Daniela Engist - Lichte Horizonte

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Auf einem Festival für Literatur und Musik begegnet Anne Sté­phane. Gerade ist ihr Debütroman erschienen. Aus ein paar Blicken und einem ersten Gespräch entwickelt sich ein Mailwechsel über Kreativität und Begehren, der zunehmend ins Erotische kippt. Stéphane, etablierter Sänger, trägt ihr eine heimliche Liebesgeschichte an. Anne zögert. In der Phantasie wirkt alles leicht, aber in der Realität gibt es ihren Mann, ihre Kinder, das ganze bürgerliche Leben.
Anne verwirft das Manuskript, an dem sie gearbeitet hat, und beginnt ein neues. Sie schreibe, um etwas herauszufinden, sagt sie. Oder doch, um die Kontrolle über den Fortgang der Geschichte zu behalten? Plötzlich sieht sie sich um Jahre zurückversetzt, in eine Zwischenzeit noch voller Möglichkeiten. Scheinbar unverbunden stellen sich Erinnerungen an verschmähte oder verpasste Liebschaften ein – und zwischen sie drängt sich die erste Liebe mit ihrem verstörenden Ende.
Im Ferienhaus ihrer Freundin in der Bretagne wartet Anne auf Stéphane. Und während sie am Ende der Welt nach einer Sprache sucht, mit der sich nicht nur ihr Leben zurechterzählen lässt, wird die Frage immer lauter, ob man etwas tatsächlich leben muss, damit es wahr wird.

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Ich sitze vor meiner Tasse Cappuccino und hätte Lust, im Internet nach Jens zu suchen, aber mir fällt nicht ein, wie er mit Nachnamen hieß. Warum sind es die Namen, die man als Erstes vergisst? Ich kann mich an Einzelheiten erinnern, an den Klang einer Stimme, an einzelne Sätze, aber an Namen erinnere ich mich oft nicht.

Ich lasse Jens Jens sein und tippe Stéphanes Namen in die Suchmaschine. Es ist sein Künstlername, die ersten zwei Buchstaben genügen, an den Rest erinnert sich die Suchmaschine. Ich versuche, mir ein Bild von ihm zu machen, mich an die Oberfläche zu halten, um wieder Distanz zu gewinnen. Das ist doch dieser in Frankreich recht bekannte Sänger, nouveau chanson und so, der mit Frau und Kindern in Straßburg lebt und eine Webseite hat und ein Facebook-Profil. Jeder seiner wenigen, aber regelmäßigen Posts, die vermutlich von einer hübschen Marketingassistentin seiner Plattenfirma hochgeladen werden, zieht eine Unmenge an Loves und Likes auf sich. Vous êtes le poète nouveau de notre génération … Je suis tombée sous le charme … Je n’aime pas, j’adore! Was dachte ich denn?

Es gibt einen Clip mit einem längeren Interview. Die Moderatorin macht große Augen und sagt, er werde geliebt wie kaum einer seit Brel und Gainsbourg. Der Mann in dem Video ist mir fast genauso fremd wie vor unserer Begegnung, nicht unsympathisch, aber fremd. Das gilt auch für die Fotos, die mir das Internet präsentiert. Auf den Bildern, die vor fünf bis zehn Jahren entstanden sind, gefällt er mir besonders gut. Da muss er in etwa so alt gewesen sein wie ich jetzt. Die Bilder sind sehr gut gemacht, von zurückhaltender Künstlichkeit, aber doch künstlich wie eine Imagekampagne. Die behauptete Natürlichkeit, der anscheinend zufällig eingefangene Augenblick, alles ist inszeniert. Ich habe lange genug im Marketing gearbeitet, um das zu sehen.

