Heli Ihlefeld - Ein unsichtbares Band, genannt Familie

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Ein unsichtbares Band, genannt Familie: краткое содержание, описание и аннотация

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Ein Buch für alle, die versuchen über die Vergangenheit die Gegenwart zu verstehen und zu gestalten.
In ihrem neusten Buch setzt sich Heli Ihlefeld mit der Geschichte der eigenen Familie auseinander und setzt deren persönliche Erfahrungsberichte in den Kontext der von Umbrüchen geprägten Zeit des ersten und zweiten Weltkriegs in Deutschland.
Hierbei dienen die originalen Erfahrungsberichte des Großvaters und des Onkels als Quelle und werden durch einen fiktiven Dialog der Autorin mit ihren Verwandten in Verbindung gebracht.
Dieser Dialog zeigt die Zweifel, Ängste und Traumata, die die eigene Familiengeschichte mit sich bringt, die Fragen, die man sich nie zu stellen getraut hat oder einfach nicht dazu kam und auch die privaten Erinnerungen an Menschen, deren Leben für Aussenstehende in der Rückschau als Politikum verstanden wird.
So werden die historischen Erinnerungen der Angehörigen und die eigenen, zum Teil durch die Traumata einer Kindheit inmitten des 2. Weltkrieges lückenhaften Erinnerungen der Autorin selbst durch ihren Blick auf die Ereignisse mehr als 70 Jahre später und den Fragen, die diese Rückschau mit sich bringt durch ein Band verbunden.
Sie macht aus den schriftlichen Hinterlassenschaften der Verwandten ein zeitgeschichtliches Dokument, dessen Inhalt eindrucksvoll zeigt, wie das Leben in der Zeit bis 1945 durch politische Umschwünge, Krieg und wirtschaftliche Unsicherheiten und Katastrophen wie der Inflation geprägt war. Die Forderungen und Fragen der bis heute folgenden Generationen werden dabei nicht unterschlagen.

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Für Opa verging die Zeit so schneller, und das gefiel ihm sehr.

Was war das nur damals für eine merkwürdige Zeit! Es ging nicht in erster Linie darum, dass junge Menschen, das aus sich machen konnten, was sie in sich spürten, sondern mehr nach dem alten Sprichwort „Schuster bleib bei deinen Leisten“.

Der strenge Lehrer des kleinen gewitzten Otto Rüter fand, dass dieser auf die höhere Schule gehörte und erklärte dies dem Schlossermeister Hermann Rüter. Der lehnte das aber rigoros ab. Denn er wünsche absolut, dass sein Sohn Handwerker würde. Sohn Karl sollte Schlosser werden – wie es auch später geschah – und der jüngere Sohn Maurer.

Was wohl aus mir geworden wäre, wenn Opa sein Geld als Maurer verdient hätte? Wahrscheinlich hätte er für sich einen zweiten Bildungsweg gefunden. Aber sicher hätte dieser Weg nicht so geradlinig sein können, seine Kindheit und Jugend wären mehr durch Arbeit geprägt worden, er hätte wohl nicht die schöne Elli bei Eislaufen kennengelernt und ganz sicher hätte er die Tochter aus dem Großbürgertum als einfacher Maurer nicht geheiratet.

So gehen gerade meine Gedanken spazieren. Und – die kleine Heli hätte nach dem Krieg nicht in das große Haus ihres Großvaters zurückkehren können, allenfalls in ein sehr viel kleineres. Sie wäre nicht durch eine Nachhilfelehrerin fürs Gymnasium präpariert worden; denn das geschah, da sie ja durch die Evakuierung und den Krieg nur selten eine Volksschule bzw. Grundschule von innen gesehen hatte. Alles Weitere konnte ich mir dann selbst ausmalen.

Mein Urgroßvater war ein beeindruckender Mann. So leicht konnte man sich seinem Willen nicht widersetzen. Und das tat Opa ja auch nicht. Eine einsame Kindheit hatte ihn geprägt. Lehrer Latwesen kam nicht an Hermann Rüter heran. Großvater berichtet über ihn:

„Mein Vater wurde am 24. August 1848 in Bückeburg geboren. Seine Eltern starben sehr bald und er wurde von seinem Großvater erzogen. Als er die Volksschule besuchte, war er ein guter Schüler. Sein Lehrer schätzte ihn sehr und wollte ihn auf die höhere Schule schicken. Aber mein Vater lehnte das ab. Neben der Wohnung, in der er mit seinem Großvater lebte, befand sich eine Schlosserei und die imponierte ihm so, dass er auf jeden Fall Schlosser werden wollte. In seiner freien Zeit arbeitete er schon als Schüler in der Schlosserei und wurde dort nach dem Ende seiner Schulzeit Lehrling und schließlich Geselle. Bald danach musste er eine Militärzeit durchmachen bei den Bückeburger-Jägern. Er war der beste Schütze.“

Das Waisenkind Hermann! Eher eigenständig, vielleicht einsam. Habe ich etwas von diesem Urgroßvater? Nach der Militärzeit ging er erst mal auf Wanderschaft, wie das damals bei den Handwerksgesellen der Brauch war. In der Stadt Hanau am Main kam er an einer guten Schlosserei vorbei und verdingte sich dort.

„Meine Mutter Margarete stammte aus dem Dorf Heubach in der Rhön aus einfacher Familie.“

An dieser Stelle folgt ein merkwürdiger Satz in Opas handgeschriebenen Erinnerungen: „Die Gegend war damals von Juden vollständig verarmt.“ Was meinte Opa damit? Dass es dort keine Juden gab? Oder: Dass die Gegend durch Juden arm geworden war? An keiner anderen Stelle taucht das Judenthema mehr auf, das damals schon unter den Intellektuellen und Meinungsführern ein kontroverses Thema war.

