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Jun.-Prof. Dr. Anne Böckler-Raettig lehrt an der Universität Würzburg und untersucht die Grundlagen sozialen Verstehens und Verhaltens. Mit experimental-psychologischen und neurowissenschaftlichen Methoden erforscht sie unter anderem Blickkontakt, Empathie, Theory of Mind und prosoziales Verhalten.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
UTB-Band-Nr.: 5133
ISBN 978-3-8252-5133-8
ISBN 978-3-846-35133-8 (EPUB)
© 2019 by Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag, München
Dieses Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, München, unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen in andere Sprachen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Printed in EU
Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Covermotiv: © iStock.com/Benjavisa
Satz: JÖRG KALIES – Satz, Layout, Grafik & Druck, Unterumbach
Ernst Reinhardt Verlag, Kemnatenstr. 46, D-80639 München
Net: www.reinhardt-verlag.deE-Mail: info@reinhardt-verlag.de
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis aSTS = anteriorer superiorer temporaler Sulkus BOLD = Blood-Oxygenation-Level Dependent BAS = Bipolare Affektive Störung CBASP = Cognitive-Behavioural Analysis System of Psychotherapy fMRT = funktionelle Magnetresonanztomografie FTD = Frontotemporale Demenz ICD = International Classification of Diseases and Related Health Problems IFG = inferiorer frontaler Gyrus IMT = Imposing Memory Task MASC = Movie for the Assessment of Social Cognition mPFC = medialer präfrontaler Kortex PCC = posteriorer cingulärer Kortex PRE = Precuneus pSTS = posteriorer superiorer temporaler Sulkus RME = Reading the Mind in the Eyes Test SSES = Spezifische Sprachentwicklungsstörung ToM = Theory of Mind TP = temporale Pole TPJ = temporo-parietale Junktion
Einführung
Hauptteil
1 Was ist Theory of Mind?
2 Wie kann man Theory of Mind messen?
3 Wie entwickelt sich Theory of Mind über die Lebensspanne?
4 Bei wem ist Theory of Mind beeinträchtigt?
5 (Wie) kann man Theory of Mind fördern?
6 Gibt es Theory of Mind bei Tieren?
Anhang
Glossar
Literatur
Register
Abkürzungsverzeichnis
aSTS |
= |
anteriorer superiorer temporaler Sulkus |
BOLD |
= |
Blood-Oxygenation-Level Dependent |
BAS |
= |
Bipolare Affektive Störung |
CBASP |
= |
Cognitive-Behavioural Analysis System of Psychotherapy |
fMRT |
= |
funktionelle Magnetresonanztomografie |
FTD |
= |
Frontotemporale Demenz |
ICD |
= |
International Classification of Diseases and Related Health Problems |
IFG |
= |
inferiorer frontaler Gyrus |
IMT |
= |
Imposing Memory Task |
MASC |
= |
Movie for the Assessment of Social Cognition |
mPFC |
= |
medialer präfrontaler Kortex |
PCC |
= |
posteriorer cingulärer Kortex |
PRE |
= |
Precuneus |
pSTS |
= |
posteriorer superiorer temporaler Sulkus |
RME |
= |
Reading the Mind in the Eyes Test |
SSES |
= |
Spezifische Sprachentwicklungsstörung |
ToM |
= |
Theory of Mind |
TP |
= |
temporale Pole |
TPJ |
= |
temporo-parietale Junktion |
Einführung
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“
(Immanuel Kant).
In dem von Immanuel Kant formulierten kategorischen Imperativ liegt unsere moderne Ethik begründet. Bevor wir eine Handlung ausführen, sollen wir demnach von uns selbst abstrahieren und prüfen, ob wir diese Handlung auch dann für richtig befinden würden, wenn wir in einer anderen gesellschaftlichen oder persönlichen Situation wären. Aus psychologischer Sicht ist dieser mentale Prozess, das Abstrahieren von eigenen momentanen äußeren und inneren Zuständen und das hypothetische Sich-Hineinversetzen in Andere, potentiell von unserem Handeln Betroffene, hochinteressant – und ein Beispiel für Theory of Mind.
Theory of Mind als der Versuch, die Gedanken, Überzeugungen und Absichten, also die mentalen Zustände Anderer, zu verstehen, ist nicht nur für moralisches Handeln unabdingbar. Um in unserer komplexen, durch und durch sozialen Welt sinnvoll agieren zu können, bedarf es der adäquaten Vorhersage der Handlungen und Reaktionen unserer Mitmenschen (Heider 1958). Und dafür müssen wir uns fragen: Wie sieht die Welt aus den Augen meines Gegenübers aus und wie geht es sich in seinen Schuhen? Diese Sicht auf die Sicht des Anderen spielt für erfolgreiche Koordination, Kommunikation und Kooperation eine zentrale Rolle (Frith/Frith 2003). Gleichzeitig stoßen wir regelmäßig an Grenzen, wenn es darum geht, von unserer eigenen Lebensrealität, von unseren Überzeugungen und Vorlieben abzusehen und den Blickwinkel Anderer nachzuvollziehen, vor allem dann, so scheint es, wenn dies besonders notwendig wäre, z. B. während emotionaler Situationen wie Konflikten und Krisen (Kanske et al. 2016).
Das vorliegende Buch soll einen Einblick in die empirische Forschung zu Theory of Mind geben. Dazu wird zunächst der Begriff geklärt und von verwandten Konzepten abgegrenzt und es werden neuronale und kognitive Grundlagen beleuchtet sowie persönliche und situative Faktoren erörtert, die mit Theory of Mind zusammenhängen. Da unser Verständnis von Theory of Mind eng mit deren empirischer Untersuchung verknüpft ist, gibt Kapitel 2einen Überblick über typischerweise genutzte Messverfahren. Wie sich Theory of Mind über die Lebensspanne entwickelt, in welchen Psychopathologien sie beeinträchtigt ist und wie wir sie durch Trainings fördern können, wird in den nachfolgenden Kapiteln behandelt. Abschließend fasst Kapitel 6die Forschung zu Theory of Mind im Tierreich zusammen.
Theory of Mind ist ein u. a. in der Psychologie und den sozialen Neurowissenschaften stark beforschtes Themengebiet. Die theoretischen und empirischen Arbeiten sind vielfältig und deren vollständige Wiedergabe würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Nicht genannte Forscherinnen und Forscher bitte ich um ihr Verständnis. Gleichzeitig gibt es neben den bereits gewonnenen Erkenntnissen auch offene Fragen und Kontroversen, auf die das vorliegende Buch an den entsprechenden Stellen verweisen möchte.
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