Jan Heilmann - Lesen in Antike und frühem Christentum

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Die Studie zeichnet ein überraschend neues Bild der griechisch-römischen Lesekultur. Sie untersucht anhand der Leseterminologie, wie Menschen in der Antike ihr eigenes «Lesen» verstanden haben, und bezieht diese Ergebnisse auf die materiellen und sozialgeschichtlichen Zeugnisse über Leseverhalten und -bedingungen. Es werden verbreitete Annahmen widerlegt, z. B. über das grundsätzlich «laute» Lesen, über die Verbreitung einer performativen Vorlesekultur oder über den Gottesdienst als Ort der Erstrezeption neutestamentlicher Schriften. Ein differenziertes Modell zur Beschreibung von Lesepraktiken eröffnet neue Wege für die (historische) Leseforschung auch in anderen Bereichen. Vor allem wird deutlich, dass sich die neutestamentlichen Schriften im Rahmen dieser Lesekultur verstehen lassen und z. T. für die individuell-direkte Lektüre konzipiert wurden. Damit werden auch elaborierte Lektürekonzepte plausibel, wie sie etwa das Markusevangelium voraussetzt.

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(1) So vertritt der klassische Philologe J. Svenbro8 die These, das „leiseLautstärkeleise“ Lesen sei im 5. Jh. v. Chr. entstanden. Die Entwicklung vom „lautenLautstärkelaut“ zum „stillenLautstärkestill“ Lesen kann Svenbro in diachroner Hinsicht an Veränderungen im Selbstverständnis von InschriftenInschriften zeigen. Während die früheren Inschriften, insbesondere aus der archaischen Zeit, darauf angewiesen waren, dass der LeserLeser „seine StimmeStimme der stummen Inschrift leiht“9, findet man seit dem 5. Jh. das Phänomen von sprechenden Objekten oder Gegenständen sowohl in Bezug auf Inschriften als auch in der Reflexion dieses Phänomens in den Quellen:10 Insbesondere die Korrelation dieses Wandlungsprozesses mit der Entwicklung in der Theorie der visuellenvisuell Wahrnehmung im 5. Jh. v. Chr., die bei EmpedoklesEmpedokles, LeukippLeukipp und DemokritDemokrit deutlich wird, ist ein sehr starkes Argument. So wird hier die Vorstellung, dass das SehenSehen durch einen Strahl aus dem AugeAugen möglich wird, durch die atomistische Theorie ersetzt, in der die Möglichkeit des Sehens auf die Emission von kleinsten Teilchen durch den gesehenen Gegenstand zurückgeführt wird – in Bezug auf die Frage nach dem Lesen also „das Geschriebene seine Bedeutung zum Auge hin aussendet.“11 Zudem findet Svenbro im kulturellen Kontext des 5. Jh. die Vorstellung einer inneren Stimme , einer Stimme im Kopf;12 also eine Vorstellung die eine notwendige Voraussetzung für das „stille“ Lesen darstellt. Auf diese innere StimmeStimmeinnere (inner reading voice), die in der neueren LeseforschungLese-forschung inner reading voice genannt wird, wird später zurückzukommen sein.

Svenbro zeigt damit, dass sowohl die InschriftenInschriften als auch die direkten Zeugnisse für das „leiseLautstärkeleise“ Lesen im 5. Jh. v. Chr., die schon B. Knox gegen die maßgeblich von J. Balogh geprägte communis opinio in Stellung gebracht hatte,13 „ein und dieselbe Interiorisierungsbewegung [belegen], die im Verlauf des 5. Jahrhunderts vollzogen wurde […] [–] die Interiorisierung der StimmeStimme des LesersLeser, der nunmehr in der Lage ist, ‚in seinem Kopf zu lesen‘.“14 Die Grundlage für die Entwicklung hin zum „stillenLautstärkestill“ Lesen sei in pragmatischerPragmatik Hinsicht die Notwendigkeit größere Textmengen zu bewältigen;15 stärker wiege aber noch eine qualitative Veränderung in der HaltungHaltung gegenüber GeschriebenenSchriftGeschriebenes, die maßgeblich durch die Erfahrungen im TheaterTheater induziert gewesen sei. Denn durch die Transformation des dramatischen Textes auf der Bühne entsteht eine größere Differenz zwischen dem dramatischen Text, der „vokalen Kopie“ auf der Bühne und dem hörenden und sehenden (!) PublikumPublikum (s. auch Lesepublikum) als zwischen dem selbst oder anderen vorgelesenen Text in der lautlichen Realisierung beim „lautenLautstärkelaut“ Lesen. Durch diese Trennungserfahrung zwischen Geschriebenem und Leser sei die neue Haltung gegenüber Texten und damit das „leise“ Lesen ermöglicht worden.16

