Geist und Emotionen im Rhythmus der Natur
Das menschliche Wesen besitzt auch ein ursprüngliches Yang, die spirituelle Seele, das Hun, und das Po, die körperliche Seele, das ursprüngliche Yin. Dies ist im Himmel und auf der Erde identisch. Das Hun erzeugt das Shen, den Geist, und das Po erzeugt Jing, die Essenz.
Der Himmel hat die Sonne und das Feuer erzeugt, der Geist erzeugt die Weisheit und die Emotionen.
Das Po, die körperliche Seele (die Erde) erzeugt sukzessive:
die fünf Vollorgane, die Zang
die sechs Hohlorgane, die Fu
die drei Erwärmer, San Jiao
die Meridiane, Jing Luo
die nährenden Säfte, Jin Ye
All dies wird durch die Vereinigung von Geist (Shen) und Essenz (Jing) gebildet und wird schließlich zum Qi, der Energie.
Im Universum spricht man von der Luft und den verschiedenen Klimas, im Körper entspricht dies der Energie, die sich auch durch den Körper bewegt und Folgendes erzeugt:
Sehen, visueller Sinn
Gehör
Geruchssinn
Geschmackssinn
Tastsinn
Die verschiedenen sensorischen Wahrnehmungen erzeugen einen Effekt, der sich außen durch emotionale Energien manifestiert, die »sieben Emotionen« oder die »sieben Gefühle«:
Freude
Wut
Unruhe
Erinnerung
Angst
Traurigkeit
Schrecken
Der Mensch hat also die Fähigkeit wahrzunehmen, was ihn umgibt, und das Ganze in Emotionen umzuwandeln.
Diese Emotionen können zum eigenen Vorteil genutzt werden, aber auch im Gegenteil zu einer schlechten Erfahrung. Diese Interaktion zwischen Erhalten und Erzeugen macht das Leben des Menschen aus.
Die sechs Wünsche des Menschen
Dies sind die Wünsche, angenehme Dinge zu sehen, mit denen man sein Haus dekoriert: ein Wunsch des visueller Sinns. Andere hören lieber schöne Musik oder erhalten Komplimente. Dies ist der Wunsch des Gehörs. Wieder andere sind Gourmets. Alle Empfindungen, die angenehm für die Nase, den Mund, die Ohren, die Augen und den Körper sind, bilden die fünf primären Wünsche. Der sechste, die Gedanken (Si), entspricht dem Verstand, den kognitiven Fähigkeiten, der intellektuellen Aktivität. Diese sechs Wünsche können unser Leben glücklicher machen, wenn der Mensch sie dank seines Verstandes kontrollieren kann. Es gilt aber auch das Gegenteil, sie können unser Leben ärmer machen.
Die sieben Emotionen wiederum führen selbst wieder zu den sechs Wünschen, sind direkt mit dem visuellen Sinn, dem Gehör, dem Geruch, dem Geschmack und dem Tastsinn verbunden. Der sechste Sinn entspricht dem Geist mit dem Denken. Diese sechs Wünsche, die das Verhalten steuern, sind analog zum Wind, der vorteilhaft oder negativ sein kann. Man spricht nicht umsonst vom »Feuer der Wünsche« und dem »Feuer der Leidenschaften«, die den Geist des Herzens beeinflussen.
Das Leben des Menschen weist auch eine zyklische Entwicklung auf, genau wie die Natur:
Kindheit (Geburt)
Jugend (Wachstum)
reifes Alter (Reife)
Krankheit (Ernte)
Alter (Reserve)
Die Reife ist eine Übergangszeit, die genau zwischen Anfang und Ende liegt. Dieser Übergang liegt vor der Ernte im Herbst und der Reserve im Winter. In dieser Zeit müssen wir vermeiden, unsere Urenergie zu verschwenden, sondern im Gegenteil versuchen, sie zu vermehren, um unsere zweite Lebenshälfte vorzubereiten.
In der Natur kann eine Änderung des Klimas den ordnungsgemäßen Ablauf der Kausalitätskette der verschiedenen Lebensphasen beeinträchtigen. Eine Trockenheit kann die Blüte zerstören, die dann nicht zur Frucht wird. Auf diese Weise kann die zukünftige Entwicklung gestört werden. Dies ist ein anormaler Eingriff des Universums in die fünf Phasen der Entwicklung.
