Carl Hegemann - Dramaturgie des Daseins

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Dramaturgie des Daseins: краткое содержание, описание и аннотация

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Das Buch versammelt Texte, die der Philosoph und Dramaturg Carl Hegemann in den letzten fünfzehn Jahren geschrieben hat.
Carl Hegemann über das Glück der Tragödie. Romantische, käufliche und revolutionäre Liebe. Fluchtbewegungen in Familie, Kunst und Staat. Allmacht, Nichtstun und ewige Ruhe. Leben im Selbstwiderspruch. Organisation und Desorganisation von Erfahrung. Adornos Geheimnis. Brechts Theaterrevolution. Schillers amoralische Anstalt. Fake-Strategien. Kunst in Gefahr. Das Männliche ist das Vergängliche. Das Elend der Unsterblichkeit. Der Übergriff als Kunst und Wirklichkeit u.v.a.m.
Mit Referenztexten von Frank Castorf, Diedrich Diederichsen, Boris Groys, Christoph Menke, René Pollesch, Christoph Schlingensief und 25 Bildern und Zeichnungen von Ida Müller und Vegard Vinge. Herausgegeben und mit einer Einleitung von Raban Witt.

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5.

Einen Ort scheint es also noch zu geben, wo Omnipotenz und unbegrenzte Freiheit ihren Platz haben, aber dieser Ort ist eine klar begrenzte Heterotopie. In der Kunst als Kunst gibt es keine Verbote, was auf der Bühne der Kunst und des Theaters geschehen darf, ist nur durch die Phantasie begrenzt. Außerhalb der Bühne, des Kunstortes, ist der Künstler allerdings den Einschränkungen genauso unterworfen wie jeder andere.

Christoph Menke hat die außermoralischen lebendigen Kräfte, die uns als Menschen bestimmen, die einfach da sind und die wir nicht selbst gemacht haben, in ihrer Unbestimmtheit ebenso als Bedingungen eines »guten Lebens« analysiert wie die sozialen Kompetenzen und Vermögen, mit diesen lebendigen »vorsubjektiven« Kräften selbstbewusst umzugehen. Die Freiheit sieht er weder in der umstandslosen Hingabe an diese Kräfte, Triebregungen und Obsessionen noch in der Freiheit von ihnen, die nach Kant nur in der Befolgung des moralischen Gesetzes liegen kann. Die einzige Freiheit des Individuums resultiert aus seiner Fähigkeit, zwischen beiden zu unterscheiden und zu entscheiden. Weder die durch das Sittengesetz begründete Freiheit von den Trieben noch das freie Ausleben der Triebe ist Freiheit im emphatischen Sinn. Emphatisch ist nur die Realisierung beider Freiheiten, das heißt die Freiheit, zwischen diesen beiden Freiheiten zu wählen, das eine statt des andern tun zu können und das eine nicht ohne das andere. Das Resultat dieser doppelten Konstitution menschlichen Lebens ist die »Treue zum Gegensatz in sich selbst« (Christoph Menke). Die lebendigen vorsubjektiven Kräfte, die bei Schiller den Stofftrieb ausmachen, und ihre zivilisatorische Formung, der Formtrieb also, gibt es nur zusammen oder gar nicht, der Mensch ist gegensätzlich strukturiert; frei ist er nur im selbstbestimmten Umgang mit diesem Gegensatz, der sich nach keiner Seite hin auflösen lässt.

Nur im Spiel der Kunst verschwindet der Gegensatz, aber eben nur zum Schein. Die Allmacht der Kunst unterscheidet sich also von jener der frühen Könige darin, dass sie scheinhaft ist, dass sie nur gespielt ist und keine unmittelbaren Folgen für das wirkliche Leben haben darf. In dem Moment, wo die Kunst mehr sein will als Schein, verlässt sie den Raum der Kunst und wird entweder zur Straftat, die juristisch geahndet werden kann, oder sie entledigt sich ihrer scheinbaren Allmacht und wird ein Teil der Gesellschaft, indem sie sich deren Funktionalität, Kalkül und Normen beugt. Diese Kunst hat dann ihre autonome Sonderstellung als Heterotopie verloren, verwandelt sich in Unterhaltung, Kunstgewerbe oder Agitation, nutzt ästhetische Elemente für Zwecke oder als pure Effekte, wird zum Serviceunternehmen, ist aber keine Kunst mehr, auch und gerade dann nicht, wenn die Zwecke, denen sie sich unterwirft, integer sind. Dass die Kunst öfters und wahrscheinlich zunehmend in die Gefahr kommt, ihren Bereich zu verlassen, hat meist äußere – etwa ökonomische – Gründe. Weil sich Kunst aber auf Nicht-Kunst beziehen muss, um die notwendige Unwahrscheinlichkeit ihres Zustandekommens zu realisieren, hat sie auch eine immanente Tendenz, ihren Rahmen zu sprengen.

6.

