Martin Kramer
Kommunikation sichtbar machen
Strukturen handelnd verstehen und aktiv mitgestalten
Print: 978-3-0355-1311-0
E-Book: 978-3-0355-1312-7
1. Auflage 2019
Alle Rechte vorbehalten
© 2019 hep verlag ag, Bern
www.hep-verlag.com
Inhalt
Vorwort Vorwort Hätte ich doch bereits vor zwanzig Jahren mehr über die Eigenheiten menschlicher Kommunikation gewusst! Dass Liebe und Freiheit keine Gegensätze darstellen, sondern sich gegenseitig bedingen, dass der Mensch nach Nähe und Geborgenheit ebenso wie nach Distanz und Abgrenzung strebt und dass das Paradoxe, die Ambivalenz, der Normalfall ist. Dass mein Inneres demzufolge aus vielen Teilen besteht. Ganz sicher wären in meinem Leben einige Dinge stimmiger verlaufen. Beziehungen, Freundschaften, Arbeitsverhältnisse – alle bestehen letztlich aus Kommunikationen, den Bausteinen des sozialen Miteinanders. Kommunikationen sind wichtige Elemente, sei es in persönlichen Beziehungen, in der Arbeits- und Berufswelt oder in der Schule. Und doch reicht Wissen allein nicht: Man versteht viele Kommunikationsmodelle theoretisch und hat sie im Kopf, ohne dass etwas von diesem Reichtum in der alltäglichen Praxis angewendet wird. Das Wissen über Kommunikation muss vom Kopf in den Bauch, damit es lebendig werden kann. Es ist wie in der Musik: Das Wissen über die Harmonielehre macht noch keinen ergreifenden Song. Der Weg vom Kopf in den Bauch, von der Theorie der Kommunikationspsychologie in die Praxis geschieht durch Handeln und Erleben. Das typische «Sitzen und Zuhören» in Seminaren muss nicht sein. Mit dem Einbeziehen der didaktischen Dimensionen von Körper und Raum werden die Modelle nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar. Ich wünsche Ihnen viel Freude im Umgang mit der komplexesten und abenteuerlichsten Sache in der sozialen Welt: der Kommunikation. Martin Kramer
Zur Nutzung des Buchs
Kapitel 1 Grundlegendes
1.1 Kommunikationsmodelle versus reale Kommunikation
1.2 Kommunikationsmodelle
1.3 Der Moment der Praxis
Kapitel 2 Wissenskonstruktionen
2.1 Konstruktionen
2.2 Unterschiedliche Empfänger, unterschiedliche Deutungen
2.3 Unterschiedliche Sender ergeben unterschiedliche Beobachtungen
Kapitel 3 Quadratur von Nachrichten
3.1 Äußerung und «Innerung»
3.2 Sach-, Beziehungs-, Selbstkundgabe- und Appellebene
3.3 Mit vier Ohren hören
3.4 Die freie Wahl des Empfängers – integrales Hören
3.5 Miteinander reden – quadratische Gespräche
Kapitel 4 Der erste Kontakt
4.1 Verbales Kennenlernen
4.2 Nonverbales Kennenlernen des Raums
4.3 Nonverbales Kennenlernen der Teilnehmenden
Kapitel 5 Werte- und Entwicklungsquadrat
5.1 Die Kunst zu streiten
5.2 «Herleitung» des Wertequadrats
5.3 Diskussionen in größeren Gruppen
Kapitel 6 Riemann-Thomann-Modell
6.1 Zwei Spezialfälle des dualen Denkens
6.2 Riemann-Thomann-Modell
6.3 Selbst- und Fremdwahrnehmung
6.4 Aufstellungsarbeit mit dem Modell von Riemann-Thomann
Kapitel 7 Inneres Team
7.1 Das Modell des Inneren Teams
7.2 Aufstellung des Inneren Teams
7.3 Theater trifft Kommunikationspsychologie: Das Innere Team wird lebendig
Literatur
Vorwort
Hätte ich doch bereits vor zwanzig Jahren mehr über die Eigenheiten menschlicher Kommunikation gewusst! Dass Liebe und Freiheit keine Gegensätze darstellen, sondern sich gegenseitig bedingen, dass der Mensch nach Nähe und Geborgenheit ebenso wie nach Distanz und Abgrenzung strebt und dass das Paradoxe, die Ambivalenz, der Normalfall ist. Dass mein Inneres demzufolge aus vielen Teilen besteht.
Ganz sicher wären in meinem Leben einige Dinge stimmiger verlaufen. Beziehungen, Freundschaften, Arbeitsverhältnisse – alle bestehen letztlich aus Kommunikationen, den Bausteinen des sozialen Miteinanders. Kommunikationen sind wichtige Elemente, sei es in persönlichen Beziehungen, in der Arbeits- und Berufswelt oder in der Schule.
