Ich lernte Kubas engste Freunde und Bekannte kennen. Die charismatische Felicja Brzęczek, seine Großmutter, deren innere Stärke ein eigenes Kapitel verdient hätte. Ich traf die Menschen, mit denen Błaszczykowski beruflich verbunden ist. Spieler und Trainer ... Sie sind es, die mit ihren Worten, ihrer Emotion und ihrer Sprache, in der sie über Kuba reden, sein Porträt in diesem Buch zeichnen: das Porträt des Freundes, Ehemannes, Vaters, Fußballers und nicht zuletzt des Menschen. Wir unterhielten uns stundenlang über Fußball, das Leben, den Erfolg, Kubas Träume, aber auch über die Dämonen, die ihn bis heute nicht immer ruhig schlafen lassen. Eine seiner letzten SMS lautet: „Mit dem Bein ist alles in Ordnung, die Hauptsache ist, dass nichts wehtut! Die Zeit der Vorsicht ist vorbei, jetzt gilt es, zu kämpfen!“ Er schoss zwei Tore in Trainingsspielen. Einen Elfmeter und ein Tor aus dem Spiel heraus. Darauf hatte er über ein Jahr gewartet.
PS. Noch bis vor Kurzem kannte ich mich in der Fußballwelt nicht allzu gut aus. Die Intrigen hinter den Kulissen, das Ranking der begehrtesten Spielerfrauen (der wahren und der von den Boulevardmedien gekürten) ... Ein wenig habe ich während der Arbeit an dem Buch über diese Welt erfahren. Mein Eindruck ist, dass es schwer sein mag, ein Fußballstar zu sein, deutlich schwerer aber ist es noch, auf dem Platz und im Leben ein normaler Typ zu bleiben.
Jurek Brzęczek(Kubas Onkel, ehemaliger Kapitän der polnischen Nationalmannschaft, Trainer von Lechia Danzig):
Ich weiß, dass Menschen, die Bücher über Sportler lesen, darin nach Skandalen suchen. Unser Leben, meins und Kubas, war kein Zuckerschlecken, wir wurden nicht ausstaffiert, keiner hat uns zur Schule oder zum Training gefahren oder das Frühstück ans Bett gebracht usw. Für mich sind Menschen interessant, die es trotz dem, was sie durchgemacht haben, bis an die Spitze geschafft haben.
Eldo(polnischer Rapper):
Błaszczykowski ist sich bewusst, dass er zu jenen Fußballern gehört, die einen enormen Einfluss auf junge Spieler in Polen haben. Und er weiß, dass das, was er über sein Leben erzählt, manche von ihnen dazu bringen wird, ihre gelebte Leidenschaft mit anderen Augen zu sehen. Man kann der bescheidenste Mensch der Welt sein, aber in dem Moment, in dem du dich in einem Stadion voller Fans siehst, die ein Trikot mit deinem Namen auf dem Rücken tragen und wo zigtausend deinen Namen skandieren, geht dir auf, was Sache ist, selbst wenn du nicht abhebst. Dir wird klar, dass die Kinder auf den Höfen in Truskolasy, in Warschau und in Poznań nach einem Tor „Błaszczykowski“ schreien.
Toll, dass Kuba dem Buch zugestimmt hat und es die Lebensgeschichte eines Menschen und nicht nur eine Ansammlung von Sprüchen und Anekdoten einer Fußballerkarriere wird.
Ich finde es nicht problematisch, dass du keine Sportjournalistin bist. Skeptikern empfehle ich, ins Archiv zu gehen und die Klatschspalten in Zeitungen aus den 1930er Jahren zu lesen, als auch die Sportler in den Salons verkehrten. Sport wird immer auch Teil des Lebens von künstlerisch interessierten Menschen sein.
Mats Hummels(Spieler beim BVB, Verteidiger, Weltmeister 2014):
Anfangs war ich verwundert, dass jemand ein Buch über einen so jungen Spieler schreibt. Auf der anderen Seite hat Kuba so viel Lebens- und Sporterfahrung, dass es sich lohnt, darüber zu schreiben. Auf jeden Fall ist er ein Mensch mit einer Geschichte. Gut, dass du keine Sportjournalistin bist, denn die sind vor allem auf den Sport fixiert, weniger auf den Menschen und seine Persönlichkeit.
Sebastian Kehl(Spieler und Kapitän beim BVB, Verteidiger. Vor der Saison 2014/15 übergab er die Kapitänsbinde an Mats Hummels. Nach der Saison beendete er seine Spielerkarriere):
Viele Leute kennen seine Geschichte nicht, und wenn sich Kuba jetzt entschieden hat, darüber zu reden, dann ist er mutiger als andere Spieler. Wir haben gehört, was er durchgemacht hat. Die Boulevardpresse hat manchmal darüber geschrieben, aber niemand von uns mit hat ihm darüber gesprochen. Wir schätzen ihn und wollten ihm nicht zu nahe treten. Viele Dinge, die er heute macht, sind die Konsequenz aus dem, was früher in seinem Leben passiert ist. Ich denke, Kuba brauchte Zeit, um mit der Vergangenheit fertigzuwerden. Dass er sich jetzt entschlossen hat, darüber zu sprechen, zeigt seinen starken Charakter.
