1. Es ist zu laut 1 ES IST ZU LAUT Von der Faszination, den Tieren zuzuhören Vor dem Einschlafen liege ich wach und lausche. Wenn ich nach der langen Reise endlich im Nationalpark angekommen bin und der Großstadtlärm von Kapstadt langsam verhallt, genieße ich es, in meinem Zelt oder in meiner Hütte zu liegen und den nächtlichen Geräuschen Afrikas zu lauschen. Viele in der afrikanischen Savanne lebenden Tiere sind auch in der Nacht aktiv, vor allem Raubtiere wie Löwen oder Hyänen. Nachts ist zudem die Schallübertragung besonders gut. Ein Rascheln und Knacksen in der Nähe ist zu vernehmen und ich werde selbst ganz ruhig. Ganz still liege ich da, um gut zuhören zu können. Welches Tier war das, und wie nah ist es? Plötzlich höre ich den Laut einer Antilope und den Warnruf eines Zebras. Meine Sinne schärfen sich. Es ist aufregend, fast furchteinflößend, wenn sich dann die Hyänen mit ihrem typischen „Lachen“ und ihren „Whoop“-Rufen zur Jagd formieren oder vielleicht sogar ein Löwe mit seinem tiefen, mächtigen Brüllen sein Revier akustisch markiert. Schlafen kann ich dann natürlich nicht mehr. Aber es sind Situationen wie diese, in denen ich mich wieder als Teil der Natur fühle, als Teil des großen Ganzen, das man so schnell vergisst, wenn man nachts in der Großstadt nur das Rauschen des Verkehrs vernimmt. Ich fühle mich privilegiert, weil ich Situationen wie diese in Südafrika, in Botswana oder Nepal erleben darf. Aber ähnliche Erfahrungen können wir alle auch bei uns machen, in einem unserer Nationalparks oder einfach im nahen Wald. Oft reicht es, wenn man bei einem Spaziergang etwas abseits des Trubels aufhört zu plaudern, das Handy abschaltet, sich hinsetzt, innehält und beginnt zuzuhören. Die Tiere bemerken natürlich unsere Anwesenheit, sie flüchten oder verharren, um nicht aufzufallen. Wenn wir aber ruhig sitzen blieben, dann wagen sich einige Tiere aus ihrer Erstarrung heraus, bewegen sich wieder, interagieren. Das Eichhörnchen huscht durch die Blätter, vielleicht sehen wir es nicht, aber wir können es hören, genauso wie den Vogel im Gebüsch oder die Maus im Laub. Die Tiere beginnen wieder ihrem natürlichen Verhalten nachzugehen. Alles, was wir dafür tun müssen, ist innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und uns, zumindest für einen kurzen Moment, wieder als Teil der Natur verstehen.
Von der Faszination, den Tieren zuzuhören 1 ES IST ZU LAUT Von der Faszination, den Tieren zuzuhören Vor dem Einschlafen liege ich wach und lausche. Wenn ich nach der langen Reise endlich im Nationalpark angekommen bin und der Großstadtlärm von Kapstadt langsam verhallt, genieße ich es, in meinem Zelt oder in meiner Hütte zu liegen und den nächtlichen Geräuschen Afrikas zu lauschen. Viele in der afrikanischen Savanne lebenden Tiere sind auch in der Nacht aktiv, vor allem Raubtiere wie Löwen oder Hyänen. Nachts ist zudem die Schallübertragung besonders gut. Ein Rascheln und Knacksen in der Nähe ist zu vernehmen und ich werde selbst ganz ruhig. Ganz still liege ich da, um gut zuhören zu können. Welches Tier war das, und wie nah ist es? Plötzlich höre ich den Laut einer Antilope und den Warnruf eines Zebras. Meine Sinne schärfen sich. Es ist aufregend, fast furchteinflößend, wenn sich dann die Hyänen mit ihrem typischen „Lachen“ und ihren „Whoop“-Rufen zur Jagd formieren oder vielleicht sogar ein Löwe mit seinem tiefen, mächtigen Brüllen sein Revier akustisch markiert. Schlafen kann ich dann natürlich nicht mehr. Aber es sind Situationen wie diese, in denen ich mich wieder als Teil der Natur fühle, als