieren, bedürfen einer kritischen Analyse. Die aktuelle Episode wird die Ablösung der Führungsposition des Westens, des Eurodollar-Raums, beschleunigen. Viele ergriffene Maßnahmen werden sich, statt als Löschversuche, als Brandbeschleuniger erweisen. Diese Wirtschaftskrise ist kein vorübergehender Einschnitt. Sie ist Ausdruck der mangelnden Stabilität wirtschaftlicher Kartenhäuser, sinkender Lernfähigkeit und wachsender Erstarrung. Diese Pandemie wird nicht den Untergang bringen. Sie könnte jedoch Anstoß sein, weg von westlicher Selbstüberschätzung zu einem realistischen Selbstverständnis zu gelangen. Nur mit neuer Nüchternheit wird sich echter Optimismus finden lassen.

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Europäische Identität meint daher oft nur die politische Position, eine weitere Übernahme von Agenden durch die EU5 zu befürworten. Doch die vermeintliche Einigung könnte sich noch als Spaltung39 erweisen.

Kapitel, die auf dieses verweisen: Kap. 2, 3, 23, 46, 49, 57, 59, 60

5. Können die Folgen von Pandemie und Wirtschaftskrise nur auf europäischer Ebene bewältigt werden?

Die Europäische Union ist die große Nachkriegshoffnung ­Europas. Sie drückt den Wunsch nach Einigung und Frieden aus und ist ein ambitioniertes Projekt der Gründung einer ­neuen Institution, das – trotz aller Probleme – als gelungen gilt, wenn auch lange nicht als abgeschlossen.

Dass kluge Menschen nach dem Krieg über einen institu­tionellen Neuanfang auf der Grundlage einer geeinten freien Welt nachdachten, ist ihnen hoch anzurechnen. Doch Visionäre sind meist Denker und keine Macher, sie sind selten diejenigen, die eine neue Institution wirklich aufbauen. Sie liefern Ideen, Begründungen, ideologische Alibis, hinter denen Macher ­harte Bretter bohren.

In der Politik ein »Macher« zu sein, unterscheidet sich leider vom Unternehmertum. Interessenausgleich mag ein Ergebnis von Politik sein, doch es werden nur organisierte Interessen ausgeglichen. Der nötige Kuhhandel hat mit Handel wenig zu tun: Es geht nicht um den Tausch zwischen Landwirten, die über ihre Rinder verfügen, sondern eher um Menschenwirte, die über Menschenherden verfügen.

Die Europäische Union war wie jede politische Institution53 durch solchen »Kuhhandel« über die Köpfe von Menschen hinweg geprägt. Besonders der Euro23 zeigt eine dunkle Vorgeschichte eiskalter Interessenpolitik, die sich weniger an Bürgerinteressen als an den Interessen der Herdenhirten orientiert.

Solch ein Ausgleich muss nicht schlecht sein, wenn die ­Alternative Entzweiung zwischen politischen Räumen ist. Oft ist aber die langfristige Folge eine Spaltung39, wenn das Vertrauen40 Schaden nimmt – etwa durch wachsende Sorge, als Bürger60 übervorteilt zu werden.

Je größer die Institution, je komplexer, desto wichtiger wird die kritische Durchleuchtung. Denn komplexe Institutionen bieten hervorragende Blasen18 für Menschen, die Kapitalkonsum betreiben, anstatt Werte für ihre Mitmenschen zu schaffen. Komplexe Institutionen schirmen Verantwortung ab und nähren damit Selbstüberschätzung und Inkompetenz.

So kommt es, dass sich Menschen, die außerhalb der Blase18 der Politik keinerlei Erfahrung aufzuweisen haben, plötzlich für Investoren, Feldherren und Manager kontinentaler Dimension halten.

Wahrscheinlich wird die Europäische Union zu einem Papiertiger, zu einem Beschäftigungsprogramm für weltwirtschaftlich nicht mehr vermittelbare Akademiker und nationalstaatlich nicht mehr gewählte Politiker. In den kommenden Problemen, für welche die aktuelle Pandemie nur eine sanfte Generalprobe war, geht die Spaltung quer durch die Gesellschaften. Solidarität, Frieden, Einigung werden dann vielleicht wieder reale Notwendigkeit und nicht bloß politische Phrasen sein. Im besten Fall werden die positiven Elemente der europäischen Nachkriegsvision wieder reale Wirkung und Relevanz entfalten. Erzwingen kann man sie nicht, man muss sie sich erarbeiten. An manchen Stellen wird man wieder bei null anfangen müssen.

Kapitel, die auf dieses verweisen: Kap. 4, 7, 13, 19, 23, 25, 53, 55, 58, 60

6. Die alte Leier vom Untergang des Abendlandes?

In der Tat wurde in keinem Teil der Welt öfter der Untergang prophezeit, herbeigesehnt oder als Vorwand politischer Interessen genutzt. Je dynamischer Europa wurde, desto stärker wurden diese Untergangsphantasien.

