»Sorry, aber er ist mit mir hier. Such dir deinen Spaß bei jemand anderem«, sagte er mit fester Stimme und zog mich besitzergreifend in seine Arme. Gegen diesen Körperkontakt hatte ich nichts einzuwenden. Der Fremde brummte verstimmt, verschwand jedoch wieder so schnell er gekommen war.
Der erste Kuss ging von mir aus und war noch etwas unbeholfen, da ich doch etwas zu viel getrunken hatte. Niklas ging sogleich auf meine Annäherung ein, was das Verlangen in mir immer mehr entfachte. Seine Zunge schob sich zwischen meine Lippen in meinen Mund, tastete nach meiner und ließ mich leise keuchen. Ich genoss den Kuss, die Leidenschaft, die von Niklas ausging und mich ebenfalls erfasste. Die Bedenken, er würde sich nicht weiter auf mich einlassen, zerstreuten sich augenblicklich, als seine Hand ungeniert meinen Hintern knetete.
»Zu dir?«, fragte ich ihn zwischen einigen Küssen, hoffte, die Geste richtig gedeutet zu haben.
Niklas schüttelte den Kopf. Schien ihm wohl etwas peinlich, einen One-Night-Stand mit in seine Wohnung zu nehmen. Auf einen Fick im Darkroom hatte ich keine Lust, dafür reagierte ich viel zu sehr auf Niklas und das nicht nur mit meinem Schwanz, der durch die Knutscherei bereits so hart war wie lange nicht mehr. Mein Herz schlug doppelt so schnell, wenn er mich nur aus diesen wunderschönen Augen ansah. Also nahm ich ihn kurzerhand mit zu meinem Bruder.
Wie wir nach Hause gekommen waren, weiß ich bis heute nicht. Ich war zu betrunken und zu abgelenkt von dem attraktiven Mann, der an meinen Lippen hing, als wäre er dort festgewachsen. Dieser Umstand kam mir mehr als gelegen, denn auch ich wollte mich keinen Moment länger als nötig von seinen unbeschreiblich sinnlichen Lippen trennen. Niklas küsste wie ein Gott! Wir konnten nicht schnell genug unsere Klamotten loswerden, so sehr wollten wir einander berühren.
Knutschend fielen wir aufs Bett, konnten kaum die Finger voneinander lassen. Begierig saugte ich an seiner Unterlippe, während er sein Becken fest gegen meins presste und seine Hände in meinen Hintern krallte. Ich begrub Niklas unter mir, leckte über seinen Hals hinab zu seinen harten Nippeln und biss hinein. Sein raues Stöhnen war Musik in meinen Ohren und stachelte mich noch weiter an, sodass ich nicht lange fackelte. Ich wollte Sex und Niklas sah es anscheinend ganz genauso.
Er begnügte sich damit, auf dem Rücken liegen zu bleiben und meine Schultern zu streicheln, als ich mich seinen Oberkörper hinabküsste. Dann spürte ich seine Hand in meinem Haar, die mich immer tiefer dirigierte. Einen Moment gab ich seinem Drängen nach, ließ mich führen, doch als ich seinen harten Schwanz an meiner Wange spürte, ruckte mein Kopf wieder hoch. Ich sah ihm ins Gesicht, eine Frage lag in seinem lustverhangenen Blick, die ich nicht deuten konnte. Mein eigenes Verlangen hielt mich gefangen.
»Willst du es von vorne oder von hinten tun?«, fragte ich stattdessen, überging seine stumme Frage. Jetzt war nicht die Zeit für ein ausgiebiges Vorspiel, denn ich war kurz davor zu kommen. Niklas machte mich heiß, sein Geruch, der mir in die Nase stieg, verstärkte diese Tatsache umso mehr. Sein Körper war ebenfalls zum Bersten gespannt, und wenn wir noch lange fackelten, würden wir zu schnell zum Schuss kommen.
Niklas versteifte sich unter mir und sofort dachte ich, etwas wäre nicht in Ordnung, doch dann spreizte er einladend die Beine für mich. Dennoch wartete ich einen Moment, musterte ihn noch einmal prüfend. Hatte ich vielleicht etwas übersehen?
»Hey, ist alles okay? Du wirkst auf einmal so verspannt«, murmelte ich, versuchte meiner Stimme einen sanften Ton zu verleihen, um ihn zum Reden zu bewegen. Niklas schüttelte den Kopf.
