Martin Arz - Pechwinkel

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Schock bei der Bachauskehr: Im Glockenbach wird eine Frauen-leiche entdeckt. Wurde die alte Frau Opfer einer brutalen Entmietung, weil den Haien auf dem völlig überhitzten Münchner Immobilienmarkt jedes Mittel recht ist?
Max Pfeffer entdeckt Parallelen zu weiteren Morden an alten Damen, die alle augenscheinlich nur wegen ein paar Euro Beute erwürgt wurden.
Pfeffer stößt in ein Rattennest aus Habgier und beinahe wird der eiskalte Glockenbach für ihn zum nassen Grab. Denn das Haus der Toten aus dem Bach birgt ein schreckliches Geheimnis …

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Martin Arz

PECHWINKEL

Martin Arz schrieb zunächst als freier Autor für zahlreiche Magazine. Dann arbeitete er mehrere Jahre lang als PR-Berater, bevor er sich ganz den Künsten widmete: der Malerei und dem Schreiben. Seine Gemälde waren bereits auf vielen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Arz ist Autor von zahlreichen Sachbüchern, Krimis und historischen Romanen.

Max-Pfeffer-Krimis im Hirschkäfer Verlag:

· Das geschenkte Mädchen – Pfeffers 1. Fall

· Reine Nervensache – Pfeffers 2. Fall

· Die Knochennäherin – Pfeffers 3. Fall

· Pechwinkel – Pfeffers 4. Fall

· Westend 17 – Pfeffers 5. Fall

· Geldsack – Pfeffers 6. Fall

· Münchner Gsindl – Pfeffers 7. Fall

Handlung und Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen oder Personen wäre rein zufällig.

Cover und grafische Gestaltung von Hirschkäfer Design/Coriander P.

© Hirschkäfer Verlag, München 2011/2020

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Verarbeitung in elektronischen Systemen.

E-Book-ISBN 978-3-940839-20-6

Besuchen Sie uns online:

www.hirschkaefer-verlag.de

Pechwinkel - изображение 1

Inhalt

Kapitel 01

Kapitel 02

Kapitel 03

Kapitel 04

Kapitel 05

Kapitel 06

Kapitel 07

Kapitel 08

Kapitel 09

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

PS

01

Rudi war maulfaul. Er hatte keine Lust etwas zu sagen. Es gab auch nichts zu sagen. Und das Reden übernahm sowieso Mo. Mo hieß eigentlich Mohammed, aber so rief ihn höchstens noch sein Vater. Mo redete ohne Unterlass, was Rudi zunehmend auf die Nerven ging. Alles musste Mo kommentieren.

»Mann, Mann, Mann. Schon wieder ein altes Fahrrad«, sagte Mo und wuchtete das mit schleimigen Algen überwucherte Metallskelett über die Betonbrüstung auf den Rasen. »Mann, Mann, Mann, was die Leute alles in den Bach hauen.« Er studierte seine versifften Arbeitshandschuhe.

Was Rudi besonders nervte, war, dass Mo jeden Satz mit drei Mal »Mann« begann. »Mann, Mann, Mann, ist der Kaffee heiß.« »Mann, Mann, Mann, ist die Mieze heiß.« »Mann, Mann, Mann, regnets schon wieder.«

»Bei zwei Rädern insgesamt kann man nicht von ›schon wieder‹ sprechen«, knurrte Rudi.

»Na, und der Einkaufswagen?«

»Das ist kein Rad.«

»Mann, Mann, Mann. Haste auch wieder recht.« Mo zündete sich eine Zigarette an. »Noch schnell eine rauchen, bevors unter die Stadt geht.«

Rudi verdrehte die Augen. Er hatte vor sieben Jahren das Rauchen aufgegeben, und die Argumente, warum man schnell noch eine rauchen musste, bevor man irgendwas anderes machte, nervten ihn ebenso wie das Gequassel. Er starrte auf seine orangefarbenen Gummistiefel und wartete.

Bachauskehr. Jeden April dasselbe. Die Schleusen am Kraftwerk an der Isartalstraße wurden geschlossen, das Wasser floss direkt in die Isar zurück, der Stadtbach lief langsam leer, und die Männer vom Baureferat machten sich auf, das Bachbett zu reinigen. Der Bach floss in einem Betonbett durch das Schlachthofviertel, dann unter der Kapuzinerstraße hindurch ins Glockenbachviertel, wo er an der Pestalozzistraße unter den Häusern verschwand. Selbst die meisten Münchner wussten nicht, dass der Bach unterirdisch zuerst die ganze Altstadt umrundete, bevor er vor der Staatskanzlei am Hofgarten wieder an die Oberfläche kam und dann in den Englischen Garten floss. Wenn man hier, wo Rudi und Mo standen, ein Quietscheentchen in den Bach setzen würde, käme es vor dem Arbeitszimmer des Ministerpräsidenten heraus. Die Idee mit dem Entchen hatte Rudi schon immer mal gereizt. Aber sie kam ihm immer nur, wenn er auf Bauchauskehr war. Wenn das Wasser wieder floss, hatte er es wieder vergessen.