„Der traditionelle LeserLeser , der seine StimmeStimme braucht, um die graphische Sequenz ‚wiederzuerkennen‘ [=ἀναγιγνώσκωἀναγιγνώσκω], unterhält mit dem GeschriebenenSchriftGeschriebenes auf der Ebene der Verlautlichung eine spürbar aktive Beziehung (obwohl er gegenüber dem Schreiber, dessen Programm er ausführt, die Rolle des ‚passiven Partners‘ einnehmen kann). Um seine instrumentelle Funktion auszuüben, muß er eine geistige und physische Anstrengung vollziehen, sonst blieben die BuchstabenBuch-stabe ohne Bedeutung. […] Die Aktivität des stillLautstärkestill Lesenden wird nicht als eine Anstrengung zur Dechiffrierung erlebt, es ist eine Aktivität, die als solche nicht bewußt ist (so wie die interpretative Aktivität des ‚Ohrs‘, das eine bedeutungstragende Lautsequenz hört, eine sich als solche ignorierende Aktivität ist […]). Ihre ‚Wiedererkennung‘ des Sinns ist unmittelbar; ihr geht kein opaker Moment voraus. Der in seinem Kopf Lesende braucht das Geschriebene nicht durch seine Stimme zu aktivieren oder zu reaktivieren. Die Schrift scheint ganz einfach zu ihm zu sprechen. Er hört seine Schrift – so wie der Zuschauer im TheaterTheater die Vokalschrift der Schauspieler hört. Das visuellvisuell ‚(wieder)erkannte‘ Geschriebene scheint die gleiche Autonomie zu besitzen wie die Theateraufführung. Die Buchstaben lesen sich – oder vielmehr: sagen sich – von selbst. […] Die Buchstaben, fähig zu ‚sprechen‘, können auf das Eingreifen einer Stimme verzichten. Sie besitzen bereits eine. Es ist am Leser, bloß ‚zuzuhören‘ – im Inneren seiner selbst.“17

(2) Laut G. A. G. Stroumsa liegt der Ursprung des „leisenLautstärkeleise“ Lesens, dessen Durchsetzung allerdings einen langen Zeitraum in Anspruch genommen habe, in der Bibellektüre christlicher Mönche in der Spätantike, stehe auch im Zusammenhang mit dem Medienwechsel von der RolleRolle (scroll) zum KodexKodex und habe erstmals zu einer Internalisierung der heiligen SchriftHeilige Schrift(en) geführt und ein neues religiöses System etabliert:

„Side by side with the passage from roll to CodexKodex, our period saw the development of silent reading, a development (rather than a discovery) for which Augustin offers our best testimony […;] the development of silent reading, which would take a very long time, as it is not before the thirteenth century that it is well established […] seems to be directly linked to privateÖffentlichkeitnicht-öffentlich/privat reading of the Bible in the monastic milieus (in particular of the Psalms […]), in meditation and oration. The ability to read the holy text in silence and to memorize it brought to its internalization. […] In other words, the development of silent reading among early Christian elites reflect the transformed status of the individual in the new religious system, and it must have been as closely related to it as was the use of the codex.“18

