Dann Junge und Hund wieder in Bett …. von Junge Rücken geblieben.
Junge aufstehen morgen. Hund hat ihre Kopf in der Flasche und dann Junge aufstehen Fenster auf geguckt draußen.
Hat gesehen der Hund hat Kopf in der Flasche und Junge helfen raus von Flaschen.
Um Arm nimmt Junge Hund.
Froschgeschichte – Mündliche Erzählung 3
Informationen zur Person:
L1 Türkisch, 6 Jahre,Deutschkontakt in Kita seit ca. 3 Jahren
Der Hund sitzt und schaut ins Glas rein. Und der Junge sitzt auch und schaut auch ins Glas rein.
Der Frosch geht raus von den Glas und der Hund und der Kind schlafen.
Und dort schaut der Hund und der Kind ins Glas rein und dann war dort nicht der Frosch. Und dann habt der in den Schuh reingeschaut. Dort is es nich und der Hund is in den Glas mit den Kopf … reinge …. reingegangen.
Und dann hat der Hund und der Kind geschaut … raus und der Kind hat geschreit.
Und dann ist der Hund runtergefallen und der Kind hat zu den Hund geschaut.
Und dann ist der Kind auch runtergegangen und hat den Hund genommen. Und hat der Hund geleckt.
Abb. 4.5:
Bildsequenz (nach Mayer 1969)
Warum heißt es der Kamm, aber die Bürste? Was ist Genus eigentlich? Genus ist ein spezieller Fall von Nominalklassen. (Eine andere Art der Klassifikation von Substantiven sind nominale Klassifikatoren.) Von Genus spricht man meistens dann, wenn es eine erkennbare Korrelation zum natürlichen Geschlecht gibt und die Zahl der Klassen sich auf maximal vier begrenzt (Dixon 1982). Das Hauptkriterium für die Annahme eines Genussystems ist nach gängiger Lehrmeinung jedoch Kongruenz. Bemerkenswert ist, dass Genus die einzige grammatische Kategorie ist, die über Kongruenz definiert wird, obwohl auch bei anderen Kategorien Kongruenzbeziehungen angezeigt werden (Claudi 1985). Damit sind wir der Funktion von Genus schon auf der Spur. Aber erst im letzten Drittel dieses Kapitels werden wir der Frage nachgehen, wozu es die grammatische Kategorie Genus eigentlich braucht, schließlich kommen Sprachen doch auch ohne sie zurecht. Von den 257 für den Online-Weltatlas sprachlicher Strukturen untersuchten Sprachen verfügen nur 112 über ein Genussystem (Corbett 2013). Bei 84 von diesen Sprachen haben die Genusklassen einen Bezug zum biologischen Geschlecht – so auch im Deutschen. Die Zuordnung der Nomen zu den drei Genera Maskulinum, Femininum, Neutrum erscheint so manch einem als weitgehend willkürlich. Ist dem aber so? Gäbe es keinerlei Systematik in der Genuszuweisung, müsste zu jedem Nomen das Genus auswendig gelernt werden, was die Gedächtniskapazitäten der Lernenden enorm beanspruchen würde (vgl. Wegener 1995b).
