Das Haus, vor dem die Hühner gackern, die Gänse schnattern und Kühe, Rinder und Kälber friedlich weiden, gehört der Viehgenossenschaft von Neuchâtel. Seit einem Jahr steht es unter neuer Leitung: Louisette Guillod war Bürgermeisterin im Chablais, ihr Mann Eric Guillod ein bekannter Kachelofenbauer – jetzt haben sich die beiden entschlossen, sich ihren Traum zu erfüllen und im dritten Lebensabschnitt diese Métairie zu übernehmen. In der Küche wirbelt Benoît «Beni» Favre; Fleisch, Gemüse, Käse und Backwaren beziehen sie aus der nahen Region. Man sitzt in einem der beiden gemütlichen Stübli am warmen Ofen, direkt im Geschehen am grossen Küchentisch oder draussen im Garten an der Sonne und lässt es sich wohl sein.
Wem es allzu wohl wird, der nimmt den schönen Wanderweg hinunter nach Travers unter die Füsse und kehrt nach eineinhalb Stunden in den herrlich nostalgischen Mines d’Asphalte ein weiteres Mal ein. Hier wurde bis 1986 noch Asphalt abgebaut, die Mine ist für Besucher offen. Und im Café kann man nicht nur Absintheprodukte in jeder Form kaufen, sondern auch die hiesige Spezialität essen: den im Asphaltmantel gekochten Schinken. Er ist saftig und würzig – und es klebt garantiert kein Stückchen Asphalt dran.
Der bärtige Eric und seine Frau Louisette Guillod führen die ländlich eingerichtete «Métairie»; in der Küche wirbelt Beni Favre. Das zartgrüne, «geistvolle» Parfait à l’Absinthe hat es in sich!
Die Wanderung
Hinauf zum Creux du Van
Diese Wanderung bietet eines der schönsten Naturschauspiele im Jura, wenn nicht gar der Schweiz. Der Creux du Van ist ein gewaltiger Felszirkus, ein halbkreisförmiger Erosionskegel, der nach der Eiszeit entstanden ist. Die Felswände fallen bis 160 Meter ab. Den Kraterrand sichert eine Mauer aus Jurakalksteinen – Achtung, dass Kinder nicht durch die Lücken schlüpfen! Das ganze Gebiet steht unter Naturschutz, oft entdeckt man Steinböcke, Gämsen, Murmeltiere oder Adler. Von der Métairie de la Grand Vy steigen wir hinauf an den Krater und gehen dem Rand entlang bis zum 1463 Meter hohen Le Soliat und noch etwas weiter zum Aussichtspunkt, wo man gut in den Kraterschlund hinuntersieht. Dann wandern wir wieder zurück – es sei denn, wir wählen die Variante (siehe unten) und gehen gleich weiter in Richtung Asphaltminen.
Länge:3,4 km
Wanderzeit:Von der Métairie de la Grand Vy zum Aussichtspunkt und zurück: gut 1 Stunde
Schwierigkeit:Mittel
Beste Jahreszeit:Mai bis Oktober
Extras:Eindrücklich – aber eine gewisse Vorsicht ist geboten!
Wanderkarte:241 T Val de Travers
Variante:Vom Restaurant Ferme du Soliat westlich unterhalb des Kraters führt der Wanderweg geradeaus und immer leicht abwärts durch den Bois des Lacherels und bei Les Plânes bergab zum Café des Mines. In La Presta/Mines d’Asphalte gibt es eine Zugstation. Wanderzeit 2 Std. 15 Min.

LA FERME DES BRANDT, LA CHAUX-DE-FONDS
DER ULTIMATIVE ORT FÜR EIN ROMANTISCHES DINNER
Ein historisches, vierhundertjähriges Haus mit einem verträumten, im Kerzenlicht schimmernden Interieur. Und mit einem eigenwilligen Koch, der im Holzofen köstliche Gerichte schmort.
Einsam und fast etwas unnahbar liegt die Ferme des Brandt mitten in den Jurawiesen. Kein Mensch vermutet, dass sie noch zum Stadtgebiet von La Chaux-de-Fonds zählt. Doch der unnahbare Eindruck täuscht: Wer durch die Tür des über vierhundertjährigen Hauses tritt, entdeckt ein liebevoll gepflegtes Bijou, das eher an ein Kloster als an ein Bauernhaus erinnert. Auf den antiken Tischen leuchten Kerzen, die intimen Ecken scheinen wie geschaffen für ein Tête-à-Tête oder ein fröhliches Fest. Es gibt grosse Räume, es gibt kleine Räume, und es gibt sogar einen winzigen Raum mit einem Tisch für nur zwei Personen … Für jede Gelegenheit also das Passende. Und bei schönem Wetter wird auch im kleinen, paradiesisch bewachsenen Garten aufgedeckt.
La Ferme des Brandt
Petites Crosettes 6
2300 La Chaux-de-Fonds
Telefon 032 968 59 89
www.fermedesbrandt.ch
Wann: Ganzes Jahr Dienstag sowie Donnerstag bis Sonntag mittags und abends geöffnet. Ferien Mitte Juli bis Mitte August.
Wer: Cyril Tribut
Wo: Östlich von La Chaux-de-Fonds, auf dem Land (Anreise mit Auto oder ÖV: siehe Wanderung)
Winter: Geöffnet, Anfahrt per Auto möglich
Spezialität: Spanferkel an Biersauce und Meringues aus dem grossen Holzofen
Extra: Uraltes Bauern- und Uhrmacherhaus unter Heimatschutz
In der Mitte des Gebäudes wärmt ein mächtiger Holzofen. Er hat die Decke über die Jahrhunderte mit Russ schwarz gefärbt, früher hingen noch Würste und Speck im Rauchfang. Hier schmoren jetzt die Kalbsbäggli, die Tendrons, das Spanferkel an einer Biersauce, die Poularde an Vin Jaune mit Morcheln – alles Gerichte aus früheren Zeiten, die in dieses alte Haus passen. «Ich mag eine Cuisine sauvage, mit Kräutern, Spargeln, Bärlauch und Morcheln aus der Gegend, mit Fischen aus unseren Seen und Fleisch von unseren Weiden», sagt Cyril Tribut, der Chef des Hauses. «Meine Küche soll fantasievoll, aber traditionsbewusst sein.» Auch die fruchtigen Tartes backt er im grossen Ofen. Und sogar die zarten Meringues, die in der Resthitze eine ganze Nacht hindurch trocknen.
Die Karte wechselt Cyril Tribut jede Saison. Aber wenn ihm ein Lieferant etwas Besonderes anbietet, greift er zu und kreiert daraus ein Gericht. Der aus dem französischen Jura ennet der Grenze stammende Koch und Pächter liebt Abwechslung auf dem Teller. Seit über zwanzig Jahren lebt er in der Schweiz. Und als er vor über einem Jahrzehnt zufällig dieses Kleinod am Stadtrand entdeckte, war es um ihn geschehen. Heute wohnt und arbeitet er in diesem alten Haus, wo noch eine Werkbank an die ursprünglichen Bewohner erinnert: die Bauern, die zum Überleben in Heimarbeit Uhren herstellten. Cyril ist hier absolut glücklich – genauso glücklich wie seine Gäste.
In der über vierhundertjährigen Ferme des Brandt im Neuenburger Jura wurden lange Zeit in Heimarbeit Uhren hergestellt. Heute brät Cyril Tribut im uralten Ofen oft ein Spanferkel und schwört auf seine «cuisine sauvage».
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