Schachtelhalm ist extrem genügsam und regeneriert als Bodenverbesserer die ausgelaugte Erde. Als Heilmittel wirkt er regenerierend auf das Gewebe und vermittelt Struktur, Festigkeit und die Fähigkeit zur Abgrenzung. (Fotos Olaf Rippe)
Ein anschauliches Beispiel für eine biologische Transmutation bietet der Schachtelhalm. Nach der klassischen Signaturenlehre (siehe Seite 26 und 124ff.) wird der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) als besonders vom Saturn beherrschte Pflanze betrachtet. Dieser Planet regiert unter anderen Organen besonders das Knochensystem und die mineralischen Prozesse im Organismus. Schachtelhalm hat eine korrigierende Wirkung im Falle einer Entmineralisierung der Knochen und wirkt allgemein strukturierend. Schachtelhalm korrigiert und erhält das organische Calciumgleichgewicht. Diese Fähigkeit beruht besonders auf der Transmutation von Silizium in Calcium.
Die wichtigsten im Ackerschachtelhalm enthaltenen Substanzen sind: Kieselsäure in großen Mengen, Schachtelhalmsäure (eine der Spezies eigene Säure mit diuretischer Wirkung), Equisetonin (ein Saponin), Schleimsäure, Apfelsäure, Oxalsäure, Eisen, Magnesium, Mangan, Kalium, Natrium, Aluminium, Calzium, Phosphor, Glucoside, Antivitamin (in den Sporen; das Antivitamin hat die Fähigkeit, das Vitamin B1 ›Thiamin‹ zu zersetzen), Dimethylsulphon, Vitamin C (in der frischen Pflanze), Phytostearin, Harz, eine Substanz, die das Koagulieren verhindert und auf dem Saft der Pflanze schwimmt, eine koagulierende Substanz im Satz des Saftes, eine noch nicht genau definierte Base und Equisetin, ein Alkaloid, durch einen Pilz (Ustilago equiseti) verursacht, welcher der Pflanze die typischen braunen Flecken verleiht. Falls der Gehalt von Equisetin vermieden werden soll, muss die Pflanze vor dem Befall geerntet werden. Junge Pflanzen enthalten weniger Kieselsäure als ausgewachsene, die jüngeren Pflanzen enthalten jedoch mehr lösliche Kieselsäure als die älteren, wobei zu berücksichtigen ist, dass die lösliche Kieselsäure den größeren Heilwert hat.
Die quantitative Analyse einer Schachtelhalm-Spezies stellt sich nach Auskunft der Firma Staufen Pharma wie folgt dar: 15Kieselsäure: 62,11, Chlor: 0,70, Schwefelsäure: 4,67, Phosphorsäure: 2,12, Schwefel: 4,03, Kohlensäure: 0,59, Kalium: 2,88, Natrium: 0,67, Magnesium: 1,53, Calcium: 15,40, Eisen: 2,19.
Beeindruckend ist der hohe Gehalt an Kieselsäure, der praktisch das Vierfache des Calciumgehalts darstellt. Wie ist nun die stark ausgleichende Wirkung des Calciumgehalts im Organismus zu erklären? Nach Kervran wird der Calciumgehalt des Organismus besonders durch die Transmutationsprozesse aufrechterhalten. Hier folgen die entsprechenden Formeln:
Die letzte dieser Formeln erklärt den Prozess. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Bemerkung des amerikanischen Ernährungswissenschaftlers Dr. Paavo Airola im Zusammenhang mit Osteoporosis 16: Abnorme Porosität der Knochen älterer Menschen beruht gewöhnlich auf mangelhafter Ernährung, besonders Mangel an Vitaminen und Mineralen. Längere Behandlung mit Cortison kann auch zu Osteoporosis führen, da diese zu einer Reduzierung der Calcium- Aufnahme durch die Eingeweide führt und auch die Knochensubstanzbildung blockiert. Dr. Airola bemerkt, dass nach der Ansicht Dr. L. C. Kervrans die Verabreichung von calciumreicher Nahrung oder zusätzlichen Calciums in Fällen von Osteoporosis, Calciummangel oder Entcalzifizierung nicht empfehlenswert ist. Kervran schlägt stattdessen die Zuführung von organischer Kieselsäure, Magnesium und Kalium als einen wirkungsvolleren Weg vor, um den Mineralhaushalt zu verbessern und den Knochen und Geweben Calcium zuzuführen. Durch den Prozess der biologischen Transmutation wird das Silizium der Kieselsäure im Körper in leicht assimilierbares Calcium verwandelt. Kervran empfiehlt besonders Schachtelhalmtee 17.