Kleines Experiment mit KunstwörternNotieren Sie jeder für sich, welches Genus (M, N, F) Sie den folgenden Kunstwörtern zuweisen würden. Knirf – Schoge – Lupchen – Troch – Borchheit – Bachter Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse in der Gruppe.1 |
Die Feststellung, dass es Regelhaftigkeiten gibt, führt zur Frage, welche davon im natürlichen Erwerbsprozess von besonderer Relevanz sind. Wie gelingt Deutschlernenden im ungesteuerten Erwerb der Einstieg ins Genussystem und welche didaktischen Implikationen lassen sich hieraus ziehen? Entscheidend ist hier sowohl das Alter bei Erwerbsbeginn und mit zunehmendem Alter das (Nicht-)Vorhandensein von Genus in der Erstsprache (vgl. u.a. Kaltenbacher & Klages 2006; Wegener 1995b). Bei SprachkontaktSprachkontakt vor dem fünften Lebensjahr entdecken die Lernenden formbezogene Regelhaftigkeiten. Sie erkennen, dass einsilbige Nomen ( Kopf, Schal, Stift ) oft mit maskulinen Genusindikatoren ( ein, der, dieser ) auftreten, und Nomen, die auf -e enden ( Jacke, Mütze, Vase ), mit femininen (z. B. eine, die, diese ). Haben die Lernenden die zugrundeliegenden Genuszuweisungsregeln (einsilbige Nomen → Maskulinum, Nomen auf - e endend → Femininum) verinnerlicht, kommt es oft zu Übergeneralisierungen wie *der Tier oder *die Hase . Dies sind „gute“ Fehler, denn sie zeigen an, dass die Lernenden Regelhaftigkeiten entdeckt haben.
Älteren Lernenden gelingt der Einstieg meist über das natürliche Geschlechtsprinzip (männliche Personen → Maskulinum, weibliche Personen → Femininum). Ein typischer Fehler nach Entdecken der Regel: *die Mädchen . (Kapitel 10 widmet sich in mehr Ausführlichkeit dem Genuserwerb und den einschlägigen Studien hierzu.)
Genuszuweisung mit Ausnahmen |
Genuszuweisung ohne Ausnahmen |
phonolog. Regeln |
Beispiele |
Gegenbeispiele |
morphol. Regeln |
Beispiele |
|
|
|
|
-chen |
→ N |
Mäuschen |
Einsilber |
→ M |
Fuß ,Fuß Knopf , Kamm |
das Knie, die Wurst |
-er |
→ M |
Lehrer |
-e |
→ F |
Hose, Nase, Bürste |
der Hase, der Löwe |
-in |
→ F |
Lehrerin |
-er |
→ M |
Koffer, Teller, Keller |
das Futter |
-ung |
→ F |
Lösung |
-en |
→ M |
Garten , Rasen |
das Fohlen |
-heit |
→ F |
Freiheit |
|
|
|
|
-keit |
→ F |
Einigkeit |
Tab. 4.4:
Auswahl formbezogener GenusregelnGenusregeln (M = Maskulinum; F = Femininum; N = Neutrum)
Wie kann man Deutschlernende im Erwerb des Genussystems unterstützen? Festzuhalten wäre zunächst, dass weder im Erstspracherwerb noch im natürlichen Zweitspracherwerb das Genus für jedes Nomen auswendig gelernt wird (vgl. Wegener 1995b). Lernende suchen nach ökonomischen Wegen, sich eine Sprache anzueignen. Man kann den sprachlichen InputInput so aufbereiten, dass das Entdecken der Regelhaftigkeiten leichter fällt – zu empfehlen im Vorschulalter (s. unten Aufgabe 6). Oder man führt die Lernenden schrittweise an die Zuweisungsregeln heran und gibt ausreichend Anwendungsmöglichkeiten zur Festigung. Die GenuszuweisungGenuszuweisung erfolgt im Deutschen auf der Basis formaler und semantischer Kriterien (s. Tab. 4.4 und 4.5).
Regeln |
|
Beispiele |
Gegenbeispiele |
männliche Personen und Tiere |
→ M |
Mann , Bruder , Kater , Hengst |
|
weibliche Personen und Tiere |
→ F |
Frau , Schwester , Katze , Stute |
das Mädchen |
junge Personen und Tiere |
→ N |
Baby , Kind , Kalb , Fohlen |
der Welpe |
Zeitabschnitte |
→ M |
Herbst , Monat , Mai , Mittwoch |
die Woche , das Jahr |
Bäume und Blumen |
→ F |
Tanne , Eiche , Rose , Tulpe |
der Ahorn , das Veilchen |
Oberbegriffe |
→ N |
Obst , Getränk , Besteck , Tier |
|
Tab. 4.5:
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