Jürgen Klopp(Trainer des BVB von 2008 bis 2015):
Ich werde oft gefragt, wann ich endlich ein Buch schreibe. Dann antworte ich: Ich? Was soll ich denn über mich schreiben? Oder vielleicht doch! Ich könnte über die Hinrunde 2014/15 beim BVB schreiben. Wie das ist, wenn du alles versuchst, was in deiner Kraft steht, aber auf dem Platz klappt nichts davon. Das Leben von Kuba ist eine erzählenswerte Geschichte. Das Buch werde ich bestimmt lesen, denn Kuba hat nie über diese tragische Zeit in seinem Leben gesprochen. Er hat auch nie signalisiert, dass er darüber reden möchte.
Pfarrer Prof. Jerzy Kostorz
(Hochschulseelsorger in Oppeln und ein Freund der Familie):
Es wird oft gesagt, dass man über jemanden, dessen Karriere noch nicht beendet ist, oder sogar über jemanden, der noch lebt, kein Buch schreiben sollte. Ich kann mich dem nicht anschließen. Kubas Biografie kann vielen Menschen den Glauben an das, was sie im Leben tun, zurückgeben. Hier können sie sehen, dass es kein Ereignis im Leben gibt, nach dem man nicht wieder aufstehen könnte. Ich bewundere dich, dass du dich dazu entschlossen hast. Die Gefahr besteht, der Sensationslust nachzugeben, oder aber Kuba ein Denkmal zu setzen. Man muss die Mitte finden. Es soll die wahre Geschichte eines dreißigjährigen Lebens sein.
Franciszek Smuda(polnischer Nationaltrainer von 2009 bis 2012):
Wissen Sie, in diesem Buch sollte die Wahrheit stehen. Die ganze.
MD |
Du hast dich zu diesem Buch bereit erklärt, weil … |
KB |
Weil meine Geschichte anderen Menschen helfen kann, den Glauben an sich selbst zu finden. |
MD |
Als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, warst du nicht besonders gesprächig. |
KB |
Wenn ich jemanden zum ersten Mal sehe, versuche ich erst mal, ihn kennenzulernen. Das ist normal, oder? Der erste Eindruck ist wichtig. Manchmal sogar entscheidend. (Lacht.) Das Wichtigste ist, dass man sich die Wahrheit sagt. Nicht mit jedem gelingt das. |
MD |
Gibt es Grenzen der Wahrheit? |
KB |
Wenn ich vertraue, dann richtig. Es war kein Zufall, dass wir uns getroffen haben. Ich denke, das sollte so sein. Immer wenn ich Mutter auf dem Friedhof besuche, bete ich dafür, Menschen um mich zu haben, die sie mir schickt. Sollen andere darüber lachen, das ist mir egal. Trotzdem frage ich mich, ob ich so etwas öffentlich sagen sollte. Du weißt nie, was die Leute daraus machen. Aber das Buch kauft bestimmt keiner, der mir nicht gewogen ist, oder was meinst du? (Lacht.) |
MD |
Ich hoffe, dass die es auch kaufen. (Lacht.) |
KB |
Mir ist es wichtig, dass die, die es lesen, daran glauben können, dass immer ein Licht am Ende des Tunnels ist und sie nicht in ständiger Angst leben müssen. Darum geht es auch in diesem Buch. Darum, dass man sich für keine Wahrheit schämen muss. Und das ist auch deine Rolle, Małgorzata, das alles zu beschreiben. Du weißt selbst, wie viele Familien es gibt, die sind wie meine gewesen ist … Ich weiß, dass ich nicht die ganze Welt erlösen kann. Aber wenn jemand aus meiner Geschichte den Glauben daran schöpft, dass es ihm wie mir gelingen kann, da herauszukommen, wäre das ein großer Erfolg für mich. Wenn er den Kampf für sich und ein normales Leben nicht aufgibt. Ich bin selber gespannt, wie all das, worüber wir reden werden, aufgenommen werden wird. Sicher hat dir Dawid [Kubas Bruder] schon vieles erzählt? |
MD |
Dawid hat über das gesprochen, worüber du am Anfang nicht sprechen wolltest. |
KB |
Weißt du, manchmal habe ich mich gefragt, ob ich das, was bei uns zu Hause passiert ist, zugelassen hätte, wenn ich älter gewesen wäre. Ich habe mir die Schuld dafür gegeben, dass ich nicht in der Lage war, etwas zu tun. Kurz vor Mutters Tod legte ich Puzzle im Wohnzimmer und sie löste Kreuzworträtsel. In einer Art Vorahnung ging ich zu ihr und sagte: Mama, ich weiß nicht, was ich mache, wenn ich dich verliere. Ich fing an zu weinen. Mutter sagte damals: Bei euch erwartet mich nichts Gutes. Das ist mir im Gedächtnis geblieben. Ich weiß nicht, ob ich unbewusst etwas kommen sah? Bis heute ist mir der Geruch ihres Parfums im Kopf hängen geblieben … Samstagabend machte Mama immer Schokokuchen und der Staubsauber rauschte. Wenn Agata heute Schokokuchen bäckt und dann manchmal auch den Staubsauger anmacht, lege ich mich sofort aufs Sofa und möchte einschlafen. Es war ein Schock, als „das“ geschehen war. Ungläubigkeit. Aber später wurde es nur noch schlimmer. Es waren nicht so sehr die Fotos, aber die Gerüche, die Geräusche, die Musik, die Mutter hörte. All das erinnert mich ständig daran, dass sie nicht mehr bei mir ist. |
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