Volker Ladenthin - Zweifeln, nicht verzweifeln!

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Der Islam gehört zu Deutschland? Wäre nicht vorab zu fragen: Gehört Religion zur Gesellschaft?
Dieses Buch ist kein Bekenntnisbuch, es legt nicht Zeugnis ab. Es ist kein Trost- und auch kein Erbauungsbuch. Kein Gottesbeweis wird geführt und kein Therapieangebot unterbreitet. Es ist auch keine Einführung in die Theologie.
Was aber dann? Eine Streitschrift darüber, dass wir auch religiös denken müssen, wenn wir «das Ganze» denken wollen. Und in diesem Sinne eine «alltagstaugliche» Einführung in das religiöse Denken mit Beispielen aus verschiedenen Konfessionen.

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Wir machen beim Denken Voraussetzungen, die wir gar nicht erkennen können. Wir setzen immer etwas Vollkommenes voraus, das wir allerdings nie beschreiben können.

Nun beschäftigt sich – worauf Sokrates hinweist – ein ganz bestimmtes Wissensgebiet mit der Idee des Vollkommenen, nämlich das Wissensgebiet der Religion. In vielen Konfessionen werden Geschichten darüber erzählt, die zeigen sollen, dass es dieses Wahre, Gute und Schöne gibt und von den Göttern verwaltet oder aber von Gott repräsentiert wird. Das Göttliche wäre der Platzhalter für etwas, was noch kein Auge je gesehen, kein Ohr je gehört …, was wir aber immer voraussetzen, wenn wir etwas verbessern wollen. Es ist die Idee der Vollkommenheit, des vollkommen Wahren, Guten und Schönen.

Religion ist das Glauben an die Vollkommenheit – und reflektiert zudem, welche Konsequenzen die Vorstellung einer nie erfahrbaren, sondern geglaubten Vollkommenheit für unser Leben hat. Vollkommenheit ist aber nur ein anderes Wort für … Gott.

Geschichten eines Vergnügungssüchtigen

Ich will diesen Gedanken an einem historischen Beispiel erläutern. Der berühmte und große Kirchenvater Augustinus (354–430) berichtet in seiner Autobiografie, dass er in seiner Jugend so gar nicht nach den Regeln gelebt hat, die man bei einem Christenmenschen erwarten würde. Bei ihm ging’s nach eigenen „Bekenntnissen“ recht freizügig zu, wild und trinkfreudig. In seiner Clique wurde gescherzt und gebechert, geliebt und betrogen. Nach allen Prognosen der empirischen Sozialforschung hätte Augustinus zu einem Wüstling und Alkoholiker werden müssen, der bei Bedarf an die römischen Götter glaubt und sich’s bis zum Delirium gut gehen lässt. Aber er wurde 396 Bischofvon Hippo (einer nordafrikanischen Stadt im heutigen Algerien) und war zur Zeit des Untergangs des Römischen Reiches einer der bedeutsamsten Philosophen und Religionstheoretiker. Das hat ihn selbst erstaunt.

Weil ihm sein Erstaunen keine Ruhe ließ, formulierte er als einer der ersten Sozialphilosophen jene Frage, die dann die spätere Sozialforschung schier zur Verzweiflung getrieben hat: Wie ist im Falschen das Richtige möglich?

(Der Frankfurter Sozialphilosoph Theodor W. Adorno [1903–1969] hat einige Untergänge später den dann gern zitierten Satz formuliert: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.“ Da hätte Augustinus gegengehalten: „Es gibt richtiges Denken im falschen Leben!“ und seine „Bekenntnisse“ [397–401; immerhin 400 Taschenbuch-Seiten] als geradezu empirischen Gegenbeleg aufs Lesepult gehievt …, und er hätte Adorno sicher gerne gefragt, ob dann jenes Leben so ganz falsch gewesen sei, bei dem zumindest richtig gedacht worden wäre.)

Die Biographie von Augustinus ist bildungstheoretisch hochbedeutsam und theologisch hilfreich: Werden wir nur in eine bestehende Gesellschaft hineinsozialisiert? Werden wir nur so, wie alle schon sind? Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820–1895) hatten ja geschrieben: Die herrschende Pädagogik sei die Pädagogik der Herrschenden. Das Falsche reproduziert das Falsche. Input gleich Output.

Aber wieso ändert sich dann die Geschichte? Wie kommt das Neue in die Welt? Warum bildeten sich in den autoritären Schulen des deutschen Kaiserreichs jene demokratischen Männer und Frauen, die die Weimarer Republik ausriefen? Warum wurde die Bundesrepublik von jenen Frauen und Männern in die Demokratie und zur Europäischen Union geleitet, die im schlimmsten Nationalismus und Nationalsozialismus zur Schule gegangen waren? Warum wehrte sich gerade jene Generation gegen das System DDR, die im System der DDR-Schulen fürs Leben gelernt hatte?

Diese Fragen sind sicher nicht monokausal zu beantworten, sondern nur aus vielen Perspektiven zu betrachten. Ich will daher nur den Fall Augustinus zu Ende erzählen. Vielleicht regt die Erzählung zum kreativen Transfer an.