Was man für ein Bild abgibt. Ich hatte mir Gedanken gemacht, bevor mein Buch auf den Markt kam. Dabei war es weniger die öffentliche Wahrnehmung gewesen, die mich beschäftigte. Realistisch gesehen, würde die sich in sehr engen Grenzen bewegen. Das Debüt einer unbekannten Spätberufenen. Wer würde sich schon dafür interessieren? Was wahrzunehmen wäre: das Buch, eine Satire über Akademikermütter, lustig; die Autorin, eine von den vielen ehemaligen Literaturwissenschaftlerinnen, die das Romaneschreiben anfangen, sobald sie Kinder bekommen. Alles klar. Alles wahr? Niemand würde sich dafür interessieren, wer ich wirklich war.

Auf der Suche nach einem geeigneten Pressebild scrollte ich mich durch unsere digitale Fotobibliothek, Jahre und Jahre rückwärts in der Zeit. Kindergeburtstage, Einschulungsfeiern, Urlaubsfotos, immer wieder Urlaubsfotos: Meer, Strand, Berge, Schnee, Stadtansichten, laufende, kniende, krabbelnde, kriechende Kinder, Kinder in Bauchlage, Kinder in Rückenlage, Taufkinder. Kein Foto von mir, auf dem nicht mindestens noch ein Kind zu sehen war. Kein Foto von mir allein. Erst in den alten Alben tauchten sie auf, als Einsteckbilder oder auf Papier geklebt, alle mit Alexanders analoger Kamera aufgenommen. Porträts von mir wie aus einem anderen Leben. Er hatte davon gesprochen, dass er die Negative einscannen wolle, dann war doch alles liegengeblieben. Ohne professionelle Fotos würde es nicht gehen. Was ich brauchte, waren Bilder, die gleichzeitig zeigten und verbargen, wer ich war.

Die Fotografin steuert ihren alten Kombi übers Land. Sie hat einen ganz bestimmten Ort im Kopf, zu dem sie mich bringen will. Wir sind am Holbeinpferdchen vorbeigekommen, das arme Tier wird immer wieder überpinselt und übersprüht, muss Farben tragen von Ländern, Parteien und Vereinen, Glückwünsche und Parolen auf seinen Flanken präsentieren. Ganz unförmig sieht es aus. Das schlanke Fohlen unter den Farbschichten ist kaum mehr zu erkennen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es früher ausgesehen hat. Wir reden über gemeinsame Bekannte und die Stadt, in der wir beide leben. Wir gleichen unsere Biografien ab. Gleich alt, der gleiche Blick auf die Welt und das Leben, die Überzeugung, dass man etwas wagen muss, der Anspruch, dass da mehr sein muss als Aufträge und Geld verdienen. Sie erzählt von einem Ex-Freund, der brutale Thriller schreibe und sich vor Rezensionen fürchte, und von ihren Kindern. Ich erzähle von meinen Jungs. Frauen mit Kindern reden ständig über ihre Kinder. Dann reden wir wieder übers Bildermachen, Bilder mit der Kamera und Bilder im Kopf. Wie an dem Morgen, als wir uns zum ersten Mal trafen.

Sie hatte auf meine Anfrage nach Porträtfotos mit einer Einladung in ein Café reagiert. Zum Kennenlernen. Danach wollte sie erst entscheiden, ob sie den Auftrag annimmt. Mir gefiel diese zurückhaltende Annäherung, denn der Gedanke, dass jemand mich und nur mich für eine unendliche Weile durch sein Objektiv betrachten würde, auf der Suche nach einer inneren Wahrheit, die ich womöglich selbst nicht kannte, beunruhigte mich. Das war doch gerade das Schöne an der Schriftstellerei, dass man selbst als Person nur sehr mittelbar in Erscheinung treten musste. In einer Art Rückfall in den Agentur-Modus breitete ich vor ihr aus, was ich zum Thema Autorinnenporträt recherchiert hatte. Ich erzählte von den Händen im Gesicht, unterm Kinn, an der Wange, einhändig oder beidhändig, und von den mit den Insignien der Schriftstellerei ausgestatteten Geschöpfen vor dem Bücherregal, hinter der Schreibmaschine oder gleich mit dem Füller in der Hand, die mir überall begegnet waren. Als ich bei den an die Wand gestellten Menschen vor Sichtbeton, Naturstein oder groben Holzbrettern angelangt war, mussten wir beide laut herauslachen. Das sei alles egal, sagte sie, und ich verstand sofort, was sie meinte.

