Kristina Schröder - FreiSinnig

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Die offene Gesellschaft steht unter Druck. Gleichberechtigung wird immer öfter mit Gleichstellung verwechselt. Kulturelle Toleranz mit Verleugnung unserer Grundwerte. Debattenräume werden enger. Und in der Corona-Krise haben maßgebliche Akteure in Politik und Wissenschaft das fundamentale Prinzip der Verhältnismäßigkeit einem vermeintlich pandemischen Imperativ untergeordnet. Die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder plädiert dagegen meinungsstark für Freiheit und Verantwortung und überwindet damit die Sprachlosigkeit der bürgerlichen Mitte. Eine lebensnahe liberal-konservative Agenda für die Zeit nach der Merkel-Ära.

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An dieser Stelle beginnt die Abwägung – und die Wertung. Relativ leicht ist es dabei noch, Kranke gegen Kranke, Tote gegen Tote abzuwägen. Ein Mensch, der an Covid-19 stirbt, wiegt genauso schwer wie einer, der an einem Herzinfarkt stirbt, weil er sich wegen des Lockdowns nicht in die Klinik getraut hat, oder wie einer, der sich umbringt, weil er vor den Scherben seiner Existenz steht. Und eine lebenslange gesundheitliche Folge aufgrund einer schweren Corona-Infektion muss ähnlich ernsthaft betrachtet werden wie diagnostizierbare Langzeit-Beeinträchtigungen eines Jugendlichen, der nach über einem Jahr, in dem ihm sämtliche Sportangebote in Schule und Freizeit verwehrt wurden, nie wieder zum Sport zurückfindet und daher vielleicht lebenslang mit Übergewicht und all dessen Konsequenzen zu kämpfen hat.

Aber was ist mit den anderen schwerwiegenden Folgen? Was zählt der Verlust von bis zu neun Monaten gemeinschaftlicher Schulzeit für Millionen von Kindern und Jugendlichen? Was zählt der sprunghafte Anstieg schwerer psychischer Erkrankungen insbesondere bei Jugendlichen? Was zählen ökonomische Wohlstands- und Existenzverluste, die Geschäfte und Restaurants, die nie wieder aufmachen? Was zählt der Verlust an kulturellem und sozialem Leben, der Männerchor, das Stadtteilfest, das Angebot zum Kinderturnen, die nach über einem Jahr Zwangspause oft schlicht nicht mehr existieren? Was zählen die Depressiven, die Abhängigen, die Gewaltopfer, deren Leid im häuslichen Elend meist noch schlimmer geworden sein dürfte?

Jede Antwort darauf ist subjektiv, hängt unmittelbar von individuellen Wertüberzeugungen ab. Ich persönlich neige dazu, diese gesamtgesellschaftlichen Folgen als langfristig schwerwiegender zu bewerten – zumal ich der Überzeugung bin, dass sich wesentliche Infektionsgefahren auch mit milderen Mitteln wie Luftreinigungsgeräten, dem früheren und gezielteren Einsatz von Schnelltests oder einer nicht durch einen geradezu paranoiden Datenschutz kastrierten App hätte wirkungsvoll eindämmen lassen. Aber selbstverständlich kann man hier begründet auch die gegenteilige Auffassung vertreten.

Was mich aber nachhaltig irritiert hat, war der in Politik und Wissenschaft verbreitete Versuch, zu negieren, dass wir es hier überhaupt mit notwendigen Abwägungen zu tun haben. „Das darf man nicht gegeneinander aufrechnen“, lautet die wohlfeile Variante dieses Arguments, das gnadenlos ignoriert, dass unser ganzes Leben aus Abwägungen dieser Art besteht, ohne die wir gar nicht handlungsfähig wären.

„Das Virus diskutiert nicht“ oder „Hört auf die Wissenschaft“, lautete der autoritärer daherkommende, aber gleichwohl durchschaubare Versuch, aus einer Tatsachenaussage ein Werturteil abzuleiten. Auch Sandra Cieseks Tweet aus dem April 2021 „Wenn wir als Ärzte klar gegen Evidenz handeln, hat das massive Folgen. Wenn dies Politiker tun, ist das egal?“, der über 22 000-mal geliked wurde, gehört in diese Kategorie. Für politische Werturteile gibt es keine Evidenz. Gäbe es sie, könnten wir uns den ganzen Aufwand unserer Demokratie sparen. Denn dann könnte man ja genauso gut mit wissenschaftlichen Methoden berechnen, was zu tun ist. Anhänger der Idee von „Expertenregierungen“, Verächter des politischen Streits (man solle doch stattdessen einfach mal das „Vernünftige“ tun) und die guten alten „Parteienkritiker“ tendieren zwar immer wieder in diese Richtung, kommen aber nie um das alte Problem herum: Wer legt denn dann fest, was die angebliche Volonté générale ist, wenn nicht demokratisch legitimierte Volksvertreter?

