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Sünde in Schwarz | Erotischer SM-Roman
von Angelique Corse
Schon von Kindesbeinen an galt Angeliques größte Leidenschaft dem Schreiben. 2015 begann sie, unter verschiedenen Pseudonymen vielseitige Werke zu veröffentlichen. Mit „Sünde in Schwarz“ legt sie ihr Debüt im Erotik-Genre vor.Was für sie den Reiz an SM-Erotika ausmacht? „Der Kontrollverlust und die absolute Hingabe. Außerdem das Verruchte, Verbotene.“
Lektorat: Marie Gerlich
Originalausgabe
© 2018 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © IgorIgorevich @ bigstockphoto.com © DragosCondrea @ bigstockphoto.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862777488
www.blue-panther-books.de
Prolog
Vom ersten Moment an, als ihre Blicke sich trafen, hatte er gewusst, dass er sie begehrte. Gleichzeitig schien es irgendwie lächerlich zu sein, denn sie entsprach weder vom Alter noch vom Äußeren her seinem üblichen Beuteschema. Und doch löste sie ein Verlangen in ihm aus, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Ihre freche Art kombiniert mit vermeintlicher Unschuld übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn aus. Sie war komplett anders als die anderen Damen, mit denen er sich normalerweise umgab und vergnügte. Zwar ließen diese sich willig auf sein Spiel aus Dominanz und Unterwerfung ein und genossen es in vollen Zügen, wenn er belohnte oder bestrafte. Doch bei vielen gewann er in letzter Zeit immer mehr den Eindruck, als würden die lustvollen Nächte für sie zur Normalität werden: Man reizte, quälte sich und wenn beide ihren Höhepunkt erreicht hatten, kleidete man sich an und ging automatisch zur Tagesordnung über. Dabei sollte es viel mehr sein als ein flüchtiger Spaß – die Kernelemente seines Spiels waren das Entdecken bisher unbekannter Gelüste und Reize, bedingungslose Unterwerfung und Gehorsam sowie – in einigen Fällen – sexuelle Grenzüberschreitung. Besonders Letzteres ging mehr und mehr verloren, was er nicht nur bedauerte, sondern was ihn regelrecht schmerzte.
Aus diesem Grund hatte er sich überreden lassen, einen neuen Club zu besuchen, der gemäß vertrauenswürdiger Aussage eines Freundes ganz anders sein sollte als die, in welchen er sonst verkehrte. Dieser Freund hatte recht behalten: Die Welt, die sich ihm gleich nach dem Betreten offenbart hatte, war so viel dunkler, bizarrer und exklusiver als alles, was er bis dahin gesehen hatte. In seinem normalen, alltäglichen Leben begegnete man der Nacht mit Vorsicht oder fürchtete sie sogar, an diesem Ort brachte man ihr unverhohlene Liebe entgegen.
Dort war er ihr begegnet. Seine Erinnerung spiegelte jenen Augenblick so klar und realitätsgetreu wider, als sei es gestern passiert. Obwohl seitdem schon eine ganze Zeit vergangen war, hatte seine Leidenschaft für sie kein bisschen nachgelassen. Im Gegenteil, ihr Abbild verfolgte ihn bis in seine Träume und es bereitete ihm einige Mühe, im Alltag die kühle, unnahbare Fassade aufrechtzuerhalten.
Seine breite, kräftige Hand ballte sich zur Faust und das Blut in seinen Adern begann zu kochen. Selbst hier draußen in der Einsamkeit ließ sein Verlangen sich kaum beherrschen – er musste sie besitzen, sie zu seiner willigen Sklavin machen, deren Körper zuckte, wenn er es befahl, und deren Mund lustvoll stöhnte, wenn er ihren Hintern mit der Peitsche bearbeitete. Allein die Vorstellung erregte ihn ungemein und nur der kühle Nachtwind brachte ein wenig Linderung. Zielstrebig ging er die Straße hinab, sein schwarzer, teurer Ledermantel flatterte wie die Schwingen eines gefallenen Engels. Die ganze Zeit war ihr Name überall – in seinem Kopf, in seinem Herzen, in seiner Seele, immer nur ein Wort: Melissa!
Kapitel 1
Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont und ein Knopfdruck seinerseits genügte, um die Jalousie nach oben fahren zu lassen. Einige Strahlen erhellten den Raum, während Chris seine Beine entspannt auf dem Bürotisch platzierte und an einer Zigarette zog. Dass der Kaffee auf seinem Schreibtisch längst kalt geworden war, störte ihn wenig. Sein Gaumen verlangte eher nach etwas Hochprozentigem, um den anstrengenden Arbeitstag ausklingen zu lassen. Leicht murrend gab er die bequeme Sitzposition auf und ging zu der geheimen Minibar, die sich gut versteckt direkt unter der großen Leinwand befand. Jeder, der unangemeldet in sein Büro kam, würde denken, dass er im Begriff war, sich die neuesten Statistiken anzuschauen.