Die Modernität lastet dem Menschen ein enormes Sinnproblem auf. Wie Viktor Frankl erkannt hatte, sagen dem modernen Menschen weder Instinkt noch Tradition, was richtig ist. Das führt zu Angst und Wut. Die Dynamik28 Europas vergrößerte die Widersprüche und Spannungen.

Den Niedergang dieser Dynamik festzustellen, ist etwas ganz anderes als die historischen Warnungen vor einer unkontrollierbaren und rasanten Fahrt in den Abgrund.

Noch schlimmer aber als das Schwinden einer Dynamik, was man empathisch als verdiente Altersschwäche betrachten könnte, wäre eine falsche Dynamik aus Ungeduld, Selbstüberschätzung und Selbstgerechtigkeit. Dann schwindet die Fruchtbarkeit europäischer Spannung. Zwischen Zwangsvereinheitlichung und spalterischem Misstrauen könnte dann aufgerieben werden, was Europa immer noch besonders lebenswert macht.

Viele Europäer haben es sich in Blasen18 so bequem eingerichtet, dass sie Wirtschaft für den nebensächlichen Zeitvertreib der Zu-kurz-Gekommenen und der Zu-hoch-Gewachsenen sehen, der Ärmsten und Reichsten. Das gemächliche Weitergereicht-Werden durch Institutionen53 wird zum Ideal der Mittelschicht – von der Wiege bis zu Bahre: Kindergarten, Schule, Universität, Behörde oder staatlich finanzierte »NGO«, Ruhestand.

Es droht kein Krach, sondern viel schlimmer, eine ewige Wirtschaftskrise17 im Sinne einer sich selbst nährenden Lernunfähigkeit. Der ökonomische Begriff Stagflation27 lässt harmlos erscheinen, was tatsächlich selbstbeschleunigter11 Kapitalverzehr werden könnte – ein Wirtschaftswunder im Umkehrschub.

Das lässt die Spannungen wachsen, ohne die Mittel und Bereitschaft, sie in positive Dynamik umzumünzen. Mit steigenden Vorerkrankungen und sinkender geistiger Immunität könnte die alte Dame Europa dann wirklich einer Pandemie zum Opfer fallen – einer Pandemie von Gedankenviren42. Auch dann wird der Subkontinent nicht im Mittelmeer untergehen. Aber die besten Europäer werden Europa dann (wieder) den Rücken kehren.56

Niedergang bedeutet also vor allem, an Potenzial zu verlieren, zu stagnieren. Aufgrund der Überspanntheit unserer Gesellschaften, die demographisch, ideologisch und geldpolitisch unter Druck stehen, bedeutet Stagnation27 nicht gemächliches Dahinleben auf hohem Niveau, sondern steigende Volatilität: Immer neue Schocks9, an denen das Schlimmste stets die Reaktionen sind, die sich zu einer Spirale54 der Selbstbeschäftigung und Selbstbeschädigung hochschaukeln.

Kapitel, die auf dieses verweisen: Kap. 1, 2, 18, 40, 45, 54, 58

7. Welche Rezepte verschreibt der Autor Europa?

Ein Europa2 als handelnde Akteurin, das gibt es nicht und kann es nicht geben. Die Europäische Union5 ist eine der vielen politischen Akteurinnen und gewiss nicht die wendigste. Rezepte verschreiben – das ist ein naiver Blick auf politische Probleme.

Die Rezeptpflicht, die Legitimität, Rezepte zu verschreiben, die auch befolgt werden, beruht auf der Autorität der Wissenschaft16, der Wirksamkeit von Pharmazeutika und dem Versagen der Prävention. Leider ist Wissenschaft, insbesondere Sozialwissenschaft, kein Konsensverfahren mit klaren Entscheidungen, sondern ein Widerstreit gegensätzlicher Argumente. Experten als »Götter in Weiß«, die Entscheidungen abnehmen, Statiker zum Bau gesellschaftlicher Brücken, die nicht einstürzen, weil ihre Kalküle unbestritten und fehlerlos sind: Solche Sehnsüchte führen nur zu verhängnisvollen Irrwegen.

Wie in der Medizin grassiert in der Politik eine Hybris der Ingenieure – Sozialingenieure. In der Medizin trägt der Ingenieuransatz zumindest ein wenig, denn das komplexe System Mensch enthält mechanische Bauteile und chemische Flüsse, welche einige mechanische und chemische Reparaturen zulassen. Heilung geschieht jedoch auch hier als spontaner Prozess des selbsttätigen Wiedereinpendelns eines komplexen Systems, wenn vorübergehende Störungen beseitigt sind. Der Arzt reinigt die Wunde, damit sie verheilen kann, aber er heilt keine Wunden.

Gesellschaft ist ein noch komplexeres System, denn sie ist die Potenzierung von Einzelmenschen durch Interaktion. Für die Europäische Union5 Rezepte zu verschreiben, mit der sie die Gesellschaft reparieren könnte, ist eines jener Wunschbilder, wie sie nur in Blasen18 gedeihen können – in den Echokammern einer Gedankenwelt fern der Realität.

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