Aus Tatsachenaussagen lassen sich keine Werturteile ableiten. Der naturalistische Schluss bleibt ein Fehlschluss, auch in der Pandemie. Man kann von jeder einzelnen wissenschaftlichen Aussage aus über 100 Folgen Podcast mit Christian Drosten und Sandra Ciesek überzeugt sein – und dennoch auf der Ebene der Maßnahmen mit vielen guten Gründen auch einen anderen als den in Deutschland gewählten Weg für human, vernünftig und erfolgversprechend halten.

Denn zwischen Tatsachenaussagen und Werturteilen gibt es einen kategorialen Unterschied: Max Webers Schriften zum Postulat der Werturteilsfreiheit der Wissenschaft ist meines Erachtens im Kern bis heute wenig hinzuzufügen. Tatsachenaussagen sind empirische Aussagen über das Seiende. Sie sind oft umstritten, aber prinzipiell wissenschaftlicher Analyse zugänglich, sie sind unter anderem falsifizierbar. Werturteile hingegen sind normative Urteile über das Sein-Sollende. Sie rekurrieren auf subjektive Wertüberzeugungen über das „Gute“, objektive Geltung können sie deshalb prinzipiell nicht für sich beanspruchen, falsifizieren lassen sie sich ebenso wenig. Weber sprach in diesem Zusammenhang davon, dass jeder selbst wissen müsse, was „für ihn der Gott und was für ihn der Teufel“ ist. Und immer, wenn ich mit meiner besten Freundin, die seit unserer gemeinsamen Grundschulzeit den Grünen zuneigt, über Politik diskutiere und wir irgendwann an dem Punkt ankommen, an dem sie sagt: „Aber die Gleichheit …!“ und ich entgegne: „Aber die Freiheit …!“ und uns nur noch bleibt, darauf gemeinsam einen schweren Rotwein zu trinken – dann weiß ich, was Max Weber damit gemeint hat.

„Children may be as infectious as adults“, diese inzwischen berühmte Conclusio aus Christian Drostens Pre-Print einer Studie zur Viruslast bei Kindern, das im April 2020 am Tag vor den entscheidenden Verhandlungen der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten zu Schulöffnungen in Deutschland erschien, ist eine Tatsachenaussage. Der berühmteste deutsche Virologe betreibt damit das, was seine Aufgabe ist: Wissenschaft.

Aber nur einen Satz weiter überschreitet er die Grenze: „Based on these results, we have to caution against an unlimited re-opening of schools and kindergartens in the present situation.“ Dies ist ein Werturteil. Eines, das sich zwar auf seriöse wissenschaftliche Forschung berufen kann („based on these results“), das aber dennoch so tut, als folge aus diesen Erkenntnissen notwendig („we have to caution against“) die Aufforderung, Schulen und Kindergärten vorerst nicht uneingeschränkt zu öffnen. Diese politische Forderung kann man natürlich vertreten, etwa unter Verweis auf das herausragende Ziel des Gesundheitsschutzes. Man kann aber selbstverständlich auch gegenteilig argumentieren, etwa indem man die Wertüberzeugung vertritt, dass man Kindern nicht unverhältnismäßig starke Lasten fremdnützig auferlegen dürfe oder dass der gesamtgesellschaftliche Schaden von Schulschließungen überwiege. Oder wie es der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit ausdrückte: „Was ich unter virologischem Aspekt gutheiße, kann unter sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen Aspekten desaströse Auswirkungen haben.“

Christian Drosten hat sein folgenschweres Werturteil nicht kenntlich gemacht, er hat nicht darauf hingewiesen, „wo der denkende Forscher aufhört und der wollende Mensch anfängt“, wie Max Weber es in seiner Schrift zur „Objektivität sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis“ verlangt. Dabei wäre es problemlos möglich gewesen, auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse eine einfache Zweck-Mittel-Relation zu formulieren, etwa: „Wenn die Schulen und Kindergärten uneingeschränkt geöffnet werden sollen, muss beachtet werden, dass Kinder so infektiös sein könnten wie Erwachsene.“ Damit wäre das Forscherteam auf dem Boden von Tatsachenaussagen und damit der Wissenschaft geblieben und Deutschland wären vielleicht viele weitere Wochen Schulschließungen erspart geblieben.

So tagten am nächsten Tag die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin und schoben die Öffnungen der Schulen und Kindergärten auf die lange Bank. Aus der drastischen, aber kurzfristigen Intervention zu Beginn der Pandemie, als die die Schulschließungen anfangs verkauft wurden, wurde spätestens hier eine monatelange Dauermaßnahme.

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