In unserem Körper kann Krankheit bereits in der Kindheit, in der Jugend oder im reifen Alter auftreten. Aber aus welchem Grund? Es liegt an der Änderung der wahren Energie, Zhen Qi, wenn die Regeln der Bewahrung des Lebens nicht eingehalten werden.
Warum ich und nicht jemand anders
Wenn zwei Personen spazieren gehen und dasselbe Klima erleben, kann eine von ihnen sich erkälten, während die andere keine Krankheitssymptome verspürt. Diejenige, die gesund ist, besitzt offenbar die Fähigkeit, sich ihrer Umgebung anzupassen. Die andere Person hat vielleicht nicht genug geschlafen, vielleicht hat sie eine problematische Verdauung oder sie unterliegt heftigen Emotionen. Wenn sie sich dem Wind aussetzt, kann sie sich nicht anpassen und der Wind greift sie an. Alle diese Widrigkeiten können uns nicht erreichen, wenn wir bei guter Gesundheit sind und wenn unsere Lebensenergie, das Zhen Qi, stimmt. Der Mensch steht also in einer sehr engen Beziehung zu seiner Umgebung, dem Himmel und der Erde.
Die fünf Elemente, Wu Xing
Dieses Konzept wird uns als Referenz dienen, anhand derer wir die gesamte chinesische Medizin verstehen können. Professor Leung sagte, dass ein ganzes Leben nicht ausreicht, um alle Feinheiten und die Symbolik dieser fünf Elemente zu verstehen.
Die vier Elemente und der Mensch im Mittelpunkt
Wo liegt der Ursprung dieser Theorie? Beginnen wir damit, im Geiste ein Kreuz zu zeichnen, und ordnen wir der Konvention nach den Osten links auf der horizontalen Achse an (die Sonne geht im Osten auf), den Westen rechts. Jetzt können wir zwei weitere Richtungen definieren: Auf der vertikalen Achse platzieren wir den Süden oben, den Norden unten.
Im Frühling weht der Wind hauptsächlich aus dem Osten, im Herbst aus dem Westen, im Sommer aus dem Süden und im Winter aus dem Norden. Es gibt außerdem maximale Wärme zur Sommersonnwende und maximale Kälte zur Wintersonnwende. Zwischen den beiden Gegensätzen Kälte und Wärme liegt der Frühling. Vor dem Frühling ist es kalt, nach dem Frühling ist es warm. Der Herbst ist ebenfalls eine Zwischenjahreszeit, aber hier ist es so, dass es vor dem Herbst warm ist und nach dem Herbst kalt. Das Wachstum der Vegetation beginnt im Frühling. Zu dieser Zeit beginnen die Bäume und die gesamte Vegetation zu wachsen, zu keimen und aus der Erde zu kommen.
Der Zyklus der vier Jahreszeiten
Abbildung 4.2: Der Ursprung der fünf Elemente
Das Feuer entspricht dem Sommer. Im Sommer sind die Bäume bereits groß und die Wärme wird sehr intensiv. Gleichzeitig gibt es Waldbrände.
Der Herbst wird durch das Metall dargestellt. Im Herbst wird es kühler und diese Frische ist vergleichbar mit kühlem Metall, das man berührt. Es ist noch nicht wirklich kalt, aber frisch. Genau wie das Metall verbirgt sich die Frische im Boden.
Der Winter wird durch das Wasser dargestellt. Nach dem Herbst, der frischen Jahreszeit, kommt die Kälte. Wenn die Kälte kommt, versinkt das Yang tief im Wasser. Aus diesem Grund ist im Winter die Luft kalt, aber in der Tiefe, im Wasser, ist es wärmer. Aus diesem Grund sinkt das Yang tief ins Wasser. Das Wasser fließt immer nach unten. Es fließt auch tief, wenn dies möglich ist, in die tiefsten Teile der Erde. Dies ist die spezielle Eigenschaft des Wassers.
Der Frühling entspricht dem Element Holz. Nach dem Winter beginnt das im Wasser enthaltene Yang zu steigen und verlässt das Wasser schließlich auf die Erdoberfläche. Die Erde kann mit der Keimung beginnen, die Vegetation keimt.
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