Mit einem Glas Cognac in der Hand kehrte Chris an seinen Schreibtisch zurück und lümmelte sich regelrecht in den Drehstuhl aus hochwertigem Leder, dessen Armlehnen für zusätzlichen Komfort sorgten. Er war froh, dass die meisten Angestellten seiner Firma am späten Nachmittag nach Hause gegangen waren, sodass ihn kaum jemand zu Gesicht bekäme. Es würde das Bild des autoritären Chefs zerstören, dass er sich über die Jahre hinweg mühsam aufgebaut hatte. Ein kleines, aber zufriedenes Lächeln umspielte seinen Mund.
Obwohl er sprichwörtlich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden war, gestaltete sein Leben sich nicht als Zuckerlecken. Schon von Kindesbeinen an hatte der Druck auf ihm gelastet, eines Tages die elterliche Firma zu übernehmen, die sich seit Generationen in Familienbesitz befand. Bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr hatte es keinen Raum für seine Träume und ihn selbst gegeben. Und auch später war alles stets mit Leistungsdruck sowie nächtelangem Arbeiten verbunden gewesen, auch wenn die Mühen sich sehr wohl gelohnt hatten: Die Geschäfte liefen blendend, sie schrieben schwarze Zahlen und theoretisch müsste Chris nie mehr arbeiten – sein Geld und die damit verbundenen Wertanlagen reichten aus, um ihn bis an sein Lebensende zu versorgen. Ein entspanntes, doch auch leicht schwermütiges Lächeln huschte über seine markanten Gesichtszüge.
Es hatte eine Zeit – um genau zu sein zwei Jahre – gegeben, in der er diesen Lebensstil in vollen Zügen ausgekostet hatte. Morgens lange schlafen, teure, erlesene Mahlzeiten in Nobelrestaurants, ausgedehnte Shoppingtouren in exklusiven Luxusgeschäften und kostspielige Freizeitaktivitäten wie Golfen oder Segeln. Am Abend traf man sich mit Freunden auf ausgewählten Partys oder auch im Spielcasino und meist folgte die Rückkehr in Begleitung einer oder mehrerer anspruchsvoller Damen, mit denen man sich die Stunden bis zum Morgengrauen auf sinnliche Weise vertreiben konnte.
Chris hatte keine Ahnung, mit wie vielen Frauen er in dieser Freigeistperiode, wie er es insgeheim nannte, intim geworden war. Es gab keine Strichliste und er hatte es sich auch nicht gemerkt. So lange keine seiner Gespielinnen sich über seine Qualitäten als Liebhaber ausließ oder sich gar beschwerte, waren ihm diese Dinge relativ gleichgültig gewesen. Da Ehrlichkeit eine seiner wichtigsten Lebensmaximen war, hatte er nie einer von ihnen Hoffnungen auf eine feste Bindung gemacht oder Gefühle geheuchelt, wo keine waren. Chris war weder für dauerhafte Beziehungen noch für die große Liebe geschaffen, das wusste er. Das war nicht immer so gewesen, einst, vor langer Zeit hatte es eine Frau gegeben, die …
Erbost über die ungebetene schmerzhafte Erinnerung schüttelte er den Kopf, sodass sich einige blond-schwarze Strähnen aus dem sorgfältig gebundenen Pferdeschwanz lösten. Diese ungewöhnliche Haarfarbe war das Einzige, was Chris aus seiner Jugendzeit mitgenommen hatte. Alles andere war irgendwo in den Tiefen des Vergessens begraben und würde, so hoffte er, niemals wieder zum Vorschein kommen. Sein Blick glitt kurz zu dem kleinen, eingerahmten Foto, das zwischen dem 25-Zoll-Flachbildschirm und der tiefschwarzen Schubladenbox stand, sodass es auf den ersten Blick schwer auszumachen war. Es zeigte verschwommen die fröhlichen Gesichtszüge einer jungen Frau. Der in der oberen Ecke angedeutete Trauerflor fiel kaum auf, was den blitzartig aufflammenden Schmerz jedoch nicht linderte. Chris wusste nicht, wie vielen seiner Mitarbeiter oder auch Kunden das Foto bereits aufgefallen war, aber alle hatten sich bisher dezent verhalten und keine Fragen gestellt, wofür er dankbar war.
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