Unter den Mittelständlern erzog man seine Kinder nach dem Motto „Handwerk hat goldenen Boden“ oder wie gesagt „Schuster bleib bei deinen Leisten“, während die Kinder der Juden in einem inzwischen liberaleren Staat nach Höherem strebten. Opa machte sich darüber keine Gedanken und nahm die Dinge, wie sie über ihn kamen; tat das auch später nicht, als er sich an die Zeit mit Hitler und der Naziherrschaft erinnerte. Und nach dem Krieg spielte dieses Thema bei uns zu Hause erst recht keine Rolle.

Hitlers Stellvertreter und Judenmörder Heinrich Himmler erschien immer wieder an der Ostfront, und wenn er wieder weg war, hieß es, das Gebiet sei nun „judenfrei“. Das kann Opa nicht gemeint haben, sage ich mir. Ich wüsste so gerne mehr von ihm zu diesem Thema. Aber nun hüllt Opa sich in Schweigen.

Etwas später berichtet er weiter über seine Mutter:

„Sie war ein kluges Kind, verließ nach der Schulzeit die Heimat und war in Hanau bei ihrer guten Tante ‚God‘ tätig. Da lernten sich Vater und Mutter bei einem Fest kennen und verliebten sich. Mein Vater wollte bald heiraten, aber da brach der große Krieg 1870/71 gegen Frankreich aus, und er musste sofort zu seinem Regiment nach Bückeburg und marschierte bald nach Frankreich aus. In schweren Schlachten hat er mitgekämpft, besonders bei Gravelotte, wo die Hälfte seines Regimentes das Leben verlor. Er hat den Krieg überlebt und kam zurück. Seiner Verlobten erklärte er, dass er nach Hannover ziehen wollte, da er die Stadt aus seiner Jugend kannte.“

1872 wurde er in der Egestorff’schen Fabrik, heute Hanomag, angestellt. Im selben Jahr haben Hermann und Margarete geheiratet. Meine Urgroßmutter hat mich noch als Baby erlebt. Davon gibt es auch ein Foto im Familienalbum. Ich selbst habe keine Erinnerungen mehr an sie. Klug muss sie wirklich gewesen sein, denn ihr gelang es, bei ihrem eher dickschädeligen Hermann den Weg für ihren Sohn Otto zu bahnen, ihr sonniges Kind.

Lehrer Latwesen ließ nämlich nicht locker. Otto Rüter kam in die vierte Klasse und eines Tages besuchte Lehrer Latwesen Ottos Mutter und hatte eine lange Besprechung mit ihr. Opa dazu trocken: „Danach hat sie meinen Vater veranlasst, den Wunsch meines Lehrers zu erfüllen.“

War es nicht vielleicht auch der Wunsch des kleinen Otto Rüter? Wie kann man nur so emotionslos und heiter seine eigene Geschichte erzählen! So heiter, so zufrieden, wie Opa am Ende seines unglaublich spannungsreichen Lebens auf mich wirkt. Hätte er nicht jubeln müssen über den Erfolg seiner Mutter? Wie anders wäre sein Leben verlaufen, hätte es diesen nicht gegeben. Und wie sehr war damals ein Kind vom Willen seiner Eltern abhängig, im Gegensatz zu heute. Er aber ließ es einfach geschehen. So erscheint es jedenfalls.

Ich kann übrigens an meinem eigenen Lebenslauf und den nicht gerade gewöhnlichen Ereignissen, die mein Leben bestimmt haben, etwas Ähnliches beobachten. Ein ähnlich passives Geschehenlassen, verbunden aber mit dem aktiven Aufnehmen dessen, was die Parzen gesponnen haben.

Am Jahresende ging Otto Rüter zur Aufnahmeprüfung in die Leibniz-Schule. Der Klassenlehrer der „Sexta A“, Herr Knoke, ein alter, tüchtiger, aber auch sehr strenger Lehrer, hielt die Prüfung ab. Die Besten der Prüfung kamen je zur Hälfte in die „Sexta A“ und „B“. „In die B-Klasse kam ich“, notiert Opa.

Nun war der Schlossersohn also auf dem Gymnasium. Auf die Leibniz-Schule würden eines Tages auch seine beiden Söhne Hans und Hermann gehen und eine Generation später meine beiden Brüder Andreas und Hermann. Gemischte Schulen gab es auch in unserer Generation noch nicht. Ich besuchte daher das Mädchen-Gymnasium, das nach der Kurfürstin Sophie benannt worden war, deren Büste aus rotem Backstein noch heute über dem Eingang prangt.

Die vier Jahr Bürgerschule waren für Opa ein Klacks gewesen. Unvergesslich war hingegen alles, was sich außerhalb der Schule abspielte. Sein „Leben in der Masch“ beschreibt er als „köstlich“. Die Masch – heute der Maschsee, ein künstlicher See im Zentrum von Hannover, nahe dem Neuen Rathaus aus der pompösen Gründerzeit – war damals eine große Wiese.

„Wenn der Winter begann“, schreibt Opa, „wurde die Masch von der Leine aus – das ist der kleine Fluss, an dem Hannover liegt – voll Wasser gefüllt, und bei Frost ergab sich daraus eine gute Eisbahn, auf der wir das Schlittschuhlaufen erlernten. Im Frühling lief das Wasser wieder in die Leine, das Gras begann zu wachsen.“

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