Der besondere Ort, zu dem sie mich bringt, ist eine unscheinbare Straßenecke in einem kleinen Dorf, eine dieser Ecken, an denen man sein Leben lang vorbeigehen kann, ohne sie zu bemerken. Wir verbringen den ganzen Vormittag dort, viel länger als geplant. Wir stehen rum und reden. Bald schon habe ich vergessen, dass sie auch fotografiert. Sie fragt, ich antworte. Eine der Fragen bringt mich aus dem Konzept. Ob ich Geschwister habe? Früher mal, sage ich ausweichend. Kurz schaut sie hinter ihrer Kamera hervor, dann wechselt sie das Thema. Ich weiß nicht sicher, ob in diesem Moment das Bild entstand, das ich am Ende als Pressefoto auswählte. Es ist ein sehr ernstes Bild. Ganz im Gegensatz zum lustigen Buch.

Das Bild eines Künstlers. Es ist das Bild, das er von sich zeigen will, eine fast lebensgetreue Maske, keine Verkleidung, aber alles ein bisschen in die gewünschte Richtung verschoben. Der fremde Stéphane im Internet ist nicht der Mensch, der mir am Samstagmorgen gegenübersaß. Der Fremde sagt befremdliche Sachen, wie: Ich interessiere mich nicht für mich, Schriftsteller erzählen immer nur von sich selbst, ich singe lieber über die Welt. Keine Sekunde glaube ich ihm das.

Ich schreibe: Ich musste noch eine Weile übers Fangen und Gefangenwerden nachdenken, und warum ich weder gerne nachlaufe noch davonlaufe.

Stéphane schreibt: Wenn man nicht gerne fängt und nicht gerne gefangen wird, ist man dann nicht furchtbar allein?

Allein. Da fällt mir mein kleiner Medizinstudent ein, an dessen Namen ich mich auch nicht mehr erinnern kann. Noch ein angehender Arzt. Aber vielleicht zählt der nicht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er gar keiner gewesen. Ich wünsche ihm, dass er heute etwas ganz anderes macht! Und mein Wunsch fühlt sich noch genauso an wie die Abende, an denen wir auf seinem Bett saßen, und ich seinen Kopf auf meinem Schoß streichelte. Er hatte dunkles, weiches Haar und war schön und traurig. Er hatte mich in einem Club angesprochen, ganz klassisch. Ich sei ihm gleich aufgefallen, meine Art zu tanzen und wie ich angezogen sei (ich weiß noch heute bis zur Unterwäsche, was ich an diesem Abend anhatte), und er habe mich lange beobachtet. Ich sei so anders, so lebendig und unbekümmert. Nichts von dem, was er sagte, war außergewöhnlich oder originell, aber wie er es sagte, mit einer Offenheit, als ob er nackt vor mir stünde. Ich glaubte ihm jedes Wort, und am liebsten hätte ich ihn direkt geküsst, Friedrich hin oder her. Wir trafen uns ab und zu, lasen uns auf seinem Bett gegenseitig Grimms Märchen vor (einen meiner Bände hat er behalten, ob er den wohl noch hat?) und quatschten über Lebensziele und Elternerwartungen. Er interessierte sich sehr für Psychologie, wie mein Bruder und wie alle, die psychische Probleme haben. Vielleicht ist er Psychologe geworden. Aber genauso denkbar wäre es, dass er den Wünschen und Ansprüchen seiner Mediziner-Eltern nicht entkommen konnte. Oder dass er sich umgebracht hat.

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