Eva Reichmann - Die Flucht in den Hass

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Eva Gabriele Reichmann arbeitete ab 1924 als kulturpolitische Referentin beim 'Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens', abgekürzt CV, einer Organisation, die sich um die Rechte deutscher Bürgern jüdischer Herkunft und Religion kümmerte, was seit den 30er Jahren immer notwendiger wurde. 1939 konnte sie nach London emigieren und promovierte dort (ein zweites Mal) mit der Arbeit Hostages of Civilisation.
In diesem – von der akademischen Kritik als eine der besten wissenschaftlichen Analysen des Nationalsozialismus bezeichnetem Werk – befasst sie sich mit der ideengeschichtlichen Einordnung des deutschen Nationalismus im 19. Jahrhundert und der Frage, wie dessen Aufstieg zu erklären sei. 1951 erschien die Arbeit unter dem Titel Die Flucht in den Hass. Die Ursachen der deutschen Judenkatastrophe in der Europäischen Verlagsanstalt und erfuhr mehrere Auflagen.
Nach dem Krieg engagierte sich Eva Reichmann stark für einen Neuanfang jüdischen Lebens in der Bundesrepublik. Sie erhielt 1982 den Moses-Mendelssohn-Preis und ein Jahr darauf das Große Bundesverdienstkreuz, später die Buber-Rosenzweig-Medaille. Sie starb 1998 in London im Alter von 101 Jahren.
In ihrem Nachwort zur Neuausgabe vertieft und betont Kirsten Heinsohn die lebenslange Position von Eva Reichmann als Verteidigerin des Liberalismus.

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In noch größerem Maße aber besteht eine Geringschätzigkeit, ja eine Abneigung gegen alles, was mit dem reinen Geldgeschäft zusammenhängt, handle es sich um Geldverleihen gegen Pfänder und Zinsen oder um komplizierte bank- und börsenmäßige Transaktionen. Hier ist der Zusammenhang mit der Produktion von Konsumgütern noch weniger sichtbar, da es sich nicht einmal mehr um ihre Verteilung, sondern um die Vermittlung des abstrakten Ausdrucks der Kaufkraft, des Geldes, handelt. Der auf diese Weise erzielte Verdienst erscheint noch ungerechtfertigter, ja geradezu unmoralisch. Buchführung und Geldzählen werden noch nicht einmal in dem Sinne als Arbeit gewertet, in dem man Lagerhaltung, Einkauf und Verkauf von konkreten Waren allenfalls noch dafür gelten läßt. Es ist kein Zufall, daß nicht nur die jüdische Lehre und die katholische Kirche das Zinsennehmen einschränkten oder verboten, sondern daß kaum eine andere wirtschaftliche Funktion sich im Laufe ihrer Entwicklung eine so fortwährende Reglementierung gefallen lassen mußte wie diese. Dazu kommt, daß gerade in diesem moralisch stigmatisierten, ebenso verhaßten wie unentbehrlichen Erwerbszweig wie nirgends sonst die Entscheidung über Rettung oder Vernichtung des wirtschaftlichen Kontrahenten in der Willkür dessen zu liegen scheint, der ihn ausübt. Gerade in diesem Erwerbszweig war es den Juden bestimmt, eine so wichtige Rolle zu spielen, daß sie ihrer Identifizierung mit dem Geldgeschäft gleichkam. Aber die verhängnisvolle Rolle des Geldgeschäfts beschränkt sich nicht auf seine Unbeliebtheit. Es gibt auch andere Berufe, die verschmäht und verdächtig sind, und deren Ausübung trotzdem eher Mitleid als moralische Entrüstung auslöst. Was im Gegensatz zu diesen das Geldgeschäft vollends verhaßt macht, ist seine relativ hohe Rentabilität. Diese Rentabilität allerdings entspricht zu einem entscheidenden Teile einer Art optischer Täuschung: man sah in den Zeiten, als etwa die Juden durch Geldausleihen Reichtümer ansammelten, nur diese verhältnismäßig schnell Reichgewordenen und war geneigt, die vielen anderen, die zu allen Zeiten auf Grund ihrer angehäuften Reichtümer ausgeraubt und des Landes verwiesen wurden, zu übersehen. Tatsächlich nämlich stellten die relativ hohen Gewinne der erfolgreichen Geldausleiher im wesentlichen Risikoprämien dar, nicht nur für das wirtschaftliche, in jenen Zeiten sehr hohe Risiko der Nichteintreibbarkeit einer Schuld, sondern auch für eben jenes politische Risiko gewaltsamer Eingriffe in Lebens- und Geschäftsführung, wie sie soeben erwähnt wurden. Die Unsicherheit nicht nur des Erwerbs, sondern des gesamten Lebens drückt sich in den Gewinnen aus, die sich bei der Berechnung ausgedehnter zeitlicher und räumlicher Durchschnitte erheblich senken würden. Um derartige Zusammenhänge zu berücksichtigen, hätte es jedoch eines Maßes an wirtschaftlicher Einsicht und Objektivität bedurft, das bei der Masse der Zeitgenossen nicht erwartet werden konnte. Bestehen blieb deshalb nur der Augenschein, daß ein angeblich unredliches Gewerbe nahezu ohne eigene Arbeitsleistung Gewinne erzielte, auf die der Bauer oder Handwerker auch bei schwerster Arbeit niemals rechnen konnte.

