Zuweilen kann auch mäßiges Fieber in Erscheinung treten (bei einer bakteriellen Infektion dagegen über 39 Grad), das ebenfalls nicht bekämpft werden sollte, da der Körper mit der erhöhten Temperatur die Ausbreitung der Keime behindert. Erst wenn es sich nach 1 bis 2 Tagen nicht von selbst senkt oder auf über 39 Grad klettert, können fiebersenkende Maßnahmen (Essigsocken, Linden-Holunderblüten-Tee, Einwickeln in eine Decke bis zum Schwitzen) durchgeführt werden. Bei trockenem Schnupfen und Kratzen im Hals sollten Betroffene viel Flüssigkeit, bis zu 3 Liter täglich, trinken.
Nur in seltenen Fällen sind Bakterien (Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken) am Schnupfen beteiligt – sie benötigen ein Nasenschleimhaut-Terrain, das durch Viren bereits geschädigt wurde. Die Gefahr besteht, dass sich dann eine Nebenhöhlen- oder Stirnhöhlen- ( Seite 110), eine Mittelohr- ( Seite 98) oder Mandelentzündung ( Seite 119), entwickelt, die jeweils gründlich behandelt werden muss.
Vorsicht:Wenn das Nasensekret bräunlich grün wird oder unangenehm riecht, ist das ein Warnhinweis in Richtung einer bakteriellen Entzündung (Superinfektion). Diese muss ärztlich überprüft werden, damit sie sich nicht auf andere Organe des Atemtraktes (Stirnhöhlen, Rachen, Mandeln, Mittelohr, Bronchien, Lungen) ausbreitet. Besonders Kleinkinder, die bei Schnupfen wegen der behinderten Nasenatmung (Schniefen, Schnorcheln) unter Trinkschwierigkeiten, Appetitverlust, Heiserkeit, Schlafstörungen, manchmal Erbrechen oder Durchfall leiden, sind sorgfältig zu überwachen.
Bei älteren Menschen mit Grünem Star (Glaukom) oder Vorsteherdrüsenadenom (Prostatahyperplasie) ist zu beachten, dass die rhinitischen Beschwerden die Erkrankungen verschlimmern können.
Sind die Nasengänge angeschwollen, sollte auf den häufigen Gebrauch von Nasentropfen oder Sprays mit Phenylephedrin, Xylometazolin oder Oxymetazolin verzichtet werden. Die Schleimhäute werden dadurch ausgetrocknet und infolge der Gefäßverengung mangelhaft durchblutet, was die Resistenz vermindert. Außerdem besteht das Risiko eines Gewöhnungseffekts an diese Präparate.
Besser sind Nasenspülungen: 1/2 Teelöffel Meersalz oder Emser Salz in einer Plastikschale mit 300 Milliliter warmem Wasser auflösen, beide Nasenöffnungen ins Salzwasser eintauchen und in gebeugter Haltung tief einatmen. Damit wird das Salzwasser in die Nasenhöhlen hinaufgezogen und über den Rachen wieder ausgespuckt. Dies 10-mal wiederholen, wobei die Keime herausgespült werden und die Nasenschleimhaut gereinigt wird. Fertige Meerwasser-Nasenduschen und Sprays können in Apotheken und Drogerien gekauft werden.
HAUPTMITTEL
Sonnenhut
(Echinacea purpurea Moench)
Beim Auftreten eines Schnupfens gleich welcher Art ist es die erste therapeutische Maßnahme, die körpereigenen Immunkräfte aufzubauen. Als bester pflanzlicher Immunmodulator empfiehlt sich der Purpurrote Sonnenhut. In der freien Natur seiner amerikanischen Heimat streckt er in den Sommermonaten seine feurigen Blütensterne der Sonne entgegen. Beim Betrachten des gesamten Blütengebildes erkennt man den kugelig aufgewölbten Fruchtboden, wie von einem stacheligen Igelpanzer überzogen. Damit schützt sich der Sonnenhut vor der Gefräßigkeit von Vögeln und Schnecken. Mit spitzen Stacheln wird jeglicher Angriff abgewehrt. Verteidigung und Widerstand sind die Kräfte, die die Pflanze zeigt. Diese Matrix überträgt sie auch auf den kranken Menschen, der gegen den Angriff von stacheligen Virenkörpern kämpft. Ein zusätzlicher Heilschatz verbirgt sich in den Blüten und Wurzeln, die für die Essenz verarbeitet und veredelt werden und Schnupfenpatienten mit wässrigem Nasenfluss oder Trockenheit der Schleimhäute, angeschwollenen Luftgängen, brennenden Schmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit zur Genesung verhelfen.
Die defensive Heilkraft der Pflanze wird auch im Namen zum Ausdruck gebracht: Echinacea ist abgeleitet vom griechischen echinos für »Seeigel«, »Igel«.