»Ein Ratz«, sagte Rudi trocken und packte den Kadaver einer Ratte am Schwanz. Das Tier hatte sich in einem Einkaufsnetz verfangen, konnte sich dann wohl nicht befreien und war ersoffen. Rudi warf die Ratte in den blauen Müllsack, den sie für kleinere Fundstücke bei sich führten. Er lüpfte ein wenig die Kapuze seines knallorangen Arbeitsparkas und sah zum Himmel. Grau. Regen. Keine Wolkenlücke in Sicht.

Mo trat seine Zigarette aus. »Bereit für die Dunkelheit, Meister? Mann, Mann, Mann.« Sie stiegen aus dem Bachbett, weil ihnen die Rechenanlage den Weg versperrte. Die Rechenanlage sorgte dafür, dass keine größeren Gegenstände vom offenen Bachlauf unter die Häuser gelangen konnten. Große Äste oder Ähnliches stießen gegen die Gitter, woraufhin sich ein automatischer Arm in Bewegung setzte, der die Gegenstände auf die Seite zog.

Die beiden Männer stiegen hinter dem Gitter wieder ins Bachbett und steuerten auf die Öffnung zu, die unter die Häuser an der Pestalozzistraße führte. Schweigend zückten sie ihre Stablampen und machten sie an. Rudi mochte die unterirdische Bachbegehung nicht. Seit Jahren machte er den Job, und er kannte die Strecke, gefunden hatte er nie mehr als tote Ratten und ausrangierte Gerätschaften, dennoch kroch jedes Mal dieses Gefühl von Unbehaglichkeit über seinen Nacken. So wie jetzt.

»Mann, Mann, Ma…«

»Tu mir einen Gefallen, Mo.« Rudi blieb noch im Eingang stehen und schob die Kapuze vom Kopf. »Kein ›Mann, Mann, Mann‹ mehr für den Rest des Tages.«

»Aber …«

»Habe ich mich klar ausgedrückt?«

»Okay.« Mo zuckte gleichgültig mit den Schultern und folgte dem Lichtkegel seiner Taschenlampe ins Dunkel des Bachtunnels. Den Müllsack hielt er mit der linken Hand und zog ihn über den Boden schleifend hinter sich her. »Mann, … äh … scheißdunkel hier. Na, wenigstens schiffts hier nicht.«

Die beiden stapften langsam tiefer in den Kanal. Ihre Lichtkegel wanderten über den Boden, die Wände hinauf, die Decke entlang, wieder die Wände hinunter und über den Boden. Alles zumindest flüchtig inspizieren. Auch eine grobe Überprüfung der Bausubstanz gehörte zu ihrer Arbeit. Nicht, dass eine der Wohnungen über dem Bach dank maroder Böden und Wände plötzlich ins Wasser stürzte. Das war zwar erst ein Mal vorgekommen, und selbst der erfahrene Rudi kannte die Geschichte von dem Ehepaar, das sich abends schlafen legte und wenige Stunden später eine Etage tiefer im tosenden Bach aufgewacht war, umgeben von den Trümmern ihrer Schlafzimmereinrichtung, nur vom Hörensagen. Dennoch mussten sie auf Risse oder Ähnliches achten.

»Fuck«, sagte Mo dann. Er hatte bisher seine Kapuze nicht vom Kopf genommen. Nun schob er sie langsam in den Nacken. »Da hat doch einer sauber seinen Müll entsorgt.« Er hielt seine Lampe auf den Boden vor ihnen gerichtet.

Rudi folgte dem Lichtschein und sah das Bündel. »Klasse«, grunzte er. Er drehte sich um. Ganz entfernt konnte er noch den Schimmer Tageslicht ausmachen, der von der Tunnelöffnung kam. »Ist nicht so weit. Können wir noch zum Eingang zurücktragen.«

»Lass uns erst aufmachen«, sagte Mo und beugte sich über das Bündel, das zu groß war, um in einen Plastikmüllsack gesteckt zu werden. »Sieht aus wie ein Duschvorhang. Ist ein Duschvorhang. Meine Tante hat genau so einen. Und schön mit Schnur verknotet.« Mo seufzte und wühlte in der Hosentasche nach seinem Taschenmesser. »Wir machens auf, vielleicht finden wir ja einen Hinweis, wer von den Spacken da oben«, er deutete auf die Tunneldecke über ihnen, »seinen Schrott einfach in den Bach schmeißt.«

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