Auch Augustinus spielte Antworten auf die Frage durch, warum er im Falschen zum Richtigen gebildet wurde: Er führt zuerst die gängigen Antworten an, nämlich dass es auch im Falschen richtige Ansätze gäbe; dass auch das Falsche formal zu jenen Kompetenzen ausbilde, mit denen dann das Richtige gedacht werden könne. Und überhaupt: Vielleicht war alles nur Zufall?

Aber all das überzeugte ihn nicht. Wie hätte er im ganz Falschen wissen können, was sich später als das Richtige herausstellen würde? Im Nachhinein mögen pfiffige Historiker sicher nachweisen können, dass Platons Philosophie die christliche Religion vorbereitet hatte, aber woher sollte Augustinus das zu jenem Zeitpunkt wissen, als er das Christentum noch nicht kannte? Und wenn er am Falschen auch jene Kompetenzen ausbilden konnte, die für das Richtige bedeutsam sind: Woher wusste er dann später, was das Richtige ist?

Augustinus verwirft also die üblichen Antworten, die der kulturellen Bildungstheorie, die der formalen Bildungstheorie, und kommt zu dem Ergebnis: Mich hat allein die Suche nach Wahrheit gerettet. Heilsam war mein Zweifel daran, dass das Faktische schon das Gültige sei.

Aber woher diese Suche, diese Sucht nach dem Wahren, dem Guten und Schönen komme, das ließe sich biographisch nicht begründen. Augustinus nennt diese Suche daher die Bildung am Nicht-Faktischen, am Göttlichen. Sie sei jedem Menschen zu eigen. Der Grund für die Suche liege nicht in der zufälligen Autobiographie, sondern in der Betrachtung des Lebens unter dem Gesichtspunkt von Wahrheit und Sittlichkeit – dem Vollkommenen, also dem Göttlichen.

Es gibt das Gute

Was das Richtige und Gute und Schöne ist, vermag keine Konfession zu sagen (und sie wäre gut beraten, sich bei solchen Aussagen auch stark zurückzuhalten). Aber dass alles, was wir suchen, wahr, gut oder schön sein soll, das ist motiviert durch einen unbeweisbaren Glauben daran, dass es solches gibt und es sinnvoll ist, danach zu streben.

Nicht die Vorstellung vom Guten ist das Religiöse am Guten, sondern der Glaube daran, dass es dieses Gute gibt und es sinnvoll ist, es anzustreben. Nicht die Vorstellung des Wahren ist das Religiöse am Wahren, sondern der Glaube daran, dass es diese Wahrheit gibt und es sinnvoll ist, sie zu suchen. Und nicht die Vorstellung des Schönen ist das Religiöse am Schönen, sondern der Glaube daran, dass es vollkommen Schönes gibt und es sinnvoll ist, es zu versuchen.

Die Vorstellung eines Perfekten, das es nie in der Welt geben wird und dennoch angestrebt werden soll, das scheint mir der Grundgedanke der Religion zu sein: der Sog des höchsten Guts. Keiner hat es je formuliert oder gar verwirklicht, und doch streben wir alle es an. Immer. Zu jeder Zeit. Davon lebt eine Gesellschaft.

Das, was alle Menschen wollen

Wenn die Motivation, immerzu nach der Idee des vollkommenen Lebens zu suchen, nach der Wahrheit, der Sittlichkeit und der Schönheit, kurz: nach Vollkommenheit, ein Kennzeichen der Religion ist, dann sind in diesem Sinne alle Menschen religiös – auch die, die es gerne nicht wären oder bestreiten.

Es geht mir wieder gar nicht um das Wort „religiös“. Es geht nicht darum, auch diejenigen der Religiosität zu überführen, die sie ablehnen. Das wäre Psychoterror und widerspräche – wie wir noch sehen werden – dem Anspruch religiöser Bildung.

Es geht mir darum aufzuzeigen, dass ein Grundgedanke der Religion in allen Menschen wohnt: das Motiv, nach dem vollkommenen Leben zu suchen. Die Sehnsucht nach dem Richtigen. Der Wunsch, dass der nächste Satz gelingt. Dieser Wunsch setzt das Vertrauen darauf voraus, dass der nächste Satz gelingen könnte und sollte. Das Bemühen, im Kriminalroman den wahren Täter zu finden, weil man als Detektiv daran zweifelt, dass es der ist, den die Polizei schon am nächsten Tag präsentiert. Der Versuch, die gerechtere Partei zu wählen. Der Versuch, den richtigen Partner fürs Zusammenleben zu finden – und nicht nur den nächsten. Die Überlegung, wie man ein gutes Verhältnis zu Kindern aufbaut. Das Bemühen, das Wohnzimmer schön einzurichten. Der Neukauf eines TV-Gerätes, um ein besseres Bild der Welt zu bekommen. Kurz: der Zweifel daran, dass das, was ist, schon gut ist. Die Hoffnung darauf, dass alles besser werden könnte, weil man weiß, dass es dieses Bessere gibt.

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