Volker Bauch
ALLES für NICHTS
Chronologie eines Skandals
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Inhaltsverzeichnis
Titel Volker Bauch ALLES für NICHTS Chronologie eines Skandals Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 Kapitel 1 PROLOG Das Leben lässt einem manchmal keine Wahl. Eine Entscheidung zu treffen, die tief greifende Konsequenzen zur Folge hat, fordert das Überwinden von bestehenden Normen und Strukturen.Nicht selten wird der Wert eines Menschen von denjenigen bestimmt, die glauben, Kraft ihres Amtes dazu bestimmt zu sein, über andere zu bestimmen.Es sei denn, man wehrt sich. Im Buddhismus unterscheidet man zwischen Wirklichkeit und Wahrheit: Die Wirklichkeit ist das, was auf uns einwirkt. Die Wahrheit ist das, was Fakt ist. Leider ist die Wirklichkeit nicht immer die Wahrheit. Ich entschied mich, den Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit zu gehen. Der Preis, den ich dafür zu zahlen hatte, war hoch. Ich verlor fast alles, was mir lieb und teuer war. Trotz allem: Ich würde es wieder so machen. „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher. (Berthold Brecht)
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Impressum neobooks
PROLOG
Das Leben lässt einem manchmal keine Wahl. Eine Entscheidung zu treffen, die tief greifende Konsequenzen zur Folge hat, fordert das Überwinden von bestehenden Normen und Strukturen.Nicht selten wird der Wert eines Menschen von denjenigen bestimmt, die glauben, Kraft ihres Amtes dazu bestimmt zu sein, über andere zu bestimmen.Es sei denn, man wehrt sich.
Im Buddhismus unterscheidet man zwischen Wirklichkeit und Wahrheit: Die Wirklichkeit ist das, was auf uns einwirkt. Die Wahrheit ist das, was Fakt ist. Leider ist die Wirklichkeit nicht immer die Wahrheit.
Ich entschied mich, den Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit zu gehen. Der Preis, den ich dafür zu zahlen hatte, war hoch. Ich verlor fast alles, was mir lieb und teuer war. Trotz allem: Ich würde es wieder so machen.
„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf.
Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.
(Berthold Brecht)
Die schwere Eisentür krachte hinter mir ins Schloss. Der Raum, in den man mich schob, war kahl und grell erleuchtet. Ich setzte mich auf eine der langen Holzbänke, die sich jeweils links und rechts des Raums befanden. Mich erinnerte es ein wenig an die Umkleidekabinen meines Fußballvereins.
Ich war nicht allein. Der Mann gegenüber saß nach vorn ge beugt, die Arme auf die Knie gestützt und hatte den Kopf in sei nen Händen vergraben. Er blutete aus Nase und Mund. Seine Hose war zerrissen und sein Hemd lediglich noch ein Fetzen Stoff. Die Blutlache auf dem Boden vergrößerte sich von Minute zu Minute. Ich schätzte ihn auf Mitte Dreißig, osteuropäischer Typ. Es lag eine gespenstische Stille in dem Raum, nur unterbrochen von einem leisen Stöhnen meines Gegenübers.
Da saß ich also nun. Polizeigewahrsam BerlinTempelhof, 3. März 1999, 18 Uhr. Das vorläufige Ende einer Odyssee. So dachte ich jedenfalls. Noch wusste ich nicht, dass es erst der Anfang eines weiteren Horrorszenarios war.
Mir schmerzten die Gelenke von den Handschellen, die sie mir zwar wieder abgenommen hatten, aber deutliche Spuren in Form von dicken roten Striemen hinterließen.
„Ich töten Schweine! Ich alle umbringen diese Arschlöcher!“
Mit einem Satz sprang der Mann von seinem Platz und trat mit voller Wucht gegen die schwere Eisentür. Es schallte durch das ganze Gebäude. Immer und immer wieder holte er aus, trat und schlug, bis die Tür geöffnet wurde.
Zwei langhaarige Typen mit SchwarzeneggerFiguren nahmen den Randalierer in Empfang. Aufgrund der Handschellen, die sie an den Hosengurten trugen, konnte es sich nur um Kripobeamte in Zivil handeln.
Ich sah nur noch die Fäuste fliegen und rutschte, so weit es ging, zum Ende der Sitzbank.
