Siegfried von Vegesack - Die baltische Tragödie

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Siegfried von Vegesack hat in seiner großartigen Romantrilogie vom Schicksal der Baltendeutschen ein faszinierendes Panorama einer versunkenen Kultur- und Gesellschaftsschicht gezeichnet.
Am Beginn entfaltet sich in berührenden Bildern das Leben auf einem großen Gutshof, poetisch, unverkitscht und mit wachem Auge für die soziale Wirklichkeit geschildert. Später treten die politischen und sozialen Spannungen zwischen Deutschen und Russen einerseits, der Herrenschicht und den weitgehend rechtlosen Esten und Letten andererseits immer stärker ins Blickfeld, bis Vegesack schließlich den Untergang der deutschen Kultur im Baltikum in den Wirren des Ersten Weltkriegs, der bolschewistischen Aufstände und der Freikorpskämpfe schildert.

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Aurel schüttelte stumm den Kopf.

Jetzt packte Fömarie den Jungen, bog sein Gesicht zurück und wollte ihm gewaltsam das Kartoffelstück in den Mund stopfen. Aber Aurel biß die Zähne zusammen, und die Kartoffel fiel auf den Fußboden.

In diesem Augenblick kam die Mutter. Nachdem sie alles angehört hatte, nahm sie den Jungen an der Hand und führte ihn in ihr Schlafzimmer. Hier stand hinter einem Schirm am Ofen das Sünderbänkchen – ein roter Fußschemel, und hier mußte sich Aurel hinsetzen und „nachdenken“, bis der „Bock“ wieder fort war. Das kam nicht oft, aber doch auch nicht zu selten vor, so daß er sich weder an das rote Bänkchen gewöhnte, noch es vergaß. Die Mutter strafte nur ungern, nur wenn es sein mußte. Aber dann blieb sie fest: Aurel sollte Fömarie um Verzeihung bitten.

Stumm und eigensinnig schüttelte er den Kopf.

„Dann mußt du nachdenken, bis du es tust!“

Aurel setzte sich auf das Bänkchen. Die Mutter schob den Schirm vor, dann ging sie. Die Tür schloß sich hinter ihr.

Nun saß er hier ganz allein im Halbdunkel, starrte auf den Kachelofen, den Fußboden, auf das Schutzblech vor der Ofentür. Die weißen Kacheln waren glatt und kühl, und wenn man die Finger mit Spucke naß machte, konnte man schöne Striche ziehen. Auch die dunklen Ritzen zwischen den weißen Brettern des Fußbodens mußte man genau untersuchen: wie sonderbar mulmig sich der Staub anfühlte, wenn man ihn mit dem Nagel herauskratzte. Das war keine so einfache Arbeit, Aurel kutschierte auf seinem Bänkchen bis in die Ecke, um das Werk zu vollenden. Hier entdeckte er aber im hintersten Winkel zwischen Ofen und Wand ein graues Spinngewebe, in dem eine tote Fliege hing. Spinnen interessierten ihn immer ganz besonders, und als sich jetzt eine Fliege auf den Kachelofen setzte, versuchte er sie zu fangen. Er stand auf, aber nun sah er im Wasserkrug, der unter dem Waschtisch stand, eine Fliege hilflos mit den Beinen zappeln. Vorsichtig fischte er sie heraus und warf sie mit kaltem Entsetzen und zugleich grausamer Freude ins Spinngewebe.

In diesem Augenblick hörte er, wie sich die Tür öffnete. Schnell hockte er sich wieder auf das Bänkchen. Hastige schlurfende Schritte näherten sich, ein Schlüsselbund klapperte, Karlomchen beugte sich zu ihm, sah ihn über die schiefen Brillengläser bekümmert an und fragte, ob der „Bock“ jetzt fort sei?

Aber Aurel schüttelte den Kopf. Nie wollte er Fömarie um Verzeihung bitten, nie. Außerdem mußte er sehen, was aus der Fliege geworden war. Karlomchens Schlüsselbund klapperte, die Tür schloß sich. Aurel beugte sich vor und spähte neugierig in den Winkel. Sein Herz hämmerte bis in die Kehle hinauf, die Hände wurden kalt und feucht: da hing die zuckende Fliege, und ein Ungeheuer mit schwarzem Kugelleib und spitzen, langen Beinen hielt sie saugend umklammert. Aber er mußte hinsehen, entsetzt hinstarren, bis die Zuckungen immer schwächer wurden und zuletzt ganz aufhörten. Jetzt war die Fliege tot, eine leere Hülle. Die Spinne kroch gesättigt in ihr Versteck.

Als die Mutter kam, hockte Aurel schluchzend auf seinem Bänkchen. Aber auf die Frage, ob er jetzt Fömarie um Verzeihung bitten wolle, schüttelte er stumm den Kopf.

„Dann mußt du noch ein wenig nachdenken“, seufzte die Mutter und ging.

