Er blickte abwartend auf Wasgau, der lediglich leicht säuerlich den Mund verzog, ihn aber diesmal glücklicherweise hielt.
„Also gehen wir mal davon aus“, fuhr Fisch unaufgefordert fort, „dass der Name des Treffpartners nicht sein wirklicher Name war, und hoffen, dass wir von den Angestellten des Cafés vielleicht eine Personenbeschreibung bekommen können. Aber zumindest bezüglich des verschwundenen Wagens unseres Opfers kann uns Harry etwas mehr sagen.“
Er blickte Harry Kruse an. „Dein Auftritt.“
Harry schüttelte den Kopf. „Kindskopf! Aber okay, ja, wir haben bezüglich des Wagens einen Erfolg zu vermelden. Nachdem wir im Fitnessstudio nachgefragt haben, wo er von elf Uhr bis zwölf Uhr trainiert hat, haben sie uns dort erzählt, dass er nach dem Duschen mit seiner Trainingstasche wieder gegangen ist. Die Rezeptionistin meinte, sie hätte mal mitbekommen, dass er meistens mit dem Auto käme, weshalb wir durch die Kollegen von der Trachtengruppe“, ein warnender Blick von Auer ließ ihn in seinen Ausführungen stocken, „äh ... ich meine, durch eine Gruppe von der Schutzpolizei die umliegenden Parkhäuser haben überprüfen lassen. Und voilà, der Wagen stand im Parkhaus des Forum Mittelrhein. Beim Opfer befanden sich ja auch die Schlüssel zu dem Wagen, übrigens ein sündhaft teurer Jaguar, und wir haben im Kofferraum seine Sporttasche gefunden. Man kann also wohl davon ausgehen, dass er vom Training aus zum Wagen gegangen ist, die Tasche abgelegt hat und dann zu dem Treffen mit dem ominösen Paschke gegangen ist. Aufgrund der Angaben im Fitnessstudio und der Wegstrecke können wir also inzwischen davon ausgehen, dass das Treffen etwa um 12 Uhr 30 stattgefunden haben muss. Das macht es vielleicht ein wenig einfacher, Zeugen zu finden, die es eventuell beobachtet haben können. Wir werden heute noch mal die Angestellten des Cafés befragen.“
Harry legte seinen Zettel mit den Notizen hin und signalisierte damit, dass er nichts mehr zu erzählen hatte.
„Okay,“ übernahm Auer wieder die Gesprächsführung. „Gerd, berichtest du bitte von eurem Besuch bei Doktor Rossbacher? Bitte für Herrn Wasgau und die Oberstaatsanwältin auch den Hintergrund, warum ihr ihn befragt habt.“
Befriedigt stellte Auer fest, dass seine Unterschlagung der Dienstbezeichnung seines Chefs die gewünschte Wirkung gezeigt hatte. Wasgau hasste es, nicht mit Kriminaloberrat angesprochen zu werden, und war, wie zu erwarten, zusammengezuckt.
„Die Kollegin Crott und ich“, begann Duben zu Sandra Hartung und Wasgau gewandt, „hatten bereits durch die Befragung der Ehefrau und der Mitarbeiter in der Werbeagentur erfahren, dass Raimund Kellermann unter einer psychischen Störung litt. Bei der Durchsuchung seiner Villa haben wir Unterlagen seiner Krankenkasse gefunden, laut dessen er bei einem Doktor Rossbacher, einem Koblenzer Psychotherapeuten, in Behandlung war. Coco und ich waren gestern Nachmittag bei dem lieben Doktor, und der Besuch war ... nun ja ... mal einfach ausgedrückt, höchst unbefriedigend. Er beruft sich auf seine ärztliche Schweigepflicht und hat noch nicht mal bestätigen wollen, dass Kellermann einer seiner Patienten war. Ich war da wohl ein wenig blauäugig, was die Bereitschaft eines Doktors angeht, der Polizei in einer Morduntersuchung zu helfen.“
Er zuckte hilflos mit den Schultern.
Auer sah Sandra Hartung an. „Sehen Sie eine Chance auf die Erwirkung eines richterlichen Beschlusses zur Beschlagnahme der Patientenakten, Frau Oberstaatsanwältin?“
Sie sah ihn überrascht an. „Auf welcher Grundlage? Weil ein Mordopfer Patient bei einem Psychotherapeuten war? Gibt es auch nur den kleinsten Hinweis darauf, dass seine Ermordung etwas mit seinen psychischen Problemen zu tun hatte? Ich denke mal, nein, denn sonst hätten wir es ja bereits gehört, nicht wahr? Also ... kein Beschluss. Ich hole mir doch keine rote Nase beim zuständigen Ermittlungsrichter, keine Chance.“
Wasgau schien es nicht mehr aushalten zu können.
„Ja, und wie soll es dann mit den Ermittlungen weitergehen? Haben Sie schon einen Plan, was man als Nächstes tun kann?“
Bevor Auer antworten konnte, kam die sofortige Retourkutsche der Oberstaatsanwältin, die sich offensichtlich angesprochen fühlte.
„Na, dann machen Sie doch mal einen intelligenten Vorschlag.“ Sie wartete noch nicht einmal ab, ob Wasgau in der Lage war, einen solchen zu machen, und fuhr barsch fort: „Ach ja, ich hatte vergessen, dass das nicht so Ihre Sache ist ... das mit den intelligenten Vorschlägen.“
Sie stand auf und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Über die Schulter rief sie noch: „Halten Sie mich auf dem Laufenden!“, und war kurz darauf verschwunden.
„Hmmm ...“, meldete sich Fisch in das betretene Schweigen, „ich hätte da mal eine Frage. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Psychotherapeuten und einem Psychiater? Ich weiß, ich könnte das einfach googeln, aber da wir ja eine Quasi-Expertin unter uns haben“, er warf Coco einen vielsagenden Blick zu, „dachte ich, sie könnte uns das mal erklären ... oder zumindest mir“, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
Bevor Coco antworten konnte, gab Auer sich einen Ruck und setzte mit einer Erklärung an.
„Man unterscheidet zwischen Psychiatern, Psychotherapeuten, Psychologen und Neurologen. Der Psychiater ist ein Arzt, der aber auch gleichzeitig Psychotherapeut sein kann. Beide behandeln Erkrankungen des Geistes und der Seele. Allerdings kann der Psychotherapeut keine Medikamente verschreiben, wenn er nicht gleichzeitig Psychiater ist. Der Psychologe macht eher in Diagnostik, wenn er nicht auch gleichzeitig Psychotherapeut ist, und der Neurologe kümmert sich eher um körperliche Erkrankungen, zum Beispiel der Nervenbahnen. Das ist ein sehr komplexes Thema, zumal es verschiedenste Kombinationen der einzelnen Fachrichtungen gibt.“
Das war eine für seine Verhältnisse eher längere Ansprache, und Auer registrierte sehr wohl die überraschten Blicke von Fisch und Harry. Duben nickte lediglich, als hätte er nichts anderes erwartet, als dass Auer sich diesbezüglich auskannte.
Es wunderte ihn allerdings etwas, dass auch Coco nicht erstaunt schien, da sie ja nichts von seinem Studium wusste.
„Woher weißt du so viel darüber?“, fragte Fisch erstaunt.
„Das ist doch Allgemeinwissen, so was sollte ein Kriminalbeamter eigentlich wissen“, beschönigte Auer und bemerkte gleichzeitig die hochgezogene Augenbraue bei Coco.
Sie glaubt mir nicht. Vielleicht sollte ich ihr doch ehrlicherweise erklären, woher ich mich so gut auskenne.
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