Kervran bemerkt in seiner bekannten Arbeit über biologische Transmutation, dass organische Kieselsäure für den Menschen empfehlenswert ist, da mineralische Kieselsäure die entgegengesetzte Wirkung hat: sie entcalcifiziert. 18
Diese Hinweise sollen für den Augenblick genügen. Dem interessierten Leser seien die in der Bibliografie erwähnten Schriften Kervrans und Vitofranceschis empfohlen.
Im Zusammenhang mit einer Neubewertung der Transmutationsmöglichkeiten sei noch das viel besprochene Experiment der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt erwähnt. 1977 wurde dort eine Scheibe aus Uran mit Uranionen beschossen, die auf eine Energie von 1,8 Milliarden Elektronenvolt beschleunigt worden waren. Bei diesen Energien kommt es noch nicht zu einer völligen Verschmelzung zweier Urankerne, sondern es werden nur wenige Protonen und Neutronen zwischen den Kernen ausgetauscht. Mit wachsender Energie der Projektile nimmt dieser Austausch zu, und in der nachfolgenden (radiochemischen) Analyse wurde die Anwesenheit von Gold bestätigt. Wenn sich einer der beiden Urankerne in einen Goldkern umwandelt, so geht der Reaktionspartner in einen Kern des Elementes 105 über. (Uran hat die Ordnungszahl 92, Gold 79; der Unterschied beträgt 13; 92 + 13 = 105.) Derartige Elemente sind jedoch instabil und zerfallen rasch durch Kernspaltung.
Die klassischen Meister der Alchemie bedienten sich nicht dieser enorm hohen momentanen Energien, sondern äußerst subtiler Energien wie der des menschlichen Organismus, die sich wie viele alchemische Prozesse mit unendlicher Langsamkeit vollziehen. Arbeiten über viele Jahre und selbst Jahrzehnte sind keine Seltenheit. Viele Wissenschaftler bestehen darauf, dass Transmutationen nur mit riesigem Energieaufwand möglich sind, sich dann allerdings mit großer Schnelle vollziehen. Warum sollte es nicht möglich sein, Transmutationen mit niedrigeren Energien, aber mit größerem Zeitaufwand zu erzielen? Ist es vielleicht wie beim Flaschenzug: entweder viel Kraftaufwand und wenig Zeit oder wenig Kraftaufwand und viel Zeit? Außerdem, wie kann man die entsprechenden Energien messen? Besonders, wenn diese nicht einmal bekannt sind!
Der Adept folgt der Natur. Der Stich aus Michael Maiers berühmtem Werk »Atalanta Fugiens« deutet an, dass der Alchemist den Schritten der Natur folgen muss und ihre Wege beleuchten soll. »Für denjenigen, der sich mit Alchimie befasst, können die Natur, der Verstand, die Erfahrung und das Lesen Wegweiser, Stab, Brille und Laterne sein. Die Natur muss des Künstlers Anführerin sein; die Vernunft ist der Stab, auf den er sich stützt, um nicht dummen Irrtümern zu verfallen; die Erfahrung ist die Brille, die dem Künstler ermöglicht, Wahres von Unwahrem zu unterscheiden, wie sie dem Kurzsichtigen erlaubt, in die Ferne zu sehen. Das Lesen muss dem Intellekt wie ein helles Licht sein, wenn nicht, so werden düstere Wolken der Unklarheit obsiegen.« (Nach Stanislas Klossowski De Rola, The Golden Game, 1988)
Die alten Meister empfehlen, stets der Natur nachzufolgen und diese die Arbeit von selbst tun zu lassen, wie der Bauer. Die Nähe der Alchemie zum Ackerbau ist oft betont worden, und es gab Alchemisten, die sich den lateinischen Beinamen Agricola (= Bauer) zulegten.
Es ist wichtig für uns festzuhalten, dass die Möglichkeit der Transmutation eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache ist und keineswegs ein Fantasieprodukt; der Streit geht um die Mittel, nicht um die Tatsache als solche. Transmutationen ermöglichten überhaupt erst die Erscheinung der ganzen Materie. Aus dem ursprünglich aus dem Urknall hervorgegangenen Wasserstoff entwickelten sich nach Ansicht der Wissenschaft in etwa sieben Milliarden Jahren mit der Geburt und dem Tod von Generationen von Sternen immer schwerere Elemente. Wenn wir von der Materie als aus dem Urknall gefrorenes Licht sprechen, können wir auch sagen: »In principio erat hydrogenium« (im Anfang war der Wasserstoff), der nach Ansicht der Parachemie die am meisten wärmeverwandte Substanz ist.
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