Ein alter und kränkelnder Monarch war ein schreckliches Problem für eine Gesellschaft, die von den Symbolen der absoluten Macht abhängig war. In ostafrikanischen Ländern wie Ankole und Bunyoro wurden solche hinfälligen Inhaber der Allmacht vergiftet oder erdrosselt, und woanders vermutlich auch. […]

Der Tod ist die große, unwiderrufliche Trennung, und der Tod ist auch die Antithese des Traums von der Allmacht, welche die Unvermeidlichkeit von Trennungen leugnet. Wie nah der kabaka [König] auch an die Ausübung absoluter Macht herankommen mochte, so reichte diese Macht jedoch nie aus, den Tod zu überwinden. Es mag sein, dass die Menschen sich später den Göttern und nicht mehr den Königen zuwandten, um ihre Sehnsucht nach Allmacht zu befriedigen, und zwar zum Teil deshalb, weil Götter nicht sterben.

(Eli Sagan)

Dass die Kunst unsere vergeblichen Allmachtsträume und unsere negativen Bestrebungen sublimiert und ihnen zugleich einen Ort gibt, wo sie sich entfalten können, ist eine bedeutende und elegante zivilisatorische Leistung und seit der attischen Polis wohl auch ein Eckpfeiler der Demokratie. Die gegenwärtige Erosion der Demokratie verhindert sie leider nicht. Und umso weniger, je funktionaler sie sich der »marktaffinen« Demokratie anheimgibt. Ich sehe diese Erosion nicht so sehr in der Kunstferne von Staatschefs, die sich wie Sagans frühe Könige verhalten und ihre infantilen Regungen nicht unter Kontrolle haben (»Mein Atomknopf ist größer als deiner!«). Ich meine die Allmachtsträume, die mit der digitalen Revolution und der Entwicklung der Gen- und Biotechnologie aufkommen und die Demokratie aus technologischen Gründen für überflüssig oder lästig erklären. Durch Verarbeitung ungeheurer Datenmengen und die komplette Durchleuchtung tendenziell aller Menschen, mit Hilfe einer exponentiell wachsenden selbstlernenden künstlichen Intelligenz, die unserer eigenen in rasendem Tempo immer überlegener wird, soll es in nicht allzu langer Zeit möglich werden, Menschen so zu vervollkommnen, dass sie tendenziell selbst zu unsterblichen und allmächtigen Göttern werden. Unter Umgehung demokratischer Kontrollmechanismen arbeitet man fieberhaft daran, einen neuen Menschen zu kreieren, der den Homo sapiens ablöst und den schönen Namen »Homo deus« trägt, wie man dem gleichnamigen Bestseller des Historikers Yuval Noah Harari entnehmen kann. Nicht weniger als Omnipotenz, Allgegenwärtigkeit und Unsterblichkeit sollen die neuen Technologien ermöglichen, also alle Qualitäten Gottes. Arbeit und Leiden jeder Art sollen verschwinden, die ewige Allmachtsphase für alle soll im besten Fall dabei herauskommen. Alles, was wir uns vorstellen können, soll durch bloßes Fingerschnipsen augenblicklich erledigt werden. Die künstliche Intelligenz ermöglicht uns also angeblich, die Bedingtheit hinter uns zu lassen und zu absoluten Wesen zu werden – und das schon sehr bald. Wahrscheinlich gilt das aber eher nicht für alle, sondern nur für einige wenige Menschen. Auf die anderen wartet bestenfalls eine auf unzähligen Daten basierende Planwirtschaft, eine digitale Erziehungsdiktatur mit Feedback, die jeden zwingt, immer nur zu tun, was am besten für ihn ist, was als sein größtmöglicher persönlicher Vorteil errechnet wurde.

Was früher die Sozialrevolutionäre durch die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse erreichen wollten, soll jetzt durch die revolutionäre Veränderung der technologischen Möglichkeiten herbeigeführt werden. Dabei wird vergessen oder verdrängt, dass der ganze menschliche Apparat und sogar die Schönheit nicht ohne Dürftigkeit und Mangel und Endlichkeit zu haben sind, dass ohne das innere Drama, in dem sich Menschen spätestens seit dem Ende ihrer Allmachtsphase befinden, die Welt und die Erfahrungsfähigkeit, die Möglichkeit, bewusst zu handeln und zu fühlen, verschwindet, weil wir dafür auf Reibung, Gegensatz und Konflikt angewiesen sind: auf Negativität. Die künstliche Intelligenz ist auf diese Negativität nicht angewiesen, solange sie weder fühlt noch bewusst handelt. Harari berichtet allerdings von Neurowissenschaftlern, die Bewusstsein für das »biologisch nutzlose Nebenprodukt bestimmter Gehirnprozesse« halten, für eine Art »geistiger Luftverschmutzung«, die mit dem Lärm von Düsentriebwerken vergleichbar ist, der für die Schubkraft des Aggregats keine Bedeutung hat. Damit wollen sie offenbar sagen, dass für die Entwicklung der Intelligenz Bewusstsein nicht nötig und vielleicht sogar störend ist …

Die Kreativen, Ingenieure und Spezialisten, die an der Gottwerdung des Menschen und der Vermenschlichung künstlicher Intelligenz arbeiten, sollten mal kurz ihre Arbeit unterbrechen und sich bei Kant, Schiller und Menke über die Konstitutionsbedingungen menschlichen Lebens und Bewusstseins informieren, bevor sie das Kind mit dem Bade ausschütten. Aber wer weiß? Vielleicht hat ja künstliche Intelligenz das alles schon längst für sie erledigt.

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