Nachdem die rechtlichen Beschränkungen der wirtschaftlichen Betätigung der Juden gemildert oder aufgehoben worden waren, wäre es theoretisch möglich gewesen, daß schon die erste befreite Generation sich wirtschaftlich „normalisiert“ und sich im ungefähren Prozentsatz ihres Bevölkerungsanteils auf sämtliche nun offenstehende Erwerbszweige verteilt hätte. Bei den Emanzipatoren war eine solche Erwartung zweifellos auch vorhanden. Sie war eines der Hauptargumente jenes Teiles ihrer Befürworter, die in der gesetzlichen Gleichberechtigung die notwendige Vorstufe der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Normalisierung sahen, während die Gegner der Emanzipation die gesetzliche Gleichberechtigung mit Rücksicht auf die gesellschaftlich-wirtschaftliche Anomalie den Juden ganz vorenthalten wollten, und die Vertreter einer mittleren Linie sie erst als Lohn der vorher zu vollziehenden Normalisierung zu verleihen geneigt waren. Die Erwartung einer schnellen Normalisierung hat sich nicht erfüllt. Sie konnte sich nicht erfüllen, weil in der wirtschaftlichen Ausgangsposition der Juden gewisse Entwicklungstendenzen bereits angelegt waren, die dazu führten, daß sie ihren besonderen Gruppencharakter selbst unter veränderten Verhältnissen beibehielten.