(3) P. Saenger führt in seinem viel zitierten Buch „Space between Words“ die Möglichkeit der Entwicklung des „leisenLautstärkeleise“ Lesens auf die Innovation von WorttrennungWort-trennungen (s. Schrift) und Wortzwischenräumen in den Texten zurück, die erstmals in den HandschriftenHandschrift/Manuskript von iroschottischen Mönchen im 7./8. Jh. belegt sind. Saenger entwickelt seine Entwicklungstheorie vor dem Hintergrund der unhinterfragten Interdependenz von scriptio continuaSchrift scriptio continua und der generellen Praxis in der Antike, lautLautstärkelaut bzw. vokalisierendStimmeinsatzvokalisierend oder subvokalisierend zu lesen, wobei er die Argumente und Quellenbelege aus dem hier skizzierten altertumswissenschaftlichen Forschungsdiskurs übernimmt.19 Die Annahme eines kausalen Zusammenhangs zwischen der Verwendung von scriptio continua in den antiken Manuskripten und der Praxis des „lauten“ bzw. vokalisierenden Lesens wird unten unter 4 ausführlich zu problematisieren sein.

(4) Sodann findet sich nicht nur in der Frühneuzeitforschung noch immer die maßgeblich durch M. McLuhans These einer primär oralMündlichkeit geprägten mittelalterlichen Kultur20 forcierte Sicht, dass der Übergang vom „lautenLautstärkelaut“ zum „leisenLautstärkeleise“ Lesen mit der Erfindung des Buchdrucks zusammenhänge.21

(5) V. a. in der germanistischen Forschung wird der Übergang ins 18. Jh. datiert, wie z.B. in der Kapitelüberschrift „Das Ende des lautenLautstärkelaut Lesens“ in E. Schöns „Verlust der Sinnlichkeit oder Die Verwandlungen des LesersLeser“ anschaulich zum Ausdruck kommt.22

Diese Übersicht verdeutlicht, dass die Quellen einer linearen Fortschrittsgeschichte des Lesens entgegenstehen. So ist dann die maßgeblich von J. Balogh geprägten Sichtweise, in der Antike habe man generell lautLautstärkelaut gelesen, das „leiseLautstärkeleise“ Lesen sei eine Abnormität gewesen, im altertumswissenschaftlichen Diskurs des 20. Jh. dann auch nicht unwidersprochen geblieben. Wie schon oben angedeutet, hat B. M. Knox 1968 in einem profilierten Aufsatz die allgemeine Gültigkeit der Schlussfolgerungen Baloghs angezweifelt.23 Seine Gegenargumente lassen sich wie folgt zusammenfassen: a) Die Menge an Werken und Büchern/RollenRolle (scroll), die z.B. Aristarchos, KallimachosKallimachos oder der produktive griechische Grammatiker Didymos Chalkenteros, dessen Gesamtwerk 3000–4000 Rollen umfasst haben soll,24 für die Abfassung ihrer Werke gelesen haben müssen, macht es unwahrscheinlich, dass diese nicht das effizientere nicht-vokalisierendeStimmeinsatznicht-vokalisierend Lesen praktiziert hätten.25 Die Liste der antiken AutorenAutor/Verfasser, die eine Vielzahl von Büchern für die Abfassung ihrer Werke gelesen haben, ließe sich noch um eine große Anzahl vermehren. b) Die Quellen, die Balogh als positive Evidenz für seine These anführe, seien vor allem römisch bzw. aus der Spätantike; aus dem griechisch-sprachigen Bereich bringe er hingegen wenig Evidenz vor. Zudem reichte c) die Evidenz der angeführten Quellen nicht aus, eine generalisierende Schlussfolgerung im Sinne Baloghs abzuleiten, wie er anhand einer Einzelbesprechung der einzelnen Quelle deutlich macht.26 Knox führt dann d) zahlreiche Belege an, die zeigen, dass man in der Antike nicht nur literarische Texte „leise“ lesen konnte, sondern dass vor allem nicht-literarische Texte „leise“ gelesen wurden.

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