Treten Schwindelanfälle vor dem 60. Lebensalter auf, ist nachzuprüfen, ob mögliche Grunderkrankungen vorliegen: Blutarmut, niedriger Blutdruck, erhöhter Blutdruck, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenfehler, Arterienverkalkung, Verkalkung der Hirngefäße, Apoplex, Gehirntumor, Epilepsie, multiple Sklerose, Augenerkrankungen wie Glaukom (Grüner Star) oder Makuladegeneration, chronisch rezidive Mittelohrentzündung, Sinusitis (Nebenhöhlen- und Kieferhöhlenkatarrh), Polypen der Nase, Zahnwurzeleiterungen, entzündete Mandeln, Borreliose, grippaler Infekt, Diphtherie, Masern, Mumps, Wurmerkrankungen oder Kinderkrankheiten (da die Gleichgewichtsorgane im jugendlichen Stadium noch nicht vollständig entwickelt sind).
HAUPTMITTEL
Waldmeister
(Asperula odorata L.)
Der Wonnemonat Mai ist die Blütezeit des Waldmeisters. Kenner verwenden das duftende Kraut aus dem schattigen, durchlichteten Buchen- und Tannenwald für eine erfrischende Frühlingsbowle, getreu dem Rezept des Benediktinermönchs Wandalbertus (813–870) aus dem Kloster Prüm in der Eifel, der später auch auf der Insel Reichenau am Bodensee wirkte: »Schütte den perlenden Wein auf das Waldmeisterlein.« Doch Vorsicht: Die prickelnde, nach Vanille, Zimt und frischem Heu duftende Brause verursacht im Übermaß schwindelartige Zustände, die sinngemäß den kreisförmigen, quirligen Blattwirteln der Pflanze ähneln. Sie stehen in mehreren Etagen wie zykloide Karusselle und symbolisieren die drehenden Sinneswahrnehmungen, für die die Pflanze als Signatur Pate steht. Verantwortlich für den berauschenden Zustand ist das Cumarin, das jedoch in korrekter Dosierung die zerebralen Hirngefäße auszubalancieren vermag. Die veredelte Waldmeisteressenz empfiehlt sich als Hauptmittel bei verschiedenartig auftretenden Schwindelzuständen, taumeliger, drehender oder schwankender Art, oft begleitet von Benommenheit, Kopfschmerzen und mentaler Konzentrationsschwäche. Die schneeweißen Sternenblüten mit dem betörenden Odeur signalisieren die erfrischenden und belebenden Kräfte der Pflanze.
DIFFERENZIALDIAGNOSE
Individuelle Heilpflanzenarzneien
Ginkgo (Ginko biloba L.): Verursachen Schwindelzustände ein Nachlassen der intellektuellen Fähigkeiten mit mentalen Blockaden und Aufmerksamkeitsstörungen, empfiehlt sich die Ginkgoessenz, die den Geist zu vitalisieren vermag.
Honigklee (Melilotus officinalis L.): Sind die Schwindelzustände vorwiegend von Benommenheit, hitzigem Gefühl und Blutandrang im Kopf begleitet, verursacht durch eine gestörte Blutversorgung des Gehirns, wird zur Behandlung die Honigklee-Arznei empfohlen, vor allem wenn sich bei den Betroffenen eine ängstliche Übervorsichtigkeit entwickelt.
Immergrün (Vinca minor L.): Das Immergrün ist das probate Heilmittel bei Altersschwindel, der von einer Mangeldurchblutung des Gehirns, einer Verminderung der Sauerstoffversorgung, kapillaren Zirkulationsstörungen der Augen und Ohren sowie von Verwirrtheit und Vergesslichkeit geprägt ist.
Rosmarin (Rosmarinus officinalis L.): Ohnmachtsartige Schwindelzustände, verursacht durch Kreislaufschwäche und niedrigen Blutdruck, begleitet von Apathie, Lethargie, Energielosigkeit und mentaler Schwäche, bedürfen zur Auffrischung eine Therapie mit Rosmarin.
Schafgarbe (Achillea millefolium L.): Stellen sich Schwindelanfälle aufgrund von Blutarmut, beispielsweise bei starken Menstruationsblutungen oder nach Operationen mit großen Blutverlusten ein, ist der Einsatz dieser Essenz indiziert.
Traubensilberkerze (Actaea racemosa L.): Wiederholen sich die Schwindelanfälle jedes Mal während der Menstruation, begleitet von wehenartigen Unterleibsschmerzen, Nackensteifheit und emotionaler Erregung, ist der Gebrauch der Traubensilberkerze angezeigt.
Wermut (Artemisia absinthium L.): Kommt es bei Reisen mit Auto, Schiff, Eisenbahn oder Flugzeug zu schwindelartigen Anfällen, verbunden mit starker Übelkeit oder Erbrechen, bringt die Artemisia die willkommene Linderung. Die Essenz kann auch zur Prophylaxe eingesetzt werden.