Der Mann, den sie nun mitnahmen, sah fürchterlich zugerich tet aus. Ich sollte ihn nicht mehr wieder sehen.
Wieder ging die Tür auf. Diesmal schoben sie drei Männer auf einmal hinein. Vermutlich Polen, wie ich die Sprache deutete.
Das Szenario wiederholte sich nun im 10 Minuten Takt. Es wurde immer voller im Raum und es stank nach allen möglichen Kör perausdünstungen.
Ich verkroch mich noch weiter in meine Ecke, doch es half nichts. Je voller es wurde desto enger rückten sie mir auf die Pelle. Außer mir gab es nicht einen, der nicht irgendwelche Verletzungen hat te.
Wie lange ich so ausharren musste, weiß ich nicht mehr. Aber es waren wohl Stunden.
Nach für nach holten sie einen nach dem anderen wieder raus.
„Herr Bauch! Mitkommen!“ Endlich war ich dran.
Der Beamte führte mich durch ein paar Flure und Etagen zu einem Zimmer. Gegenüber befand sich eine Reihe von Zellentü ren.
„Leeren Sie Ihre Taschen, legen Sie den Inhalt auf den Tisch und ziehen Sie sich aus.“ Der Ton des Beamten war bestimmend. „Ent fernen Sie die Schnürsenkel von Ihren Sportschuhen!“
Der Beamte durchsuchte alles gründlich und nahm meine Per sonalien auf.
„Ihr Name ist Volker Bauch, geboren am 28.06.1956 in Kor bach. Festnahme am 03.03.1999 aufgrund eines Haftbefehls der Staatsanwaltschaft Kassel aus 1997. Bargeld: 700 DM! Andere Wertsachen: Keine! Personalausweis und Reisepass: Vorhanden! Kleidung: Ein Jogginganzug, Sweatshirt, Unterwäsche und ein paar Sportschuhe!“
Ich nickte. „Sie können sich wieder anziehen und unterschreiben Sie hier!“
Der Beamte hatte alles in einem Formular aufgelistet. Mit zitt rigen Händen unterschrieb ich.
„Was passiert jetzt mit mir?“ fragte ich.
„Sie werden die Nacht erst mal hier verbringen. Morgen geht’s dann weiter in die JVA Moabit.“
„Ich muss dringend eine Aussage machen. Ich hatte das schon Ihren Kollegen gesagt. Aber die haben überhaupt nicht reagiert. Ich muss jemanden von der Abteilung Wirtschaftsdelikte spre chen. Es ist absolut wichtig!“
Sichtbar genervt zog der Beamte die Augenbrauen hoch.
„Wissen Sie wie spät es ist? Um 22 Uhr ist dort niemand mehr. Morgen sehen wir weiter. Ich habe noch mehr Kandidaten heute. Die Schuhe können Sie anziehen. Die Schnürsenkel bleiben hier wegen der Suizidgefahr.“
„So ein Quatsch! Ich will einen Beamten von der Kripo spre chen und mich nicht umbringen!“
Es half nichts.
„Das Feuerzeug bleibt auch hier! Wenn Sie rauchen wollen, drü cken Sie auf die Rufanlage in der Zelle. Man bringt Ihnen dann Feuer.“
Ich bekam noch eine Decke und dann schlug die Eisentür hin ter mir zu. Ich vernahm noch, wie der große Schlüssel sich zweimal im Schloss drehte und der Riegel vorgeschoben wurde. Ein Ge räusch, das mich ab sofort permanent begleiten sollte.
Die Zelle bestand aus einer Holzpritsche, einer Art Hocker und einem Brett, das an der Wand befestigt war. Alles war fest ver schraubt und ließ sich nicht bewegen. Die Deckenleuchte mach te den Raum taghell. Ich suchte nach einem Schalter, um das Licht zu regulieren, fand jedoch keinen. In der Ecke waren ein kleines Waschbecken und eine Toilette.
Völlig erschlagen setzte ich mich auf die Pritsche. Viel war auf mich eingeprasselt in den letzten Stunden. Gegessen hatte ich am Morgen das letzte Mal etwas. Aber ich verspürte keinen Hunger. Ich wollte rauchen und betätigte die Rufanlage, damit man mir Feuer bringt. Es dauerte über eine Stunde bis jemand kam.
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