Da die Pole ein durchgängiges Stück Metall darstellt, kann man »hoch« und »niedrig« nicht gut definieren. Für einen Trainer ist es wichtig zu wissen, dass die potentielle Fallhöhe nicht gleichbedeutend mit der damit möglicherweise verbundenen Gefahr steht. Auch Stürze aus geringer Höhe können fatale Folgen haben. Grundsätzlich gilt, dass der sichere Rückweg zum Boden immer im Vordergrund steht. Für viele Teilnehmer kann es hilfreich sein, neue Haltefiguren zunächst vom Boden aus zu üben, bevor man diese in luftigen Höhen ausführt.
Im Hoop-Unterricht kann man die Area um das Turngerät metaphorisch gut mit Stockwerken umschreiben.
•Im Erdgeschoss befinden wir uns bei allen Übungen, die vom Boden aus und mit Bodenkontakt der Füße zu bewerkstelligen sind.
•Den 1. Stock erklimmen wir, wenn wir ohne Bodenkontakt den unteren Rand des Hoops nutzen, oder im Hoop sitzen, da sich hier ebenfalls der Schwerpunkt auf dem unteren Rand des Hoops befindet.
•Der 2. Stock bezeichnet Übungen, bei welchen wir den oberen Rand des Hoops nutzen und hier unser Hauptaugenmerk liegt.
•Der 3. Stock oder auch die Dachterrasse bezieht sich dann schließlich auf Übungen, bei welchen die Aufhängungen (eine beim Single Point Hoop, zwei beim Double Point Hoop) für die fertige Figur eine wesentliche Rolle spielen.
Für viele Personen – vor allem Personen ohne vorherige Pole-Erfahrung – ist das Verlassen des Bodens, das Schwingen des Reifens, das sprichwörtliche in der Luft hängen mit einer nicht unerheblichen psychischen Überwindung verbunden.
Es ist wie beim Balancieren: Obwohl die Anforderungen an Körperspannung und Balance gleich bleiben, fällt es vielen Personen doch leichter auf einem Balken zu balancieren, der sich nur 10 cm über dem Boden befindet, als sich sofort in luftige Höhen zu begeben.
Welcher Reifen soll es sein? Dünn? Dick? Welche Größe? Welche Oberfläche? Tapes? Eine Aufhängung oder zwei? Welche Karabiner und Bandschlingen?
Sicherheit hat oberste Priorität. Die Dreh- und Hebelwirkungen und deren Kräfte, die selbst bei leichtem Training auf den Reifen, die Aufhängungen und die trainierende Person wirken, dürfen auf gar keinen Fall unterschätzt werden. Schwerlastaufhängungen sind Standard. Die Qualität der Schrauben, Aufhängungen, Wirbel und Karabiner muss von A bis Z gegeben sein (was die Anschaffung nicht ganz billig macht, auch wenn der Reifen an sich vielleicht gar nicht den teuersten Bestandteil darstellt).
Etwas dickere Reifen sind nicht ganz so unangenehm für den Körper und die Haut wie dünne Reifen, deren Auflagepunkte schmerzhaft sein können. Die Größe des Reifens berechnet man, indem man zur Sitzhöhe in cm (aufrechter Sitz vom Steißbein bis zur Scheitelkrone) 10 cm addiert.
Standard sind meist 90 cm Durchmesser. Doch Menschen sind unterschiedlich und so passt selten eine Standardgröße für alle Personen. Für Studios bietet es sich demnach an, mindestens zwei Größen der Hoops im Angebot zu haben.
Getapt oder nicht getapt?
Getapte Hoops bieten mehr Grip. Die Hygiene ist allerdings nicht mehr gegeben, da getapte Hoops nicht ordentlich gesäubert werden können. Ohne Tapes bietet der Hoop weniger Grip, das Training wird schwieriger.
Und für welche Pole sollte sich ein Trainer / ein Studio entscheiden? Mittlerweile gibt es einige Hersteller professioneller Sportstangen und man hat die Wahl zwischen verschiedenen Durchmessern und Oberflächen.
Am häufigsten findet man Poles mit 45 mm Durchmesser und einem Chromfinish. Sehr zierliche Personen kommen häufig mit Poles, die einen Durchmesser von 40 mm haben besser zurecht. Poles sollten die Wahlmöglichkeit zwischen dem Static- und dem Spinning-Modus bieten.
