Vorbemerkung – wozu und für wen ist dieses Buch?
Dieses Buch ist kein Ernährungsratgeber, kein Buch mit Anleitungen zur Selbstdisziplin, sondern betrachtet Gesundheitsthemen aus tiefenpsychologischer Sicht. Es zeigt Ihnen Aspekte der Gesundheit, die Ihnen vielleicht zunächst etwas fremd vorkommen mögen, denn es geht um den Zusammenhang zwischen dem, was Sie denken und dem, wie Ihr Körper darauf reagiert. Ich bin kein Arzt oder Heilpraktiker, sondern Geisteswissenschaftler. In meinem Institut arbeite ich als psychologischer Berater und untersuche die Auswirkungen von Emotionen auf das Verhalten und den Körper.
Eigentlich ist das nichts Neues: Der Begründer des autogenen Trainings, Prof. Dr. J. H. Schultz (1884–1970), riet bereits Ende der 1920er-Jahre Ärzten dazu, „das Seelische als biologische Höchstfunktion“ anzuerkennen. Er forderte damit zugleich eine „Psychologisierung des Arztes“, sowohl in diagnostischer als auch in therapeutischer Hinsicht. Weiter erklärte er: „Vom Arzt fordert es keine Schulgläubigkeit, sondern Aufgeschlossenheit und die Anerkennung der ganzen anthropologischen [d. h. menschlichen] Wirklichkeit.“ Schultz hat damals schon erkannt, dass offenbar die Psyche und der gesamte unterbewusste Bereich ausschlaggebend für verschiedene Krankheitsbilder sind. Nun, im angebrochenen Zeitalter der Information, haben wir endlich eine Chance, zu begreifen, dass nicht der Körper selbst macht, was er will, sondern alle Körperfunktionen Steuerungsbefehlen unterliegen. Das bedeutet: Sie selbst entscheiden, ob Sie ab- oder zunehmen. Allerdings nicht mit dem Verstand, sondern mit den Gefühlen, und diese sind noch nicht einmal bewusst. Man benötigt ein klein wenig die Bereitschaft, sich anhand von Argumenten für eine andere Sichtweise zu öffnen.
Mit der von Schultz geforderten „Aufgeschlossenheit“ kann dieses Buch Ihr bisheriges Leben verändern. Nicht nur, dass Sie ein lästiges Übel loswerden, sondern Sie bekommen auch noch etwas sehr Wertvolles dafür: eine höhere Lebensqualität. Zwar werden Sie erfahren, dass Sie für alles, was Sie bekommen, auch einen Preis in Kauf zu nehmen haben. Doch ist dieser deutlich geringer, wenn man sich selbst davon befreit, als wenn man aufgrund von Gewichtsproblemen auf Ernährungsberatung, Diät- oder Abspeckprogramme angewiesen ist.
Sie werden im Laufe dieses Buches erfahren, warum Sie überhaupt zugenommen haben, warum Sie abnehmen wollen und warum Ihr Vorhaben bislang nicht so recht klappen wollte. Mit diesem Wissen werden Sie Ihr Körpergewicht künftig selbst beeinflussen können. Damit hat die Angst vor unmäßiger Nahrungsaufnahme ebenso keine Macht mehr über Sie. Sie gewinnen die bewusste Kontrolle über Ihr Ernährungsverhalten zurück. Wir widmen uns also der Frage, warum ein Mensch übergewichtig ist und wie er wieder abnehmen kann. Sie werden vielleicht etwas verblüfft sein, dass dieses Buch nicht besonders dick ist. Aber es bedarf nun mal nicht sehr vieler Worte, sondern nur einer Erkenntnis, um schlank zu werden. Die dargestellten Informationen können Ihnen zu einem physiologisch ausgeglichenen Körperfettanteil verhelfen. Das bedeutet nicht automatisch, dass Sie gertenschlank sein müssen. Je nach Geschlecht, Alter, Körperbau und Abstammung kann es sein, dass Ihr Körperfettanteil in einem Bereich ausbalanciert ist, welcher für eine andere Person überhöht wäre. Der Körperfettanteil hat zudem nach oben hin größere Toleranzen als nach unten. Der Einfachheit halber bezeichne ich den erhöhten Körperfettanteil als „Übergewicht“. Korrekterweise reden wir von einem stressbedingten Fettanteil.
Lesen Sie dieses Buch am besten nur, wenn Sie wirklich um jeden Preis abnehmen wollen. Das Programm erfordert keine Disziplin, aber umso mehr große Begeisterung!