Und doch reicht Wissen allein nicht: Man versteht viele Kommunikationsmodelle theoretisch und hat sie im Kopf, ohne dass etwas von diesem Reichtum in der alltäglichen Praxis angewendet wird. Das Wissen über Kommunikation muss vom Kopf in den Bauch, damit es lebendig werden kann. Es ist wie in der Musik: Das Wissen über die Harmonielehre macht noch keinen ergreifenden Song.
Der Weg vom Kopf in den Bauch, von der Theorie der Kommunikationspsychologie in die Praxis geschieht durch Handeln und Erleben. Das typische «Sitzen und Zuhören» in Seminaren muss nicht sein. Mit dem Einbeziehen der didaktischen Dimensionen von Körper und Raum werden die Modelle nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar.
Ich wünsche Ihnen viel Freude im Umgang mit der komplexesten und abenteuerlichsten Sache in der sozialen Welt: der Kommunikation.
Martin Kramer
Zur Nutzung des Buchs
Um sich in der Praxis zu üben, braucht es ein Gegenüber. So richtet sich das Buch an Gruppen beziehungsweise deren Leiterinnen und Leiter. Es möchte in der Arbeitswelt, in Kommunikationsseminaren, Schulklassen, Gruppen in freien Trägerschaften und Jugendgruppen dazu anregen und inspirieren, sich mit der Praxis der Kommunikation auseinanderzusetzen. In diesem Sinn könnte dieses Buch auch den Titel «Handlungs- und erlebnisorientierte Didaktik der Kommunikation» tragen.
Reihenfolge der Modelle
Wer ein Buch schreibt, muss sich für eine bestimmte Reihenfolge der Darstellung entscheiden. Im Fall der hier beschriebenen Modelle gibt es jedoch keine «richtige» oder «falsche» Anordnung. Die verschiedenen Modelle beziehen sich aufeinander und beleuchten Kommunikation aus unterschiedlichen Sichtweisen. Um im Bild der Sichtbarkeit von Kommunikation zu bleiben: Ob man Kommunikation zuerst im Licht des Wertequadrats, des Inneren Teams, der Quadratur von Nachrichten oder des Riemann-Thomann-Modells betrachtet, spielt keine große Rolle. Viel wichtiger ist es, dass die Modelle nicht isoliert nebeneinanderstehen, sondern hochgradig vernetzt sind. Wenn Sie beispielsweise mit dem Wertequadrat vertraut sind, sehen und verstehen Sie im Inneren Team das Auftauchen eines Gegenspielers besser. Mit jedem weiteren Modell steht Ihnen eine weitere Verständnisdimension zur Verfügung. Auch werden Sie weder mit den Modellen noch mit der Kommunikation an sich jemals «durch» oder «fertig» sein. Überhaupt erscheint mir höchst zweifelhaft, ob ein schrittweises Abarbeiten der Modelle es überhaupt ermöglicht, deren Tiefe zu verstehen. Stattdessen ist es sehr förderlich, wieder und wieder zu bereits vertrauten Modellen zurückzukehren, diese erneut zu hinterfragen – und damit zu spielen. Bitte vergessen Sie nicht: Spielen ist die effizienteste, lustvollste und nachhaltigste Art, Kommunikation zu verstehen und zu praktizieren.
Didaktische Zwischenbemerkungen
Die didaktischen Bemerkungen beleuchten Hintergründe und schaffen ein tieferes Verständnis. Die Leserin oder der Leser, der oder die sich einen schnellen Überblick verschaffen möchte beziehungsweise vorerst «nur» an konkreten Übungen interessiert ist, kann die didaktischen Zwischenbemerkungen bei der ersten Lektüre überspringen. Um sie besser zu erkennen, werden sie mit einem grauen Hintergrund – wie hier – gekennzeichnet.
Männliche und weibliche Schreibweise
Von einem systemisch-konstruktivistischen Standpunkt aus betrachtet, gibt es keine objektiv «richtige» oder «falsche» Äußerung, weder verbal, nonverbal oder wie in diesem Buch schriftlich. Dennoch gibt es, ganz im Sinn des oben erwähnten Wertequadrats, verschiedene Sichtweisen und Einstellungen, und Autor und Verlag müssen sich entscheiden. Das ist nicht einfach, vor allem, wenn es um ein Buch über Kommunikation geht: Die einen sagen, dass weder die Wurst noch der Käse etwas Weibliches oder Männliches an sich hat. Eine ehemalige Lektorin von mir störte sich an der Dopplung «Lehrerinnen und Lehrer». Sie wollte ebenfalls ein «richtiger» Lehrer sein und nicht extra mit der Endung «-innen» aufgeführt werden. Auf der anderen Seite gibt es Frauen, die sich bei der Bezeichnung «Schüler» oder «Lehrer» nicht angesprochen oder gar ausgegrenzt fühlen.
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