Weihnachten ist noch so lange hin
Von Anita Jurow-Janßen
Buchbeschreibung:
Ein Konzert, das beinahe ausfällt, Knecht Ruprecht, der Weihnachtsmann wird, eine Mutter, die spurlos verschwindet und vieles mehr.
Vier Geschichten und Gedichte über die Advents- und Weihnachtszeit, mit Humor gewürzt und nicht zum Weinen gedacht.
Über die Autorin:
Anita Jurow-Janßen lebt in Oldenburg und ist in mehreren Genres zu Hause. Neben Kurzgeschichten und Gedichten gehören auch Krimis zu ihrem Repertoire. Ein Blick auf die Homepage gibt Aufschluss über die bereits veröffentlichten Bücher.
www.anita-jurow-janssen.de
Weihnachten ist noch so lange hin
Von Anita Jurow-Janßen
1. Auflage, Nov. 2019
Copyright: © Anita Jurow-Janßen
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.
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Covergestaltung mit Canva:
Anita Jurow-Janßen
Foto: pixabay
Zum Buch:
Nach Weihnachten ist vor Weihnachten. Jeder weiß das. Aber erst, wenn der November sich dem Ende zuneigt, wird es uns schlagartig bewusst. Verflucht, wo ist das Jahr geblieben? Kann ich an Weihnachtsgeschenke denken? Habe ich genug Geld zurückgelegt? Ein bisschen spät jetzt, klar, aber wer denkt denn schon im Sommer an Weihnachten. Fast jeder freut sich über die Weihnachtsbeleuchtung, auch wenn eigentlich Strom gespart werden sollte. Nur wenige können sich dem Zauber der Zeit entziehen. Für ein paar ruhige Momente auf dem Sofa ist ein Buch immer noch das Beste. Vier kurzweilige Geschichten und ein paar Gedichte zum Schmunzeln helfen beim Relaxen. Viel Spaß dabei! Und denkt dran: Bald ist es soweit!
Inhaltsverzeichnis
Vorfreude
Geschenke sind so eine Sache
Knecht Ruprecht oder Weihnachtsmann
Weihnachtsfrühling
Die Hexe
Das Weihnachtskonzert
Ein schöner Ort
Die Weihnachtsglöckchen
Weihnachtshektik
Vorfreude
Mein liebes Kind, es ist soweit,
auch wenn es leider nicht geschneit,
die Weihnacht steht schon vor der Tür,
noch wenig’ Tage, dann ist sie hier.
Wie jedes Jahr, um diese Zeit,
Geschenke stehen zur Nacht bereit.
Es kann auch mal Enttäuschung sein,
die durchs Papier im Dunkeln scheint.
Doch meistens gibt es irgendwas,
was uns gefällt und glücklich macht.
Wir singen Lieder, essen gut,
der Wein das übrige für uns tut.
Wir sind beseelt vom Weihnachtsglück
und denken an das Jahr zurück.
Falls es diesmal ist schlecht gelaufen,
sind wir geneigt, uns zu besaufen.
Doch unsere Lieben sind ganz nah,
so dass das meistens nicht geschah.
Wir schwelgen uns in guten Taten,
schmieden Pläne und beraten,
was nächstes Jahr zu machen ist,
um zu erhalten, das große Glück.
Doch was danach kommt, ist auch klar,
es läuft so ab wie jedes Jahr.
1
Geschenke sind so eine Sache
Werner mochte Weihnachten nie besonders. Die letzten Jahre hat er allein verbracht. Seine Eltern sind vor einigen Jahren gestorben, Geschwister hat er nicht. Und Freunde? Nun, Freunde sind Weihnachten meistens in ihre Familien eingebunden. Dieses Jahr sieht es anders aus. Er hat die Liebe seines Lebens gefunden. Er hofft, dass Karina seine Gefühle erwidert. Er hat sie gerade erst kennengelernt. Und jetzt steht Weihnachten vor der Tür und die Zeit läuft ihm weg. Er hat noch kein Geschenk und er fragt sich unentwegt: Womit kann ich ihr eine Freude machen? Ich kenne sie einfach noch zu wenig. Aber eine wohlige Wärme breitet sich in ihm aus, während er an sie denkt. Er ist richtig verliebt.