Einer der Hauptgründe dafür, daß die Normalisierung nicht erreicht wurde, war die Tatsache, daß die Juden vorwiegend in Städten wohnten. Ob dabei, wie Max Weber 47annimmt, eine subjektive Abneigung der Juden gegen die Landwirtschaft mitgesprochen hat, die dem Wunsche entsprang, den Besitz beweglich und sich selbst auf diese Weise für das Kommen des Messias bereitzuhalten, oder ob der weitgehende Ausschluß vom ländlichen Grundbesitz ursprünglich den Ausschlag gegeben hat, kann dahingestellt bleiben. Sicher ist, daß die Ausübung händlerischer Berufe selbst in ländlicher Umgebung den Juden einen so hohen Grad von Beweglichkeit gab, daß sie in ganz besonderem Maße von den anwachsenden städtischen Zentren angezogen wurden, auch wenn sie sich nicht von vornherein in ihnen angesiedelt hatten. Ein Übergewicht der Stadt über das Land innerhalb der Wohnverteilung der Juden war so von vornherein gegeben und hat im Laufe der Entwicklung noch stärker zugenommen als bei den Nichtjuden. Einige weitere Faktoren wirkten in der gleichen Richtung: Die Juden bedürfen zu ihrem religiösen Leben sowohl zum Gottesdienst, als auch zum Leben nach gesetzlicher Vorschrift der Gemeinde. Sie waren aber nicht nur positiv aufeinander angewiesen. Ein enges Zusammenleben mit Bauern, in deren dörflicher Lebensgemeinschaft die Kirche und die mit ihr eng verbundenen Sitten noch eine hervorragende Rolle spielten, wäre schwierig, wenn nicht unmöglich gewesen. Die Stadt dagegen ist ein Platz, an dem die verhängnisvolle „Fremdheit“ des Juden, diese Grundursache so vieler seiner Leiden, eine Art Kompensation, ja fast eine Art Vorzug bedeutet. So wenigstens sieht sie Louis Wirth 48in seiner Studie über die Stadt als Lebensform: „Die Stadt duldet nicht nur individuelle Verschiedenheiten, sondern sie belohnt sie sogar. Sie führt Menschen von allen Enden der Erde zusammen, gerade weil sie verschieden und deshalb einander nützlich sind, – und nicht weil sie gleicher Art und gleichen Sinnes sind.“ Aber selbst wenn man die Meinung, daß die Stadt geradezu eine Prämie auf die Andersartigkeit aussetze, nicht zu teilen vermag, wird es doch ohne weiteres einleuchten, daß die von der Andersartigkeit ausgehenden Nachteile, wenn überhaupt, so nur in der Stadt eine gewisse Milderung erfahren können. Ganz im Gegensatz zu der Kontrolle, die die tägliche nachbarliche Berührung einer ländlichen Gemeinschaft über jeden ihrer Einwohner ausübt, ist der gegenseitige Kontakt in der Stadt nur flüchtig und oberflächlich. Er erfaßt jeweils nur geringe Teilbetätigungen der in Kontakt tretenden Individuen. Diese Anonymität der Stadt muß auf den Fremden, den „horizontalen“ wie den „vertikalen“ Einwanderer, eine starke Anziehungskraft ausüben, weil sie die Bürde der Fremdheit erleichtert. Es ist darum nicht zu verwundern, daß Einwanderer ganz allgemein, selbst wenn sie einer ursprünglich ländlichen Bevölkerung entstammen, im Einwanderungsland vorzugsweise in Städten zusammenströmen 49. Viele Zusammenhänge des städtischen Lebens kommen außerdem dem Einwanderer im allgemeinen und dem Juden im besonderen entgegen. Während das Dorf einen Fremden oder allenfalls eine engbegrenzte Zahl Fremder nur aufnimmt unter der stillschweigenden Voraussetzung, daß diese Fremden sich zu vollwertigen Dorfbewohnern entwickeln und im Laufe der Zeit alle wesentlichen Eigenarten aufgeben, ist es in der Stadt durchaus möglich, Eigenarten zu bewahren, ohne daß die spärlichen Kontakte mit den übrigen Stadtbewohnern dadurch beeinträchtigt würden. Ja es ist sogar möglich, sich auf Grund seiner Eigenarten in besonderen Stadtbezirken zusammenzufinden. Die Ansprüche der Stadt an den Einordnungswillen ihrer Bewohner sind geringer; dafür ist auch der Grad, in dem eine Stadt ihre Bürger anerkennt und als zugehörig betrachtet, bedeutend niedriger als der, in dem man zu einer Dorfgemeinschaft gehört, wenn man einmal dort aufgenommen worden ist. Aber dieser lose Zusammenhang ist es gerade, der den Neuankömmlingen die Niederlassung erleichtert. Sie sind ohnehin durch ihre Einwanderung und die Emanzipation in einem Lösungsprozeß aus hergebrachten Bindungen begriffen; die verminderte Kontrolle in der Stadt kommt dieser Entwicklung durchaus entgegen. Das Fehlen einer neuen Gemeinschaftsordnung, welche die Stadt im Gegensatz zum Dorfe nicht geben kann, fällt dabei nicht ins Gewicht. Vollends aber erscheint die Möglichkeit, mit seinesgleichen zusammen wohnen zu können, die Hilfe Frühergekommener zu erfahren und zugleich auch mit der weiteren Umwelt in wirtschaftlichen Kontakt zu kommen, als eine geradezu ideale Lösung. Daß in dem gleichzeitigen Bestreben, allzu strenger Kontrolle zu entgehen und doch die Vorzüge der alten Gemeinschaft zu genießen, kein Widerspruch steckt, wird jedem Kenner derartiger Übergangsstadien klar sein 50. Bedenkt man schließlich noch, daß die städtische Existenz das enge Zusammenwohnen von Individuen, die durch gefühlsmäßige Bande nicht zusammengehalten werden, einen Geist des Wettbewerbs, der Vergrößerung und der auf Nutzen gerichteten Zusammenarbeit begünstigt, also gerade jene Charakteristika erfordert und entwickelt, die der Jude von Haus aus mitbringt, so muß man den Zug der Juden in die Stadt eigentlich als im psychologischen Sinne wiederum „überbestimmt“ ansehen.

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