Auch mechanische Einflüsse können eine Rolle spielen: Kopfverletzung, Gehirnerschütterung, Schädelbruch, Schleudertrauma, Verspannungen der Nackenwirbelsäule, ein Spülen der Ohrengänge, Sehstörungen durch neue Brillengläser, Blutverlust bei Verletzungen oder nach dem Blutspenden.
Psychische Einflüsse können ebenso schwindelartige Beschwerden begünstigen: Höhenangst, Phobien bei Menschenansammlungen oder in engen Räumen, im schaukelnden Schiff, im Auto bei kurvenreichen Strecken, bei schlingernden Flügen, aber auch Schockeinflüsse sowie Schicksalsschläge und nicht zuletzt Erschöpfungszustände, Depressionen und Burnout.
In zahlreichen Fällen kann der Schwindel auch ohne erkennbare Ursache auftreten, was als somatoforme Vertigo bezeichnet wird – die Betroffenen sind völlig gesund und leiden trotzdem gelegentlich unter Taumel und Unsicherheit.
UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN
Stets sollte die Ursache des Schwindels ergründet werden. Handelt es sich um einen einfachen Schwindel ohne ernsthafte Grundkrankheit, kann eine Selbstbehandlung mit natürlichen Maßnahmen erfolgen. Als Hausmittel eignet sich die kurmäßige, tägliche Einnahme von 1 Teelöffel Bioessig mit Honig gesüßt in einem Glas Wasser. Über den Tag verteilt zudem vormittags und nachmittags 1 Tasse Lavendeltee (1 Teelöffel Lavendelblüten mit 1 Tasse kochend heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen, abfiltern) ungesüßt oder mit ein wenig Honig schluckweise trinken.
Darmsanierung: Meta-Care-Coenzym Q10 (Beloga/Allergosan) hat die Kraft, die Zellatmung des menschlichen Organismus zu verbessern, was sich positiv auf Schwindelgefühle auswirkt.
Zur Abhärtung des Körpers und zur Kreislaufförderung empfehlen sich Kneipp’sches Trockenbürsten der Haut und kalte Armbäder ebenso wie Wechselgüsse der Unterschenkel morgens nach dem Erwachen. Eine mögliche chronische Verstopfung sollte behoben werden. Und tägliche Gleichgewichtsübungen können lohnend sein: Dabei den Daumen nach oben strecken und die Hand zur Faust ballen. Den Arm danach mit unterschiedlicher Geschwindigkeit nach links und rechts führen, wobei der Blick ohne Bewegungen des Kopfes immer auf den Daumen gerichtet wird. Dies 10-mal wiederholen. Auch Übungen auf einem großen Sitzball sind geeignet: 10-mal Auf und Ab mit geringem seitlichen Lagewechsel.
AUGEN
BINDEHAUTENTZÜNDUNG
(Konjunktivitis)
Unsere Augen sind ein Wunderwerk, ohne sie wäre die Schönheit der Schöpfung unsichtbar, ja das ganze Leben wäre verdunkelt. »Wär’ nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt’ es nie erblicken«, schrieb schon Goethe. Oft sind für uns die Sehorgane etwas Selbstverständliches. Sie bedürfen jedoch aufmerksamer Beachtung und Pflege, nicht nur dann, wenn sich unliebsame Störungen wie etwa eine Bindehautentzündung bemerkbar machen.
Die Bindehaut (Konjunktiva) der Augen ist eine dünne, durchsichtige Schleimhaut, ähnlich jener, die auch den Mund und den Atemtrakt schützend überzieht. Diese feine Membran, die mit kleinen Gefäßen versehen ist, kleidet die Innenseiten der Lider aus und überzieht die weiße Lederhaut des Augapfels bis zur Hornhaut. Die Hornhaut selbst wird nicht von der Konjunktiva bedeckt. Durch Tränenflüssigkeit wird diese Haut stets feucht gehalten. Dieser Bereich reagiert sehr empfindlich auf Reize, und zwar mit Entzündungen, die sowohl akut als auch chronisch, ein- oder doppelseitig auftreten können.
BESCHWERDEBILD
Erste Anzeichen einer Bindehautentzündung sind gerötete Augen mit angeschwollenen Lidern, Augenbrennen, verstärktem Tränenfluss und erhöhter Lichtempfindlichkeit. Gleichzeitig entsteht das Gefühl, als ob sich ein Fremdkörper im Auge befinden würde. Das Auftreten von Schaum in den Augenwinkeln, der über Nacht eintrocknet und sich am Morgen krustig im inneren Lidwinkel festsetzt, ist ein weiteres harmloses, aber belastendes Anzeichen. Durch die Reizung erweitern sich die kleinen Kapillargefäße in der Bindehaut, sodass sie wie rötliche Netze hervortreten.
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