Gestern hat er versucht, durch geschicktes Fragen herauszubekommen, wonach ihr der Sinn steht. Sie hat ihn mit diesem Blick angesehen, der Verständnis, aber auch Zweifel ausdrückt. Er konnte ihn nicht richtig einordnen, diesen Blick.
Sie ging zur Fensterbank, um die Blumen zu gießen. Etliche Pflanzen standen dort. Da sie noch nicht geantwortet hatte, fragte er wie nebenbei: Du hast gern viele Pflanzen, oder? „Oh ja!“, hat sie geantwortet. „Sehr sogar. Ich mag aber nur solche, die schöne Blüten haben. So ganz ohne finde ich langweilig.“
Na ja, denkt er. Das ist ja schon mal eine Aussage, mit der ich etwas anfangen kann. Eine Pflanze mit Blüten dürfte schnell zu finden sein. Sie erzählt ihm noch einiges über ihre Lieblingsblumen, aber er hört nicht mehr so richtig zu. Er ist zufrieden mit ihrer ersten Aussage. Eine Pflanze mit Blüten. Hätte er besser zugehört, hätte er verstanden, dass sie Kakteen hasst und Weihnachtssterne abscheulich findet.
In den nächsten Tagen hat Karina keine Zeit für ihn. Sie muss noch auf eine Fortbildung und kommt erst kurz vor den Feiertagen zurück. Streunend läuft er durch die weihnachtlichen Straßen. Er wird geblendet von dem Glitter der Weihnachtsdekoration. Viele Menschen sind unterwegs. Alle haben Fragezeichen im Gesicht. Sie sehen nicht wirklich die Leute, die ihnen begegnen. Die großen ‚Ws’ beschäftigen sie. Was schenke ich wem? Wie viel kann ich ausgeben? Wo kann ich was finden? Was, wenn derjenige das nicht mag, was mir gefällt? Werner hat kein Fragezeichen im Kopf, denn er weiß: Karina liebt Blumen mit Blüten. So marschiert er fest entschlossen in einen Blumenladen, um die gewünschte Pflanze zu besorgen.
Schon im Eingang steht ein riesiger Rollwagen mit Pflanzen. Die roten Blüten springen ihm förmlich ins Auge. Es ist brechend voll in dem Geschäft und er freut sich, dass er so schnell fündig geworden ist. Er nimmt eine Pflanze aus der Borte des Wagens und macht sich auf den Weg zur Kasse. Stolz hält er den Christusdorn in der Hand. Eine unendliche Schlange hat sich gebildet, aber er wartet geduldig. Als er endlich an der Reihe ist, fragt die Verkäuferin, ohne ihn anzusehen, „Papier oder Folie?“ Der Ton ist schon etwas schrill. Es ist bald Feierabend und die Erschöpfung des Tages spiegelt sich in ihrem Gesicht wieder.
Oh weih! Keine Ahnung, was Karina lieber mag, denkt er. Aber das Blumenmädchen schaut ihn ungeduldig an. „Äh,... ich glaube Papier“, stammelt er.
„Das schlichte oder das mit den Hirschen?“, fragt sie fordernd.
„Oh, äh“, stammelt er wieder. Der Blick des Mädchens bohrt sich förmlich in seine Augen. „Mit Hirschen“, sagt er hastig.
Als die Verkäuferin die Blume eingepackt hat und den Preis nennt, stutzt er. So wenig? Das reicht doch nicht als Geschenk. Das Mädchen spürt sein Zögern.
„Noch etwas?“, fragt sie mit einem Augenaufschlag, der sagt: Wehe!
Er stammelt wieder. „Was... was können Sie denn noch empfehlen. .....Ich glaube, ich müsste noch etwas mehr schenken!“
„Dann nehmen Sie doch noch einen Weihnachtsstern“, sagt das Mädchen genervt. „Den mögen alle.“ Sie zeigt auf eine Pflanze, die direkt neben der Kasse steht. „Dieser ist doch schön“, sagt sie, indem sie den Topf schon in der Hand hält.
Werner blickt die Pflanze an und denkt: „Gott sei Dank, eine große Blüte.“ Er hat keine Ahnung, dass die Blüte in Wirklichkeit ein Blatt ist, und lässt sich von der roten Farbe täuschen. „Oh ja“, sagt er begeistert.
„Auch in das Papier mit Hirschen?“, fragt die Verkäuferin wieder schrill.
„Ja bitte“, antwortet er schnell.
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