Viele Fragen – eine Antwort
Vielleicht haben Sie sich eine der folgenden Fragen schon einmal selbst gestellt:
→ Weshalb können manche Menschen ständig und viel essen, ohne dick zu werden?
→ Warum gibt es so viele verschiedene Methoden der Gewichtsreduktion, doch keine davon garantiert dauerhaftes Schlanksein?
→ Vielleicht haben Sie schon von Menschen gehört, die jahrelang übergewichtig waren und von jetzt auf gleich schlank geworden sind, ohne ihr Essverhalten zu ändern. Wie soll das gehen, wenn Essen doch dick macht?
Noch ein paar Fragen gefällig?
→ Wieso schmecken bestimmte Speisen (etwa Spinat, Käse oder Kohlsuppe) dem einen Menschen, obwohl ein anderer sie verabscheut und davon abnimmt?
→ Warum werden erwiesenermaßen Menschen durch Fernsehen dicker als durch Lesen oder Musikhören?
→ Wieso nimmt man bei einer Diät ab, obwohl man weiterhin isst?
→ Warum nehmen einige Menschen zu, wenn sie nur an Schokolade denken?
→ Warum werden sogar Kühe auf einer Weide fett, obwohl sie nur Gras fressen?
→ Wie kommt es, dass stark übergewichtige (adipöse) Menschen nach einem einzigen Analyse- und Aufklärungsgespräch fortan abnehmen können, ohne bewusst weniger zu essen?
Meine Antwort wird Sie überraschen: weil Essen allein gar nicht dick macht.
So erklärt sich plötzlich das Unerklärliche. Alle Paradoxien schmelzen quasi wie Butter in der Sonne dahin – etwa warum die verschiedensten Diäten alle zum selben (nicht dauerhaften) Ergebnis führen, warum die bloße Zufuhr von Nährstoffen (etwa per Magensonde oder Infusion) weder den Appetit befriedigt noch den Fettanteil beeinflusst und auch, warum die herkömmlichen Methoden zur Gewichtsreduktion allesamt einen Jo-Jo-Effekt haben.
Der Aufbau von Fett hat sogar bei Tieren Gründe, die im Empfinden liegen und nicht in der Ernährung an sich. Daher kann auch Übergewicht sofort abgebaut werden, obwohl man weiterhin isst – wenn man weiß, warum man zugenommen hat.
Wenn Sie auch wissen möchten, was genau hinter dem Aufbau von Fettpolstern und dem Griff zur Nascherei steckt, wenn Sie Spaß an tiefenpsychologischer Detektivarbeit haben und offen dafür sind, ungewöhnliche Sichtweisen kennenzulernen, dann ist dieses Buch für Sie genau das Richtige. Sie werden staunen, was es noch alles zu entdecken gibt bei unserer Suche nach den wahren Gründen fürs Übergewicht.
Machen Sie es sich bequem, wir beginnen …
Was ist eigentlich das Schlimme am Übergewicht?
Glaubt man den Statistiken, sterben an den Folgen des Übergewichts etwa fast drei Millionen Menschen weltweit, davon 400.000 in Amerika und 80.000 in Deutschland, allein im Jahre 2015. Die deutschen Krankenkassen kostet die Adipositas-Behandlung jährlich rund 20 Milliarden Euro, das Zehnfache in den USA, Tendenz steigend. Weltweit werden 2,1 Milliarden Erwachsene und 13 Prozent der Kinder als übergewichtig und adipös eingestuft. Davon gelten 641 Millionen Menschen als krankhaft fettsüchtig, diese Zahl hat sich in zehn Jahren verdoppelt!
Nun – das kann Ihnen eigentlich egal sein, solange Sie noch keine ernsthaften körperlichen Beschwerden beklagen. Sicher ist Ihnen aber nicht egal, dass der Gedanke ans Abnehmen Ihren Alltag dominiert, die Furcht vor Gewichtszunahme Ihre Lebensqualität einschränkt, Sie sich fühlen wie ein Außenseiter – nur weil Ihr Körper Fettzellen aufbaut und Sie sich in genau dem Bereich einschränken sollen, wo das Leben am meisten Spaß macht: beim Genuss. Es lässt Sie sicher auch nicht kalt, wenn Sie erfahren, dass eine Fettschicht keine Fehlfunktion des Körpers ist und auch keine erzeugt. Vereinfacht gesagt: Fett ist keine Krankheit und macht auch nicht krank!
Daher frage ich einfach mal ganz provokant: Was ist eigentlich das Schlimme am Übergewicht?
Die Antwort ist:
Das Schlimme am Übergewicht ist,dass die anderen Ihnen sagen, es wäre schlimm!
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