Teil des großen Ganzen, das man so schnell vergisst, wenn man nachts in der Großstadt nur das Rauschen des Verkehrs vernimmt. Ich fühle mich privilegiert, weil ich Situationen wie diese in Südafrika, in Botswana oder Nepal erleben darf. Aber ähnliche Erfahrungen können wir alle auch bei uns machen, in einem unserer Nationalparks oder einfach im nahen Wald. Oft reicht es, wenn man bei einem Spaziergang etwas abseits des Trubels aufhört zu plaudern, das Handy abschaltet, sich hinsetzt, innehält und beginnt zuzuhören. Die Tiere bemerken natürlich unsere Anwesenheit, sie flüchten oder verharren, um nicht aufzufallen. Wenn wir aber ruhig sitzen blieben, dann wagen sich einige Tiere aus ihrer Erstarrung heraus, bewegen sich wieder, interagieren. Das Eichhörnchen huscht durch die Blätter, vielleicht sehen wir es nicht, aber wir können es hören, genauso wie den Vogel im Gebüsch oder die Maus im Laub. Die Tiere beginnen wieder ihrem natürlichen Verhalten nachzugehen. Alles, was wir dafür tun müssen, ist innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und uns, zumindest für einen kurzen Moment, wieder als Teil der Natur verstehen.
2. So ähnlich, so fremd I
Von den vielen Bandbreiten innerhalb eines großen Spektrums
3. Versetzen wir uns in andere Körper
Wie der Perspektivenwechsel gelingen kann
4. So ähnlich, so fremd II
Wie wir uns mit moderner Technik verborgene Laute erschließen
5. Der Zoo als Labor
Erkenntnisse in „geschützter“ Umgebung
6. Worüber Tiere miteinander sprechen
Je sozialer, desto vokaler?
7. Sich mit Tieren verständigen
Was wir ihnen sagen – und was sie uns mitteilen
8. Begriffe, die nur für Menschen gelten?
Von der vermeintlichen Einzigartigkeit
9. Hört wieder mehr hin!
Vom Einander-Zuhören als Akt des Respekts
Dank
Literatur
Bild- und Tonquellen
Hörprobe
Mit den QR-Codes, die Sie in diesem Buch finden, können Sie zahlreiche Aufnahmen von Tierstimmen hören. Halten Sie dafür Ihr Smartphone mit geöffneter Kamera-App oder geöffnetem QR-Code-Scanner über den Code und folgen Sie dem Link, den Ihr Gerät anzeigt.
https://www.brandstaetterverlag.com/buch/von-singenden-maeusen-und-quietschendenelefanten/
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ES IST ZU LAUT
Von der Faszination, den Tieren zuzuhören
Vor dem Einschlafen liege ich wach und lausche. Wenn ich nach der langen Reise endlich im Nationalpark angekommen bin und der Großstadtlärm von Kapstadt langsam verhallt, genieße ich es, in meinem Zelt oder in meiner Hütte zu liegen und den nächtlichen Geräuschen Afrikas zu lauschen. Viele in der afrikanischen Savanne lebenden Tiere sind auch in der Nacht aktiv, vor allem Raubtiere wie Löwen oder Hyänen. Nachts ist zudem die Schallübertragung besonders gut. Ein Rascheln und Knacksen in der Nähe ist zu vernehmen und ich werde selbst ganz ruhig. Ganz still liege ich da, um gut zuhören zu können. Welches Tier war das, und wie nah ist es? Plötzlich höre ich den Laut einer Antilope und den Warnruf eines Zebras. Meine Sinne schärfen sich. Es ist aufregend, fast furchteinflößend, wenn sich dann die Hyänen mit ihrem typischen „Lachen“ und ihren „Whoop“-Rufen zur Jagd formieren oder vielleicht sogar ein Löwe mit seinem tiefen, mächtigen Brüllen sein Revier akustisch markiert. Schlafen kann ich dann natürlich nicht mehr. Aber es sind Situationen wie diese, in denen ich mich wieder als Teil der Natur fühle, als Teil des großen Ganzen, das man so schnell vergisst, wenn man nachts in der Großstadt nur das Rauschen des Verkehrs vernimmt.
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