Und Aurel dachte nach: Warum hab’ ich die Fliege ins Spinngewebe geworfen, warum ist Mila fort und Wannag, der Pferdeknecht, auch? Ich möchte zu Mila, ich will auch fort, weit fort von Fömarie und den abgekratzten Kartoffeln. Am liebsten will ich tot sein wie die Fliege, ganz tot, und dann werden alle weinen …

Aurel schluchzt und schluchzt über sich selbst, über die Mutter, über alle Menschen, die dann so traurig sein werden, so schrecklich traurig. Aber ich bin dann tot, wiederholt er immer wieder, ganz tot, und dann wird man mich begraben, neben dem toten Schwesterchen, neben dem weißen Kreuz …

Der wilde Trotz geht in sanftes, süßes Selbstmitleid über. Die Tränen sind versiegt, und in den Waden kribbeln Ameisen. Vielleicht fängt es so an, wenn man verhungert, denkt er gespannt und streckt abwechselnd die Beine aus, und abwechselnd kribbeln die Ameisen in der rechten und in der linken Wade.

Als die Mutter wiederkommt, schüttelt er den Kopf.

„Dann mußt du zu Papa“, sagt die Mutter feierlich, nimmt ihn an der Hand und führt ihn durch den Saal in das Lesezimmer.

Hier ist es dämmrig und kühl; die gelben Fensterrouleaus sind heruntergelassen; durch die angelehnte Tür vom Schreibzimmer des Vaters fällt ein dünner Sonnenstreifen, in dem Staubkörner wirbeln. Die Mutter ist hineingegangen, er hört ihr Flüstern, einen Stuhl rücken, das knurrige Brummen des Vaters. Dann kommt sie wieder heraus – er soll hierbleiben. Die Saaltür schließt sich hinter ihr.

Ganz selten ist Aurel in dieses Heiligtum vorgedrungen, hinter dem das Allerheiligste, Vaters Schreibzimmer, liegt. Aber schon hier ist es feierlich und unheimlich genug: da steht ein Glasschrank mit lauter Büchern, da hängen an den Wänden auf schwarzen Brettern weiße Totenköpfe mit spitzen Geweihen – Rehköpfe, viele Rehköpfe – und mitten darunter ein weißer Elchschädel mit gewaltigen Schaufeln. An der andern Wand hängt eine Bilderreihe von Männern und Frauen in sonderbaren Kleidern: in Rüstungen, Uniformen, mit weißen, komischen Frisuren, ja sogar Zöpfen. Und der unheimlichste – der General (Mila hat es ihm einmal gesagt) hat ein breites Band mit einem mächtigen Stern auf dem dicken Bauch. Und nun sind alle tot: die vielen Rehe, der Elch und der General. Warum wohl Papa so viele Tote an die Wände hängt?

Nur schräg in der Ecke, da ist etwas Lebendiges, ein geheimnisvolles Bild, das Aurel immer wieder ansehen muß: eine blaue Höhle mit blauem Wasser, und ein Mann, der in einem Boot steht, fährt in diese Höhle hinein.

„Das ist die Blaue Grotte“, hat einmal die Mutter gesagt, „und in diesem Boot bin ich selbst hineingefahren! Aber das ist schon lange her und sehr weit“, seufzte sie leise, „hier ist der Himmel nie so blau!“

Seitdem sehnt sich der Junge nach dieser blauen Höhle. Auch jetzt will er lieber dort sein als auf den Vater warten, der ihn zwingen wird, die abgekratzten Kartoffeln zu essen. Denn das fühlt Aurel: dem Vater, der fast so groß und mächtig ist wie der liebe Gott, kann er sich nicht widersetzen. Schon hört er seine knarrenden Schritte, das kleine Herz pocht, die Hände werden wieder kalt und pressen sich aneinander. Dann öffnet sich die Tür, und der Vater steht mit der langen Pfeife im Sonnenviereck, das ihn wie ein Heiligenschein umflammt.

Aurel ist so geblendet, daß er gar nicht aufblicken kann; er starrt nur auf den glühenden Pfeifenkopf, der tief bis zu den Knien des Vaters herunterhängt. Jedesmal, wenn der Pfeifenkopf aufglüht, kommt von oben eine dicke Rauchwolke, der Vater verschwindet ganz im Sonnenstaub und Pfeifendampf: er ist wieder unsichtbar. Nur seine brummende Stimme dringt durch den Rauch zu dem Jungen; er fragt, und Aurel gibt in den Rauch hinein Antwort. Er starrt dabei auf den aufglühenden und wieder verglimmenden Pfeifenkopf, und da die Worte oben aus dem Dampf immer gerade dann kommen, wenn unten das Feuer aufblitzt, ist es so, als spräche er mit der Pfeife.

„Und warum willst du die Kartoffeln nicht essen?“ fragt die Pfeife und kneift lauernd das Auge zu.

„Weil sie abgekratzt sind“, sagt Aurel und knetet die kalten Finger.

Der Pfeifenkopf funkelt ihn böse an:

„Abgekratzt?“

„Ja, Fömarie hat sie mit den Nägeln abgekratzt!“

Der Pfeifenkopf zwinkert lange stumm. Dann kommt ein dröhnendes Lachen, eine polternde Stimme aus der Höhe:

„Das ist eine Schweinerei! Abgekratzte Kartoffeln brauchst du nicht zu essen!“

Als Aurel aufblickte, war der Vater verschwunden. Die Tür zum Schreibzimmer war wieder geschlossen. Nur dicker grauer Pfeifenrauch hing noch wie eine Wolke in der Luft.

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