»Alles okay. Ich halte es nur nicht länger aus«, entgegnete er und die Lust kehrte ich sein Gesicht zurück. Mit einem Lächeln rutschte ich zwischen seine Beine, bliebt jedoch einfach auf ihm liegen und begann erneut, ihn zu küssen. Hungrig erwiderte Niklas meine Küsse, stachelte mein Verlangen damit noch weiter an. Blind tastete ich mit einer Hand zum Nachttisch, wo ich ein Kondom und Gleitgel aus der Schublade herausfischte. Leider musste ich nun von Niklas’ unwiderstehlichen Lippen ablassen, was er mit einem ungeduldigen Brummen quittierte. Die Unsicherheit, die ich für einen Moment empfunden hatte, verflog sofort. Auch Niklas’ Anspannung löste sich nach unserem Kuss in Luft auf.
Mit einem gelbenetzten Finger drang ich in ihn ein und Niklas kam mir gleich entgegen, was mir deutlich machte, wie sehr er mich wollte. Und ich wollte ihn. So sehr, dass sich jeder klare Gedanke in meinem Kopf verflüchtigte.
»Lass mich nicht so lange zappeln«, kam es von Niklas. Er sah mir mit geröteten Wangen und feuchten Lippen fest ins Gesicht. Also zog ich meinen Finger heraus, streifte das Kondom über und drang in ihn ein. Zu Beginn versuchte ich mich noch zu beherrschen, langsam zu machen, damit er sich an mich gewöhnte. Doch Niklas ließ sich nicht beirren, drückte sich fest an mich und umschlang meine Hüfte mit seinen Beinen, sodass ich mit einem Ruck in ihn glitt. Stöhnend warf ich den Kopf in den Nacken und sank auf ihn.
»Geht’s?«, wollte ich wissen, weil ich ihm nur ungern wehtun wollte. Auch wenn wir so scharf auf einander waren, dass wir kaum einen Moment verharren konnten, spürte ich das Herz in meiner Brust immer schneller galoppieren. Nicht, weil es bloß Lust war, die sich in meinem Inneren breitmachte. Da war auch etwas Anderes, etwas Neues und Unbekanntes, das ich empfand, während ich in Niklas’ Augen sah. Nicht nur die körperliche Nähe sorgte für dieses wilde Herzklopfen, da war ich mir plötzlich sicher.
»Oh, ja!«, presste er atemlos hervor und zog mein Gesicht nah an seins heran. »Es ist unglaublich gut … und intensiv.«
Seine Worte bestärkten mich darin, weiterzumachen und immer fester in ihn zu stoßen. Niklas küsste mich immer leidenschaftlicher, erstickte damit mein heiseres Stöhnen. Dazwischen flüsterte er immer wieder meinen Namen. Mit einer Hand packte ich seinen Schwanz, massierte ihn im Rhythmus meiner Stöße und trieb uns beide binnen weniger Minuten zum Höhepunkt.
-Tobias-
Es ist Donnerstagabend und ich bin wieder der Letzte im Büro, als das Telefon noch einmal klingelt. Ich lausche in die Stille des Großraumbüros und versuche, den Anrufer auszumachen. Es muss sicher irgendwo drüben bei Heike klingeln oder an Sebastians Platz. Weil ich meinen Rechner noch nicht heruntergefahren habe, nehme ich das Gespräch sicherheitshalber entgegen. Nachdem ich meinen Spruch aufgesagt habe, höre ich ein leise geflüstertes »Baby« durch die Kopfhörer meines Headsets. Mein Herz schlägt sogleich einen Takt höher und ein angenehm warmes Gefühl breitet sich in meinem Inneren aus. Obwohl ich dem Mann vor einiger Zeit deutlich zu verstehen gegeben habe, dass es sich hier nicht um eine Sexhotline handelt, habe ich irgendwie trotzdem gehofft, dass er sich erneut meldet …
»Sorry, ich … ähm …« Der Mann räuspert sich geräuschvoll. »Ich wollte bloß kurz deine Stimme hören. Wir sehen uns dann.«
»Ähm … ja … okay«, gebe ich irritiert zurück. Bevor ich noch etwas sagen kann, legt er auf. Verwirrt nehme ich das Headset ab und fahre meinen Computer runter. Wir sehen uns? Ich glaube, da hat er sich vertan. Und überhaupt – was war das eben für ein seltsames Gespräch? Wieso ruft er nochmals hier an mit dem Risiko, bei einem meiner Kollegen zu landen und legt nach nur wenigen Worten wieder auf? Ich bin zwar froh, dass er angerufen hat, doch irgendwie enttäuscht mich diese kurze Unterhaltung ein bisschen. Mit hängenden Schultern verlasse ich das Bürogebäude.
Draußen ist es bereits dunkel und ein frischer Wind weht durch die großen Bäume auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich schlinge mir die Arme um den Oberkörper und will mich gerade auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle machen, als mir aus dem Augenwinkel auffällt, wie sich eine Gestalt aus dem Schatten des Gebäudes löst und auf mich zukommt.
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