Neben dem klassischen Chromfinish, welches sich bei Dauergebrauch gerne abreibt und für Allergiker aufgrund des hohen Nickelgehalts nicht so gut geeignet ist, findet man auch pulverbeschichtete Poles, sowie Stangen aus poliertem Edelstahl und Poles, die eine Silikonhülle aufweisen.
Pulverbeschichtete Poles kann man in unterschiedlichen Farben erwerben und sie bieten besseren Halt. Stangen aus Edelstahl kommen, was die Haptik betrifft, den klassischen Chromstangen sehr nahe. Die Vorteile der etwas teureren Edelstahlpoles sind im geringeren Nickelgehalt und der Oberfläche zu sehen, die sich nicht abnutzen kann. Silikonpoles bieten eine fast klebrige Oberfläche. Drehungen im Static-Modus aus eigener Kraft sind an diesen Poles nicht möglich, zudem kann und muss man an diesen Poles mit Kleidung trainieren, um schmerzhafte Reibungen und Hautabschürfungen zu vermeiden.
Poles können zwischen Boden und Decke geklemmt werden, was sich besonders für den privaten Einsatz in den eigenen vier Wänden einer Mietwohnung anbietet. Für den professionellen Einsatz im Studio sollten die Poles mittels einer fest verschraubten Deckenhalterung gegen eventuelles Verschieben gesichert werden.
Polerinas und Hooperellas
Vergleicht man Personen, die mit Aerial Hoop beginnen und schon Poleerfahrung haben, kann man feststellen, dass diesen Personen der Einstieg in den Hoop-Sport etwas leichter fällt. Sie kennen im Normalfall die Anforderungen an die Rumpfstabilität, wissen, was es bedeutet, Spannung aufrecht zu erhalten und können etwas leichter die geforderten Muskelpartien ansprechen.
Dafür fällt es Pole-Hoopern teilweise schwerer, sich auf die neuen Griffvarianten einzustellen. Der Reifen ist dünner, die Griffe anders, ein Klemmen der Beine hilft nicht beim Hochkommen.
Pole oder Hoop oder doch beide Sportgeräte?
Und dann ist man ja auch noch bekleidet! Anders als bei der Pole ist das Training am Reifen mit Kleidung (auch mit langen Ärmeln) angenehmer. Man kann Aerial Hoop auch mit klassischer Pole-Bekleidung machen, empfehlenswert ist es für den Anfang allerdings nicht.
Somit fällt für viele Poler der Grippunkt »Haut« flach. Mit dem neuen (bewussten) Rutschmoment zurechtzukommen, ist für Personen mit Poleerfahrung neu.
Wer ohne jegliche Vorerfahrung kommt, kämpft meist in den ersten Stunden mit sich, der Enttäuschung, der Kraftlosigkeit und dem Reifen – und das in größerem Ausmaß als in den ersten Stunden eines Polekurses. Sind die ersten Einheiten durchgestanden, hat man die Technik begriffen und antwortet der Körper auf das, was man ihm sagen möchte, dann kommt auch Freude auf.
Ein Trainer muss die Personen dort abholen, wo sie stehen. Vom Einfachen zum Komplexen, vom Bekannten zum Unbekannte n – mit diesen Grundsätzen kann man gut arbeiten und sie gelten sowohl für die Gestaltung des Pole- wie auch des Hoop-Trainings.
Der Trainer begleitet seine Teilnehmer und Teilnehmerinnen und gestaltet den Weg nach »oben« so komfortabel wie möglich.
Der Kunde wird entscheiden, ob ihm die Sportart Spaß macht, das Pole- oder Hoop-Studio entscheidet über den angebotenen Stil. Ob man Aerial Hoop als Tanz unterrichtet oder als Akrobatik, bleibt dabei jedem selbst überlassen.
Vorurteile und gedankliche Verbindungen
Gerade weil man beim Aerial Hoop-Training Kleidung tragen darf und soll, fällt es einigen Personen leichter, diesen Sport anzugehen. Die knappen Höschen und Tops, die spätestens beim Klettern an der Pole notwendig werden, schrecken mehr Personen von der Sportart ab, als man denken würde. Zum Aerial Hoop-Kurs kann man sogar in Schlabberklamotten kommen. Für den Trainer wird es zwar dann etwas schwieriger, die Körperlinien zu sehen und zu korrigieren (Brustspannung, langer Hals, gestreckte Beine, Becken nach vorne drücken), aber man muss sich als Teilnehmer eben weder in hautenge noch in knappe Kleidung zwingen.
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