URSACHE
Schnupfen ist immer ein Zeichen eines geschwächten Immunvermögens. Die Nase als Sitz des Geruchssinns ist mit einem Filter ausgerüstet, der Fremdstoffe aus der eingeatmeten Luft auffängt und wieder nach außen transportiert. Hierzu dienen die in den Nasenlöchern befindlichen Haare und die äußerst feinen Flimmerhärchen (Epithele), die über die ganze Nasenschleimhaut verteilt sind und einen auffangenden Teppich, Zilienapparat genannt, bilden. Die gefilterte Luft gelangt dann in die Krümmungen der Nasenhöhle, wo sie aufgewirbelt und mit Feuchtigkeit versehen wird. Bei Kälte und kühler Feuchtigkeit wird die Durchblutung der Schleimhaut vermindert, sodass sich die eingeatmeten Viren auf der feuchtwarmen Tapete ausbreiten und bei mangelhafter Immunkraft millionenfach vermehren können. Die typischen Schnupfenbeschwerden treten in Erscheinung.
Kälte, Kühle, Feuchtigkeit und Frost spielen bei der Erkrankung immer eine Rolle, ebenso körperliche Unterkühlung, Empfindlichkeit auf Zugluft, Klimaanlagen, ungenügende Bekleidung, überheizte Wohn-, Arbeits- und Schlafräume und trockene Luft. Das Schnupfenrisiko wird durch verstaubte Luft, Gase, Dämpfe am Arbeitsplatz oder Emissionen wie Schwefeldioxid sowie Rauchen und Passivrauchen erhöht. Verstopfte Nasengänge durch Polypen oder eine Nasenscheidewandverengung (Septumdevitation) und letztlich auch Allergien auf Pollen, Hausstaub und Milben können ebenso mitverantwortlich sein, desgleichen hormonelle Störungen in der Schwangerschaft, Stillzeit, im Klimakterium oder bei Schilddrüsenstörungen. Selbst der häufige Gebrauch von chemischen Nasentropfen oder Medikamenten wie Antibiotika, Cortison, Bluthochdruckmittel, Betablocker, Hormone, Antihistaminika oder Psychopharmaka können Schnupfen als Nebenwirkung hervorrufen.
UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN
Gelingt es mit immunstimulierenden Maßnahmen, die rhinitische Infektion zu überwinden, geht der Erkrankte aus der natürlich bewältigten Schnupfenphase gestärkt hervor und bleibt fortan auch von Rezidiven verschont. Verordnet man aber gleich Antibiotika, wird dem Körper die Chance entzogen, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen, was Rückschläge begünstigt.
Als erste Maßnahme bei einem Schnupfen ist für genügend Luftfeuchtigkeit zu sorgen: Luftbefeuchter mit ein paar Tropfen Eukalyptusöl aufstellen. Dampfbäder mit einem grünen Fichten-, Tannen- oder Latschenkieferzweig, in 1,5 Liter Wasser getaucht und aufgekocht, bringen erste Erleichterung. Man atmet 10 Minuten über dem dampfenden Topf ein und aus. Über Topf und Kopf breitet man ein Frottiertuch, sodass die Dämpfe nicht entweichen können. Auch Nasenspülungen mit Salzwasser (siehe oben) können durchgeführt werden.
DIFFERENZIALDIAGNOSE
Individuelle Heilpflanzenarzneien
Bibernelle (Pimpinella major L.): Wässriger oder trockener Schnupfen mit brennenden Schmerzen, der die Betroffenen stark ermüdet und ermattet, erfordert die Behandlung mit der Bibernellessenz.
Gundelrebe (Glechoma hederacea L.): Besteht bei Schnupfen die Gefahr einer Sekundärinfektion mit Bakterien samt Bildung von gelblich-grünen Nasensekreten, ist die Therapie mit Glechoma angezeigt.
Heckenrose (Rosa canina L.): Machen sich bei Rhinitis, gleich welcher Art, massive Schmerzen in den Nasengängen und Kopfschmerzen bemerkbar, wird zur raschen Linderung die Heckenrose eingesetzt.
Kamille (Matricaria recutita L.): Hochgradige Schnupfenerkrankungen von schmerzüberdrüssigen Kindern mit grantigem Verhalten oder hitzig rötlicher Färbung des Gesichtes bedürfen der Behandlung mit Kamillenessenz.
Meisterwurz (Peucedanum ostruthium Koch): Steht der Schnupfen mit einer massiven Immunschwäche im Zusammenhang, wobei die rhinitischen Beschwerden bei geringsten Kälteeinflüssen erneut auftreten, verhilft die Meisterwurz zu einer besseren Abwehrkraft.
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